Titel: Die Radikalität des Alters. Einsichten einer Psychoanalytikerin
Autorin: Margarete Mitscherlich
Verlag: S. Fischer Verlag
Erschienen: September 2010
Seitenzahl: 267
ISBN-10: 3100491165
ISBN-13: 978-3100491169
Preis: 18.95 EUR
Margarete Mitscherlich wurde 1917 in Dänemark geboren. Sie studierte Medizin und Literatur in München und in Heidelberg und wurde 1950 in Tübingen zum Dr. med. promoviert. 1947 traf sie den Arzt und Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich den sie dann 1955 heiratete. Gemeinsam mit ihm veröffentlichte sie das Buch „Die Unfähigkeit zu trauern“.
In diesem Buch erzählt Margarete Mitscherlich ein wenig aus ihrem Leben, sie erzählt auch vom Werden und Wesen der Psychoanalyse. Es ist eine Reise durch ihr Denken und Fühlen und es ist aber auch eine Bestandsaufnahme eines langen Lebens. Neues oder gar Unbekanntes erfährt der Leser nicht. Leider bleibt dieses Buch in vielen Dingen nur an der Oberfläche, einiges wird lediglich polemisch aufgearbeitet. Das Buch hat mich insgesamt doch ein wenig unbefriedigt zurückgelassen. Statt „Radikalität des Alters“ hätte vielleicht auch den „Altersstarsinn“ mit in den Titel nehmen können. Margarete Mitscherlich ist oftmals sehr selbstgefällig und schafft es dabei, den Graben zwischen den Geschlechtern weiter zu vertiefen.
Aber damit hätte ich wohl rechnen müssen. Verfasserin des Vorwortes ist die hinlänglich bekannte Nervensäge der fundamentalistisch-feministischen Bewegung, Alice Schwarzer. Auch sie hat außer bekannten Schlagworten und populistischen Frauenparolen kaum etwas Sinnvolles beizutragen.
Man hätte sich als Leser mehr Informationen über den Lebenslauf von Margarete Mitscherlich gewünscht. Das was sie aus ihrem Leben erzählt wirkt kühl und sehr distanziert und hat dann auch mehr den Anschein eines tabellarischen Lebenslaufes. Diesem Buch fehlt insgesamt die Tiefe, die man gerade bei dieser Frau hätte erwarten dürfen. Und vielleicht, dieses gilt auch für Alice Schwarzer, ist irgendwann einmal der Zeitpunkt gekommen, wo es besser ist den Mund zu halten, wo man auch dem Alter Tribut zollen muss. So gerät der Teil über das Wesen der Psychoanalyse mehr zur Abrechnung mit dem männlichen Teil der Gesellschaft. Naja – wenn Frau Mitscherlich das nötig hat – bitte sehr.
Von diesem Buch hatte ich mir offen gestanden mehr versprochen – viel mehr sogar. 18.95 EUR für ein kleines Ärgernis ist Geld, welches man vielleicht für andere Dinge hätte sinnvoller ausgeben können.
Aber natürlich ist nicht alles schlecht. Der Passus über die Kindertotenlieder von Gustav Mahler war wirklich sehr interessant und lesenswert. Aber 16 wirklich lesenswerte Seiten von einer Gesamtseitenzahl von 267 sind dann doch etwas zu wenig.
Ich bin mir aber trotzdem sicher, dass es zu diesem Buch auch völlig andere Meinungen gibt. Die Alice-Schwarzer-Brigaden haben sich zu mir eine völlig konträre Sichtweise.