Stuttgart 21 : Demo um der Demo willen?

  • Wikipedia-Information
    Der SPIEGEL nimmt Partei.
    Die ZEIT gibt auch den Grünen das Wort.


    Mich dünkt die Diskussion über einen neuen Bahnhof am Rande des Universums ein wenig überdreht: Tatsächlich demonstrieren Woche für Woche zigtausende in der beschaulichen Schwabenmetropole (nennen das "Montagsdemonstrationen"!) und die 286 Bäume am Biergarten nebenan werden behockt von angeketteten Weltrettern (jetzt geräumt).


    Atomares Endlager? Die Stimmung schlägt danach aus! Ohne Witz. :fetch


    Fakt ist: Mit mehreren Milliarden (Planung: 2,9) Investitionsvolumen aus verschiedenen Töpfen soll ein unterirdischer, moderner Bahnhof und einige hundert km Gleiskörper entstehen. An sich müsste das ja leiser, sauberer, besser, neuer sein.


    Satt ein Quadratkilometer Gleise würde verschwinden, bebaut und begrünt werden (mit etwas mehr Bäumen, als man jetzt fällen würde).


    Allerdings, sagen fiese, bösartige, missmutige Zeitgenossen (z.B. ich), würden dann neue Grundstücke auf die Immo-Preise im Zentrum und auf den Nobellagen drücken (denn wo kein Bahnkrach, da Baugrund interessanter).
    Da heult der am Rande der Armut vegetierende Hausbesitzer in der 1a-Lage: Statt 100.000 Miete gibts dann nur noch 90.000 oder weniger. Euro. Pro Monat. Okay, 100m², den Telefonshop, kannst auch schon für 8.000 im Monat mieten - aber auch hier droht dem Inhaber eventuell ein Tausender Verlust ...
    (Okay, vielleicht zu hoch gegriffen, aber nicht viel: die Kaufhäuser latzten 1990 in Pforzheim für 400m² - größere Boutique- in 1a-Lage 22.000 DM, und Pforzheim (Wohnort von Mappus) ist wirklich ein kleineres Großstädtchen - )


    Dafür gehen die Werte der Arbeiterwohnungen direkt an der alten Bahnlinie hoch: "Scheißele, Herr Eisele!"(Spruch aus der "Pferdle und Äffle-Serie" SWR) - vor ein paar Jahren für peanuts verjodelt, werden das Superwohnlagen.


    Gut, kann aber auch sein, die Bäume sind unersetzlich und es hausen zwischen den Gleisen irgendwelche heiligen Kühe, Kakteen von einzigartiger Einzigartigkeit, Plattitüden und Pleonasmen wie man sie sonst in freier Natur ... :rofl


    Tut mir leid, die Diskussion ist sehr einseitig anti und man wagt kaum noch zu fragen, wogegen denn auf und unter den Bäumen so heftig demonstriert wird.

  • Ich versteh das auch nicht... Gut, ich komm aus Berlin, wo sie ja auch erst so ein kombiniertes Shopping-Fernverkehrs-Monstrum erbaut haben. Aber so ein Durchgangsbahnhof ist doch auch nützlich und dann kann der Verkehr eigentlich viel schneller abgewickelt werden als bei einem Kopfbahnhof, wo man immer erst rückwärts wieder rausfahren muss...


    Wo man hätte aufhalten und protestieren sollen, ist bei dem Citytunnel-Projekt hier in Leipzig, das braucht kein Mensch. Alles ist gut mit der Straßenbahn erschlossen, Hauptbahnhof ist in der Innenstadt. Wozu dann noch ne U-Bahnß (Die, soweit ich weiß, grade mal 4 Stationen oder so hat)

  • Also ich meine, dass es genügend Gründe gibt, weshalb man demonstrieren sollte. Natürlich gegen Stuttgart 21 und nicht für.


    Zunächst ist es zweifelhaft und umstritten, dass der neue Bahnhof einen nennenswerten Vorteil hat.


    Hinzu kommt die Kostenfrage. Meines Wissens nach, hoffentlich verzettel ich mich da jetzt nicht, rechnet man mit etwa 9-11 Milliarden Euro! Für ein Bahnhof, der eventuell keinen Vorteil hat.


    Dann geht es weiter: Funktioniert ein solcher Bahnhof in dieser Stelle nach den jetzigen Bauplanungen überhaupt? Auch das ist umstritten. Denn der neue Bahnhof soll angeblich in einer Art Senke liegen und das hieße, dass die ICEs und ähnliche Züge schon sehr weit vor dem Bahnhof stark abbremsen müssten. Auch soll der Bahnsteig nur sehr knapp bemessen worden sein (irgendetwas mit 1-2 Meter an einigen Stellen). Auch teilen sich S-Bahn und ICE die selben Gleisen. Das hieße, wenn nur ein einziger Zug im Bahnhof Verzögerungen hat, bzw. einen Defekt hat, hat das Auswirkungen auf alle anderen Züge, egal ob S-Bahn oder ICE.


    Da S-Bahn und ICE nun die Gleisen teilen soll das Ein- und Aussteigen angeblich nur noch höchsten 2 Minuten dauern. Wer es bis dahin nicht in den Zug geschafft hat, hat Pech.


    Hinzu kommt eben das Fällen der Bäume, welche (ich kann das nicht beurteilen) enorm alt sein sollen und daher schützenswert sein sollen.


    Komisch ist auch das Verhalten des Bahnkonzerns und der Stuttgarter Regierung: Sie legen ganz andere und viel viel viel niedrigere Kostenpläne vor, als das Bundesverkehrministerium (sofern es dieses Ministerium war, bin mir da nicht ganz sicher).


    Das sind alles Dinge, die ich hier aus der Ferne (wohne in Hamburg) wahrnehme. Ich würde mich nicht wundern, wenn es noch dutzende andere Gründe gibt, gegen Stuttgart 21 zu sein.


    EDIT:


    Ein Teil der oben angesprochenen Dinge habe ich aus der Sendung "Eisenbahn-Romantik". Die Episode der Sendung (vom 08.08.) ist noch in der ARD-Mediathek abrufbar.

  • S-Bahnen brauchen doch ganz andere Gleise als DB-Züge oder irre ich mich da? :gruebel Da sind doch die Spurbreiten oder die Stromzufuhr oder irgendwas ganz unterschiedlich...

  • Zitat

    Original von Dori
    S-Bahnen brauchen doch ganz andere Gleise als DB-Züge oder irre ich mich da? :gruebel Da sind doch die Spurbreiten oder die Stromzufuhr oder irgendwas ganz unterschiedlich...


    Jop, hast recht. Habe eben nochmal nachgeschaut:
    Es ist so, dass die ICEs an der Station des Flughafens nun durch S-Bahn-Tunnel fahren werden. Diese seien aber eigentlich nicht dafür vorgesehen, daher musste eine Sondergenehmigung her.


    Ich kann die oben angesprochene Sendung nur empfehlen. Dort kommen manch Sahcen zur Sprache, von dene zumindest ich persönlich noch nichts gehört habe.

  • Zitat

    Original von Piranha
    Also ich meine, dass es genügend Gründe gibt, weshalb man demonstrieren sollte. Natürlich gegen Stuttgart 21 und nicht für.


    Zunächst ist es zweifelhaft und umstritten, dass der neue Bahnhof einen nennenswerten Vorteil hat.


    Hinzu kommt die Kostenfrage. Meines Wissens nach, hoffentlich verzettel ich mich da jetzt nicht, rechnet man mit etwa 9-11 Milliarden Euro! ...

    :bruell


    Seltsam.


    Die Gegner (K21)*von Stuttgart 21 schreiben auf ihrer Homepage was von 4,1 Milliarden (Stand vor 2 Minuten).


    Sie wollen, dass alles bleibt wie es ist und orrntlich modernisiert und renoviert wird. Diese Zukunftsrüstung kostet freilich 3,7 Milliarden (damit die Gleise bleiben).


    Jetzt stellt sich schon die Frage, was diese Gleise schützen, wessen Interessen und wo da das große Sparschwein sein soll: Ich sehe da in den Dimensionen keinen siginifikanten Unterschied.


    * K21, da die Gegner allesamt für einen Kopfbahnhof eintreten, also: Alles überirdisch.
    Mit "überirdisch" ist allerdings nichts Spirituelles gemeint, es sei denn der Underberg
    am Kiosk vor der so schützenswerten hundertjährigen Bahnhofstoilette (ein Biotop) ...


    15 Jahre lang war die SPD f ü r Stuttgart 21. Letzte Woche (8.9.10) kippte das Meinungsbild im Landesvorstand vollständig: Infratest-Umfrage zur Landtagswahl (Ende März 11): SPD bei 21% (-5%) Grüne (K21- und Protest-Leader) 27% (+ 15%)


    :chen Heiße Diskussionen im SPIEGELonline (Artikel gegen S21 in der aktuellen Ausgabe):

    Zitat

    Grundstücksgeschäft:

    Herr Daeschler, Ihre Analyse ist - einmal mehr - genial. Das von Ihnen erwähnte "Grundstücksgeschäft" ist tatsächlich ein Skandal. Wertvolle Gleisflächen sollen einfach so vernichtet werden. Anstatt dessen entstehen Wohnungen und sinnlose Arbeitsplätze. Wenn die Masse dies erst einmal verstanden hat, wird ein Proteststurm ohnegleichen losbrechen.

    :lache


    100ha sind 1km²


  • Ehrlich: Es ist wie bei der Finanzkrise. Bei so vielen Milliarden verliere ich schnell den Überblick :lache


    Ich kann nur so viel zu den Kosten von 4,1 Milliarden sagen: Darin sind keinesfalls alle Kosten drin. Da ich nicht mehr ganz genau weiß, woher ist die Zahl von 9-11 Milliarden habe (sie schwirrte mir im Kopf herum), habe ich mal ganz kurz nachgeschaut, wo ich sie finden kann:


    Exemplarisch ein Artikel aus dem Stern . Aber praktisch in allen anderen Magazinen und Zeitungen steht etwas dazu. Sind zwar nicht genau meine 9-11 Milliarden, aber so ungefährt kommt das hin.


    Habe auch gerade deinen Link von K21 angesehen. Zumindest in der Rubrik "Die Kostenlüge" wird Stellung zu den 4,1 Milliarden genommen und diese Kosten als "rein politische Zahl" abgetan, weil diese so nicht stimmen würde. Die K21 sagt eindeutig, dass es mehr als nur diese 4,1 kosten wird.

  • Laut STERN kostet der Bahnhof 4,1 Mrd. unterirdisch (der Schempes aufgeputzt, aber die ökologisch wertvollen Gleise gerettet: 3,7 ).


    Neubau unterirdisch : 4,1 Mrd. Ökorettung (alles wie jetzt) : 3,7 Mrd.


    Dazu kommt noch eine NEUBAUSTRECKE mit weiteren 2,9 Mrd, die sich die Gleisretterfraktion schenkt. Könnten also 2,9 Mrd. versoffen werden. 271 Euro pro Kopf in Baden-Württemberg! Das gibt vom Baby bis zum Tattergreis satte 3 Promille und ne Tüte Pommes dazu. Obendrein bleibt uns der Underberg ab alten Bahnhofskiosk!


    "Realistisch" so der STERN seien für die Neubaustrecke über 12 Mrd. - damit allerdings würden Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis mehr stehen.



    Na also. Wenn der STERN das so ausrechnet. :bier

  • Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was diese Zahlenspielerei soll.


    Du nennst hier nur die von der Deutschen Bahn genannten Kosten, die so mit höchster Wahrscheinlichkeit niemals eingehalten werden können. Dies steht auch im Stern so drin.


    Stuttgart 21 kostet der DB (!) zufolge 4,1 Mrd. Diese Rechnung können jedoch weder Verkehrsberater Vieregg & Rößler, noch der Bundesrechnungshof nachvollziehen. Erstere sprechen von eher 6,3 Mrd, letzteres von 5,3 Mrd Kosten NUR für Stuttgart 21.


    Auch die Neubaustrecke, ohne die das Stuttgart 21 Projekt nicht funktionieren würde, kostet nicht die von dir genannten 2,9 Mrd Euro. Auch das sind lediglich DB (!) Rechnungen. Vieregg & Rößler gehen hier von MINDESTENS 5,3 Mrd Euro Kosten aus. Realistisch seien 10 Mrd. Realistisch (!), also noch nicht mal das Maximale.


    Daher finde ich es ziemlich blauäugig, dass du nur die offiziellen Kostenrechnung der DB als Maßstab nimmst.


    Und da Stuttgart 21 und die Neubaustrecke unweigerlich zusammengehören, kostet das gesamte Vorhaben in der niedrigsten Berechnung 10,6 Mrd.


    Und das Wesentliche: Experten haben erhebliche Zweifel, ob S21 überhaupt einen größeren Nutzen hat, als eine Aufpolierung der alten Anlagen. Einige sehen sogar große Sicherheitsmängel im S21 Projekt.

  • Das ganze kostet ein Drecksgeld und die Frage ist, ob das in irgendeinem Verhältnis zum vermuteten Nutzen steht. Spielt nicht auf ganz anderen Bahnstrecken die Musik als auf Stuttgart - Ulm?


    Und dann gibt's Horrorszenarien, was die bautechnischen und geologischen Aspekte angeht.
    http://de.wikipedia.org/wiki/S…e_und_geologische_Aspekte
    Als Laie kannste das nicht wirklich beurteilen, es klingt halt erschreckend.


    Vielleicht versinkt Stuttgart erst im Finanz- und dann im Erdloch. Könnte mir Wurscht sein, ich wohne auf den Fildern. Aber ich arbeite hier. Das Firmengebäude wird auch untertunnelt. Will ich, dass mir der Laden unterm A*** zusammenkracht?


    Ich geh nicht auf die Barrikaden deswegen, ich fürchte nämlich, es ist eh längst alles geschwätzt. Die Verantwortlichen rudern nicht zurück, selbst wenn klar ist, dass hier wirklich alles in eine Grube kracht. Wenn es so weit ist, sind die schon mit 'ner fetten Pension in der Toscana. Oder auf den Bahamas.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von Piranha
    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was diese Zahlenspielerei soll.


    Du nennst hier nur die von der Deutschen Bahn genannten Kosten, die so mit höchster Wahrscheinlichkeit niemals ...., kostet das gesamte Vorhaben in der niedrigsten Berechnung 10,6 Mrd.


    Experten ... Sicherheitsmängel ...


    Äh, ich habe doch 12 Mrd. als Tahl tenannt. Otter?


    Hai, VANDAM, als Stuttgarterin bist du ja "primär"betroffen von dem geplanten Moneten-Endlager.


    Ich bin in jedem Fall dafür, dass Geld ausgegeben wird. Vielleicht könnte man ja als Kompromiss (hallo SPD!) erstmal eine Volksabstimmung dagegen machen, dann die schwäbische Alb mit Palmen bepflanzen, die Donau 50 km verschieben und dann wieder alles rückgängig machen und endlich mal für 7,5 Mrd. die Clos am Hauptbahnhof in einen begehbaren Zustand versetzen und die verdammten Dreckstauben abknallen. :knuddel1
    Superkompromist , oder?

  • Ich les mich grad ein und versuche mir ein Bild zu den letzten Ereignissen zu machen.


    Im Moment bin ich einfach nur erstaunt, wie vorbereitet, die ach so friedlichen Demonstranten sind.
    Da trägt man Fahrradhelme, obwohl man ohne Fahrrad unterwegs ist. Jeder 3. hat eine Taucherbrille dabei (wollten die im Schlossteich schwimmen?), ein paar Leute tragen Protectoren an Armen und Rücken, einige sind Vermummt und fast jeder hat trotz sonigem Wetter Regenschirm oder Plane dabei....
    Sieht der Otto-Normal-User nicht, aber ich frag mich schon, ob ich meine Kinder zu einer Demo mitnehmen muß, für die ich mich mit Körperschutz, Taucherbrille und Planen rüste.... :gruebel

  • Naja, ich finde, dass die Polizei und die Verantwortlichen massiv überreagiert haben.


    "Jeder 3. hat eine Taucherbrille dabei". Naja, ich habe nicht eine einzige Taucherbrille gesehen, aber ehrlich gesagt auch nicht darauf geachtet. Aber selbst, wenn manch einer eine dabei hatte: Es war nie im Leben auch nur annährend jeder dritte.


    Regenschirme? Ja und, was soll das nun aussagen? Als Demonstrant rechnete man wohl mit Wasserwerfereinsätzen. Ist ja keine neue Taktik der Polizei. Regenschirmbesitzer = Radikaler ist völlig absurd. Wer die Bilder gesehen hat, hat auch hunderte alte Menschen mit Regenschirmen gesehen, die nicht wirklich bedrohlich wirkten.


    Außerdem waren die Kinderdemonstrationen angemeldet und genehmigt. Alle Beteiligten (Demonstranten,Politiker und Polizei) wussten das. Das die Polizei gegen Kinder so vorgeht ist einfach skandalös. Wer eine der Begründungen gehört hat, wieso unter anderem auch gegen die Kinder vorgegangen wurde, dem wird ganz anders. Das darf nicht wahr sein.


    Ja, ein paar Demonstranten sind sicher gewaltbereit. Aber man muss die Verhältnismäßigkeit wahren. Laut allen Zeitungen, die ich durchgelesen habe, war es eine äußerst friedliche Demonstration. Und das schreibt nicht nur die TAZ, sondern auch konservative Blätter.


    Was haben sich die Verantwortlichen eigentlich dabei gedacht, an dem Tag Demonstrationen offiziell zuzulassen, an dem die Polizei bestimmte Bereiche für Bauarbeiten absperren will? Ist doch für jeden Laien abzusehen, dass die Gruppen sich in die Quere kommen.


    EDIT:
    Will noch etwas anmerken.



    Die Polizei hat laut Medien Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt, weil sie Sitzblockaden auflösen wollte. Wo ist bitte die Verhältnismäßigkeit? Egal, ob nun Sitzblockaden erlaubt sind, oder nicht. Mit solch einen Vorgehen diese Form des Protestes aufzulösen, ist nicht angebracht.


    Das dort in irgendeiner Form Radikale mit Flastersteinen oder ähnlichen Dingen geworfen haben sollen, kann stimmen. Das weiß ich nicht. Jedoch rechtfertig auch dies nicht das Vorgehen der Einsatzkräfte. Denn immerhin scheinen diese Radikalen in diesem Fall so harmlos gewesen zu sein, dass die Polizei keine großartigen Angaben über verletzte Polizisten machen konnte. Fest steht aber, dass mindestens hundert Demonstranten verletzt wurden, wenn nicht sogar wesentlich mehr.


    "Wenn die Demonstranten sich nicht rechtlich einwandfrei verhielten, "dann kann die Polizei auch mal hinlangen", sagte ein Polizeisprecher."
    Solche Sätze zeigen mir, mit wie viel Feingefühl hier gearbeitet wurde.

  • JaneDoe :
    Die Taucherbrillen & Planen wurden dort von Unterstützern verteilt NACHDEM der Wasserwerfer anrückte.
    Die Meldungen, dass die Demonstranten mit Steinen geworfen hätten, wurden erst aufgebauscht und zwischenzeitlich von offizieller Stelle zurückgenommen.
    Die Schüler-Demo war angemeldet und genehmigt.


    Im Laufe des Abends wurden Lügen erzählt und verbreitet (von wegen, es gäbe einen Fällstopp - der die Leute nach Hause schicken sollte), friedliche Demonstranten wurden zusammengedrängt, eingekesselt und ihnen wurde mehrfach das Licht ausgemacht, ehe man es - da es zu Panik kam und Anrufer die Verantwortlichen bei der Polizei mehrfach an die Katastrophe bei der LoveParade erinnerten -, wieder einschaltete.


    Soweit ist es also mit dem Recht, friedlich zu demonstrieren :help



    Zitat

    Original von Piranha



    Das dort in irgendeiner Form Radikale mit Flastersteinen oder ähnlichen Dingen geworfen haben sollen, kann stimmen. Das weiß ich nicht. Jedoch rechtfertig auch dies nicht das Vorgehen der Einsatzkräfte. Denn immerhin scheinen diese Radikalen in diesem Fall so harmlos gewesen zu sein, dass die Polizei keine großartigen Angaben über verletzte Polizisten machen konnte. Fest steht aber, dass mindestens hundert Demonstranten verletzt wurden, wenn nicht sogar wesentlich mehr.


    Inzwischen sind über 360 Verletzte von den Hilfskräften bestätigt. Polizisten wurden nicht verletzt.

  • Was mich einfach wundert ist wo diese Leute alle waren, als der Stadtrat, der Bund und das Land die Beschlüsse fassten. Das Projekt ist seit Jahren bekannt und umstritten. Das der Protest jetzt- wo alle Messen wirklich gesungen sind so eskaliert ist schlicht irre. Das Politiker, die dem Projekt zustimmten in den entsprechenden Gremien jetzt auf einmal so tun, als wären sie schon immer dagegen gewesen (nein, das hat doch mit der Landtagswahl nichts zu tun- was denkt ihr den!), beweist mir, dass rechtzeitig gemachter Druck vielleicht etwas geändert hätte. Jetzt gibt es alle Baugenehmigungen und die Leute die behaupten friedliche Demonstranten zu sein sind keine Demonstranten, die Einfluss auf eine politische Entscheidung nehmen wollten, sondern Rechtsverletzer, die gegen demokratisch gefällte Entscheidungen mit Rechtsbruch wie Besetzungen vorgehen und damit natürlich genau das erreichen, was sie den Befürwortern vorwerfen- sie treiben die Baukosten gewaltig in die Höhe.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Was mich einfach wundert ist wo diese Leute alle waren, als der Stadtrat, der Bund und das Land die Beschlüsse fassten. Das Projekt ist seit Jahren bekannt und umstritten. Das der Protest jetzt- wo alle Messen wirklich gesungen sind so eskaliert ist schlicht irre. Das Politiker, die dem Projekt zustimmten in den entsprechenden Gremien jetzt auf einmal so tun, als wären sie schon immer dagegen gewesen (nein, das hat doch mit der Landtagswahl nichts zu tun- was denkt ihr den!), beweist mir, dass rechtzeitig gemachter Druck vielleicht etwas geändert hätte. Jetzt gibt es alle Baugenehmigungen und die Leute die behaupten friedliche Demonstranten zu sein sind keine Demonstranten, die Einfluss auf eine politische Entscheidung nehmen wollten, sondern Rechtsverletzer, die gegen demokratisch gefällte Entscheidungen mit Rechtsbruch wie Besetzungen vorgehen und damit natürlich genau das erreichen, was sie den Befürwortern vorwerfen- sie treiben die Baukosten gewaltig in die Höhe.


    Gerade bei diesem Projekt ist ziviler Ungehorsam mehr als angebracht. Nur weil etwas zwischenzeitlich bestandskräftig geworden ist, bedeutet das ja nicht, dass die Maßnahme auch sinnvoll ist. Und was heisst denn schon "demokratisch gefällte Entscheidung"? Es ist unter Garantie eine dieser Entscheidungen, bei denen die Einsprüche der Bevölkerung unter den Tisch fallen.


    Wahrscheinlich wurden die Baupläne öffentlich ausgelegt und die betroffenen Bürgerinnen und Bürger hatten Zeit Vorbehalte und Einsprüche zu äußern. Ich kenne aus eigener Erfahrung, das diese "Recht" der Bürger lediglich Alibifunktion hat. Solche Einsprüche und Einwendungen werden gerade bei Großprojekten" pauschal verworfen. Diese Planfeststellungsverfahren sind leider sehr zur Farce verkommen.


    Zudem sollte es nie zu spät sein, auch erst Nachhinein einen Irrtum einzugestehen. Und wenn man den Irrtum erkannt hat, dann sollte Entscheidungen auch korrigiert werden.


    Was dort in Stuttgart aber abläuft ist nichts anderes als die Durchsetzung knallharter wirtschaftlicher Interessen. Diese Bahnhofsänderung braucht niemand und die Strecke nach Ulm ist auch völlig überflüssig. Gerade darüber gibt es wunderbare Gutachten. Der "oberste Souverän (angeblich das Volk)" wird wieder einmal ausgebremst. Volkeswille gilt in diesem Lande leider nicht viel.


    Aber es ist wie bei der Bankenkrise. Der doofe Steuerzahler zahlt sich dumm und dämlich - und das nur, damit einige Unternehmen sich bereichern können, unabhängig von der Sinnfrage des Ganzen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Also ich habe davon erfahren, das es dieses Projekt gibt, weil Britt Reißmann als Krimiautorin den Projektnamen als so selbstverständlich empfand, das sie ihn in einem Krimi quasi kommentarlos als Beispiel für absurdes Verwaltungshandeln erwähnte.


    Es gab im Vorfeld schon Gegner des Projektes - und nicht zu knapp, aber eben keine Großdemonstrationen, wie jetzt vor Baubeginn. Und nun würde der Abbruch des Baues gleichviel Steuergeldverschwendung bedeuten wie das Weiterbauen. Ich bin bestimmt kein Fan dieses Projektes, aber es gibt demokratische Regularien, die wenn sie eingehalten werden dazu führen, dass gewaltsamer Widerstand gegen sie schlicht Rechtsbruch ist. Ich bin alt genug um ganz am Rande und ganz am Schluß aktiv im Kampf gegen Wyhl beteiligt gewesen zu sein- das war ein erfolgreicher Kampf gegen den Bau eines AKW. Auch in Bayern hat Wackersdorf nicht stattgefunden, weil rechtzeitig massiver Widerstand vorhanden war- nicht erst als wirklich alle Messen gesungen waren. Hier geht es nicht nur um "Bestandskräftige Bescheide" hier geht es um erteilte Bauaufträge und massivste Konventionalstrafen, wenn nicht gebaut wird.

  • Erstens heiße ich nicht JaneDoe! :grin


    @ Mull
    Die Taucherbrillen und Planen wurden also von Unterstützern verteilt, nachdem die Wasserwerfer anrückten?
    Nun wo hatten die die denn her? Also ich trag keine hunder Taucherbrillen mit mir rum oder Planen, wenn ich zu einer Demo gehe, die ich als friedlicher Teilnehmer besuchen möchte.
    Mittlerweile habe ich auf einem Video einen solchen "Unterstützer" entdeckt, ob ich von jemandem mit einem "ACAB"-T-Shirt (google ist dein Freund) tatsächlich instrumentalisiert werden wollte, sehe ich auch als fraglich an.


    Mir geht es hier weniger um das Projekt, obwohl meine Ansicht da ziemlich genau der von Beo entspricht, mir geht es um die Demonstration.


    Wer möchte kann gerne das Versammlungsgesetz bemühen und sich ansehen, welche Rechte und welche Pflichten eine Versammlung unterliegt.
    Nur weil eine Versammlung genehmigt ist, heißt das nicht, daß ich vom genehmigten Ort auf einen anderen ausweichen kann, es heißt nicht, daß ich mich vermummen darf, es heißt nicht, daß ich durch Blockaden die Grundrechte anderer einschränken darf und es heißt ganz sicher nicht, daß ich Einsatzfahrzeuge der Polizei erklettern darf.


    Ja, gewaltbereit waren sicherlich hier nur einzelne, falsch verhalten hat sich aber die Große Masse, wenn ich den Videos bei Youtube Glauben schenken darf, wurde der Einsatz der Wafferwerfer mehrfach angekündigt, bevor diese eingesetzt wurden. Jeder hatte die Möglichkeit den Ort zu verlassen und sich von dieser zu diesem Zeitpunkt definitiv UNFRIEDLICHEN Demonstration im Sinne des Versammlungsgesetzes, die ganz klar jeglichen Anspruch auf Schutz des Grundrechts der Versammlungsfreiheit verloren hatte, zu distanzieren....
    Wer Anweisungen nicht befolgt, Gelände nicht verläßt, sich an Bäume kettet, der hat meiner Meinung nach nicht verstanden, wie man seinen Unmut auf rechtlich adäquate Weise äußert und gegen den muß man vorgehen, erst mit Worten und wenn diese nichts fruchten anschließend eben mit Taten.


    Wie gesagt, wie man seine Kinder für sowas instrumentalisiert, ist mir gänzlich unverständlich. Das hatten wir zuletzt bei den Kurdendemos, die haben sich vor ihren Selbstentzündungen damals auch von Kindern abschirmen lassen....


    Wir sind ein Rechtsstaat, in diesem hat jeder den Anspruch darauf, daß seine Rechte und Ansprüche gewahrt werden. In dem Fall geht es um ein legitimiertes Bauvorhaben, gegen das zwar vorher Proteste laut wurden, daa aber dennoch alle Genehmigungsverfahren durchlaufen hat.


    Auch möcht ich sehen, wenn ihr eine Gartenhütte bauen wollt, eine Baugenehmigung einholt und euer Nachbar ist damit nicht einverstanden und macht ne Sitzblockade vor dem Bagger, für den ihr pro Stunde bezahlen müßt..... :rolleyes
    Ist genau das Gleiche, nur im Kleinen...

  • Wenn es schon vorher Widerstände gegeben hat, dann frage ich mich, was mit den Einsprüchen der Menschen, die sie im Rahmen des Planfeststellungsverfahren eingelegt haben, geschehen ist. Ich gehe einfach mal davon aus, dass diese - wie hier in Hamburg üblich - in Leitzordnern gesammelt wurden und das war es dann auch. So richtig beschäftigen tut sich hier niemand mit diesen Einsprüchen. Und warum sollte das in Stuttgart anders sein?


    Demokratische Regularien werden immer dann ins Spiel gebracht, wenn die Bevölkerung diszipliniert werden soll. Wenn die "demokratischen Regularien" eingehalten wurden, dann kann man mit dem Volk jede Schweinerei machen - was wir übrigens tagtäglich in Berlin erleben müssen.


    Rechtsbruch? Nur weil man gegen ein Vorhaben demonstriert, weil man seine demokratischen Rechte in Anspruch nimmt? Weil man nicht damit einverstanden ist das weiterhin nach dem Motto "Ihr da oben - wir hier unten" gehandelt wird? Hätten die Menschen in der DDR vor 20 Jahren nicht "Rechtsbruch" (subjektives Recht ist geltendes Recht) begangen, dann würden sie noch heute in ihrem Stacheldrahtkäfig sitzen.


    Ich bewundere diese Menschen in Stuttgart, die sich auch durch ihre Landesregierung nicht verscheissern lassen. Respekt dafür und Daumen nach oben.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.