Inhalt:
Zwölf Jahre ist es Jacob Reckless gelungen, die „Welt hinter dem Spiegel“ vor seinem jüngeren Bruder Will zu verbergen, doch ein einziger Augenblick der Unachtsamkeit genügte, dass Will ihm folgte und von einem Goyl angegriffen wurde. Durch diesen Angriff beginnt er, Stück für Stück zu versteinern. Verzweifelt machen sich die Brüder Reckless gemeinsam mit Wills Freundin Clara und der Gestaltwandlerin Fuchs auf die Suche nach einem Heilmittel – doch die Suche ist nicht ungefährlich und der Preis für eine Heilung hoch.
Die Autorin:
Cornelia Funke, Jahrgang 1958, deutsche Kinder- und Jugendbuchautorin, die mit ihren Fantasyromanen die internationalen Bestsellerlisten stürmt. Ihre Bücher wurden in 37 Sprachen übersetzt. Nach der erfolgreichen „Tintenwelt“ – Trilogie ist „Reckless Steinernes Fleisch“ der Auftakt zur nächsten großen Romanreihe.
Meine Meinung:
Großartig – das ist das Erste, was mir zu diesem Buch einfällt. Cornelia Funke ist mit „Reckless“ der grandiose Auftakt zu einer hoffentlich ebenfalls grandiosen Reihe gelungen, die sicherlich ähnlich erfolgreich wie die „Tintenwelt“ sein wird. Sie nimmt uns mit auf eine Reise in die „Welt hinter den Spiegeln“, in der die Gegenstände aus den Märchen der Gebrüder Grimm allgegenwärtig sind. Wenn man nicht aufpasst, wird man vom Knüppel aus dem Sack erschlagen, Taschentücher spenden Goldmünzen und auf Reisen sorgt ein magischer Teller für einen vollen Magen. In diese Welt hat sich Jacob Reckless nach dem Verschwinden seines Vaters zurückgezogen. Er arbeitet dort als Schatzsucher, der im Auftrag reicher Goyls, Menschen oder Zwerge märchenhafte Artefakte aufstöbert. Als sein Bruder Will droht, zum Goyl zu versteinern, macht er sich auf die Suche nach etwas, das die Versteinerung rückgängig macht.
Während Will einen offenen und herzlichen Eindruck macht, wirkt Jacob in sich gekehrt und ein wenig eigenbrödlerisch, jedoch keinesfalls unsympathisch. Ganz im Gegenteil, er ist ein typischer großer Bruder, der sich immer schützend vor den Jüngeren stellt, und das macht ihn zum echten Sympathieträger. Allerdings bleibt er die ganze Geschichte über ziemlich undurchsichtig und geheimnisvoll. Es werden einige Geschehnisse, die Jacob in der Vergangenheit widerfahren sind, kurz angerissen, jedoch nicht aufgelöst, wahrscheinlich, weil sie in den nachfolgenden Bänden noch eine Rolle spielen werden.
Mit Clara konnte ich leider nicht sonderlich viel anfangen, sie blieb das ganze Buch über oberflächlich und nicht greifbar für mich. Dafür hat mich Fuchs umso mehr begeistert. Mit ihr hat die Autorin einen fantastischen, ungewöhnlichen Charakter geschaffen, dem wir hoffentlich in den folgenden Büchern noch häufiger begegnen werden.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, einmal aus der der Menschen, Jacob, Will, Clara und Fuchs, sowie aus der der Goyls, überwiegend aus der des Generals Hentzau. Somit bekommt der Leser mit, was auf beiden Seiten passiert bis die Handlungsstränge schließlich zusammengeführt werden. Die Kapitel sind kurz, teilweise nur 1 ½ bis 2 Seiten lang, so dass man das ein oder andere Kapitel auch mal schnell zwischendurch lesen kann. Allerdings konnte ich mich, einmal angefangen, nur schwer wieder von diesem Buch lösen, so sehr hat die „Welt hinter den Spiegeln“ mich von der ersten Seite an gefangen genommen und in ihren Bann gezogen. Durch den philosophisch angehauchten, manchmal fast schon poetischen Schreibstil musste ich mich beim Lesen jedoch konzentrieren um alles zu verstehen und nichts zu überlesen. Für jüngere Jugendliche könnte dieses Buch daher schwer zu verstehen sein.
Für mich hätte „Reckless“ gerne noch 200 bis 300 Seiten mehr haben können, das Lesevergnügen war viel zu schnell vorbei. Bleibt nur zu hoffen, dass Cornelia Funke sich mit der Fortsetzung beeilt und es bald Neues von Jacob und Will gibt.