Estelle, dein Blut so rot - Bianka Minte-König

  • Die dunkle Chronik der Vanderborgs Teil 1


    Otherworld Verlag 2010, 423 S.


    Über den Inhalt:
    Blankensee, im Juni 1904. Ich schreibe dieses Buch in großer Verzweiflung. Die Frau, die mit diesen Zeilen zur Chronistin des dunklen Zweiges der Familie Vanderborg wird, hat alles gesehen: Verdammt zu einem Dasein als Vampirin treibt die Rache sie seit ewigen Zeiten als Untote durch halb Europa. Nun findet sie Zuflucht in einem neuen Körper. Aus Eleonore wird Estelle, und die steht am Anfang ihres Lebens und eines neuen Jahrhunderts, das bessere Zeiten verspricht. Aber die Vergangenheit holt sie gnadenlos ein, und als Estelle dem Mann ihrer Liebe begegnet, ist sie bereits einem anderen versprochen!


    Über die Autorin:
    Bianka Minte-König, in Berlin geboren, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Professorin für Literatur-, Theater- und Medienpädagogik. Mit zwei Millionen Jugendbüchern hat sie sich in die Bestsellerlisten und die Herzen ihrer Leserinnen geschrieben und ist auch im All-Age-Bereich mit romantischen Mystery- und Frauenromanen erfolgreich.


    Meine Meinung:
    Ein neuer Versuch, auf den bereits abgefahrenen Zug der Vampirbücher aufzuspringen. Die Autorin hat allerdings keine eigene Vampir-Historie entwickelt und die Fähigkeiten ihrer Blutsauger halten sich in Grenzen. Sie altern nicht, sie trinken Blut, sie vertragen keine Sonne und ihre Wunden heilen schnell, das war es dann auch schon.
    Hauptsächlich ist dies die Geschichte eines jungen Mädchens, dass gegen seinen Willen mit einem viel älteren Mann verheiratet wird und die wahre Liebe in den Armen ihres Liebhabers findet. Die Geschichte spielt weitestgehend in Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg. Völlig unbeeindruckt von den gesellschaftlichen Modernisierungstendenzen ihrer Zeit entspricht die 19-jährige Estelle dem typischen Frauenbild der Oberschicht: eingezwängt ins Korsett, melancholisch, hysterisch, anämisch. Noch dazu zeichnet sie sich durch eine naive Schlichtheit aus, die manchmal fast wehtut. Sie ist eine 4oo Jahre alte Vampirin, hat viele Bücher gelesen, viele interessante Menschen getroffen, viele Schauplätze besucht und hat doch nichts daraus gelernt?

    Der Anfang las sich noch ganz viel versprechend, die Handlung verflacht aber zusehends. Die Geschichte ist arm an Höhepunkten und die Spannung bewegt sich auf niedrigem Level.
    Das Buch ist der erste Teil einer Trilogie, hat mich aber nicht neugierig auf die Fortsetzung gemacht.

  • Zitat

    Original von Letanna
    Das Cover finde ich auch nicht so toll. Diese Augen :pille


    Es sind aber nicht nur die Augen. Das ganze Gesicht ist ein Reinfall. Da es um eine Estelle geht, geht man zwar von einer Frau aus, aber ohne Titel wäre es unmöglich, das Geschlecht des Subjekts auf dem Cover zu bestimmen.

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen - Buddha

  • „Fackeln im Sturm“ auf vampirisch


    Ich muss zugeben, dieses unverlangt zugesandte Rezi-Exemplar habe ich lange vor mir hergeschoben. Was vor allem daran lag, dass mir Vampirschnulzen einfach über sind und die Aufmachung des Buches mich zu sehr eine solche befürchten ließ.


    Na ja, dank Urlaub, einer Menge Zeit und nichts anderem zu lesen habe ich mich dann doch mal diesem „all age“ Roman genähert.


    Der Erfinder Vanderborg reist mit Tochter Estelle und Sohn Friedrich in die Karpaten, um dort mit einer von ihm entwickelten Maschine einen Vampir zu fangen. Das geht natürlich schief und so fährt nicht nur ein Blitz in Estelles zarten Körper sondern auch der Geist von Eleonore, einer über 400 Jahre alten Untoten, die sich dereinst selbst verfluchte, um Rache an dem Geschlecht der von Przytulek zu verüben, das ihrem sittsamen Leben ein so schnelles und grausames Ende bereitet hatte.


    So durchlebt Eleonore im Körper von Estelle die Freuden und Leiden des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, wie arrangierte Ehe und ungewollte Schwangerschaft, Liebe und Verlust durch Krieg.


    Es ist nicht einmal so, dass ich mich nicht für Familiensagas in Form von historischen Romanen begeistern könnte. Estelle/Eleonore bleibt mir jedoch fremd, was daran liegen könnte, dass ich ihr ihre Leiden angesichts ihrer vampirischen Natur nicht so Recht abnehmen mag. So plätscherte dieser „historische Vampirroman“ dahin, ohne jemals „faszinierend anders“, „außergewöhnlich spannend“ oder gar „unwiderstehlich romantisch“ für mich zu sein, wie der Verlag auf dem Cover verspricht. Für mich war „Estelle“ so spannend wie ein Geschichtsbuch der Unterstufe. Zwar scheint Eleonore in der Verfolgung des Geschlechts derer von Przytulek bei so ziemlich jedem Brennpunkt des Zeitgeschehens, ob französische Revolution oder Sturm auf Magdeburg, anwesend gewesen zu sein, jedoch bleiben ihre Erinnerungen merkwürdig unpersönlich, so dass der Roman mich nicht zu fesseln wusste. Denn mehr als das, was Wikipedia über diese Ereignisse verrät, weiß auch Eleonore nicht zu berichten. Dazu kommt, dass die Handlung zwar gradlinig, dafür für mich aber auch ohne Überraschungen oder unvorhersehbare Wendungen verläuft.


    So war ich nach 423 langen Seiten im Grunde so schlau wie zu Beginn und auch wenn Minte-Königs routinierter Schreibstil mich zu überzeugen wusste: Nach weiteren Bänden dieser Trilogie (den Titeln nach scheint jeder Band einer Generation gewidmet zu sein) verlangt es mir nicht.


    Kleines Detail am Rande: War es eigentlich schon Ausgang des 19. Jahrhunderts üblich, Spargelstecher und Bauarbeiter aus Polen anzuwerben? Ich hätte gedacht, das wäre erst im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts aufgekommen.


    Fazit von mir: Durchschnittlich.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Die Autorin hat allerdings keine eigene Vampir-Historie entwickelt und die Fähigkeiten ihrer Blutsauger halten sich in Grenzen. Sie altern nicht, sie trinken Blut, sie vertragen keine Sonne und ihre Wunden heilen schnell, das war es dann auch schon.


    Das würde mich jetzt nicht weiter stören, denn genau das sind die Eigenschaften oder Handicaps, die ich bei Vampiren mag. Sie müssen nicht in der SOnne glitzern oder so ein Schwachsinn...


    Aber wenn die Spannung fehlt....ist natürlich doof...