Reckless Steinernes Fleisch - Cornelia Funke

  • Inhalt:
    Zwölf Jahre ist es Jacob Reckless gelungen, die „Welt hinter dem Spiegel“ vor seinem jüngeren Bruder Will zu verbergen, doch ein einziger Augenblick der Unachtsamkeit genügte, dass Will ihm folgte und von einem Goyl angegriffen wurde. Durch diesen Angriff beginnt er, Stück für Stück zu versteinern. Verzweifelt machen sich die Brüder Reckless gemeinsam mit Wills Freundin Clara und der Gestaltwandlerin Fuchs auf die Suche nach einem Heilmittel – doch die Suche ist nicht ungefährlich und der Preis für eine Heilung hoch.


    Die Autorin:
    Cornelia Funke, Jahrgang 1958, deutsche Kinder- und Jugendbuchautorin, die mit ihren Fantasyromanen die internationalen Bestsellerlisten stürmt. Ihre Bücher wurden in 37 Sprachen übersetzt. Nach der erfolgreichen „Tintenwelt“ – Trilogie ist „Reckless Steinernes Fleisch“ der Auftakt zur nächsten großen Romanreihe.


    Meine Meinung:
    Großartig – das ist das Erste, was mir zu diesem Buch einfällt. Cornelia Funke ist mit „Reckless“ der grandiose Auftakt zu einer hoffentlich ebenfalls grandiosen Reihe gelungen, die sicherlich ähnlich erfolgreich wie die „Tintenwelt“ sein wird. Sie nimmt uns mit auf eine Reise in die „Welt hinter den Spiegeln“, in der die Gegenstände aus den Märchen der Gebrüder Grimm allgegenwärtig sind. Wenn man nicht aufpasst, wird man vom Knüppel aus dem Sack erschlagen, Taschentücher spenden Goldmünzen und auf Reisen sorgt ein magischer Teller für einen vollen Magen. In diese Welt hat sich Jacob Reckless nach dem Verschwinden seines Vaters zurückgezogen. Er arbeitet dort als Schatzsucher, der im Auftrag reicher Goyls, Menschen oder Zwerge märchenhafte Artefakte aufstöbert. Als sein Bruder Will droht, zum Goyl zu versteinern, macht er sich auf die Suche nach etwas, das die Versteinerung rückgängig macht.
    Während Will einen offenen und herzlichen Eindruck macht, wirkt Jacob in sich gekehrt und ein wenig eigenbrödlerisch, jedoch keinesfalls unsympathisch. Ganz im Gegenteil, er ist ein typischer großer Bruder, der sich immer schützend vor den Jüngeren stellt, und das macht ihn zum echten Sympathieträger. Allerdings bleibt er die ganze Geschichte über ziemlich undurchsichtig und geheimnisvoll. Es werden einige Geschehnisse, die Jacob in der Vergangenheit widerfahren sind, kurz angerissen, jedoch nicht aufgelöst, wahrscheinlich, weil sie in den nachfolgenden Bänden noch eine Rolle spielen werden.
    Mit Clara konnte ich leider nicht sonderlich viel anfangen, sie blieb das ganze Buch über oberflächlich und nicht greifbar für mich. Dafür hat mich Fuchs umso mehr begeistert. Mit ihr hat die Autorin einen fantastischen, ungewöhnlichen Charakter geschaffen, dem wir hoffentlich in den folgenden Büchern noch häufiger begegnen werden.


    Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, einmal aus der der Menschen, Jacob, Will, Clara und Fuchs, sowie aus der der Goyls, überwiegend aus der des Generals Hentzau. Somit bekommt der Leser mit, was auf beiden Seiten passiert bis die Handlungsstränge schließlich zusammengeführt werden. Die Kapitel sind kurz, teilweise nur 1 ½ bis 2 Seiten lang, so dass man das ein oder andere Kapitel auch mal schnell zwischendurch lesen kann. Allerdings konnte ich mich, einmal angefangen, nur schwer wieder von diesem Buch lösen, so sehr hat die „Welt hinter den Spiegeln“ mich von der ersten Seite an gefangen genommen und in ihren Bann gezogen. Durch den philosophisch angehauchten, manchmal fast schon poetischen Schreibstil musste ich mich beim Lesen jedoch konzentrieren um alles zu verstehen und nichts zu überlesen. Für jüngere Jugendliche könnte dieses Buch daher schwer zu verstehen sein.
    Für mich hätte „Reckless“ gerne noch 200 bis 300 Seiten mehr haben können, das Lesevergnügen war viel zu schnell vorbei. Bleibt nur zu hoffen, dass Cornelia Funke sich mit der Fortsetzung beeilt und es bald Neues von Jacob und Will gibt.

  • Die Vorfreude auf „Reckless“ war immens und somit das Risiko, enttäuscht zu werden, groß – nun, nach Lektüre des Buches, muss gesagt werden: die Vorfreude war nicht gänzlich umsonst, enttäuscht bin ich dennoch.


    Cornelia Funke wirft den Leser ohne Umschweife ins Geschehen: hinein in die Märchenwelt hinter dem Spiegel, in der es von Fabelwesen, lebenden Märchen und versteckten Schätzen nur so wimmelt. Die Welt ist finster, bevölkert von Krieg und von Goyls, doch Jacob, der Hauptprotagonist, hat sich dennoch in ihr verloren. Sein halbes Leben lang befindet er sich nun schon in der Märchenwelt hinter dem Spiegel, gehört mittlerweile zu den bekanntesten Schatzjägern und ist vor allen Gefahren gewappnet. Bis ihm eines Tages sein kleiner Bruder Will durch den Spiegel folgt …


    Die einzelnen Figuren sind wie immer liebevoll gezeichnet; sei es Fuchs, die sich heimlich oder weniger heimlich in Jacob verliebt hat oder Will, der sich von einem gutmütigen Jungen in einen kaltherzigen Goyl wandelt. Originell ist ohne Frage auch die Einbindung der einzelnen Märchen – mal ist es ein Lebkuchenhaus einer kinderfressenden Hexe, mal ein verzaubertes Rapunzelhaar. Doch gemessen an die doch sehr begrenzte Seitenzahl (große Schriftgröße, viele Illustrationen: effektiv also wohl sogar unter 300 Seiten!) war mir das Ganze doch etwas überladen.
    Die Handlung als solche ist spannend, vor allem das Ende kann überraschen, doch zumindest ich war nie voll und ganz gefesselt. Das mag an den mitunter doch sehr kurzen Kapiteln gelegen haben, vielleicht auch an Funkes Schreibe. Sie hat ganz gewiss einen schönen Schreibstil, aber für meinen Geschmack übertreibt sie dann doch manchmal mit Bildern und Vergleichen. Weniger wäre da- genauso wie bei den Märcheneinflechtungen – mehr gewesen.


    Aufgrund der kurzen Kapitel und des insgesamt doch sehr schmalen Umfang des Buches kam in mir doch immer wieder die Vermutung auf, dass „Reckless“ eine Filmvorlage sein soll – nicht an den Haaren herbeigezogen, wenn man beachtet, dass Cornelia Funke das Buch zusammen mit Lionel Wigram (Filmproduzent von u.a. Harry Potter) geschrieben hat. Immerhin verliert sich Funke allzu oft in Beschreibung der Umgebung und Märchenfiguren und seltener im Seelenleben ihrer Figuren. Dadurch – trotz oder vielleicht gerade wegen der vielen Perspektivwechsel – fehlt einiges an Tiefe.
    So hatte ich doch ab und an das Gefühl, eine schön geschriebene Drehbuchvorlage, als einen richtigen Roman zu lesen.



    Alles in allem ist „Reckless“ nett, viel mehr leider nicht. Gute Einfälle, schönes Ende, tolle Sprache, all das reicht aber nicht, um die Schwächen auszugleichen. Im Vergleich zu „Tintenherz“ zieht Funkes Neuester ganz klar den Kürzen, fehlt ihm doch einiges an Tiefe.
    Potential für eine schaurig-schöne Trilogie ist aber definitiv gegeben.



    8/10

  • Zitat

    Original von AsterLundgren


    Aufgrund der kurzen Kapitel und des insgesamt doch sehr schmalen Umfang des Buches kam in mir doch immer wieder die Vermutung auf, dass „Reckless“ eine Filmvorlage sein soll – nicht an den Haaren herbeigezogen, wenn man beachtet, dass Cornelia Funke das Buch zusammen mit Lionel Wigram (Filmproduzent von u.a. Harry Potter) geschrieben hat. Immerhin verliert sich Funke allzu oft in Beschreibung der Umgebung und Märchenfiguren und seltener im Seelenleben ihrer Figuren. Dadurch – trotz oder vielleicht gerade wegen der vielen Perspektivwechsel – fehlt einiges an Tiefe.
    So hatte ich doch ab und an das Gefühl, eine schön geschriebene Drehbuchvorlage, als einen richtigen Roman zu lesen.


    Hm, ich glaube, hätten sie ein Drehbuch geschrieben hätten sie z.B. kaum einen Palast an die Decke gehängt oder? Das wird sicher nicht so leicht umzusetzen sein. :-)

  • Zitat

    Hm, ich glaube, hätten sie ein Drehbuch geschrieben hätten sie z.B. kaum einen Palast an die Decke gehängt oder? Das wird sicher nicht so leicht umzusetzen sein. :-)


    Auch wieder wahr. ;-) Aber mit ein bisschen CGI ist das doch schnell gemacht - und da der Film anonsten keine allzu ausgefallenen Settings hat (Wald, Lebkuchenhaus, Höhle, Palast) dürften die Kosten zumindest nicht in astronomische Höhen abdriften.


    edit: da fällt mir gerade auch ein, dass Lionel Wigram auf C. Funke zugeangen ist und sie danach fragte, ein Drehbuch für einen Nussknackerfilm zu schreiben. Sie war nicht abgeneigt, hat die Idee aber dann doch verworfen, da durch Zufall bereits eine andere Produktionsfirma einen Nussknacker-Film in der Schmiede hatte. Stattdessen hat sie für/mit Lionel dann "Reckless" geschrieben.

  • @AsterLindgren Danke für deine Rezi so etwas ähnliches dachte ich mir schon und nachdem mich die Tintenwelt schon nicht überzeugen konnte lasse ich dann lieber Frau Funke Funke sein ;-)


    Ich lese gerade mit Junior Der Herr der Diebe da fand ich Frau Funke`s Schreibstil gut. Aber je mehr sie gelobt wurde desto schlechter wurden ihre Bücher (meine persönliche Meinung)

  • Um das Buch schleiche ich auch schon ein bisschen herum. Aber ich bin mir noch nicht ganz schlüssig ob das was für mich ist. Ich habe nur den ersten Band der Tintenwelt-Reihe gelesen. Am Anfang war ich gefesselt und gegen Ende zeichnete sich immer mehr Enttäuschung ab. Auf die anderen Bände habe ich daher verzichtet.

  • Zitat

    Original von schnatterinchen
    @AsterLindgren Danke für deine Rezi so etwas ähnliches dachte ich mir schon und nachdem mich die Tintenwelt schon nicht überzeugen konnte lasse ich dann lieber Frau Funke Funke sein ;-)


    Wobei ich noch mal betonen will, dass "Reckless" durchaus nicht schlecht ist und ich bin mir auch sicher, dass viele das Buch lieben werden. Aber da dir schon die Tintentrilogie nicht gefallen hat - und ich diese weitaus stärker fand - würde ich dich jetzt zu keinem Buchkauf zwingen wollen. ;-)

  • Zitat

    Original von kristna
    Es soll glaube ich eine Triologie werden wie Tintenherz.


    Ich habe gestern zufällig die Buchvorstellung im Radio gehört und da wurde von einer Tetralogie gesprochen. In den nächsten Bänden soll es dann um französische, russische und ? Märchen gehen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • KLAPPENTEXT:
    Es waren einmal
    hinter dem Spiegel
    in ener Welt voller Zauber und Gefahren
    zwei Brüder,
    von denen der eine auszog
    den anderen zu retten.


    Beeil dich Jacob Reckless,
    der Stein wächst schnell.


    Hinter dem Spiegel der Familie Reckless liegt eine geheimnisvolle Welt, eine Welt, von der nur Jacob etwas weiß. Eine Welt, in der sein Vater verschwunden ist, als er selbst noch ein Kind war. Immer öfter flüchtet er sich dorthin, doch eines Tages folgt ihm sein Bruder Will und wird dort von einem Goyl verletzt. Nun beginnt auch bei ihm die Haut zu Stein zu werden, er droht zu einem Goyl zu werden, da um zu kämpfen und zu töten und seine Vergangenheit zu vergessen. Das kann Jacob unmöglich zulassen und ein Wettlauf gegen dunkle Mächte beginnt...


    ZUR AUTORIN:
    Autorin Cornelia Funke gehört schon seit langem zu einer der erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen, wobei sie selbst sagt, dass die besten Geschichten diejenigen sind, die "Kinder ihren Eltern, oder Großeltern ihren Enkeln vom Nachttisch mopsen". Zu ihren bekanntesten Büchern gehören unter anderem die Tintenwelt-Trilogie, die Mädchen-Reihe "Die wilden Hühner" oder auch "Drachenreiter". Einige ihrer Bücher wurden sogar bereits verfilmt.


    EIGENE MEINUNG:
    Das schönste an Funke Büchern ist die Liebe zum Detail mit denen die Autorinnen nicht nur ihre Hauptfiguren, sondern auch ihre Nebenfiguren zum Leben erweckt. Schon in der Tintenwelt war ich begeistert von all den kleinen Nebenrollen, die so wunderbar ausgeschmückt und fantasievoll erzählt wurden. Auch in Reckless kreirt sie wieder so liebevoll kleine und große Figuren, so dass man sich diese nicht nur sehr genau vorstellen, sondern sich auch ohne Probleme in sie hineinversetzen kann.
    Genau so geht es dem Leser mit der Welt hinter dem Spiegel. Cornelia Funke hat so eine grandiose Schreibe, dass man das Gefüh hat zwar nicht durch einen Spiegel, aber durch Buchseiten in eine ganz andere Welt gelangt zu sein. Eine Welt voller Dinge, die man aus Märchen kennt und die man eigentlich gern selbst besitzen würde. Würde in der Welt hinter dem Spiegel nicht ein unerbittlicher Kamf zwischen der Kaiserin und den Goyls herrschen, dann würde ich glatt mal schauen, ob ich nicht durch meinen Spiegel auch hineingelangen kann, denn ich bin ganz verzaubert davon.
    Die Hauptfiguren sind so toll und liebenswert. Der sanfte Will und sein mutiger Bruder Jacob, die schöne und tapfere Clara und ganz besonders mochte ich Gestaltwandlerin Fuchs, die für Jacob ihr Leben riskieren würde. Aber auch die "Bösen" sind faszinierend. Egal ob Goyls oder die Feen, von denen man nie so genau weiß, welche von ihnen jetzt gut oder böse ist und welcher von ihnen man wirklich trauen kann. Kann man überhaupt einer von ihnen trauen?
    Ich kann es kaum erwarten Jacob Reckless auf sein nächstes Abenteuer zu begleiten, wenn er als Schatzsucher Dinge suchen muss wie das Tischlein-deck-dich oder die goldene Kugel aus dem Märchen der Froschkönig. Wenn er mutig seine Freunde verteidigt, sich mit Schneckenschleim unsichtbar macht oder einen gerissenen Zwerg austrickst.
    Ein wunderbares Jugendbuch, das den Leser mitnimmt in eine Welt voller Fantasie und Magie, aus der man jedoch nur allzu schwer wieder entkommen kann....

  • Zitat

    Original von schnatterinchen
    @AsterLindgren Danke für deine Rezi so etwas ähnliches dachte ich mir schon und nachdem mich die Tintenwelt schon nicht überzeugen konnte lasse ich dann lieber Frau Funke Funke sein ;-)


    Schnatterinchen, ich mochte die Tintenwelt auch nicht. Bzw. habe mich durch Tintenherz gequält und es danach sein gelassen. Aber Reckless mochte ich trotzdem!

  • Ich mochte die Tintenwelt-Romane sehr gern, aber ich bin mir noch unsicher, ob ich mir dieses Buch kaufen möchte.
    Einerseits ist das Thema: Spiegelwelt in Verbindung mit Märchen recht interessant, aber die Beschreibung langweilt mich...

  • Meine Meinung: Jacob ist einsam. Er vermisst den verschwundenen Vater und geht jeden Abend in sein verlassenes Arbeitszimmer. Als er entdeckt, dass der Spiegel, der sich dort befindet, das Tor zu einer anderen Welt ist, begibt er sich hinein und kehrt nur noch ab und zu zurück, um auf seinen jüngeren Bruder Will aufzupassen.
    Zwölf Jahre kann er Will den Eintritt in diese geheimnisvolle Welt verschweigen, doch dann eines Tages, folgt ihm Will und auch dessen Freundin Clara ist dabei.Es gibt Zwerge, gute und grausame Feenwesen, böse Könige und sehr sehr viele Gefahren, die die Brüder bedrohen. Als Will von den unheimlichen Goyle, einer Art Steinmenschen, verletzt wird, verwandelt sich seine Haut langsam in Stein und nur Jacob kennt die Rettung. Zusammen mit Clara und Fuchs, seiner langjährigen Freundin macht er sich auf, um seinen Bruder vor einem unbarmherzigen Schicksal als Jadegoyle zu bewahren.


    Ich war sehr gespannt auf dieses Buch. Die Werbung, die es als „Das Buch des Jahres“ bezeichnete und der Name der Autorin versprachen ein Lesehighlight im Sinne der Tintenwelt-Bücher. Vielleicht ist es so, dass die Erwartung dadurch allzu hoch war und die Enttäuschung vorprogrammiert – für mich war es ein nett zu lesendes Buch, aber nicht mehr und nicht weniger.
    Schon der Beginn wirkt dünn, denn nach der Entdeckung, dass der geheime Spiegel in eine andere Welt führt, gibt es einen Zeitsprung und es sind zwölf Jahre vergangen. Zwölf Jahre, in denen Jacob dort zu einem berühmten Abenteurer und Schatzsucher geworden ist und in denen er zusammen mit Fuchs, einer Gestaltswandlerin viel erlebt hat. Immer wieder werden Andeutungen auf diese Zeit eingestreut, doch jedes Wort über die Vergangenheit zeugt von einer eigenen Geschichte, die dem Leser das Gefühl gibt, ausgeschlossen gewesen zu sein, oder hier einen zweiten oder dritten Teil einer Reihe zu lesen und den Anfang verpasst zu haben.
    Das Buch ist wunderschön illustriert und sehr großzügig mit großem Zeilenabstand gesetzt und es ist, als würden sich zwischen diesen Zeilen all die Abenteuer verbergen, die Jacob ohne den Leser erlebt hat…
    Die Hauptfiguren sind gut gezeichnet, trotzdem fehlt hier die Tiefe, die man von den anderen Büchern der Autorin kennt. Die Handlung ist spannend, keine Frage, doch auch hier hatte ich den Eindruck, alles wäre recht schnell und flüchtig dahin geschrieben, was wirklich schade ist, denn auf jeder Seite entdeckt man das große, aber leider verschenkte Potential.


    Mein Fazit: Mit "Reckless" reicht Cornelia Funke nicht an ihre gewohnte Qualität heran. Sie hat schon oft gezeigt, dass sie es besser kann. Trotzdem findet man hier ein nettes und spannendes Abenteuer, sollte aber keine Vergleiche zu den anderen Büchern der Autorin anstellen.

  • Kurzbeschreibung:
    Jahrelang ist es Jacob Reckless gelungen, im Zimmer seines verschwundenen Vaters unbeobachtet die Hand auf den Spiegel zu legen und so ins märchenhafte Reich dahinter zu gelangen. Dort hat er als erfolgreicher Schatzjäger unter anderem im Dienst der Kaiserin gearbeitet, ist dem Schuh von Aschenputtel ebenso hinterher gejagt wie dem Tischlein deck dich, dem Knüppel aus dem Sack oder dem Goldenen Ball, der jeden in sich hineinzuziehen vermag, der ihn berührt. Und er hat erfahren, dass sein Vater mit seinen Erfindungen den grausamen Goyls bei ihrem Kampf gegen die Menschen geholfen hat: jenen seelenlosen Wesen also, deren Haut (und Herz) aus Stein besteht.
    Jetzt aber ist Jacobs jüngerer Bruder Will dem Schatzjäger ins geheimnisvolle Reich hinter dem Spiegel gefolgt – und gerät dadurch in tödliche Gefahr. Plötzlich droht er selbst zu einem Goyl zu werden: mit einer Haut aus Jade. Der Jade-Menschengoyl aber soll mit einer ungeheueren Macht ausgestattet sein, die sich der Goyl-Herrscher Kami’en zunutze machen könnte, um endgültig über die Menschen zu siegen. So jedenfalls hat es die Dunkle Fee erträumt, die an der Seite Kami’ens herrscht. Und während Jacob mit Wills Freundin Clara und der Gestaltenwandlerin Fuchs verzweifelt versucht, den Verfall von Wills fleischlicher Haut in Jade aufzuhalten, ist Will längst als Leibwächter des Goyl-Königs eingeplant. Eine unerbittliche Jagd gegen die Zeit beginnt, die Jacob kaum gewinnen kann...


    Zur Autorin:
    Cornelia Funke, eine der bekanntesten deutschen Autorinnen von Kinder- und Jugendliteratur, hat erst nach einer Ausbildung zur Diplom-Pädagogin und einem anschließenden Grafikstudium angefangen zu schreiben. Texte zu Bilderbüchern, Bücher zum Vorlesen, für Leseanfänger und Leseratten entstanden und wurden zum größten Teil auch von ihr selbst illustriert; einige ihrer Romane sind Familienbücher im besten Sinne. Zu großen internationalen Erfolgen wurden "Herr der Diebe", "Drachenreiter" sowie die "Tintenwelt"-Trilogie: "Tintenherz", "Tintenblut" und "Tintentod". Auch Ehrungen und Preise gibt es für Cornelia Funke nicht nur in Deutschland (schließlich sind ihre Bücher inzwischen in mehr als 40 Sprachen erschienen), Verfilmungen sind geplant und realisiert, und ihre Fans warten stets sehnsüchtig auf das jeweils nächste Buch und sorgen dann für den Sprung auf die Bestsellerlisten. Cornelia Funke lebt mit ihrer Familie in Los Angeles, Kalifornien.


    Sie waren beide da: der Fremde aus der Höhle, dessen Kälte sie immer noch wie Gift auf der Zunge schmeckte, und der andere, der vor dem Zimmer seiner Mutter auf dem Krankenhauskorridor gestanden und ihr jedes Mal, wenn sie vorbeiging, zugelächelt hatte. Will. Sie vermisste ihn so sehr. (Seite 162)


    Rezension:
    Leider konnte mich Cornelia Funke mit ihrem neuen Trilogie-Auftakt "Reckless: Steinernes Fleisch" nicht überzeugen. Das Grundthema an sich ist interessant, nur bei der Ausführung gibt es einiges zu bemängeln, vor allem störte mich gleich zu Beginn, dass ein Zeitsprung von sage und schreibe zwölf Jahren erfolgt. Als Jacob entdeckt, dass er durch den geheimnisvollen Spiegel seines Vaters in ein Märchenreich gelangen kann, ist er noch ein Kind, aber die eigentliche Handlung setzt erst zwölf Jahre später ein, in der von der Vergangenheit und Jacobs Reisen in das Märchenreich nur andeutungsweise gesprochen wird, was ich sehr schade finde, denn gerade das wäre für mich als Leser der geeignete Einstieg für Band 1 gewesen.


    Die Handlung selbst schreitet recht schnell voran, sie ist spannend, keine Frage, aber nicht herausragend. Die Figuren bleiben recht blass und nicht sehr aussagekräftig, es war keine Person dabei, mit der ich mich als Leser identifizieren konnte. Es gibt die Guten und die Bösen, aber von Cornelia Funke bin ich von "Tintenherz" doch eine andere, bessere Charakterzeichnung gewohnt.


    Das Ende des Buches bleibt relativ offen gehalten, was bei einer Trilogie auch nicht verwundert. Man sollte ja nicht mit anderen Werken vergleichen, doch bleibt dies zwangsläufig nicht aus: "Reckless: Steinernes Fleisch" kann meines Erachtens leider nicht mit dem "Tintenherz"-Auftaktband konkurrieren und bleibt hinter diesem erzählerisch zurück. Da wäre für den ersten Band einer neuen Reihe wesentlich mehr drin gewesen.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover ist vorwiegend in Schwarz gehalten, in der Mitte befindet sich ein silberner, reich verzierter Rahmen, in dem man ein jadefarbenes Steingesicht mit bernsteinfarbenen Augen sieht. Großflächige Schwarz-Weiß-Illustrationen zieren die Kapitelanfänge, ein Lesebändchen wurde beigefügt.


    Fazit: Cornelia Funke kann meiner Meinung nach leider nicht das halten, was ich mir von ihrem neuen Buch erhofft hatte. Trotz allem ist die Geschichte spannend und die Grundidee interessant. Ich vergebe ein "Kann gelesen werden, muss aber nicht".


    Wertung: 3 von 5 Punkten

  • Den bisher überwiegend nicht ganz so begeisterten Kommentaren hier schließe ich mich an:
    Ich mag die Tintentrilogie (Staubfinger, hach) sehr und ganz besonders die Teile, die in der Tintenwelt spielen. Auf eine ähnlich liebevoll gezeichnete Parallelwelt hatte ich mich hier gefreut und auf eine Geschichte, die nicht immer nur vorwärts drängt, sondern ihren Charakteren den Raum lässt, zum Leben zu erwachen.
    Während ich die Idee einer magischen, düsteren Welt, in der man auf Schritt und Tritt über Märchenfiguren und -motive stolpert, toll finde und ich auch nichts gegen den Plot einzuwenden habe, sind die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander mir kaum nahe gegangen - vielleicht mit Ausnahme von "Fuchs", die man einfach gern haben muss. Die Geschichte rauscht beim Lesen schnell vorbei - kein Kapitel, in dem es mal nur um die "innere" Entwicklung der Dinge gegangen wäre.
    Man sieht schon förmlich die einzelnen Filmszenen vor sich - schaade, aber hier wurde (wie Ihr schon vor mir festgestellt habt) ein enormes Potential verschenkt.
    Lesen werde ich die Folgebände aber schon..Frau Funke kriegt gerne noch eine Chance.


    edit: und natürlich danke für die Rezis, das geht ja hier richtig flott!

    Liebe Grüße vom Eulengrünschnabel Melesa


    :flowers Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.


    Ich will auch einen SUB! :-)

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