Ohnmachtspiele - Georg Haderer

  • 2. Fall von Major Schäfer


    Kurzbeschreibung:


    Georg Haderers zweiter Schäfer-Krimi ein fesselndes Spiel mit Wahn und Wirklichkeit:
    Nebel, Kälte, Innenpolitik als ob Major Schäfer nicht schon genug mit seinen Depressionen und Angstzuständen zu kämpfen hätte, treten ihm auch noch der Wiener November und ein reformwütiger Innenminister in die Rippen. Wie soll Schäfer unter diesen Bedingungen arbeiten zumal in der Gerichtsmedizin neben zwei ertrunkenen Frauen auch noch die mumifizierte Leiche eines Drogensüchtigen liegt. Unfall, Unfall, Überdosis, so soll es in den Ermittlungsakten stehen, wenn es nach dem Polizeipräsidenten geht nur keine überflüssigen Ermittlungen. Doch dass nicht nur mit dem toten Junkie etwas faul ist, steht für den sturen Schäfer fest. Bei seinen Untersuchungen entdeckt er Zusammenhänge, die auf einen Serientäter schließen lassen, der sich seine Opfer nach dem Schema eines Kartenspiels aussucht. Mit seiner Theorie steht Schäfer innerhalb der Polizei weitgehend alleine da was ihn aber nicht daran hindert, mit seinen Ermittlungen in die Offensive zu gehen
    Atemberaubende Spannung, rabiate Gesellschaftsanalyse und durchgeknallte Komik Georg Haderers neuer Krimi zeichnet mit Nachdruck das Bild eines unmenschlichen Systems, das sich nur mehr an Quoten und Machterhalt orientiert.



    Eigene Meinung:


    Endlich ist der zweite Krimi mit Major Schäfer erschienen. Für mich hat er gleich mit einer Enttäuschung begonnen, denn hatte ich den ersten Band noch gerade wegen der Figur des Major Schäfer gelobt, der nicht den vorherrschenden Ermittlerarchetypen zwingend zuzuordnen ist, so rutscht er in seinem zweiten Auftritt gleich in eine Depression. Um die marktvorherrschenden Mechanismen gleich en block abzuhandeln, war es dann auch ein wenig befremdlich, dass Georg Haderer seinem Ermittler auch eine Macke auf den Leib geschneidert hat. Aber damit muss man sich wohl abfinden, dass auch unter den besten Krimis Kleinigkeiten stören.


    Dabei hätte das der Krimi gar nicht nötig. Langsam bauen sich aus mehreren Fällen Ermittlungen auf. Das Team rund um Schäfer wird anschaulich dargestellt. Auch seine Kollegen bekommen zunehmend mehr Griffigkeit für die Leser und das bringt für den Fall Dynamik. Zusätzlich sind in diesem Band gesellschaftskritischen Gedanken verstärkt präsent. Dabei liegt das Augenmerk vor allem auf den innenpolitischen Maßnahmen der letzten Jahre zur Polizeireform, welche in Form von Einsparungen und politischen Einflußnahmen zu diversen ermittlungsstörenden Faktoren werden. Angenehm war auch eine realitätsnahe Darstellung der Zusammenarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft, auch wenn dies zugunsten der Handlung manchmal etwas aufgeweicht wurde.


    Der Fall selbst ist recht verworren. Zwischenzeitlich führt er auch in Niederungen der Serienmörderhysterie des Buchmarkts. Was einem anfangs schon denken lässt, ohje, auch den Schäfer ähm Haderer treibt es auf die Krimiwelle, wo nur eine Leiche nach der anderen einen Krimi Krimi sein lassen will, überrascht Haderer dann im letzten Drittel doch wieder mit einer schlüssigen Lösung und zeigt, dass dieser Krimi nicht zum Einerlei gehört, sondern ein gelungener Krimi ist und weiterhin die Bezeichnung Juwel der österreichischen Krimilandschaft verdient. Dies nicht zuletzt durch den äußerst ansprechenden Schreibstil von Georg Haderer. Da sitzt jedes Wort, schafft einen flüssigen Stil, bringt einige markante Elemente, die man nur bei Haderer Krimis liest und geht auch in die Tiefe.



    .

  • Inhalt - in eigenen Worten:
    Major Johannes Schäfer fühlt sich ausgebrannt. Wegen der vorhergangenen Erlebnisse führt er Gespräche mit seinem Therapeuten und ist heilfroh, als ihn der Fall einer Wasserleiche wieder zurück ins Kommissariat holt. Es geschehen noch mehrere Morde, doch nur Schäfer sieht zwischen einer Wasserleiche aus der Donau, einer ertrunkenen Frau in der Badewanne und einem Junkie einen Zusammenhang. Nebenbei quält er sich noch mit Aufklärungsquoten, unfähigen Vorgesetzen und dem Wiener Winter herum...
    Sucht ein Serienmörder, der seine Opfer nach einem Kartenspiel aussucht, Wien heim?



    Meine Meinung:
    Da ich Georg Haderers Debüt "Schäfers Qualen" leider nicht gelesen habe, kann ich keinen Vergleich zum Vorgänger ziehen und weiß natürlich nicht über die vergangenen Ereignisse Bescheid.


    "Ohnmachtspiele" kommt ohne allzuviel Blutvergießen aus, dennoch wurde das Rätseln um den Mörder ungewöhnlich umgesetzt. Etwas schleppend fängt die Handlung an einem kalten Novembertag an, geht recht spannend weiter, doch ab der Hälfte gibt es etliche Hänger. Außerdem werden viele Nichtigkeiten, die gar nichts mit den Fällen zu tun haben, im Roman ausgebreitet.


    Protagonist Johannes Schäfer finde ich recht vielversprechend. Er arbeitet schon ungefähr 20 Jahre im Polizeidienst, hört auf seine Intuition, hat einen trockenen Humor und ist ein rechter Sturkopf. Weiters finde ich den Major recht facettenreich und glaubwürdig gestaltet, obwohl man über sein Äußeres oder sein Alter so gut wie gar nichts erfährt.
    Und sein allgegenwärtiger Assistent, Chefinspektor Bergmann, ist eine ausbaufähige Nebenfigur. Leider kommen mir viel zu viele Nebencharaktere und Namen in dem Krimi vor. Vor allem zu Anfang musste ich immer zurückblättern und nachschauen, wer z.B. Bruckner, Kamp oder Mugabe ist.


    Auf 316 Seiten erleben wir mit, wie Major Schäfer die unterschiedlichen Mordfälle miteinander in Verbindung bringt und was er unter Polizeiarbeit versteht (und das geht nicht immer konform mit den Vorstellungen seiner Vorgesetzten *g*).
    Die Geschichte wurde bemerkenswert gut recherchiert und bietet dem Leser einen guten Einblick in den Tätigkeitsbereich einer Mordkommission.


    Erzählt werden die Begebenheiten und Geschehnisse aus der Sicht des Majors, was mir ja immer gut gefällt, da sich dabei schön mit der Person mitfühlen und mitfiebern lässt. Der Handlungsschauplatz ist größtenteils Wien, dennoch treffen wir Schäfer auch in Salzburg, Kitzbühel oder in Murau an. Was er dort genau macht, möchte ich allerdings nicht verraten - nur so viel, dass die verschiedenen Orte eindrucksvoll beschrieben werden...


    Den Schreibstil kann man als klar strukturiert und authentisch bezeichnen und die Dialoge lassen oft etwas von dem berühmten Wiener Humor durchblitzen. Zu guter Letzt muss ich anmerken, dass der Autor seine Hauptperson auf viele Irrwege schickt und so das Lesen reizvoll gestaltet, obwohl´s ich eigentlich gern blutiger mag...


    Fazit:
    Wer gesellschaftskritische und verschachtelte Handlungen mit einer schrulligen Hauptperson mag, ist mit diesem atmosphärisch dichten Kriminalroman gut bedient. Ich hätte mir allerdings eine straffere Handlung und weniger Nebenfiguren gewünscht.


    Und so schreite ich zur Punktevergabe und verleihe dem 2. Schäfer-Krimi schwache 8 PUNKTE und hoffe auf eine Fortsetzung mit dem liebenswerten Polizisten.

  • ==Schäfer ist zurück==


    Hallo lieber Leser, liebe Leserin.


    ===Buchdaten===
    Autor: Georg Haderer
    Titel: Ohnmachtsspiele
    Verlag: Haymon
    Erschienen: 2010
    ISBN-13: 978-3852186306
    Seiten: 320
    Einband: HC
    Kosten: 19,90€
    Genre: Krimi
    Serie: Schäfer-Krimi 2


    ===Autor/in===
    „Georg Haderer, geboren 1973 in Kitzbühel/Tirol, lebt in Wien. Nach einem abgebrochenen Studium und einer vollendeten Schuhmacherlehre arbeitete er als Journalist, Barmann, Landschaftsgärtner, Skilehrer und Werbetexter. Schäfers Qualen, sein Debüt und zugleich erster Teil der Reihe rund um Polizeimajor Schäfer, erschien 2009 bei Haymon. www.georghaderer.com.“ (zitierte Quelle: Amazon.de)


    ===Genehmigter Klappentext===
    Georg Haderers zweiter Schäfer-Krimi – ein fesselndes Spiel mit Wahn und Wirklichkeit: Nebel, Kälte, Innenpolitik … als ob Major Schäfer nicht schon genug mit seinen Depressionen und Angstzuständen zu kämpfen hätte, treten ihm auch noch der Wiener November und ein reformwütiger Innenminister in die Rippen. Wie soll Schäfer unter diesen Bedingungen arbeiten – zumal in der Gerichtsmedizin neben zwei ertrunkenen Frauen auch noch die mumifizierte Leiche eines Drogensüchtigen liegt. Unfall, Unfall, Überdosis, so soll es in den Ermittlungsakten stehen, wenn es nach dem Polizeipräsidenten geht – nur keine überflüssigen Ermittlungen. Doch dass nicht nur mit dem toten Junkie etwas faul ist, steht für den sturen Schäfer fest. Bei seinen Untersuchungen entdeckt er Zusammenhänge, die auf einen Serientäter schließen lassen, der sich seine Opfer nach dem Schema eines Kartenspiels aussucht. Mit seiner Theorie steht Schäfer innerhalb der Polizei weitgehend alleine da – was ihn aber nicht daran hindert, mit seinen Ermittlungen in die Offensive zu gehen …
    Atemberaubende Spannung, rabiate Gesellschaftsanalyse und durchgeknallte Komik – Georg Haderers neuer Krimi zeichnet mit Nachdruck das Bild eines unmenschlichen Systems, das sich nur mehr an Quoten und Machterhalt orientiert.


    ===Meine Meinung===
    Ohnmachtsspiele ist der zweite Titel des Krimi-Autoren Georg Haderer. Der erste Teil, Schäfers Qualen, war mir, bis ich diesen Teil in den Händen hielt, völlig unbekannt. Nach meinem letzten Krimi-Erlebnis, war ich wirklich gespannt, ob es sich diesmal um einen klassischen Krimi handeln würde.


    Am Anfang sieht es alles andere als nach einen typischen Krimi aus. Zwar gibt es mehrere Leichen, aber es sieht eher nach Unfall, Überdosis oder Selbstmord aus. Durch die Unterbesetzung der Wiener Polizei sollen diese Fälle auch schnell abgeschlossen werden. Lediglich der dargestellte Selbstmord einer Frau aus einer angesehenen Familie soll aufgeklärt werden. Schließlich geht es doch um das Image der Polizei, aber auch um Statistiken. Schäfer wäre aber nicht Schäfer, wenn er nicht jeden Fall sein gleiches Interesse entgegen bringen würde und ehe er es sich versieht befindet er sich in einem vertrackten Serienmörder-Fall. Wenn ihm seine Kollegen nur glauben würden, wäre alles einfacherer.


    So wie auch Schäfer erst nach und nach das Puzzle zusammensetzt, wurde auch ich als Leser nach und nach an den Krimi herangeführt. Den absurden Prolog über zwei frühreife Jungen, konnte ich anfangs sogar gar nicht mit der nachfolgenden Geschichte verbinden. Nach dem kurzen und verwirrenden Prolog wurde ich gleich zum ersten Mordfall geleitet. Für Schäfer ist es ebenfalls der erste Mordfall nach einer langen Pause. Da ich Schäfer im ersten Teil nicht kennenlernen durfte, fühlte ich mich ins kalte Wasser geworfen. Aber auch ohne „Schäfers Qualen“ zu kennen, kann dieses Buch ohne Probleme gelesen werden. Schließlich steht Schäfer in diesem Fall mit seiner depressiven und forschen Art im Augenmerk des Lesers. Aber ich musste feststellen, dass sich erst nach der Hälfte des Buches ein wirklich komplettes Bild vor meinen Augen gefestigt hat. Georg Harderer hat mit Schäfer eine sehr komplexe Figur ins Leben gerufen, die definitiv nicht mit einer kurzen bildhaften Einführung beschrieben werden kann. Aus diesem Grund empfand ich dies auch nicht tragisch. Seine Kollegen hingegen sind schon nach einigen Seiten abgerundet und stecken voller Witz, Herz und Charme.


    Die Wendungen und die Verbindung zwischen den einzelnen Fällen, habe ich sehr genossen. Endlich ein typischer Krimi, der durch den Serienmörder schon einen leichten Hang zu einem Thriller bekommen hat. Dazu verwendet der Autor einen bildhaften, einfachen und fesselnden Stil, der eine authentische Stimmung in einem Mord-Dezernat schafft. Trotzdem musste ich mich an einigen Passagen zusammenreißen, um nicht einige Absätze zu überspringen. Neben den Mordfällen und der Rückkehr von Schäfer, geht es auch um die Rationalisierung des Personals. Kosten müssen überall gespart werden. Daher ist es schön zu lesen, dass dieses Thema in diesem Krimi aufgegriffen wurde. In meinen Augen wurde es aber zu ausführlich behandelt. Stellenweise wurde der Mittelteil durch diese Einbauten arg in die Länge gezogen. Zwar ist dies alltäglich und wie ich finde sehr realistisch umgesetzt worden, aber durch den Umfang wirkte es zu viel.
    Besonders gelungen fand ich den Schluss dieses Krimis. Die Auflösung der Fälle ist gut durchdacht und lässt keine Fragen offen. Für mich war der Schluss auf jeden Fall überraschend.
    Zusammen gibt diese Thematik mit den Mordfällen ein gut durchdachtes Gesamtkonzept ab. Ich konnte es trotz der langgezogenen Stellen nur schwerlich aus der Hand legen. Georg Harderer ist mit der Figur Schäfer ein sympathischer Charakter gelungen, der mit seiner depressiven Art, seinem trockenen Humor und der Willensstärke in den Bann zieht.


    Ich kann das Buch jedem empfehlen, der einen realistischen, gut durchdachten und spannenden Krimi in Verbindung mit einer aktuellen Thematik lesen möchte. Auch wer den ersten Teil nicht kennt, wird an diesem zweiten Teil seine Freude haben und Schäfer schnell in sein Leser-Herz schließen.


    ===Bewertung===
    Auf Grund einiger langatmiger Passagen bekommt das Buch lediglich vier Sterne. Ansonsten ist die Kombination aus Krimi und aktueller Thematik authentisch, spannend und in keiner Weise gekünstelt.


    Pro: Thematik, Spannung
    Contra: stellenweise zu lang

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