Sieh mir beim Sterben zu - P. J. Tracy

  • Nach der Leseprobe hatte ich schon nicht allzu viel erwartet, unter anderem aufgrund der für mich zu lockeren und ästhetisch unbefriedigenden Sprache in einigen Abschnitten. Leider hat das Buch meine Vorahnungen voll bestätigt.


    Nun möchte ich das Werk aber nicht ganz verreißen. Denn von einem gewissen Standpunkt aus könnte man dem Buch durchaus einigen Wert bescheinigen: nämlich dann, wenn man es als Jugendbuch betrachtet. Ärgerlich nur, dass man einen "echten" Thriller erwartet hat. Nun gut, ich möchte beschreiben, was dieses Buch für mich zu einem Jugendbuch macht. Das sind vor allem a) die Verwendung eines "moralisch wertvollen" und mit stark erhobenem Zeigefinger angegangenen Themas (Internet-Kriminalität), b) die im wahrsten Sinne des Wortes "blutarme" Handlung - oder doch die weichgespülte Schilderung von Verbrechen, insofern sie überhaupt vorkommen (die Schlimmsten werden sogar verhindert!), c) die überdreht locker und "hip" wirkende Sprache, die einer stringenten Handlung vorgezogen wird, d) ständige Frotzeleien zwischen Personen, die aber nichts weiter zur Handlung beitragen, e) einen nicht übermäßig anstrengend konstruierten Handlungsfaden, und f) eine Auflösung in Friede, Freude, Eierkuchen.


    Klingt das kritisch und sarkastisch? Ersteres würde ich bestätigen wollen, letzteres nur unter Vorbehalt. Denn je mehr ich über dieses Buch nachdenke, desto dringender wird mein Verdacht, dass das Buch/ die Bücher vom Autorenteam im Erscheinungsland, also den USA, ursprünglich tatsächlich für ein anderes Publikum gedacht waren, als sich das deutsche Verleger und Marketingexperten so denken mögen. Ich mag Vorurteile haben, aber als ich erfuhr, dass es sich auch noch um ein Team aus Mutter und Tochter handelt, da hat sich mein Verdacht noch einmal wesentlich verstärkt. Eine Mutter und ihre Tochter, na, wenn so etwas nicht wesentlich geeigneter ist für leichte Jugendlektüre, als für "harte Thriller"...


    Noch einige Bemerkungen zu meinen oben angeführten Punkten. Zu a). Das Thema Internet-Kriminalität ist ja durchaus nicht ungeschickt gewählt. Und auch hierzulande hat man ja beispielsweise schon vom "Kannibalen von Rothenburg" gehört, der sich sein Opfer per Internet suchte. Seiten für Perverse gibt es also in der Tat. Dennoch, mich hat mit der Zeit genervt, wie penetrant auf den moralischen Aspekten herumgeritten wurde. In nahezu jedem Kapitel stöhnte einer der beteiligten Erwachsenen über die Gefahren, die durch das Internet drohen. Doch darauf folgten dann so banale Bemerkungen wie "daran kann man wohl nichts mehr ändern". Der einzige Vorschlag zur Besserung bestand darin, dass dann die Regierung selber kriminell werden müsse, um ausländische Server zu sperren. Das fand ich platt und einfallslos.


    zu b). Wenn mir ein Buch als "Thriller" untergeschoben wird, dann erwarte ich Hochspannung, die gerne auch blutrünstig sein darf, die jedenfalls in Details schwelgt. Davon hier kaum eine Spur. Fast das ganze Spannungspotenzial wird schon in den allerersten zwei bis drei Kapiteln verschossen, in denen die beiden einzig "erfolgreich" verlaufenen Morde der Ermittlung geschildert werden. (Man verzeihe mir meine Wortwahl!) Weitere Straftaten werden entweder nur am Rande erwähnt, oder sogar verhindert!


    zu c). Wenn es in einem Buch eine oder höchstens zwei Personen gibt, die sich ständig gegenseitig anfrotzeln, und die eine bemüht jugendlich wirkende Sprache verwenden, dann kann ich das verschmerzen. Aber hier nahm dieser überdrehte Tonfall ja gar kein Ende mehr. Ich vermute, das könnte auch etwas mit der Übersetzung zu tun haben. Die Originalfassung würde mich daher tendenziell interessieren! Sicher, an manchen Stellen durfte durchaus gelacht werden. Beispiel: "Haben Sie ein Bier?" "Nein, tut mir leid, Sir." "So leid wie mir kann's ihnen gar nicht tun." Aber insgesamt entstand für mich der Eindruck, hier sollte ein spezielles Publikum angesprochen werden, das selber in dieser Ausdrucksweise zu Hause ist. Aber so redet doch kein Mensch! Jedenfalls nicht andauernd! Auch nicht dann, wenn er frustrierter und gestresster Polizist ist.


    zu d). Dieser Punkt geht nahtlos aus c) hervor. Es mag sein, wie ich schon sagte, dass man als Autor Frotzeleien zwischen zwei bestimmten Personen sozusagen als "running gag" verwendet. Man denke nur an "Die Zwei", oder Terence Hill und Bud Spencer. Aber auf ein ganzes Buch ausgedehnt, kann das nicht eine spannende Handlung ersetzen, die hier eindeutig fehlte.


    zu e). Die Spannung, ja, die Spannung - wo war sie denn nur?? Ich habe sie, als Leser von "echten" Thrillern, leider vergeblich gesucht. Irgendwie geht das Buch ständig weiter, aber meist auch nur dadurch, dass wieder einer der Software-Hacker ein neues Programm ausprobiert, oder dadurch, dass die beiden Detectives Magozzi und Rolseth wieder einmal einen Anruf vom ständig betrunkenen Richter bekommen. Jedenfalls entsteht die Handlung NICHT dadurch, dass Ermittlungen im klassischen Sinne stattfinden, so, wie ich es erwartet hätte. Der Hauptakzent liegt viel eher auf den Konfrontationen verschiedenster Charaktere. Wie begegnen sich ein FBI-Agent und eine Hackerin in der Küche. Wie verhalten sich zwei Detectives in einer Bar für Drag-Queens. Und so weiter. Ach, es ist schade, so viel echtes Potenzial wurde hier verschenkt! Ich hätte viel lieber eine ausführlichere Schilderung des Schwulenmilieus und dessen Durchleuchtung gelesen. Oder die seelischen Nöte von Agenten, die kurz vor der Pensionierung stehen. Oder die zerbröselnden Ehen von einfachen Beamten. Oder die Einsamkeit von Computerhackern. Aber, aber, leider alles nur angerissen, nichts tiefer beleuchtet. Schade! Und dann auch noch diese Episode mit den zwei Jugendlichen, die mit dubiosen Paketen in der ganzen Stadt für Unruhe sorgten... Was SOLLTE das, bitteschön? Mit dem eigentlichen Fall hatte das NICHTS zu tun!! Und dafür sind, ich habe nachgezählt, über 50 Seiten draufgegangen..Jessas...



    [ACHTUNG; SPOILER]


    zu f). Ja, das Ende... kam letztlich sehr plötzlich. Und mich hat vor allem geärgert, dass es aus dem Vorhergehenden NICHT ableitbar war. Mit anderen Worten: der Leser hatte auch nicht den Hauch einer Chance, den Täter im Vorhinein zu erraten. Denn er kam im ganzen Buch nicht vor. Und selbst sein Name wird nicht genannt! Ich fühlte mich verschaukelt!! Und zu allem Überfluss kommt ganz zum Schluss noch eine zuckersüße Wendung, die erstens überflüssig war, und die auch noch eine Person mit einbezog, von der ich es nicht erwartet hätte - das war nicht stimmig, zumindest für mich. nee...!


    [SPOILER ENDE]


    jetzt ist meine Rezension doch ein wenig arg kritisch geraten. Doch meine Grund-These möchte ich hier gerne wiederholen: wenn man alle meine Beobachtungen auf ein "Jugendbuch" anwendet, dann hätte das alles durchaus seinen Sinn. Jugendliche in einem bestimmten Alter schwärmen sehr für lockeren Umgangston, eine übermäßig komplizierte Handlung werden sie weder erwarten noch verarbeiten können, sie mögen eher wenig blutrünstige Details, und sie orientieren sich sehr an zwischenmenschlichen Konfrontationen und Humor. Das sieht man bei uns in Deutschland jeden Freitag und Samstag am Comedy-lastigen Fernsehprogramm.... Schluss damit. Ob man dieses Buch lesen mag oder nicht, wird jeder selber entscheiden müssen. Ich jedenfalls bin froh, es nicht selber gekauft zu haben. Dann hätte ich mich geärgert.

  • Meine Meinung


    Nachdem mir der Vorgänger „Memento“ nicht gefallen hatte war ich gespannt auf diesen 5. Teil der Serie und hoffte, dass es wieder mehr mit Monkeewrench sein würde. Es geht nicht einfach nur um Serienmorde, wo ein bestimmter (Frauen-)Typ ermordet wird sondern um Todesfälle, die nicht auf dem ersten Blick Morde sind und scheinbar zusammenhängen. Zudem werden sie im Internet angekündigt, so dass die Polizei Computerexperten um Hilfe bittet, unter ihnen auch die Monkeewrench-Crew.
    Diesmal fand ich die Mischung zwischen den Ermittlungen der Mordpolizisten und der Monkeewrench-Crew besser gelungen. Teilweise haben sich die unterschiedlichen Handlungsstränge etwas verheddert und es wurde dadurch langweilig. Insgesamt ist es ganz nett, besonders für Fans der Serie, überzeugte mich jedoch nicht ganz. Einen nächsten Teil würde ich wohl wieder lesen wollen.

  • Hm...ich bin ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht von dem neuen Buch von P. J. Tracy. Ich hatte mich sehr auf "Sieh mir beim Sterben zu" gefreut und es daher sogar dem neuen Sookie-Buch vorgezogen.
    Aber...ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Es war nur mäßig spannend und ich muss zugeben, ich habe die Auflösung nicht wirklich verstanden. Wenn es so ist, wie ich glaube, dass ein Mann aus Rache sich in einem Forum für Psychopathen anmeldet und die dazu bringt, für ihn zu morden, dann finde ich das Ganze doch sehr weit hergeholt und unglaubwürdig. Oder ist die Welt wirklich so krank, dass es so etwas geben kann?
    Was mir gefallen hat, waren mal wieder die verbalen Schlagabtausche zwischen Leo Magozzi und Gino Rolseth. Aber die Monkeewrench-Crew kam diesmal etwas zu kurz, bis auf Grace.


    Und die Entwicklung zwischen Grace und Leo hat mir gar nicht gefallen. Wenn das so fortgesetzt wird... :gruebel


    Ich finde im Laufe der Reihe haben die Bücher sehr an Spannung nachgelassen, ist mir schon beim letzten so ergangen. Und Gino wird mir auch ein wenig zu nörgelig...ständig das Gejammer, wie schlecht die Welt ist. Er ist Cop, er sollte das wissen! :rolleyes

  • die ersten 4 Bücher stehen längst bei mir zu Hause im Regal und ich kann es kaum erwarten, auch das 5. zu kaufen und zu lesen. (:
    Ein bisschen Zweifel kommt jedoch schon auf, wenn ich hier so lese, dass das Buch eher enttäuschend ausgefallen sein soll..

    Destiny is for losers. It's just a stupid excuse to wait for things to happen instead of making them happen.


    -inaktiv-