Andrea Kossmann - Männertaxi
Knaur, 2010
8,99 €
„Hallo, guten Abend. Ich hätte gerne einmal die Nr. 3. extrascharf, natürlich!Um 19 Uhr im Capilano!“ Das Erkennungszeichen würde die Eckernförderzeitung sein und dann würde ich ihn treffen: meinen bestellten Mann.
So oder ähnlich würde ein Gespräch mit Isa am Telefon ablaufen. Die hatte nämlich die Idee, ein Männertaxi zu gründen. Grund: Warum sollte man nur Pizza nach Wunsch bestellen können und keine Männer? Es ist die Weinlaune, die Isa und ihre Freundin Pia auf diese Idee bringt! Tatsächlich fangen sie an Männer zu testen und purzeln beide in eine turbulente Geschichte, die witziger nicht sein könnte. Oder trauriger? Oder rasanter? Oder liebevoller? Oder erschreckender?
Das liebe Leserschaft müsst ihr schon selbst herausfinden.
Ich selber habe mich auf das Buch gefreut. Nachdem Kossi uns per Blog das Cover gezeigt hatte und uns ja auch sonst am Schaffungsprozess hat teilhaben lassen, war klar: „Das muss ich haben!“ Es trudelte ein und ich ließ alles fallen und begann zu lesen.
Und was ich am Tollsten finde: Wir „kennen“ Kossi wissen, wie sie schreibt und sie redet und was soll ich sagen? So wie der Schreistil ist, so habe ich ihn mir auch vorgestellt.Es ist Kossilistisch. Es ist leicht, lockiger, flockig und verträumt. Es sind Gedanken, die jede Frau hat. Mal mehr, mal weniger. Die wirklich Hübschen und Dünnen unter uns werden sie nicht so oft haben, wie jene die mal ein paar Kilo zu viel haben. Aber gerade diese Gedanken, die jeder mal hat, machen Isa unglaublich greifbar. Man leidet mit ihr, man versteht, warum sie lacht und man versteht warum sie böse ist. Das soll ein Roman doch bieten oder? Einen gewissen Widererkennungswert und trotzdem soll er uns ein klein wenig von der Realität ablenken.
Bis hier hin war alles okay. Hätte ICH nur mein Hirn zu Hause gelassen. Nach einigen Seiten traf mich die blitzartige Erkenntnis:“So wird das Buch enden!“ Ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, aber er fraß sich fest, ich klappte das Buch zu und dachte:“Was nun?“ Ich blätterte nach hinten (letzte Seite) und las die letzten Sätze. Es traf mich wie ein Schlag. Ich hatte recht.Jemand, der nicht viele Frauenromane liest, kannte das Ende. Bevor ich die Hälfte gelesen hatte. Das ist bitter.Und ich hätte mir gewünscht, dass das Buch ein klein, wenig undurchsichtiger wäre. Einfach, damit mir nicht die Erkenntnis so früh gekommen wäre. Aber muss ich jetzt der Autorin die Schuld geben? Ist es nicht meine Schuld, dass ich recht hatte? Dass ich nachgeguckt habe? Ich hätte nicht nachgucken können, werdet ihr jetzt sagen, aber dann hätte ich das Buch nicht zu Ende gelesen.
Im Endeffekt ist mir das Buch etwas zu durchsichtig, aber das muss ja nichts Schlechtes sein. Allen anderen kann es gefallen, mir gefällt es sonst auch. Ich habe gerne die Geschäftsidee von Isa verfolgt und hätte auch nichts gegen einen neuen Roman mit ihr, weil sie eine sympathische Figur ist.
Ich hätte mir mehr gewünscht, dass ich tatsächlich lache, wenn ich lese. Zwar habe ich mit Isa eine Freundschaft geschlossen, aber viel gelacht habe ich nicht. Manche Witze ahnte ich voraus und alle witzigen Dinge, kann ich gar nicht witzig finden. Weil alle Menschen einen eigenen Humor haben. Aber für mich ist es ein Kritikpunkt, weil auf dem Cover geschrieben wird „beim Lesen in einem fort kichern“.
Ich hatte schon mal erwähnt, dass ich es eher hinderlich finde, wenn andere Autoren Empfehlungen oder Empfindungen kundtun. Ich fühle mich dann immer etwas unter Druck gesetzt, weil ich meine, ich müsste auch so empfinden. Und vor allem habe ich dann eine ganz andere Erwartungshaltung, wenn Autoren ihre Meinung zu dem Buch sagen.
Was mich aber dann doch geärgert hat, ist Folgendes:
Auf Seite 263 beginnt das 20. Kapitel:
Um halb sieben sitze ich im Cafe (…) Als Sven bis kurz vor Acht noch nicht da ist (…)
Sätze später:
Es ist Punkt sieben. Keine Spur (..)
Um kurz nach sieben (..)
Ich kann nicht sagen, warum, aber dieser blöde Fehler hat, mich echt gestört. Vielleicht weil ich das Buch wirklich mit Aufmerksamkeit gelesen habe und weil man ja die Autorin „gewissermaßen“ kennt. Aber auch da muss ich sagen, vielleicht habe ich was falsch verstanden. Vielleicht können sich ja diejenigen anderen Leser mal äußern, ob ihnen dass auch aufgefallen ist.
Und noch etwas sehr lustiges hat Kossi gemacht und etwas, was manche lieben Seelen hier im Netz zum Strahlen bringen wird. Das war sehr süß von ihr. Was es ist? Ich verrate es nicht.
Als Fazit würde ich sagen:
Schönes Buch, das für mich zu früh seine Pointe verrät.Und ich auch den offenen angesprochenen Witz, der sehr viel vorkommen soll nicht immer getroffen habe. Ob das an mir als Leser liegt, oder an der Geschichte, das vermag ich nicht sagen. Aber als Roman für zwischendurch, als Liebeskummer-Killer und als Buch, das jemanden aus dem Liebeskummer den Weg weißt, als das kann ich es empfehlen.