Nachtschattenhaus - Marco Vichi

  • Klappentext
    Eigentlich hatte Emilio Betazzi sich von der Einsamkeit in den toskanischen Wäldern Ruhe erhofft. Doch schon in den ersten Tagen wird er Zeuge mysteriöser Vorkommnisse: Aus einer verlassenen alten Villa dringen allnächtlich qualvolle Laute, er findet grausam zugerichtete Tierkadaver, unheimliche Schatten huschen über Felder. Die Bewohner des nahegelegenen Dorfes scheinen mehr zu wissen als sie vorgeben. Und so kommt Bettazzi einer Bluttat auf die Spur, deren Ursachen weit in die Vergangenheit reichen ...


    Über den Autor
    Marco Vichi wurde am 20. November 1957 in Florenz geboren und lebt heute in Chianti. Er veröffentlichte in Zeitschriften und Zeitungen, sein erster Roman "L'inquilino" erschien 1999. Marco Vichi schrieb u.a. für's Theater und Fernsehen und hielt in mehreren ital. Städten Schreib-Workshops. 2009 gewann er mit seinem Roman "Morte a Firence "den Prix Scerbanenco, einen intalienischen Literaturpreis, mit dem seit 1993 der beste Kriminalroman bzw. Roman noir des Vorjahres prämiert wird.
    Auf deutsch sind bisher drei Romane aus der Reihe um Commissario Casini (im Origninal Bordelli) erschienen sowie der Einzeltitel "Nachtschattenhaus" (Orig. Nero di Luna, 2007).


    Meine Meinung
    Eigentlich hatte Tilia Salix sich vom Roman "Nachtschattenhaus" spannende Unterhaltung erfofft. Doch schon nach den ersten Seiten wird sie Zeugin qualvoll missgestalteter Literatur: aus den Seiten dringen unglaublich hölzerne Dialoge, sie findet grausam banale und blutleer gezeichnete Charaktere, und an keiner Stelle kann sie die zahlreich umher huschenden Schatten unheimlich finden. Die Bewohner des nahegelegenen Dorfes wissen eindeutig mehr als die Hauptfigur Bettazzi, aber das ist Tilia Salix ziemlich schnuppe. Und auch die Bluttat, die sensationelle 36(!) Jahre weit in der Vergangenheit liegt, lockt sie nicht wirklich hinterm Sessel hervor.


    "Nachtschattenhaus" krankt in erster Linie daran, dass der Leser dem Autor die angedeutete fantastische Seite des Roman einfach nicht abnimmt. Obwohl die Hauptfigur Emilio, seines Zeichens erfolgreicher, d.h. bereits mehrfach veröffentlichter Schriftsteller, ständig darüber sinniert, ob nun Geister oder Werwölfe umgehen, sind die als mysteriös gedachten Vorkommnisse derart banal und alltäglich geschildert, dass ich beim Lesen weder an Geister noch an Werwölfe glauben mochte. Die Szene mit den Stimmen in der alten Villa ließ mich vielmehr sofort an heimlich eingestiegene Jugendliche denken.
    Hinzu kommt die Hauptfigur Emilio Bettazzi, die sich für einen "Berufsautor" so fürchterlich unglaubwürdig benimmt: Da wird den ganzen Tag gekifft und vor sich hin getrödelt und auf die göttliche Eingebung gewartet, die ihm seinen achten Roman wie ferngesteuert herunter schreiben läßt - den achten Roman, für welchen er übrigens schon einen Vorschuss bekommen hat, ohne auch nur eine vage Vorstellung einer Geschichte zu haben.


    Fazit: Null Atmosphäre, Dialoge zum in die Tischkante beißen und ansonsten öde Langeweile - es gibt sicherlich schlechtere Bücher. Aber nicht viele. 3 von 10 Punkten.


    Wer sich genauere Leseeindrücke verschaffen möchte, kann das hier tun (Achtung, Spoiler!)

  • Tilia Salix
    Ein schöner Verriß. :grin
    Macht Freude ihn zu lesen - so herrlich ätzend. :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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