John Harstad: Darlah (ab ca. 13 J.)

  • OT: Darlah. 172 timer på månen. 2008



    Darlah, korrekt Darlah 2, ist eine Mondstation der NASA, die verlassen liegt, seit die NASA ihre Flüge zum Mond aufgegeben hat. Nun sollen sie erneut aufgenommen werden. Das Geld dafür stammt u.a. aus einer Lotterie. Unter den jugendlichen TeilnehmerInnen werden drei ausgelost, die als werbewirksamer Publikumsgag bei dem Flug auf den Mond dabei sein werden.
    Drei Jugendliche, zwei Mädchen, ein Junge, sind dann die Glücklichen. Alle drei haben die üblichen Teenagerprobleme, mit den Eltern, den MitschülerInnen, der Liebe. Ihre Teilnahme an dem Abenteuer ist eine Mischung aus Flucht, sich sich selbst beweisen müssen und mehr oder weniger sanftem Zwang. Mia aus Norwegen z.B. wurde gegen ihren Willen von ihrer Mutter angemeldet. Die Vorbereitungen zum Mondflug, wie auch die Reise dorthin, verlaufen unproblematisch.
    Vor Ort aber ändert sich das gründlich. Nicht nur die drei Teenager, sondern auch ihre erwachsenen BegleiterInnen müssen erkennen, daß sie nicht allein sind auf dieser Mondstation. Auch wird ihnen allmählich deutlich, daß sie nicht die ersten sind, die auf dieses Geheimnis stoßen. Aber da hat der Kampf ums Überleben schon angefangen.


    Harstad hat für dieses Jugendbuch Bestandteile aus verschiedenen Genres zusammengemixt. Entwicklungsroman, Horror, Science Fiction lassen sich leicht ausmachen. Ebenso leicht lassen sich Vorbilder erkennen, Bücher wie Filme, bei denen er sich bedient hat, wie andere Leute am kalten Büffet. Das gibt Harstad im Nachwort auch unumwunden zu und ein solches Vorgehen muß eine Geschichte nicht schlecht machen.
    Schlecht ist das Buch auch nicht unbedingt. Vor allem ist es zu lang. Weit über hundert Seiten gelten allein der Vorstellung der beiden Protagonistinnen, Mia und Midori aus Japan, sowie des Protagonisten, Antoine aus Frankreich. Die Vorbereitungen zum Flug in den Raum sind dagegen überraschend kurz gehalten, der Flug selbst ist nett beschrieben, der Landeanflug hat seinen eigenen, wohl unfreiwilligen, Witz, wenn die Pilotin (wir sind fortschrittlich) die Jugendlichen anweist, währenddessen nicht zu reden, da sie für ihre Aufgabe (zu landen) ihre volle Konzentration bräuchte. KennerInnen physikalischer Zusammenhänge und weltraumtechnischer Phänomene werden ohnehin hie und da ein wenig verblüfft sein, aber in welchen SciFi-Unterhaltungsroman ist das nicht so.


    Geschnitten werden die Vorgänge auf dem Mond mit Ereignissen auf der Erde. Die Geschichten der drei Jugendlichen, ihre Beziehungen zu Eltern und FreundInnen, entwickeln sich weiter. Es gibt auch jemanden, der das Geheimnis von Darlah kennt und das Unheil verhindern möchte, aus bestimmten Gründen aber nicht recht zum Zuge kommt. Das ist recht gut ausgedacht, zugleich aber insgesamt auf seine eigene Weise platt, geradezu brav, ein Urteil, zu dem man auch für den Rest des Romans kommt.


    Denkt man nicht nach und läßt sich von der Geschichte einfangen, bekommt man einen recht soliden 400-Seiten Spannungsroman zu einem altvertrauten Thema. Die Schrecken liegt dabei eher in den Schilderungen der Empfindungen der drei Teenager, wer Horror mit Litern von vergossenem Blut gleichsetzt, wird auf jeden Fall enttäuscht.


    Denkt man ein wenig nach, ist die Lesefahrt ein Auf und Ab, ein nur ruckelndes Vorwärts. Es gibt Ungereimtheiten, viel zuviel Platz wird verschwendet für die Beschreibung der materiellen Seite der zeitgenössischen Teenagerkultur, Bands, Songs, einschließlich Songtexte, Bücher, Kleider und schließlich mit Hinweisen und Zitaten aus der Weltliteratur, Abteilung SciFi und Phantastik. Sind die Darstellungen der drei Hauptfiguren, Mia, Midori und Antoine, einigermaßen überzeugend, so sind es die der Erwachsenen nicht, sie bleiben alle blaß. Die Frage, wie das Ganze denn nun ausgeht, hält eine aber trotzdem am Lesen, vor allem im zweiten Teil.


    Denkt man gründlich nach, verdirbt das auch gründlich den Spaß an der Lektüre. Dann wird das unrealistische Setting überwältigend, die enge Anlehnung an andere Vorbilder aus dem Genre bald lästig, die breite Darstellung der Teenagerkultur langweilig. Die Figuren sind Pappmännchen und der Horror stammt aus einem Comic für Siebenjährige. Das ist aber nicht das Schlimmste.


    Das Schlimmste ist die Botschaft, die der Roman erst untergründig und schließlich deutlich in die heutige Welt posaunt. Sie lautet: die Gefahr ist irgendwo da draußen, rühr nicht daran, versteck dich, sonst wird sie dich töten.
    Das ist ein erschreckender denkerischer Rückfall gegenüber allem, was die klassische SciFi-Literatur bis zum heutigen Tag geleistet hat und damit ein ideales Buch für die, die sich sowieso am liebsten hinter dem eigenen Gartenzaun verschanzen.
    Gut, daß die, die das Rad erfanden, anders dachten.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Meine Meinung


    Anfang des 21. Jahrhunderts gibt es ein Ereignis, was die NASA veranlasst, wieder über eine bemannte Raumfahrt zum Mond nachzudenken. Um dem ganzen viel Aufmerksamkeit und Zuspruch zu geben wird ein Preisausschreiben unter Jugendlichen bis 18 Jahren veranstaltet. Drei Gewinner dürfen mit zum Mond fahren und werden so sehr berührt. Aber wie schon der Prolog andeutet, ist der Besuch auf dem Mond alles andere als ungefährlich und schon bald geht es um Leben und Tot.


    Es klang nach einem spannenden Science Fiction-Abenteuer mit Jugendlichen in der Hauptrolle. Es ist aus verschiedenen Perspektiven beschrieben, so dass man besonders über die drei Jugendlichen, die das Gewinnspiel gewinnen und mit zum Mond reisen dürfen, sehr viel erfährt. Trotzdem kamen sie mir seltsam leblos vor. Ihre Handlungen wie auch die der Erwachsenen waren selten nachvollziehbar. Die Entwicklung war eben lange voraus zusehen und somit wenig spannend. Schon während des Lesens wirkte es auf mich wie eine gewollte, aber nicht gekonnte Mischung aus verschiedenen Genre. Das Nachwort hat es nur bestätigt.


    Packende Science Fiction-Abenteuer für Jugendliche gibt es gute, „Darlah“ gehört nicht dazu. Von mir keine Leseempfehlung.