Kurzbeschreibung:
Es sollten tolle Ferien werden im Haus am See. Doch es ist die Hölle: Flure schrubben, Prügelstrafe, wässrige Erbsensuppe, verriegelte Türschlösser, Rede- und Handyverbot. Dugo, Brauni, Zaza und dem Kamel gelingt mitten in der Nacht eine abenteuerliche Flucht. Im nahegelegenen Luna Park suchen sie verzweifelt Hilfe. Doch in diesem Vergnügungspark wollen alle nur ihren Spaß haben, spielen und schlemmen, sich verlieren und amüsieren.
Wer am Dauervergnügen keinen Spaß mehr hat, den bestraft der König des Luna Parks: Er vewandelt ihn in eine starre Figur in einem Ölgemälde. Ist man einmal im Park, kommt man nicht so leicht wieder hinaus. Entrinnt dem Terror nur, wer sich anpasst und mitspielt, oder, wer anderen hilft und auch sie zu retten versucht?
Zur Autorin:
Olivia Monti wurde am 14. Juli 1968 als Findelkind in einem bayerischen Kloster erstmals registriert. Mit ihren Adoptiveltern begann ein unruhiges Reisen durch die Welt, von Ort zu Ort, von Hippiekommune zu Hippiekommune. Längere Aufenthalte gab es nur in Südfrankreich und der Toskana. 1984 verschwanden Olivias Eltern spurlos auf einer Amazonasreise. Die 16jährige Monti kämpfte sich von Manaus in Brasilien alleine nach München durch, wo sie zum ersten Mal regelmäßig eine öffentliche Schule besuchen durfte. Sie studierte Soziologie, Philosophie und Biophysik und erforscht heute die vor 135 Mio. Jahren beginnende Entwicklung von Schmetterlingen. Zudem veröffentlichte sie Krimis und Romane und präsentiert hier ihren ersten phantastischen Roman, der in 3D verfilmt werden soll.
Mein erster Gedanke war: Jetzt sperren sie uns irgendwo ein, wie im Haus am See. Wir waren in einem Schloss, dann würde es eins der klassischen Burgverliese sein, mit feuchten, dicken, moosbewachsenen, riesigen Steinquadern, Eisenringen und Eisenketten an den Wänden, wie die Verliese in "Die Drei Musketiere". Aber es ging anders. (Seite 90)
Rezension:
Dugo wird von seinen Eltern in den Sommerferien in ein Feriencamp geschickt, das am Starnberger See liegt. Doch kaum dort angekommen, entpuppt sich dieses Camp als eine Art Gefängnis für Kinder und Jugendliche: Dugo und seine neuen Freunde Brauni, Zaza und das Kamel müssen tagtäglich die Böden der einzelnen Zimmer mit Zahnbürsten schrubben, bekommen kein gescheites Essen und werden in Zellen gehalten, die nachts verschlossen werden. Doch ihnen gelingt die Flucht.
Kaum aus dem Feriencamp geflohen, finden sie sich am Eingang des Luna Parks wieder, einer Art Schlaraffenland, in dem sich nur Kinder aufhalten und dort nach Herzenslust ihren liebsten Beschäftigungen fröhnen können: Essen und Trinken in Hülle und Fülle, Videospiele, Kinofilme, alles das und noch mehr wird dort geboten. Doch was hat es mit dem mysteriösen König des Luna Parks auf sich? Dugo und seine Freunde scheinen vom Regen in die Traufe gelangt zu sein, denn der Luna Park ist nicht die erhoffte Rettung aus ihrer scheinbar ausweglosen Situation...
Das Hauptthema des Buches ist, wie leicht manipulierbar der Mensch sein kann und das wird an den beiden Handlungsorten, dem Haus am See und dem Luna Park, sehr anschaulich dargestellt.
Das Haus am See gleicht einer Art Diktatur, die Aufpasser triezen die Kinder und wenn sie nicht das tun, was vorgegeben wird, erfolgen Strafen wie z.B. das Wegsperren in einen Kellerraum ohne jegliches Licht. Der Luna Park hingegen greift auf ein etwas anderes Mittel zurück: Die Kinder dort leben in einer Art Schlaraffenland und verlernen mehr und mehr das eigene Denken und Handeln, werden manipuliert.
Die Spannung wird durchweg bis zum Ende gehalten, denn der Leser ist sehr daran interessiert, ob es Dugo und seinen Freunden denn nun gelingen wird, aus dem Luna Park auszubrechen und nicht den Verführungen zu erliegen, denn eigentlich lebt es sich in so einem Schlaraffenland, in dem man selbst jede Entscheidung abgenommen bekommt, ja eigentlich nicht so schlecht.
Das Ende ist wie zu erwarten ein Gutes (einziges Manko: Leider wurde die Identität des Luna Park-Königs nicht aufgeklärt) und es wird aufgezeigt, dass Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt etwas sehr Wichtiges im Leben und im Umgang mit anderen Menschen sind. Das Thema ist für die angesprochene Zielgruppe ab 11 Jahren in einem sehr verständlichen und bildhaften Erzählstil gehalten und ich kann mir durchaus vorstellen, dass "Luna Park" auch im Unterricht an Schulen gelesen werden könnte.
Zur Gestaltung des Buchs: Das Buch ist in einem dunkelblauen Leineneinband gebunden und enthält ein schwarzes Lesebändchen. Auf dem cremefarbenen Cover ist eine Gebäudezeichnung abgebildet, die stark an das Schloss des Königs vom Luna Park erinnert. Die Kapitel beginnen mit Initiallabyrinthen, das erste Wort wird erst bei näherem Hinsehen sichtbar, sehr schöne Idee!
Fazit: Wie das Cover schon sagt, ein phantastischer Roman für Kinder von 11 bis 111 Jahren, bei dem jeder Leser noch etwas dazulernen kann. Ich vergebe die Note "Gut" und empfehle es gerne weiter.
Wertung: 4 von 5 Punkten