Woran erkennt ihr den Mörder?

  • Hallo liebe Miteulen :-),


    ich habe gerade mal ein bisschen im Forum und bei Amazon durch die Rezensionen gestöbert. Bei den Rezensionen zu Krimis und Thriller bin ich auf einige Bemerkungen zum Thema Durchschaubarkeit des Plots gestoßen. Konkret heißt das, dass einige Eulen zum Beispiel erwähnen, dass der Autor sie bis zur Enttarnung des Mörders hinters Licht führen konnte, was sonst selten gelingt. Anders herum gab es aber auch Beschwerden darüber, dass die ganze Geschichte zu durchschaubar sei und dass die betreffende Eule - überspitzt ausgedrückt - schon auf Seite drei wusste, wer der Täter war.


    Und nun wollte ich fragen, woran die erfahrenen und auch die weniger erfahrenen Krimileser und -leserinnen erkennen, wer in einem Krimi oder Thriller der Täter ist. Begründet ihr euren Verdacht zum Beispiel eher auf der inhaltlichen oder auf der sprachlichen Ebene? Und so viele verschiedene Plots gibt es im Grunde ja gar nicht. Liegt die Ursache für die Durchschaubarkeit der Handlung eventuell darin, dass der Autor nicht gut genug verbergen kann, welchen dieser wenigen Plots er ausgewählt hat?


    Manchmal kommt es mir wirklich so vor, als ob ich einen Roman schon mal gelesen habe - teilweise auch in Fällen, in denen das ganz unmöglich ist, weil es sich bei dem Buch um eine Neuerscheinung handelt. Aber obwohl ich den Eindruck habe, dass ich weiß, wer der Täter ist, kann ich es bis zum Ende natürlich nicht wissen. Wenn es dann tatsächlich so kommt, wie ich dachte, bin ich enttäuscht. Wenn es aber wider Erwarten anders kommt und die Vorgehensweise und Motive des Täters dabei nachvollziehbar und nicht zu abstrus sind, kann es sein, dass der Schluss mich dazu veranlasst meine Meinung über das ganze Buch zu ändern. Mit Stereotypen und Klischees kann also durchaus auch gespielt werden, um zunächst einen falschen Verdacht beim Leser zu erzeugen.


    Ihr könnt ja auch Beispiele für Krimis und Thriller nennen, wo für euch schon ziemlich früh klar war, wer der Täter ist und welche, wo euer Verdacht nicht bestätigt wurde. Vielleicht gibt es auch welche, wo ihr euch gar nicht auf einen möglichen Täter festlegen konntet? Im Moment geht es mir bei dem unten stehenden Buch so:


    Ich habe den Verdacht, dass

    der Mörder ist. Aber sicher bin ich mir nicht und ich kann auch nicht behaupten, dass ich diesbezüglich eine hohe Trefferquote habe :rolleyes.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Eddie Poe ()

  • Ich war ja recht enttäuscht, dass bei einem großen Bestseller der letzten Jahre der Mörder am Ende tatsächlich der Gärtner war, der vorher höchsten ein-, zwei Mal im Hintergrund herumstand.


    Ich habe das Gefühl, bei vielen Thrillern muss man einfach nur nach dem Charakter Ausschau halten, der das größte Potential hat, ein perverser Psychopath zu sein. Leider ist 'Der Täter war geistesgestört' in vielen heutigen Krimis und Thrillern ein beliebtes Mordmotiv und je abartiger die Morde, desto besser. Wo sind die Täter, die aus Rache, oder eines Geheimnisses oder einer Erbschaft wegen morden oder stehlen, geblieben, die ihre Opfer zur Abwechslung mal nicht foltern, zerstückeln oder sonstige schlimme Dinge mit ihnen anstellen?


    Nach meinem vorletzten Thriller habe ich das Genre erstmal links liegen gelassen und erst Stieg Larssons 'Verblendung' hat mir das Genre wieder schmackhaft machen können. Ich fand die Auflösung


    ziemlich erfrischend.

  • Interessantes Thema! :)


    Zitat

    Original von Rattentod
    Ich fand die Auflösung


    ziemlich erfrischend.

    Hehe, das ist lustig, weil das war im ersten Band so die einzige Sache, die ich anders sah und mich gestört hatte. [sp]Ich hatte mir so etwa schon gedacht, diese Erklärung "ihr Mörder muss wohl noch am Leben sein" hat mir nicht gepasst. Mich hatte nur der Grund ihres Verschwindes sehr stark überrascht.[/sp]


    Ansonsten stimme ich den Aussagen aus manchen Rezensionen im Allgemeinen zu und kann nur sagen, manchmal gucke ich daher gar keine Episode von "Criminal Intent" oder [beliebiger Name einer Krimiserie einfügen] zu Ende, weil es meist zu bekannt ist. Zu Büchern ... ich habe mir letztens auch nicht einen Val McDermid - Roman gekauft, weil irgendwann ist es wirklich nicht so ansprechend. Unterhaltend auf jeden Fall, klar, aber wenn es recht prozedural ausgelegt wirkt und ein paar persönliche Erlebnisse/Entwicklungen nur Beiwerk sind, naja ... :/

  • Ich denke oft kommt die Vermutung, wer der "Täter" ist, durch einen kleinen Hinweis, den man vielleicht an einem anderen Tag einfach überlesen hätte. Wenn dann noch penetrant die Aufmerksamkeit auf "typisch" Verdächtige gelenkt wird, kann man sich schon denken, dass meistens jemand der Täter ist, von dem man es "nieeeee" gedacht hätte :grin


    Mir ging es z.B. bei Chemie des Todes so, ich hatte schon ziemlich früh eine Ahnung, die sich dann auch durchs ganze Buch zog....und die wurde am Schluss dann bestätigt, da war ich schon enttäuscht, weil es so ein hoch gelobtes Buch ist und ich mehr erwartet hatte.

  • Zitat

    Original von Silence81
    Mir ging es z.B. bei Chemie des Todes so, ich hatte schon ziemlich früh eine Ahnung, die sich dann auch durchs ganze Buch zog....und die wurde am Schluss dann bestätigt, da war ich schon enttäuscht, weil es so ein hoch gelobtes Buch ist und ich mehr erwartet hatte.


    Und das ist ein sehr schönes Beispiel für "Kennst du einen, kennst du alle". Im nächsten Krimi "Kalte Asche" ist das Muster sehr ähnlich und somit kann man sich schnell denken, wer der/die Täter ist/sind. Für den dritten Band gilt das gleiche.


    Es gibt sehr gute Krimis, da steht der Mörder von Anfang an fest und trotzdem sind sie extrem spannend. Nicht immer ist es die Rumraterei, die die Spannung ausmacht.


    Es gibt auch Krimis, da entlarvt sich der Täter erst auf den letzten Seiten durch irgendeine überraschende Wendung. Das ist manchmal gelungen und manchmal auch nicht. Es soll auch vorkommen, dass der Autor während des Schreibens selbst noch nicht weiß, wer der Täter ist und ihn am Ende aus dem Hut zieht.


    Und es gibt die Krimis, in denen der Autor immer wieder Hinweise in der Handlung versteckt, durch die man bei aufmerksamem Lesen die richtigen Schlüsse zieht.


    Oder es ist so durchsichtig, dass ich mich ärgere, wie leicht der Autor es dem Leser macht. Vieles ist einfach auch Erfahrung. Wenn man schon viele Bücher aus dem Genre gelesen hat, weiß man oft, wie der Hase läuft.

  • Zitat

    Original von Rattentod



    Nach meinem vorletzten Thriller habe ich das Genre erstmal links liegen gelassen und erst Stieg Larssons 'Verblendung' hat mir das Genre wieder schmackhaft machen können. Ich fand die Auflösung


    ziemlich erfrischend.


    Das war ein Buch, bei dem ich nie auf den Täter gekommen wäre, da er auf mich sehr sympathisch wirkte,
    Insgesamt liegt meine Trefferquote allerdings mehr oder weniger bei Null. Ich bin der Traum eines jeden Krimiautors: Ich verdächtige die, die verdächtigt werden sollen und mache jede Plotwendung brav mit. Sollte ich mal vorher den Mörder entlarvt haben, weiß ich es zumindest nicht mehr :yikes .

  • Zitat

    Original von Eddie Poe
    Ich habe den Verdacht, dass

    der Mörder ist. Aber sicher bin ich mir nicht und ich kann auch nicht behaupten, dass ich diesbezüglich eine hohe Trefferquote habe :rolleyes.


    War falsch :rolleyes.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

  • Zitat

    Original von Silence81


    Mir ging es z.B. bei Chemie des Todes so, ich hatte schon ziemlich früh eine Ahnung, die sich dann auch durchs ganze Buch zog....und die wurde am Schluss dann bestätigt, da war ich schon enttäuscht, weil es so ein hoch gelobtes Buch ist und ich mehr erwartet hatte.


    Das ging mir genauso. Hatte auch schon recht zeitig den richtigen Riecher für den Täter. Aber enttäuscht war ich trotzdem nicht, weil ich fand, dass die Spannung bis dahin sehr gut aufgebaut wurde. Wenn man natürlich viele Krimis liest, hat bzw. entwickelt man mit der Zeit ein gewisses "Gespür" für den Täter. Zumindest isses bei mir so.

  • Er ist Butler, Gärtner etc. :grin


    Nein, im Ernst, man hat irgendwann - nach reichlichem Konsum des Genres - ein Gefühl dafür. Außerdem denke ich, dass ein guter Krimi zumindest so konstruiert sein sollte, dass sich beim Lesen Hinweise auf den Täter ergeben. Ist die Auflösung völlig überraschend, ist diese meist auch nicht sehr schlüssig bzw. an den Haaren herbeigezogen.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Er ist Butler, Gärtner etc. :grin


    Nein, im Ernst, man hat irgendwann - nach reichlichem Konsum des Genres - ein Gefühl dafür. Außerdem denke ich, dass ein guter Krimi zumindest so konstruiert sein sollte, dass sich beim Lesen Hinweise auf den Täter ergeben. Ist die Auflösung völlig überraschend, ist diese meist auch nicht sehr schlüssig bzw. an den Haaren herbeigezogen.


    Ich sehe das ähnlich. Wer viel in diesem Genre unterwegs ist, der ist nur noch schwer zu überraschen. Nur die wirklich guten schaffen das. Und das ist es doch auch, was wir wollen ( oder ich zumindest will das): an einer bestimmten Stelle des Buches einen Verdacht haben und mich freuen, wenn ich zum Ende des Buches nach einer intelligenten Auflösung zufrieden sagen kann "Wusste ich's doch".
    Ich für mein Teil habe festgestellt, dass es oft die unauffälligen sind, in denen die schwarze Seele steckt. :yikes

  • Manchmal ahnt man es einfach. Ich habe neulich einen Krimi gelesen, beim ersten Auftauchen der Person wusste ich, dass er der Mörder ist. Der Autor/in hat die Person Angst und Unsicherheit haben lassen und ich habe mich gefragt warum, er ist doch der "gute" Polizist und 2 Seiten später war dieser dann in einer Situation sehr unbeherrscht. Da war für mich alles klar. Das "Warum" war noch ganz gut, deshalb habe ich das Buch zu Ende gelesen.


    Gruss tweedy

  • Zitat

    Original von Rattentod


    Ich habe das Gefühl, bei vielen Thrillern muss man einfach nur nach dem Charakter Ausschau halten, der das größte Potential hat, ein perverser Psychopath zu sein. Leider ist 'Der Täter war geistesgestört' in vielen heutigen Krimis und Thrillern ein beliebtes Mordmotiv und je abartiger die Morde, desto besser. Wo sind die Täter, die aus Rache, oder eines Geheimnisses oder einer Erbschaft wegen morden oder stehlen, geblieben, die ihre Opfer zur Abwechslung mal nicht foltern, zerstückeln oder sonstige schlimme Dinge mit ihnen anstellen?



    Da muss ich zustimmen. Man könnte fast denken, die Blutgier des Lesers ist ebenso groß wie die des Mörders. Denn ehrlich gesagt lege ich keinen besonderen Wert auf die äußerst blutigen Details sondern bin recht angewidert davon.
    Da sind die guten alten Krimis mit Erschießen, Erstechen, Erwürgen oder Vergiften ja direkt Einschlafgeschichten. ;-) Zumindest was den Ekelfaktor angeht. Und dabei ist die altmodische Mörderjagd in den meisten Fällen doch genauso spannend wie die Jagd nach einem blutbespritzten Psychopathen. Oder andersrum kann so ein Psychothriller echt langweilig werden, während ein gepflegter Krimi sehr spannend werden kann.


    Um mal aufs Thema zurückzukommen: Ich weiß meistens nicht, wer der Mörder ist. Allerdings lasse ich mich auch gern überraschen und rate deshalb gar nicht so viel sondern lese einfach. In manchen Fällen habe ich einfach eine Ahnung, wie z. B. bei Verblendung bei Harriet Vangers Verschwinden. Da hat sie sich mal bestätigt, aber sie hat mich auch schon oft genug auf die falsche Fährte geführt. Ich bin wohl ein sehr leicht zu befriedigender Krimileser. :grin

  • Ich versuche ebenfalls den Mörder zuerraten, wenn ich richtig liege ist es gut, wenn es falsch ist und ich am Ende überrascht werde, ist es noch besser.
    Was mir nicht so gut gefällt ist, wenn der Täter, durch den Autor, von Anfang an bekannt ist, dann fehlt mir immer irgendwas.

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



    Langzeitprojekte:
    Margaret George - Maria Stuart LR

  • Ich kenne den Mörder oft, weil ich die letzte Seite lese :engel


    Nee im Ernst:
    Wenn ich meine, den Mörder erraten zu haben, lese ich oft hinten nach, ob ich richtig lag :grin Es ist also manchmal besser, wenn ich gar nicht auf eine Idee komme, wer der Mörder sein könnte ;-). Manchmal hab ich aber auch die Idee, dass jemand Nettes der Mörder sein könnte, dann muss ich nachlesen, ob er es ja nicht ist (oft ist es aber in dem Fall so, dass ich nicht raus lese, wer nun tatsächlich der Mörder ist, sondern nur, dass derjenige welche es nicht ist)
    Und bevor wer schimpft: Ich steh dazu, dass ich die letzte Seite hin und wieder lese!


    Wie ich drauf komm, wer der Mörder sein könnte? - Erfahrung, nicht sehr gut versteckte Hinweise, Schema eines Autors etc...

  • Bei mir ist Anfangs Jeder verdächtig der im Buch auftaucht. Es gibt Bücher da liege ich mit meinen Verdächtigungen komplett daneben und ich werde weiter in die Irre geführt. Meistens habe ich dann die kleinen versteckten Hinweise überlesen. Bei einigen beschleicht mich das Gefühl das ER der Täter ist von Anfang bis Ende komplett durch, dann lasse ich mich auch nicht mehr auf falsche Fährten locken. Beim Augensammler zb. ist mir ziemlich früh ein Hinweis der auf den Täter weist aufgefallen. Aber deshalb empfinde ich das Buch nicht als einfallslos, langweilig oder sonstiges. Beim Fitzek hat es mich dieses Mal umso mehr gefreut, denn in allen anderen Büchern habe ich diese Hinweise konsequent überlesen.
    Klar, bei manchen Büchern ist es so eindeutig das XY der Täter ist und die Geschichte verliert allgemein an Spannung.

  • Ich lese nur sehr ungern Krimis weil ich dieses ganze Rätselraten- auch von Seiten der Polizei aus- so gar nicht leiden kann. Dafür guck ich mir sowas recht gern an. Vor allem "Columbo" hab ich geliebt! Zu 99% wird ja der Mord vorher dem Zuschauer gezeigt und man kann sich dann entspannt zurücklehnen und lächend zusehen wie er den Fall löst. Das ist irgendwie das coole an der Sache...