Onkel Toms Hütte - Harriet Beecher-Stowe

  • Onkel Toms Hütte - Harriet Beecher-Stowe
    Taschenbuch
    Insel-Verlag
    457 Seiten
    Titel de Originals: Uncle Tom’s Cabin; or, Life Among the Lowly


    Kurz zum Inhalt


    Tom lebt und arbeitet auf einer Baumwollplantage im Süden Amerikas. Er wird als Sklave gehalten und hat keinerlei Rechte, hat sich aber auf Grund seiner guten Arbeit und seiner moralischen Integrität das Vertrauen seines Herrn erworben. Als sein Besitzer ihn eines Tages aus finanzellen Nöten heraus verkauft, wird seine Familie auseinandergerissen. Für Tom beginnt eine schwere Zeit, als er schließlich an einen rassistischen, bösartigen Herrn verkauft wird.
    Als der Sohn seines ersten und so wohlmeinenden Herrn endlich kommt, um Tom zurückzukaufen, ist es zu spät, denn Tom ist tot.
    Parallel dazu wird die Geschichte der Sklavin Eliza, die aus dem gleichen Haushalt wie Tom stammt, ihres Mannes George Harris und ihres Sohnes Harry erzählt, denen mit Hilfe von Quäkern die Flucht nach Kanada gelingt.


    Über die Autorin


    Harriet Beecher Stowe wurde am 14. Juni 1811 in Litchfield, Connecticut / USA als Tochter eines Pastors geboren. Sie genoß eine sehr gute Ausbildung am Hartford Female Seminary, wo sie später auch unterrichtete. Ihr Ehemann, den sie 1832 heiratete, unterstützte ihre schriftstellerische Tätigkeit, und so veröffentlichte sie in den 1840er Jahren mehrere Beiträge in Zeitschriften. Onkel Toms Hütte, ihr heute bekanntestes und berühmtestes Werk, erschien 1851/1852. Sie starb am 1. Juli 1896 in Hartford, Connecticut.


    Was habe ich dazu zu sagen


    Warum heißt das Buch überhaupt "Onkel Toms Hütte"?


    Vielleicht aus nostalgischen Gründen, weil zu der Zeit, als alle noch beisammen waren, Toms Hütte ein Hort der Geborgenheit war?
    Ein kleines Eden mitten in einer grausamen Welt, die Sklaven behandelte wie Vieh?


    Ich bin vor dem lesen und in völliger Unkenntnis des Buches davon ausgegangen, dass Tom in irgendeiner Weise - ach, ich weiß nicht, vielleicht sich revolutionär verhalten würde, aufbegehren würde, fliehen oder es zumindest versuchen würde. Nichts dergleichen ist geschehen. Seine einzige Reaktion auf die Umstände, unter denen Sklaven leben müssen und wie sie behandelt werden, ist absolute Duldsamkeit, die aus seiner über Generationen in Fleisch und Blut übergegangenen und von ihm hingenommenen Sklavenrolle resultiert und aus seinen Glaubenseinstellungen.
    So steht er am Ende des Buches da als der moralisch überlegene, aber er ist tot.


    Das Buch schildert eindrucksvoll und auf erschütternde Weise die Lebensumstände von afroamerikanischen Sklaven in den Kentucky, aber es bietet keine Lösungsvorschläge an. Es prangert an - nicht mehr und nicht weniger.


    8 Punkte von mir

  • Man darf ja auch niemals vergessen, WANN das Buch geschrieben wurde. Es war noch VOR Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges, also vor über 100 Jahren, da haben auch Schriftsteller, besonders die weiblichen, noch ganz anders gedacht. Frauen hatten keine Rechte, sie durften nicht wählen und waren Eigentum des Mannes, denn bei einer Heirat ging ihr Besitz ja in seine Hände über. Dass Harriet Beecher-Stowe damals überhaupt über so etwas Selbstverständliches wie die Sklaverei geschrieben hat, löste einen Sturm der Empörung in Amerika aus. Ein aufsässiger Sklave hätte damals überhaupt nicht in das Weltbild gepasst - da wäre das Buch wohl nie veröffentlicht worden. Das kam erst später - Roots ist dafür ein gutes Beispiel. Die Autorin wollte anprangern und Wahrheiten erzählen, den Leuten die Augen öffnen, dass die Schwarzen nämlich auch Menschen sind, was damals ja auch nicht selbstverständlich war.


    Ich selber habe das Buch als Jugendliche gelesen und es fiel mir sehr schwer, bei der Stange zu bleiben. Die Sprache war gestelzt und langatmig, viele der Ereignisse habe ich gar nicht verstanden. Aber andererseits ist mir vieles im Gedächtnis geblieben, denn beim Lesen der Leserunde konnte ich mich durchaus an Inhalte erinnern. Ein Kinderbuch war es aber niemals - für mich aber ein Klassiker der Weltliteratur.


    LG
    Patty

  • tinkerbell
    Kam es etwa irgendwie so an, als wollte ich die Schriftstellerin oder das Buch kritisieren?
    Das war nicht meine Absicht, und ich finde auch nicht, dass ich so rezensiert habe.
    Ich kann die Entstehungszeit schon einordnen und würdige durchaus den Mut der Autorin, dieses Buch zu schreiben und unbequeme Wahrheiten auszusprechen.

  • Nein, so kam es nicht an - ich finde nur, das sollte man nicht vergessen, denn das Erscheinungsdatum ist ja wirklich schon weit weg *g*. Daher versteht man dann besser die Unterwürfigkeit - etwas anderes hätte sie wahrscheinlich gar nicht schreiben dürfen.


    Wir dürfen bei Besprechung dieses Buches eben nicht vom heutigen Gedankengut ausgehen - und es ist für uns mit Sicherheit schwer, sich in Frauen von vor über 100 Jahren hineinzuversetzen - trotz etlicher Bücher und Filme.


    Mir war es nur wichtig, es noch einmal hervorzuheben - nix für Ungut.


    LG
    Patty

  • Man liest das Buch - und ist erstmal geschockt ob der Tatsache, wie Menschen mit Menschen umgegangen sind! Die Autorin hat stets betont, daß ihre Darstellungen auf wahren Erlebnissen beruhen, ja, daß sie sie sogar noch abgemildert hat.
    Die Handlung besteht aus dem Schicksal Onkel Toms und dem von Eliza und George Harris. Aber es gibt auch Nebenschauplätze, dessen Personen mit ihnen zu tun haben.
    Mir fiehl es beim Lesen auch schwer, Toms bedingungslose Unterwüfigkeit und seinen unerschütterlichen Glauben zu verstehen. Er war ein Heiliger gegenüber den bösen Sklavenhaltern, und genützt hat es ihm am Ende doch nichts. Schade, denn so hatte man den Eindruck, daß das Böse gesiegt hat.
    Im Ganzen ist das Buch für mich ein gutes Dokument für die Lebensumstände zu der Zeit Amerikas vor dem Bürgerkrieg und sehr anschaulich zu lesen.


    8 Punkte von mir.

  • Kleiner Tipp:


    Die oben verlinkte und abgebildete Ausgabe des Insel Verlags ist gekürzt. Das absolute Schlüsselkapitel des Romans (im Original Kapitel 26: "Death"), in dem die kleine Eva stirbt, fehlt sogar vollständig.
    Insgesamt hat die Insel-Fassung 41 Kapitel, das Original hingegen 45.


    Die dtv-Ausgabe ist meines Wissens ungekürzt:

  • ich habe eine für die jugend gekürzte version gelesen, ohne "erscheinungen".
    ein aufbegehrender tom wäre gewiss actionreicher gewesen, der duldende und gottglaubige tom dürfte aber der mehrheitlichen verhaltensweise der sklaven eher entsprechen (die spirituals der schwarzen sind heute noch sehr bekannt).
    die entstehung des titels kann sehr wohl dem oben geschilderten nestgefühl geschuldet sein, kann aber genauso bedeuten, dass toms starker glaube ihm ein haus war, in dem er trotz aller unbillen sich geschützt fühlte und auf gott vertraute.
    ich sehe tom im übrigen auch nicht als gescheiterten, dem sein glaube nichts genützt hat. er hat bewusst in kauf genommen, zu sterben. eher, als seine überzeugungen (und die anderen sklaven) zu verraten.
    er wäre gern zu seiner familie heimgekehrt, aber er nahm sein schicksal als gottes willen hin.
    er war, obwohl ihm das selbst sicher nicht bewusst war, ein märtyrer.
    mich hat das buch schon in meiner jugend sehr beeindruckt und obwohl ich es heute kritischer sehe, zählt es für mich immer noch zu den bedeutendsten, vor allem aber den geschichtsprägendsten werken der weltliteratur.

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • „Onkel Toms Hütte“ ist ein faszinierendes Buch über die Sklavenhaltung.


    Der Einstieg in das Buch war nicht leicht aufgrund der etwas älteren Sprache, aber nach wenigen Seiten habe ich mich gut zurecht gefunden.


    Die Beschreibung der Personen und der Landschaften sind sehr gut. Ich fühlte mich, als wäre ich direkt dabei gewesen.
    Manche Szenen waren für mich sehr schwer zu verdauen. Die Behandlung der Sklaven ist einfach furchtbar und ich verstehe nicht, warum selbst die Leute, die etwas dagegen hatten, ihre Sklaven nicht freigelassen haben!


    Tom hatte ich mir genauso vorgestellt, wie er auch in dem Buch beschrieben wird. Er ist zurückhaltend, akzeptiert alles, macht aber nichts, was gegen seinen Glauben bzw. seine Erziehung spricht.


    Ich finde es toll, dass Harriet Beecher-Stowe es gewagt hat, dieses Buch zu veröffentlichen. Da Frauen damals auch nicht viel zu sagen hatten, muss es schwer gewesen sein, sich mit dem Buch nach vorne zu drängen und mal aufzuzeigen, wie unfair die Welt eigentlich ist.


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein wunderbarer Klassiker, und ansprechend für jeden, der sich für Geschichte und die Menschheit interessiert.


    Jetzt ist nicht die Zeit, feste Entscheidungen zu treffen. Jetzt ist die Zeit, Fehler zu machen.


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  • Ich habe gerade mein Buch aus dem Regal geholt - also ich weiß gar nicht, was das ist, was ich da habe?! Es ist ein gebundenes Buch, aber ohne jeglichen Hinweis, von welchem Verlag, keine ISBN, nix?!?!?


    Muss aber wohl eine Jugend-Ausgabe sein, denn es hat nur 36(??) KApitel und hat außerdem Bilder, auch keine schwierige altdeutsche Sprache, sondern sehr leicht verständliche Sätze.


    Bin jetzt ganz geschockt, dass es da Unterschiede gibt!! :yikes

  • JEtzt hab ich gerade im Verzeichnis unserer Stadtbibliothek geschaut, da gibt es auch verschiedene WErke - das Kinderbuch mit 198 S. (was ich vermutlich habe) bis hin zur Originalausgabe mit 539 S.!!!