Wiedergänger von Alexandra Kui

  • Neues Buch - neues Glück :-]


    Klappentext:
    Lübeck, 1942. Ein Mann wird lebendig begraben - von den eigenen Kindern. Sechzig Jahre später bekommt es Liv Engel mit den Folgen dieser Tat zu tun, als ihr Großvater verschwindet und die einzige Spur nach Island führt.


    Mit unheimlicher Intensität erzählt Alexandra Kui von der Macht eines alten Fluchs und von einer Schuld, die über Generationen hinweg mit dem Leben gesühnt werden muss.



    Zitat

    "Lass die Fenster auf Durchzug. Auch im Winter. Ich brauche viel Luft. Und das Licht, das Radio, lass beides an. Dunkelheit und Stille sind eine Qual für mich, wer will mir das verdenken?"


    Mit diesen Worten beginnt der Prolog und zieht mich sofort in seinen Bann. Es ist der tote Soldat, der hier spricht, soviel wird auf den nächsten Seiten schnell klar. Doch an wen sie gerichtet sind, das bleibt zunächst genau so offen wie die Antwort auf die Frage, was genau da eigentlich spricht?


    Zitat


    "Wer tot ist, stößt selten auf Widerspruch."


    Dem kann ich mich nur anschließen und werde denn nun auch gleich ohne Widerworte weiterlesen ...

  • Die Kapitellängen sind überschaubar, die ersten beiden habe ich neben dem Prolog gestern abend noch gelesen.
    Bisher wird die Geschichte in zwei Erzählsträngen erzählt:


    Da ist zunächst einmal Liv Engel, Ende dreissig und geschieden, die die Firma ihres Großvaters Tönges übernommen hat und nun als Sprengmeisterin arbeitet. Das Verhältnis zum Großvater ist nicht ohne Schwierigkeiten, obwohl Liv sich ihm sehr verbunden fühlt. Auf einem Spaziergang erwähnt der Großvater beiläufig eine Schwester, von der Liv bisher nichts wusste, weigert sich aber, mehr preiszugeben.


    In einem zweiten Erzählstrang erleben wir Fritzi, eine deutsche Einwanderin in Island, deren Enkel gerade vorbei schaut. Offenbar hat Fritzi ihren Enkel um einen Gefallen gebeten - eine Reise - und ist sich nun nicht mehr sicher, ob das wirklich ein guter Einfall war. Ihr Enkel möchte jedoch keinen Rückzieher mehr machen.
    Es liegt nahe, dass Fritzi die erwähnte Schwester von Tönges ist, aber im Text wird das bisher nicht geklärt.


    Zitat

    "Man muss nicht schlecht sein, um Schlechtes zu tun. Manchmal geht es nicht anders."


    Im zweiten Kapitel begleiten wir Liv, die mit einigen Kollegen eine Band gegrundet hat, zu einem inoffiziellen Konzert. Die "Sprengberechtigten" spielen bisher nur an Orten, die demnächst abgerissen werden sollen, rein kommt nur, wer ein geheimes Losungswort kennt. Trotzdem sind mittlerweile rund 300 Zuhörer da, Liv. Sängerin der Band, ist ein wenig besorgt, genießt die Aufmerksamkeit jedoch auch. Nach dem Konzert trifft sie auf ihren 14jährigen Sohn Aaron, der bei ihrem Exmann und seiner zweiten Frau sehr behütet aufwächst.
    Das Verhältnis zwischen Liv und ihrem Sohn ist schwierig, trotzdem will Aaron plötzlich zu ihr ziehen. Liv sträubt sich dagegen, läßt sich aber immerhin auf ein vielleicht herunterhandeln: Sollte Aaron Ostern immer noch zu ihr wollen, würde sie - das Einverständnis "seiner Eltern" vorausgesetzt - ihn bei sich aufnehmen.


    Fritzi hingegen erinnert sich daran, wie sie als junge Frau im Juli versucht hat, ihr ungeborenes Kind loszuwerden. Urgroßmutter Finna hatte ihr erzählt, wie hungrig Seehunde auf ungeborene Kinder seien und dass sie selbst ein Kind auf diese Weise verloren hätte. Fritzi geht ins Wasser und hofft auf das Auftauchen von Seehunden, doch ihr Mann holt sie rechtzeitig aus dem Wasser. Er wirft ihr vor, eine schlechte Frau zu sein und sie antwortet mit oben genanntem Zitat.



    Mir gefällt, wie die beiden Erzählstränge an den unterschiedlichsten Stellen mit kleinen Parallelen immer wieder auf den jeweils anderen Teil der Geschichte verweisen. Zudem schreibt die Autorin in einem angenehmen Stil, der sich sehr gut lesen läßt.