Titel: Gotteszahl
Autorin: Anne Holt
erschienen 2009 in Oslo
deutsche Ausgabe bei Piper 2010
Heiligabend bei Yngvar und Inger Johannes Familie: eigentlich könnte alles ganz friedlich sein, wenn es Schweinerippe gegeben hätte. Auch Kristiane, Inger Johannes Tochter sorgt mit einem Thema über Tod und Tote nicht gerade für Harmonie. doch die Aussage: „Die Dame war tot“ sollte noch einmal Bedeutung erlangen. Im beschaulichen Bergen dagegen wird eine Bischöfin auf der Straße erstochen und Yngvar muss ermitteln. Ehemann und Sohn geben sich verschlossen und unkooperativ. Im Hafen wird eine ältere Leiche aus dem Wasser gefischt. Die Komik der Situation des Auffindens lässt den Ekel vergessen.
Dass die Morde – fünf an der Zahl – oft als Selbstmord oder Unfall getarnt, zusammen hängen, vermutet zuerst der Leser. Sehr viele Schauplätze und Personen machen es anfangs nicht leicht dem Geschehen zu folgen. Zufällig kommt Inger Johanne nach einem Gespräch mit ihrer amerikanischen Freundin Karen über Hassgruppen, darin besonderes erwähnt die „25er“ und der Lektüre von Zeitungsartikeln den Morden auf die Spur. Zusammen mit Silje Sørensen von der Kriminalpolizei entdeckt sie die wahre Intention der oder des Täters. Alle Ermordeten waren schwul/lesbisch.
Yngvar Stubø verbeißt sich in den Fall der ermordeten Bischöfin und kommt mit seiner, meiner Meinung nach lustlosen Ermittlung nicht weiter, bis ihm Inger Johanne den entscheidenden Hinweis gibt.
Anne Holt hat ein interessantes stilistischen Mittel einen Absatz zu beenden und ihn inhaltlich mit dem nächsten Satz zu verbinden. Auch sonst schreibt sie erfrischend lebendig, die Familienprobleme mit Kristiane, Yngvars Kampf gegen die Pfunde, die Situation der schwulen Familien, die Geheimnisse, das Verstecken, alles mischt sich mit den kriminalistischen Ermittlungen zu einem wundervollen, spannenden Buch. Dass der Mörder schließlich entdeckt und gefasst wird ist letztendlich einer „guten“ Tat zu verdanken.
Anne Holt versucht mit dem Buch auch das Verständnis für schwule Ehepaare zu wecken, beschreibt ihre Leidenswege, empathisch geschildert auch die Geschichte des Ehemannes der Bischöfin. Dass es immer Gruppen gibt, die für ihren "Glauben" morden ist ja auch sehr realitätsnah. Ein spannender Krimi mit sehr aktuellem Thema, gut umgesetzt. Allerdings war mir der Nachtrag doch recht dick aufgetragen. Hat mich an "Die Hütte" erinnert.
Zur Autorin:
Anne Holt, geboren 1958 in Larvik, wuchs in Norwegen und den USA auf. Nach einer Karriere als Anwältin und kurzzeitiger Justizministerin Norwegens lebt sie heute als freie Autorin in Oslo.