Geheimnisvolles Vermächtnis - Mary Hooper (ab ca. 12-13 Jahren)

  • Geheimnisvolles Vermächtnis – Mary Hooper



    Inhalt:
    Spannung, Romantik und ein London wie aus den Romanen von Charles Dickens. Mit Geheimnisvolles Vermächtnis ist Mary Hooper einer ihrer stärksten historischen Romane gelungen.London, Mitte des 19. Jahrhunderts. Die fünfzehnjährige Grace lebt mit ihrer Schwester Lily in einem Waisenhaus in einem der ärmsten Viertel von London. Jeder Tag ist für sie ein Kampf ums Überleben. Grace ahnt nicht, dass sie und ihre Schwester per Zeitungsannonce als Erbinnen eines riesigen Vermögens gesucht werden. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis Mr Unwin, der skrupellose Bestattungsunternehmer, bei dem Grace arbeitet, die Annonce entdeckt. Und er ist bereit, alles zu tun, um an das Vermögen zu kommen. Kann James, der junge Anwaltsgehilfe, Grace helfen und das Komplott rechtzeitig aufdecken?



    Autorin:
    Mary Hooper veröffentlicht Kinder- und Jugendbücher sowie Kurzgeschichten für Zeitschriften. 1991 ausgezeichnet mit dem 'North East Book Award'. Die Autorin lebt in Hampshire, England.




    Meine Meinung:
    Das Buch beginnt nicht im Waisenhaus, wie der Klappentext vorgibt, in diesem sind Grace und ihre Schwester Lily bereits nicht mehr. Anschließend kamen beide in eine sogenannte Anstalt, in der sie jeweils eine Ausbildung zum Dienstmädchen und zur Lehrerin erhalten sollten.
    Doch ein schreckliches Erlebnis ließ die beiden aus diesem weglaufen und nun leben sie gemeinsam in einem heruntergekommenen Londoner Viertel in einem Mietshaus einer sehr netten – gerade für diese Gegend – Vermieterin und versuchen über die Runden zu kommen.


    Aufgrund eines sehr einschneidenden Erlebnisses lernt Grace den jungen Anwaltsgehilfen James kennen und gleichzeitig Mrs.Unwin, die Frau des Bestattungsunternehmers Unwin.
    Dieser ist – wie der Klappentext ja andeutet – ein durchaus zweifelhafter Geselle.
    Auf Umwegen kommen sowohl Grace als auch ihre Schwester Lily zu den Unwins um dort eine Arbeit zu erhalten.
    Auch der Kontakt zu James bricht nicht ab…..


    Mehr nicht, da sonst die Spannung zu viel herausgenommen wird.




    In Kurzform könnte man versucht sein zu sagen, daß es sich um eine Variante von Aschenputtel auf eine ganz andere und charmante Art handelt.
    Das wäre für dem Buch aber doch zu wenig gerecht- auch wird das typische des Märchens nicht erfüllt - Die Schwestern sind sich nicht spinne feind, sonder lieben sich und halten zusammen gegen die Unbillen, die ihnen von außer widerfahren.
    Dieses Buch ist viel mehr.


    Es beschreibt das Leben im viktorianischen England für die untersten Schichten, beschreibt den Kampf ums überleben, wenn man nicht das Glück hatte, in den oberen Schichten zu leben.
    Und dieser Kampf ums tägliche Überleben ist hart – das bekommen Grace & Lily sehr deutlich zu spüren.



    Auch als sich die beiden kurzzeitig vermeintlich besser fühlen könnten da sie eine Arbeit haben, die ihnen Essen und ein Dach über dem Kopf bietet – ist nicht alles wie es scheint….


    Das Buch ist ja als Jugendbuch konzipiert. Ich persönlich habe das Gefühl, daß es sehr viel von Tod, Beerdigungen und dem Umgang mit der Trauer zu der damaligen Zeit handelt.
    Mir wurde es fast schon ein klein bißchen zu viel des Guten, ich weiß nicht, wie es dadurch auf Jugendliche wirkt.
    (Vermutlich sogar weniger düster, als auf Erwachsene, wie es bei Märchen ja auch oft der Fall ist – ist jetzt einfach mal meine Vermutung)


    Aber – das ist lediglich ein kleiner Wermutstropfen. Und es gehört auch einfach in diese Geschichte.


    Ein ganz besonderes Bonmot ist, daß wir dem Schriftsteller Charles Dickens auch in einer kleinen Episode „live“ begegnen. Er war bereits zu seiner Zeit ein berühmter und bekannter Autor.


    Auch Königin Viktoria und ihr Prinzgemahl Albert finden Erwähnung.


    Die beiden Schwestern sind sehr liebevoll dargestellt, gerade Grace, die sich um ihre Schwester Lily, die ein wenig zurückgeblieben ist aber ein sehr liebevoller Mensch ist, kümmert.


    Auch die „bösen“ Protagonisten sind sehr plastisch dargestellt und man spürt das „böse“ förmlich und möchte fast einschreiten :grin


    Für mich wieder ein sehr gelungenes Buch von Mary Hooper, die ich selber einfach zu gerne lese.



    Fazit:
    Ein sehr schönes, gefühlvolles Jugendbuch über die Zeit im viktorianischen England über zwei Schwestern, die sich versuchen durchzuschlagen und dabei ihre Liebe zueinander nicht aus den Augen verlieren.
    Über die Unwägbarkeiten in dieser Zeit und ein klein bißchen geschichtliches Kolorit kommt auch nicht zu kurz.
    Ich kann es sehr empfehlen, auch gerade für „Mary Hooper-Fans“, wie ich einer bin.