Klappentext:
Wer fürchtet sie nicht, die dunklen Geheimnisse, die sich hinter den verschlossenen Türen der friedlichen Kleinstadtidylle verbergen?
Immer wieder schockieren die unfassbaren Verbrechen, die unter der Oberfläche lauern.
Stefan Kiesbye gelingt mit Nebenan ein Mädchen das Kunststück, ein solch düsteres Szenario in große Literatur umzusetzen.
Über den Autor:
Stefan Kiesbye wurde an der Ostseeküste geboren und wuchs in Schleswig-Holstein und Niedersachsen auf. Mitte der 80er zog er nach Berlin, studierte Schauspiel und arbeitete beim Rundfunk, bevor er sich für Amerikanistik, Englisch und Vergleichende Literaturwissenschaften an der FU einschrieb. Ein Stipendium führte ihn nach Buffalo, New York, wo er mit dem Magister in American Studies abschloss (...)
Seine Kurzgeschichten und Gedichte erschienen in vielen Magazinen und Anthologien. Heute unterrichtet er an der University of Michigan und arbeitet als Redakteur für Sachbücher und als Arts-Editor der Literaturzeitschrift Absinthe.
Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Los Angeles.
Meine Meinung:
In kurzen, prägnant betitelten Kapiteln führt der 14-jährige Ich-Erzähler Moritz den Leser durch seine Heimatstadt Wedersen, einen kleinen Ort im Norden Deutschlands.
Man liest von der Süßwarenfabrik, in der Moritz Vater arbeitet, vom Nachbarsmädchen Anna, für das Moritz schwärmt, von den Dachsen, einer Jungenbande, der Moritz angehört und den Füchsen, ihren ärgsten Feinden.
Doch das Bild vom betulichen Kleinstadtleben kippt nach wenigen Seiten.
Es ist eine bedrohliche, inzestuös aufgeladene, rohe Stimmung, die dort in Wedersen herrscht.
Moritz schildert die Ereignisse in klaren, komprimierten Worten und das Erzählte wirkt durch diese Lakonie nur umso verstörender.
Obwohl mich der Roman völlig absorbiert hat und ich mit beinahe fiebriger Intensität gelesen habe, war ich doch ein wenig enttäuscht …
… Aber es hat nicht lange gedauert bis ich heraus gefunden hatte, warum:
Manchmal sollte man dem Klappentext doch etwas Aufmerksamkeit schenken, denn der deutet in diesem Fall ziemlich deutlich darauf hin, dass dieses Buch kein Krimi oder Thriller ist, wie die Kategorisierung durch den Verlag, die Platzierung in den Buchhandlungen und der Aufkleber „KrimiWelt-Bestenliste“, der auf dem Cover prangt, weismachen wollen.
Ich bin einfach mit falschen Erwartungen an die Lektüre herangegangen und habe im Rahmen des Genres Krimi/Thriller beurteilt, womit Nebenan ein Mädchen nur verlieren konnte.
Wie American Psycho hat auch dieser Roman nichts in der Krimi-/Thrillerecke verloren.
Er ist eher eine Art „kammerspielartige Kleinstadtstudie in Bruchstücken“ und als solche sehr eindringlich, kompromisslos, bestürzend und durchaus empfehlenswert.