• Zitat

    Original von Dirk Radtke
    Hallo!


    Was sind eure Empfindungen, das neue Buch - euer neues Buch - erstmals in gedruckter Form in den Händen zu halten?


    LG
    Dirk


    Und wie hast du dich dabei gefühlt? :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • das einzige eigene "Buch", das ich je zustandebachte, war meine Doktorarbeit. Als ich die endlich in Händen hielt, sprang mir sofort ein fetter Fehler gleich in der dritten Überschrift ins Auge :yikes
    Hätte ich auch nur einen Hauch von Euphorie verspürt, wäre der in diesem Augenblick auch schon wieder flöten gewesen ;-(

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Du meine Güte, was war denn hier los?


    ...naja...


    Um die offenen Fragen an mich aufzugreifen...
    Ich danke hef zu der Offenbarung, die ich mich nie getraut hätte sie zu veröffentlichen: Am Buch riechen...
    Was gibt es an einem Buch zu riechen? :lache
    Aber ich habe genauso daran geschnuppert! hef : :wave
    Den Vorgang an sich mit einer Geburt zu vergleichen ist durchaus angebracht. Schließlich trägt man das "Baby" Monatelang in seinem Kopf mit sich herum, bis es dann im Kreißsaal einer Druckmaschine das Licht der Welt erblickt. Ich weiß nicht, wie viele Hektoliter Kaffee ich vor lauter Aufregung in mich hineingeschüttet habe, bis die Kiste mit den Belegexemplaren dann endlich bei mir eintrudelte. Eigentlich dürfte ich gar nicht mehr leben... :lache
    Und, ja, die Covergeschichte ist natürlich eine Sache für sich! Es gibt dem Buch nicht nur den lesbaren Namen, sondern auch in gewisser Weise ein Gesicht. Was das Werk letztendlich noch Gegenständlicher, noch greifbarer macht. Ich hatte das Glück in der Gestaltung mitwirken zu dürfen, indem ich das Fotomaterial lieferte, welches der Verlag dann zu der endgültigen Version verarbeitete, nicht ohne auf Verbesserungsvorschläge und Kritiken einzugehen.
    Und, nochmals ja, sein eigenes Buch in gedruckter Form zu lesen ist etwas völlig anderes, als das Werk auf dem Rechner zu begutachten. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass der Monitor immer so schwer in den Händen zu halten war... :-)


    LG
    Dirk

  • ... das finde ich zusätzlich faszinierend.. Du hältst endlich den NEUEN in der Hand...und denkst...das habe ich nie und nimmer geschrieben.


    Es sieht in der Druckform wirklich putziger, ansprechender aus, als auf einem 24" er.
    Freue mich schon wie ein Schneekönig auf die Vietnamgeschichte. Dann halte ich den jungen, verrückten Hef /alias Peter Stösser in den Händen und werde staunen, was ich damals alles so erlebt habe.


    euer hef

  • Zitat

    Original von hef
    ... Dann halte ich den jungen, verrückten Hef /alias Peter Stösser in den Händen und werde staunen, was ich damals alles so erlebt habe.


    Das heisst, ihr lest das Buch in gewisser Weise, als ob ihr einen fremden Schriftsteller mit noch zu entdeckendem Text in den Händen hält? Ihr erlebt so euer Schreiben in gewisser Weise auch noch einmal, könnte ich mir zumindest vorstellen.
    Das finde ich faszinierend, aber auch logisch.

  • ...es ist auch insofern faszinierend, da meine Romane bis zum Erscheinen, ja schon zwei Jahre aus meinem Gedächtnis gestrichen sind und schon längst den Nachfolgern Platz gemacht haben.


    Ich weiß wirklich nur noch marginal, was drin steht. Somit ist jedes meiner Bücher wieder neu für mich. Das ist der Obulus, den du als Vielschreiber zahlen musst.


    Eine Lesung über ein altes Buch? Himmel...was steht da drin? Muss ich selbst nochmal lesen....und finde einen völlig fremden Autor vor ?(


    euer hef

  • Ich hoffe, ich mache mich jetzt hier nicht fuer alle Zeiten zum Horst der Nation, aber ... ein bisschen kann ich den Beitrag von Zenta nachvollziehen.


    Ich habe von "meinem Buch" getraeumt, seit ich sieben war. Ich habe meine Studienfaecher, meinen Beruf, meine Weiterbildung danach ausgesucht, ich habe taeglich vier Stunden geschrieben ...
    Als der Vertrag dann kam, war ich vierzig. Und mein grosser Sohn stand im Abitur, meine Tochter war chronisch krank, mein kleiner Sohn lernte Laufrad fahren, das Dach unseres Hauses war durchgefault, und unsere Versicherung erwies sich als unzureichend ... mein Vertrag, meine TRAUMERFUELLUNG war ploetzlich ein Kandidat unter "ferner liefen".


    Bis die vielzitierte Kiste mit MEINEM BUCH dann kam, waren fast zwei weitere Jahre vergangen, das Buch hatte schlechte Vormerker, aber mein Sohn tolle Uninoten, meine Tochter war mitten im Schub, wir finanzierten irgendwie die Sanierung der dritten Wand unseres Hauses und mein kleiner Sohn kuesste das Grab von Henry VIII.
    Ich waer', um ehrlich zu sein, auf die Idee, mein Buch zu beriechen, gar nicht gekommen. Es war da, es war ein Flop, aber es war halt von mir und deshalb irgendwie witzig.
    Etwas, das unter vielem anderen in meinem Leben passiert ist. Und von dem vielen anderen war das meiste wichtiger.


    Die Angst, dass mein Buch flopt, ist mir geblieben und begleitet jede Neuerscheinung.
    Aber dass das Erscheinen meines Buches mit der Weltwundererfahrung einer Geburt, eines Todes, eines Erwachsenwerdens, eines Liebesaktes, eines Altwerdens, eines Hausbaus, einer Baumpflanzung, einer Krankheitspause nicht viel zu tun hat, finde ich im Grund erfreulich.


    Dass Buecher von mir erscheinen, ist, was ich mir fuer mein Leben vorgenommen habe, und dass es so gekommen ist, ist ein Grund, dankbar zu sein.
    Eine Sensation ist es nicht. Schon gar nicht eine, die riecht - und schon ganz und gar nicht im Vergleich zu einem durchgefaulten Dachbalken.


    Das ist nur meines.
    Das will ich ganz und gar nicht verallgemeinern.
    Alles Liebe von Charlie

  • Liebe Charlie,


    ich finde toll, dass Du etwas, das viele wahrscheinlich als ähnlich einschneidendes Erlebnis wie eine Nominierung für den Nobelpreis empfinden und herbeisehnen, so pragmatisch siehst.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Als ich mein erstes fertiges MS vor mir hatte, hatte ich zwei Empfindungen:


    Super glücklich und traurig.... - das das der Fall sein könnte hätte ich auch vorher nie gedacht. Aber es war nun einmal so.


    Super glücklich war ich, weil ich nach (in diesem Fall) langen Jahren fertig geworden bin - und traurig weil ich nun nicht mehr an diesem MS schreiben kann. Ich weiß das hört sich verrückt an, aber es war nun mal so.... :wow


    LG
    büchergirl90

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ach, dann geht das nicht nur mir so, nee?
    Ich stolperte beim Lesen auf einer der ersten Seiten gleich über einen Satz, der mir vollkommen fremd war. Erster Gedanke: Der Verlag hat was dran geändert. Schock! Wobei ... hm, nicht so schlecht, was stand denn vorher da?
    Rohfassung des MSs aufgerufen ... Komisch, da steht ja dasselbe :gruebel
    :chen


    Kenne ich. Ich habe in den 80-er Jahren mit einem Partner zusammen Zeitschriftenartikel geschrieben. Ich wusste schon nach 6 Wochen nicht mehr, was ich da verzapft hatte. Sätze, von denen ich annahm, dass mein Partner die da eingefügt hat, waren von mir. Andere, von denen ich hätte schwören können, sie seien meine, stammten von ihm. (Wenn wir nicht so ähnlich gedacht, gearbeitet und geschrieben hätten, wäre so eine Kooperation vermutlich auch gar nicht möglich gewesen.)

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Erst mal ein "Hallo" in die Runde.


    Ich denke, für mich wäre, mein erstes Buch in den Händen zu halten, in etwa wie eine Erlösung, nach all der Arbeit. Bei einem Buch gibt es ja praktisch mehrere jubeldubel Schreie.
    Endlich fertig geschrieben, dann einen Verlag gefunden und die Krönung - das eigene Buch. Man könnte auch sagen: Vom Rohbau bis zum Einzug.
    Ich habe bis jetzt zwar nur zwei Jubelschreie hinter mir, aber der dritte folgt hoffentlich nächstes Jahr.
    Aber dann wird wohl erst einmal das Zittern und Fingernagelkauen beginnen, wie das Baby bei den Lesern ankommt. Also alles wieder von vorne.