Ihr seid nett.
Zum Buch wie zum Autor.
Alles Liebe von Charlie
Ihr seid nett.
Zum Buch wie zum Autor.
Alles Liebe von Charlie
:waveLiebe Charlie, Du hast Dein Buch richtig beschrieben, es steckt Herzblut in diesem Buch und daher ist es sicher nicht jedermanns Sache und vor allem nicht einfach zu lesen.
Die ersten 200 Seiten waren auch für mich sehr hart und ich musste dazwischen etwas anderes lesen um Dein Buch auszuhalten, denn Du hast es Deinen beiden Helden am Anfang wirklich sehr schwer gemacht, trotz aller Liebe die sie füreinander hatten.
Das Thema selbst ist toll und das Buch letztendlich auch, aber es gibt Bücher die quälen den Leser und Deines gehört für mich dazu, das ist nicht negativ gemeint sondern zeigt wie viel Du in das Buch eingebracht hast und deshalb empfindet der Leser die ganze Dramatik ebenso intensiv.
Am Ende, als ich so richtig in dieser Erzählung mit all den schlimmen Dingen und großen Gefühlen involviert war, bin ich mit dem Gefühl - schade dass es aus ist - zurück geblieben, zu gerne hätte ich noch weiter gelesen, hätte noch ein wenig genauer erfahren, wie es den Leuten von Glencoe weiter ergangen ist und hätte noch gerne ein wenig die nun endlich offene Liebe zwischen Sarah und Ihrem Mann ausgekostet.
Ich hoffe daher, Du bist wieder dabei, einen neuen Roman zu schreiben und bleibst vom Thema her auf der Insel.
Alles Liebe, Hedwig
Nun ja, quaelen sollte das Buch natuerlich niemanden. Aber es ist eben ein zickiges Buch, daran zweifle ich nicht. Und ueber Helden kann ich vermutlich nichts schreiben. Mich hat das Thema interessiert: Wie lernen Leute, miteinander zu reden, die verbal veranlagt sind, die so richtig Lust haben, sich um Kopf und Kragen zu reden, denen man das aber nicht beigebracht hat. Die mit ganz wenig Uebung, einem kleinen Wortschatz und viel Verlegenheit sich das selbst beibringen muessen. Ich weiss, ich koennte mich jetzt maechtig unbeliebt machen, aber - ich fand ueberhaupt nicht, ich mache es ihnen schwer. Ich habe mich zuweilen koestlich amuesiert. Das ist ein Problem, das meine Buecher alle haben - ich finde sie sehr oft komisch. Aber nur sehr wenige Leser finden das auch. Deshalb liebte ich die Zusammenfassungen der Leserunde von Paradise Lost, die oft an den gleichen Stellen lachte wie ich. Stichwort "Keks geschenkt". Ich muss immer noch lachen. Ich muss dazu stehen, ich hatte an diesen zweien ganz viel Vergnuegen.
"Herzblut" hab ich, denke ich, nicht eingebracht. Mit dem Begriff kann ich, um ehrlich zu sein, ueberhaupt nichts anfangen. Was ich meinte, ist: Waehrend ich ein Buch plane, habe ich ja eine Vorstellung davon, was am Ende erzaehlt sein soll, wie es klingen soll, was hineingehoert und was draussen bleiben soll. Und wenn das Ergebnis dann da ist, klafft das, was sein sollte, und das, was da ist, so weit auseinander, dass es mich immer ein bisschen enttaeuscht. Bei diesem Buch sind die beiden sich ziemlich nahe. Und das freut mich.
Ich sehe aber auch das Problem, dass ich mich sehr auf das, was ich erzaehlen wollte, konzentriert habe und moeglicherweise die, fuer die es erzaehlt sein sollte, ein bisschen aus den Augen verloren habe. Bei meinem neuen Roman moechte ich versuchen, mich waehrend des Schreibens staerker in den Leser zu versetzen, mich mit der Vorstellung des Lesers mehr beschaeftigen.
Aber dass es dieses Buch gibt, das eben extrem von mir ist (was NICHT heissen soll, dass mehr Herzblut/Gefuehl/o.ae. drinnen steckt, ich glaub, dazu sehe ich das alles ein bisschen zu kopfig. Meine Buecher sind auch nicht meine Kinder - meine Kinder sind meine Kinder ...), ist auch schoen. Und dass es eben auf seine Sprache-erst-erobern-muessen-Art auch zu Lesern spricht, ist umso schoener.
Dass das viele als quaelend empfinden, kann ich aber voellig problemlos akzeptieren, Hedwig! Auch dass Liebe offen auskosten gewuenscht wird - aber das kann ich nun mal nicht schreiben. Das koennen andere.
Alles Liebe von Charlie
Herzblut - den Begriff darf ich vielleicht erklären, bei uns in Österreich verwendet man diesen, wenn Künstler sich in ein Werk ganz besonders einbringen, eben mit ihrem Herzblut, bedeutet es wird Können, Gefühl und eben alles von einem Künstler eingebracht, eben nicht nur ein wenig von sich, sondern alles.
Ich weiß nicht, ob dieser Begriff auch in Deutschland verwendet wird.
Und das Gefühl hatte ich eigentlich schon von Dir Charlie, dass Du einfach sehr viel in Deine Bücher einbringst.
Dass sich Deine Leser quälen müssen, hab ich nicht böse oder negativ gemeint, sondern eher so, dass Du alles so intensiv beschreibst, dass man eben voll mitlebt und so die Qualen der handelnden Personen (wenn Du Helden nicht magst) voll mit erlebt, bei den Erlebnissen der Menschen in Glencoe ist das dann schon eine Qual, denn für die Leute war es sicher eine solche, das von Dir beschriebene erleben zu müssen.
Auch diese Wand zwischen Sarah und ihrem Mann, obwohl sie sich doch so geliebt haben ist irgendwie eine Qual, hätten die beiden miteinander gesprochen, hätten sie sich viel erspart, aber dem Roman wäre dann natürlich auch Dramatik verloren gegangen.
Lustig fand ich eigentlich fast nichts an dem Roman, dabei finden so manche dass auch ich so gelegentlich einen sehr eigenwilligen Humor hätte, vielleicht noch, dass die "Kekse" von Sarah immer zerbröselt sind und das Tal nicht erreicht haben......
So gut kenne ich Dich und Deine Bücher schon, dass Du uns Lesern nicht gönnst, ein wenig Glück Deiner handelnden Personen etwas mehr auszukosten und viel muss es für mich ja auch nicht sein, ich mag diese kitschigen Liebesromane ja nicht, wie Du Dich vielleicht erinnerst, aber dass am Ende Sarah und Ihr Mann so zueinander gefunden habe, das fand ich trotzdem schön.
LG Hedwig
Ich habe es jetzt auch endlich und gleich angefangen zu lesen - und bin sehr überrascht, dass ich nicht wirklich reinkomme. Das liegt ENTWEDER an meiner ständigen Müdigkeit zur Zeit (da reicht es meist nur zum "Bücherspringen", d.h. bruchstückweise bereits Bekanntes zu lesen, weil ich mich auf Neues nicht wirklich konzentrieren kann), oder es liegt daran, dass ich die Historie einfach zu gut kenne, die dahintersteckt, und etwas in mir sich dagegen sträubt, weiterzulesen (anders kann ich das nicht beschreiben). Auf keinen Fall liegt es am Buch selber, denn die Figuren sind wie immer sehr plastisch und "griffig", man meint, neben ihnen zu stehen - was dann vielleicht wieder in den Grund, dass ich mich nicht darin verlieren kann, reingreift - ich kenne den Ausgang und will gar nicht wissen, wem was passiert und wie ...
Aber eines steht schon mal fest. Ich bin gerade so weit, dass nach Killiekrankie aufgebrochen wird. Und hab den ganzen Tag einen fürchterlichen Ohrwurm (wenn man 12 Stunden auf der Arbeit ist und keinen Zugang zu Musik hat, mit der man einen Ohrwurm vertreiben könnte, kann sowas unheimlich schnell auf die Nerven gehen!). Und das ist nicht das "offensichtlichere" Lied "Glencoe", sondern vielmehr "Bonnie Dundee". Dafür an dieser Stelle schon mal danke an Charlie ... ich liebe Scottish Folk, ich liebe so ziemlich alles, was die Corries je gemacht haben und liebe auch fast jede Coverversion (North Sea Gas comes to mind ...), aber 12 Stunden ohne Unterbrechung ist ganz schön heftig!
Heute habe ich frei. Werde mir nachher ein Feuerchen im Kaminofen machen und mich wieder zu vertiefen suchen. Vielleicht kommt heute der Sog, wenn das Buch über den inneren Schweinehund, der bei diesem Leseabenteuer ganz besonders laut bellt, siegen wird.
Sarah ist eine Außenseiterin: verwaist, klein und dürr, frech und außerdem noch ein zusätzliches Maul, welches ihre Verwandten nun füttern müssen.
Für Sandy Og, der sie von Glenlyon nach Glencoe holt, bedeutet sie jedoch alles. Er macht sie sogar zur Braut, gegen den Willen ihrer Familie.
Obwohl es Sarah schwer fällt, in seinem Tal heimisch zu werden, bemüht sie sich seine Liebe zu erwidern.
Als sie dann auch einen verkrüppelten Sohn zur Welt bringt, spürt sie jedoch noch mehr wie sehr man sie verachtet.
Sie ist und bleibt eine Außenseiterin. Während die anderen Frauen am Feuer zusammen sitzen, sitzt sie allein vor ihrer Hütte.
Auch Sandy lässt sie allein, denn er zieht für King James in den Krieg und in diesem Krieg stehen sich die Clans feindlich gegenüber.
Für Sarah steht nun eine Entscheidung an! Kehrt sie zurück zum Clan der Campells von Glenlyon oder bleibt sie an der Seite ihres Mannes.
Dies ist mein erstes Buch von Charlotte Lyne und ich muss zugeben, dass ich zuerst so gar keinen Zugang zu "Glencoe" fand. Als ich dann jedoch das Hörbuch hörte, war ich sofort im Geschehen. Manchmal fehlt halt etwas und in meinem Falle war es vielleicht die untermalende Musik und eine angenehme Vorlesestimme.
Charlotte Lyne hat es geschafft das Massaker von Glencoe nicht nur zu erzählen, sondern durch ihren Schreibstil, der bildgewaltig und wortstark ist, so zu beschreiben, dass mich jetzt noch das Gras des Hochlandes zwischen den Zehen kitzelt.
Wer jedoch denkt leichte Lesekost zu erhalten, irrt gewaltig!
"Glencoe" ist schwer, wehmütig, voller Leid und fordert die gesamte Aufmerksamkeit beim Lesen.
Es gibt auch keine herzergreifende und leidenschaftliche Liebesgeschichte, sondern eher den verzweifelten Versuch zweier einsamer Seelen zu einem Ganzen zu werden.
Daher empfehle ich "Glencoe" nur denen, die wirklich bereit sind Geschichte zu erfahren und nicht EINE Geschichte zu lesen.
Ich gebe 5 Punkte für das Hörbuch und 4 für das Buch.
Die 5 Punkte für das Hörbuch finde ich interessant ... ich habe mittlerweile beides, Buch und Hörbuch, und muss sagen, gegenüber dem Buch fällt das Hörbuch stark ab.
Das Buch ist gewaltig, und wie immer sind es die Figuren, die mitreißen. Und die Vielschichtigkeit. Und gerade letztere kommt im Hörbuch gar nicht zum Tragen! Ich muss dazusagen, dass ich das Hörbuch vor allem zum Einschlafen höre, aber da ich letzte Nacht krankheitsbedingt nicht gut geschlafen habe, hab ich doch sehr viel mitbekommen. Ceanas Geschichte innerhalb des Clans ist ebenso auf der Strecke geblieben (Sorchas Zwillingsgeburt wurde gleich ganz ausgespart) wie die Rolle (so man sie denn so nennen mag) von Gouverneur Hill bei Sandy Ogs Inhaftierung. Auch die "Reise" des MacIain und Sandy Ogs zur Eidschwörung wurde gekürzt und ihr damit ein Teil der Schärfe genommen, nämlich die Gründe für die Verzögerung.
Mir ist schon klar, dass bei Hörbüchern meistens gekürzt wird (werden muss), gerade wenn es solche Wälzer sind, die eingelesen werden sollen. Aber ich finde das gerade hier ganz besonders schade, da doch der eine oder andere Handlungsstrang auf der Strecke blieb und Fädchen nicht aufgelöst werden. Für mich persönlich war das jetzt nicht sooo gravierend, da ich zuerst das Buch las und dann das Hörbuch anschaffte und daher sämtliche Hintergründe und Handlungsstränge ja kannte. Aber es soll ja Leute geben, die lieber hören als lesen, und denen entgeht tatsächlich was.
Eine persönliche Note wäre noch, dass mich die Fehler in der Aussprache der Sprecherin manchmal wirklich ärgern. Gerade das schottische "ch", für einen Engländer so schwer nachzusprechen, ist doch für eine deutsche Sprecherin eigentlich keine Herausforderung und sollte umsetzbar sein. Gälische Einschübe würden, soweit ich das mitbekam, gleich beim Sprechen ganz ausgespart, auch schade. Ich hab aus verschiedenen Ecken gehört, dass dies ein ganz besonders persönliches Empfinden sein dürfte, was den "gewöhnlichen" Hörbuchhörer nicht stören würde, der es ja nicht besser weiß. Das mag sein, aber mich ärgert es eben doch, mit ein bisschen Nachforschung wären diese Fehler vermeidbar gewesen.
Das Buch steht ganz oben im Regal mit den Lieblingsbüchern. Gras wachsen hören in Glencoe. Das Buch ist schuld, dass ich mich auf den Webseiten von DFDS umgeschaut habe nach Fährpreisen (ich hab Flugangst, außerdem muss das Auto mit, wegen Großeinkauf von Dingen, die uns fehlen). Das Buch hat mir ins Gedächtnis gerufen, dass unsere fünfjährige selbstauferlegte Schottland-Abstinenz nach unserem Wegzug von dort im Jahr 2012 ausläuft. Im kommenden Sommer fahre ich wieder los, um in Glencoe Gras wachsen zu hören. Ich hab mich immer wieder über mich selbst geärgert, dass ich Orte wie Fort William und Inverlochy immer ans das "falsche Ende" von Glencoe gesetzt habe in meiner Vorstellung (südlich davon, nicht nördlich, vorbei an Ballachulish) - ein deutliches Zeichen, dass ich zu lange nicht mehr dort gewesen bin!
Das ist natürlich keine Rezension. Ich rezensiere nicht (mehr), das können andere viel besser als ich. Das sind lediglich meine Empfindungen zu diesem Buch, das bei mir Saiten wieder zum Schwingen bringt, die lange still gelegen haben.
Ich hatte das Glück, das buch bei den Wanderbucheulen lesen zu können. Nach dem uns ja an Schottland- Sagas eine fast unbegrenzte Auswahl zur Verfügung steht, dachte ich nicht, dass man dem Thema noch was abgewinnen könnte.
Aber diese Buch hat etwas besonderes. Ich fühlte mich den Menschen so nah, ja fühlte mit Sarah und Sandy Og, die beide nicht so können wie sie möchten und ihr Zueinanderfinden ist wunderschön zu lesen. Nicht kitschig, nein, sondern sehr logisch und den Ereignissen und dem Erleben der Geschichte folgend, reifen die beiden zu Personen heran, die ihren eigenen Wert und den des anderen erkennen lernen und es sich auch eingestehen können.
Die Geschichte hat mich trotz der Detailgenauigkeit doch mal googeln lassen, rein aus Interesse. Die ganze himmelschreiende Ungerechtigkeit ist so mitreißend und aufregend, dass ich es einfach nicht nur beim lesen des Buches belassen konnte.
ZitatOriginal von Findus
Die ganze himmelschreiende Ungerechtigkeit ist so mitreißend und aufregend, dass ich es einfach nicht nur beim lesen des Buches belassen konnte.
Dem Autor des Buches kann man nichts Schoeneres sagen.
Ich bedanke mich sehr herzlich - auch bei Corinna fuer den schoenen Regalplatz (zum Kuerzen des Hoerbuchs moechte ich noch anfuehren, dass der Verlag mich ausdruecklich eingeladen hat, die Kuerzungen selbst vorzunehmen oder zumindest daran mitzuwirken. Ich habe dieses sehr kulante Angebot abgelehnt, weil ich in meinem Leben erst ein einziges Hoerbuch gehoert habe [Klaus Kinski liest Villon - das ist nicht Hoerbuch, sondern Musik, oder?] und wirklich keine Ahnung davon habe. Die Regisseurin hat lange mit mir gesprochen und mir wirklich den Eindruck vermittelt, ich uebergebe mein Buch hier - fuer die Uebertragung in ein anderes Medium - in kompetente, engagierte Haende. Ich glaube, ein Autor, der nicht gerade selbst Erfahrung und Fachwissen auf dem Gebiet besitzt, ist da fehl am Platz. Das machen Menschen, die in dem Medium zu Hause sind, viel besser - sie uebernehmen mein Buch eben nicht eins zu eins, sondern schaffen es neu fuer ein anderes Publikum. Dafuer bin ich sehr dankbar.)
Alles Liebe von Charlie
Och, ich hab ja gar nichts zu Glencoe geschrieben.
Ich kann nur sagen, dass mir das Buch total gut gefallen hat. Allerdings war es total nüchtern geschrieben. Immer noch Charlies Art, aber eben anders als "Die zwölfte Nacht" oder mein Favorit "Das Haus Gottes".
Ich habe es meiner in Schottland lebenden Cousine zu Weihnachten geschenkt und hoffe noch auf eine Rückmeldung, wie es ihr gefallen hat. Allerdings liest sie nicht so viel wie ich, so dass es sein könnte, dass sie es noch nicht angefangen hat.
Booklooker, ich auch nicht.
Meine Eindrücke, Gedanken und Gefühle habe ich im Leserunden -Thread geäußert und wollte sie dann nicht hier noch mal zusammengefasst wiederholen. Hier steht ja auch schon genug, um Interessierten ein Bild zu verschaffen :-).
Dass ein Buch von mir "nuechtern" geschrieben sei, hat mir noch nie ein Mensch gesagt.
Auch wenn es nicht so gemeint war - ich glaube, das ist das schoenste Kompliment, das ich je bekommen habe.
Ich werde mir das ganz dick ausdrucken - und jedesmal wenn ich wieder ueber blumig, schmalzig, ausladend, sprachverspielt, herzblutend etc. verzweifle, werde ich draufstarren: TOTAL NUECHTERN GESCHRIEBEN.
Hurra!
Charlie, sich ein bisschen fuehlend wie ein frischgebackener Nobelpreistraeger.
"total nüchtern" wäre jetzt nicht das Attribut, das ich für einen Roman verwenden würde, der mich reinzieht. Total nüchtern sind (für mich) Zeitungsartikel, Sachbücher, Abhandlungen, Aufsätze.
Im Roman suche ich nach anderen Qualitäten, die sich aber sehr schwer festmachen lassen. Ein Ton muss getroffen werden, und für mich im Besonderen sind die Figuren wichtig, dass jeder seine eigene Stimme hat, die man auch bei Perspektivwechseln sofort erkennt. Und das gelingt Charlie jedes Mal wieder.
Ich würde nicht "total nüchtern" sagen, ich würde "intensiv" sagen. Nicht ausschweifend, auch nicht blumig, spachverspielt nur in dem Sinne, dass das passende Substan- oder Adjektiv durch einen winzigen Zusatz zum superpassenden gemacht wird - und nur allein dadurch Kürze und Würze entstehen, weil sich Autor und Leser dreisätzige Umschreibungen sparen, indem der Finger mit einem einzigen Wort genau "draufgelegt" wird. Und indem die Figuren unverwechselbar werden (in diesem Sinne haben mir in "Glencoe" ganz besonders die Figuren von Lochiel und - nicht hauen! - von Dalrymple gefallen, die knapp und präzis dargestellt waren und sofort das Kopfkino in Gang setzten - ich meine jetzt mal abgesehen natürlich von Sandy Og und Sarah, von denen man das aber als "Protagonisten" auch erwarten durfte ;-).)
ZitatOriginal von CorinnaV
in diesem Sinne haben mir in "Glencoe" ganz besonders die Figuren von Lochiel und - nicht hauen! - von Dalrymple gefallen,
Ich hau dich nicht. Fuer mich war das auch eine Figur, die ich gern geschrieben hab. (Am liebsten hab ich vielleicht den Breadalbane geschrieben.)
Und Lochiel mochte ich so gern, dass ich ihn zweifellos maechtig geschoent habe.
ZitatOriginal von Charlie
Dass ein Buch von mir "nuechtern" geschrieben sei, hat mir noch nie ein Mensch gesagt.
Auch wenn es nicht so gemeint war - ich glaube, das ist das schoenste Kompliment, das ich je bekommen habe.
Ich werde mir das ganz dick ausdrucken - und jedesmal wenn ich wieder ueber blumig, schmalzig, ausladend, sprachverspielt, herzblutend etc. verzweifle, werde ich draufstarren: TOTAL NUECHTERN GESCHRIEBEN.
Hurra!
Charlie, sich ein bisschen fuehlend wie ein frischgebackener Nobelpreistraeger.
Hui, Charlie - ich hätte fast gedacht, du bist böse über das "nüchtern"
Im Vergleich zu den anderen Büchern ist es tatsächlich nüchtern, aber eben auf Charlie-Art geschrieben.
Ich hoffe, du findest nichts wirklich schlimm an "blumig, schmalzig, ausladend, sprachverspielt, herzblutend etc." - das ist nämlich auch ganz schön toll
ZitatOriginal von Booklooker
[Ich hoffe, du findest nichts wirklich schlimm an "blumig, schmalzig, ausladend, sprachverspielt, herzblutend etc." - das ist nämlich auch ganz schön toll
Fuer mich schon .... ich bin Fan von Hemingway!
Und "nuechtern" klingt in meinen Ohren einfach wundervoll.
Sich immer noch freuend gruesst
Charlie
Zum Inhalt ist, denke ich, nichts mehr, das ich hinzufügen könnte.
Mein Gesamteindruck ist "sehr unterhaltsam, spannend, anrührend, erschütternd, interessantes Wissen vermittelnd und sicher lange im Gedächtnis bleibend". Mag also sein, dass es "nüchtern, sachlich" geschrieben ist - die Geschichte der Familie von Sandy Og und Sarah ging mir sehr nahe, wirkt auf mich engagiert geschrieben und mit dem Willen, den Opfern etwas Gutes zu tun, nämlich, sie in der Erinnerung der Leser leben zu lassen, und dazu braucht man Idealismus und Enthusiasmus. Denn es ist schon etwas Besonderes, sich eine Zeit zu suchen, in der weder glänzende, heute noch geläufige Monarchen regierten noch bedeutende Erfindungen oder Entdeckungen gemacht wurden, eine Gegend, hinter den sieben Bergen, vielleicht schön, aber in einem kleinen, dunklen, engen Tal, karg, arm, unwirtlich. Und dann auch noch Leute mit für uns im deutschen Sprachraum jedenfalls teilweise fast unaussprechlichen Namen, die noch dazu kaum mit einander reden und nicht genug von einander wissen.
Ich habe noch mit keinem anderen Buch dieser Autorin (gelesen habe ich bisher Vineta, Haus Gottes und meinen Favoriten Zwölfte Nacht) so zu kämpfen gehabt. Und doch keinen Moment ernsthaft in Erwägung gezogen, abzubrechen.
Erwähnen möchte ich Karte und Glossar, das Personenregister, aus dem erkennbar ist, welche Menschen historisch sind, und natürlich das alles gut abrundende Nachwort.
Ein aufwühlendes Leseerlebnis, vielen Dank!
Zum Inhalt:
Vor dem Hintergrund des Kampfes um die englische Thronfolge 1689 wird hier die Geschichte des MacDonald Clan aus dem Tal Glencoe im schottischen Hochland erzählt. Sandy Og MacDonald, der zweite Sohn des Clanchiefs hat eine Frau aus dem Nachbarclan der Campbells geheiratet. Sowohl er als auch Sarah sind Außenseiter im Tal, denn sie unterscheiden sich in ihren Denk- und Verhaltensweisen sehr von den anderen. Obwohl sie sich lieben, fällt es ihnen schwer, ihre Gefühle auszudrücken und so gibt es viele Missverständnisse zwischen ihnen. Während Sarah allein schon durch ihre Herkunft eine Fremde im Tal ist, verzweifelt an Sandy Og nicht nur seine Frau, sondern auch sein Vater. Obwohl Sandy Og nicht sein Erstgeborener ist, wird er in der politischen Rolle eine große Rolle spielen müssen, als die Clans sich im Thronfolgestreit für eine Seite entscheiden. Langsam aber sicher führt die Geschichte über mehrere Jahre hinweg auf das grausige Ende, das Massaker von Glencoe zu. Es handelt sich um eine wahre Begebenheit, die im Nachwort auch noch genauer beleuchtet wird. Durch kurze Kapitel zwischendurch werden die Ereignisse im Hochland durch Absätze aus Sicht der Königin Mary Stuart unterbrochen, deren Mann William seinem Schwiegervater König James die britische Krone streitig macht.
Meine Meinung:
Ich lese eher selten historische Romane. Anfangs hatte ich ziemliche Probleme mit der Geschichte. Die Charaktere machten es mir zuerst nicht wirklich einfach, sie zu mögen. Aber durch eine von Charlotte Lyne begleitete Leserunde kamen mir Sandy Og und Sarah immer näher und ich konnte ihre Handlungen viel besser nachvollziehen, als ich das beim alleine lesen geschafft hätte.
Auch die Sprache macht dieses Buch zu einem Leseerlebnis, das man langsam auf sich wirken lassen sollte, es ist kein seichter Schmöker zum einfach nebenbei runterlesen. Aber wenn man sich auf das ganz eigene Tempo der Geschichte einlässt, ist es ein wunderbares Buch!
Dies ist das erste Buch, was ich von der Autorin gelesen habe, auf die ich durch dieses Forum hier natürlich aufmerksam geworden bin.
Ich bin immer noch ganz hin und weg von diesem wunderbaren Roman, vom einzigartigen und so poetischen Schreibstil, von diesen so "echten" Charakteren, dabei habe ich das Buch schon vor einigen Tagen beendet. Leider muß ich sagen, denn ich hätte noch unendlich weiter lesen können. Ich habe mich keine Minute gelangweilt, im Gegenteil. Und ich weiß, daß ich "Glencoe" nicht zum letzten Mal gelesen habe. Dieses Buch ist ein besonderers Buch, in das ich sicherlich noch so einige Mal "eintauchen" werde.
Ich kann und möchte mich Bouquineurs Rezension anschließen. Sie beschreibt genau das, was ich beim Lesen auch empfunden habe.
Für mich ist "Glencoe" DAS Highlight im Bereich "Historischen Roman" 2011 und ich vergebe natürlich 10 Punkte!
Und diese Rezension ist mein - zumindest bisheriges - Highlight des Jahres 2012!
Vielen Dank fuer diesen ungeheuren Motivationsschub. Ich konnte ihn gerade sehr gut brauchen.
Freut mich riesig, dass das Buch bei Dir so willkommen war!
Alles Liebe von Charlie