Die Beste zum Schluss - Michel Birbaek

  • Michel Birbaek - Die Beste zum Schluss


    Als Mads mal wieder unfreiwillig Single wird, beschließt er, sich nie mehr zu verlieben. Das sei ein überschätztes Konzept. Stattdessen zieht er lieber mit seiner besten Freundin und ihren Kindern zusammen. Endlich hat er den schönen Beziehungsalltag, den er immer wollte, auch wenn die Beziehung platonisch ist, aber das werden die meisten ja eh irgendwann. Mads ist glücklich. Alles läuft bestens. Und dann trifft er Eva. Und Eva trifft ihn. Voll. Und er muss sich entscheiden: Soll er sein Leben noch mal komplett verändern? Und das auch noch in dem Moment, in dem seine beste Freundin dringend seine Hilfe braucht? Was ist wichtiger? Freundschaft oder Liebe? Oder geht gar beides?Es gibt keinen perfekten Augenblick für Liebe - außer man macht ihn perfekt!


    Mein Fazit:
    Zuerst ein paar Worte zur Gestaltung des Einbandes... Das Cover ist farbenfroh und gefällt mir sehr gut. Zum lesen nehme ich immer den Schutzumschlag ab und diesmal erwartete mich eine kleine Überraschung... der Einband ist nicht grau oder schwarz, so wie meistens, nein, er ist LILA :lache, dafür schonmal ein Sternchen.


    Auf das Buch an sich habe ich mich sehr gefreut und fieberhaft gewartet, das die Post es mir endlich bringt.
    Erhalten und gleich ausgepackt, habe ich auch schon begonnen zu lesen und wollte es auch nicht mehr aus der Hand legen.
    Ich habe mich stellenweise köstlich amüsiert und laut gelacht. Mads Einstellungen zur Verliebtheit fand ich sehr amüsant.
    Wie auch schon in den vorherigen Büchern, findet man einen ordentlichen Schuß Ironie, Humor, aber auch Teile, die einem zum nachdenken bringen.


    Kurzum, wiedermal ein gelungendes Werk des Autors, das Lust auf mehr macht. Von mir gibt es 9 Punkte (Beziehungswaise gefiel mir noch nen Tick besser) und ein große Lese-Empfehlung!

  • Herzlichen Dank für diese Rezi.
    Ich habe eine Frage dazu: Ist es eher oberflächliche Unterhaltung oder Unterhaltung "mit einem gewissen Anspruch"?
    Danke schon mal für deine Antwort. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire, diese Frage ist schwer zu beantworten. Irgendwo mittendrin, schätze ich. Das Buch hat einen ernsten Hintergrund und spricht auch einige schwierige Themen an, aber die Sprache ist sehr locker und voller Wortwitz. Birbæk schafft sowas wie kein anderer, deshalb kaufe ich mir seine Bücher mittlerweile schon blind.


    Ich mochte das Buch und habe es fast in einem Rutsch gelesen. Mads mochte ich von Anfang an und fand schön, wie er sich vom Zyniker zum, ähm, naja, nicht-mehr-ganz-Zyniker entwickelte. Die Entwicklung ist schlüssig und das Buch herrlich unkitischig, obwohl die Geschichte sehr viel Kitschpotenzial hat. Wie alle Birbæk-Bücher kann ich auch "Die Beste zum Schluss" empfehlen. Einzig der Titel hat mir nicht gefallen, aber der ist ja letztendlich auch am unwichtigsten. Zumindest, wenn man das Buch trotz des Titels liest.

  • Was schreibt man über ein Buch, das man an einem Samstag Nachmittag zu lesen beginnt, das einen bis spät in die Nacht wachhält, einen an einem Sonntag um 5.45 Uhr aufstehen läßt, bloß um zwanzig Minuten später schon wieder zu lesen und das man schließlich mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht am Vormittag zuklappt, nachdem man die letzte Seite gelesen hat?
    Irgendwie könnte ich über Birbaeks Bücher jedes Mal das gleiche schreiben, und das ist absolut positiv gemeint: Humor, Wortwitz, große Gefühle, Tiefgang, und das alles ganz ohne Kitsch oder Pathos, jedes Mal wieder eine Freude und eine Überraschung.
    Auch wenn mir jedes seiner Bücher auf seine Weise sehr, sehr gut gefallen hat (gut, bei einem fand ich das Ende schwach), würde ich "Die Beste zum Schluss" doch nah an der Spitze einordnen, es enthält einfach alles, was ein gutes Buch braucht, um die Welt ein paar Stunden lang auszublenden und um ein gutes Gefühl im Leser zu hinterlassen, nicht zuletzt durch und durch sympathische Figuren mit all ihren Stärken und Schwächen.
    Outstanding.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Vom Letzten (nele und paul) war ich ein wenig enttäuscht, darum warte ich mit dem hier noch ein bißchen.


    Das ging mir auch so, Babyjane, obwohl mich die Rezi nun doch wieder neugierig gemacht hat :gruebel

  • Gutmenschen-Overkill


    Mads ist 38 und Redakteur bei einer Frauenzeitschrift, wo er von einer bildhübschen Kollegin gemobbt und vom Chefredakteur, dessen Nachfolger er möglicherweise werden soll, hingehalten wird. Ansonsten leidet er vor allem darunter, dass seine bisherigen Beziehungen daran scheiterten, dass er, wie er glaubt, in der Verliebtheitsphase nicht zu erkennen in der Lage war, wie wenig gut die jeweiligen Frauen zu ihm passten. Deshalb beschließt er, diesem Gefühl nicht mehr nachzugeben. Er wird "Verliebtheits-Gegner" und trägt diese Meinung vor sich her wie andere ihre Smartphone-Headsets. Als er seine Jugendfreundin Rene wiedertrifft, die zwei Kinder hat und mit der alles außer Sex exzellent funktionierte, gründet er mit ihr eine kuschelige WG, wird zum Ersatzvater für die entzückenden Kids und ein rundum zufriedener Mensch. Dann begegnet ihm auf einer Party die spröde, blasse, aber wunderschöne Eva, in die er sich in Sekundenschnelle verliebt, und plötzlich hat der Mann neben seinen marginalen Luxusproblemen noch ein weiteres. Aber Eva wird nach sowieso Kanada auswandern, und gleichzeitig bekommt Rene eine böse Diagnose.


    Auf sprachlich eher mittelhohem Niveau erzählt Birbaek eine simple Geschichte von ausschließlich extrem guten Menschen (das bisschen Mobbing in der Redaktion ist nebensächlich), die verblüffenderweise immer noch immer besser werden. Das eigentliche und sehr aufgesetzt wirkende Thema - Verliebtheit verklebt das Hirn -, das der Held mantrisch wiederholt, ohne in dieser Hinsicht jemals glaubwürdig zu sein, verpufft am Ende genauso wie die kaum als solche auszumachenden Konflikte; selbst die im letzten Drittel ausgepackte Krebskeule erweist sich als Wattestäbchen. Bis dahin trieft es vor Emotionalität; seitenweise schildert Birbaek rührselige Szenen, die vor kleinem Glück nur so strotzen, bis es am wenig überraschenden Ende noch einmal noch viel glücklicher wird. Als hätte er (spät) bemerkt, dass Romane auch über ein Element, das sich "Spannung" nennt, verfügen sollten, hängt der Autor im Epilog einen kleinen Knalleffekt an, der sich aber glücklicherweise schon zwei Zeilen später als eine Art Scherz erweist. Das Drama in "Die Beste zum Schluss" reduziert sich also auf einen halben Absatz.


    Okay, was ist gegen eine Geschichte eigentlich zu sagen, die nur vom Glück und von perfekten, superehrlichen, fast schon schmerzhaft treuen, extrem feinen, einfach guten Menschen handelt? Nunwohl. Wäre es wenigstens witzig (das ist es hin und wieder, aber nur ausnahmsweise), wäre es gut erzählt (stattdessen wiederholen sich z.B. Wendungen wie "musterte mich aufmerksam" im Dutzend), wäre da irgendwas, das man unterm Strich als Botschaft extrahieren könnte. Gäben die Figuren etwas her. Aber Rene ist nur der Workaholic, Eva ist fast überhaupt nicht erkennbar, und Mads stolpert eher fremdbestimmt durch den schmalen Plot. Einzig Lola, Renes sechsjährige Tochter, verfügt über eine Idee von Kontur. Bei all der Beschaulichkeit und Idylle hat Birbaek schlicht und ergreifend alles andere vergessen. Oder, auch möglich: Es handelt sich um ein literarisches Experiment.


    Wer (sinngemäß zitierte) Sätze wie "Krankenkassen sollten Dachterrassen bezahlen" oder "Man sollte Kleinkinder vermieten, damit jeder mal das Glück verspüren kann, das eine Kinderhand in der eigenen auslöst" lesen und ansonsten einen Roman zur Kenntnis nehmen möchte, in dem überhaupt nichts passiert, außer dass alle glücklich sind oder werden (oder andere glücklich machen), ist mit diesem Buch möglicherweise gut bedient, eher geringe stilistische Erwartungen vorausgesetzt. Aber eigentlich bekommt man solche Schmachtfetzen für deutlich weniger Geld wöchentlich am Zeitungskiosk, die Verlage haben meistens Mädchennamen und die Formate sind handlicher. Und, kaum zu glauben, die Konflikte in diesen Groschenromanen sind viel, viel dramatischer als in diesem unerträglichen Buch.

  • Ich hab leider kurz vor Urlaubsantritt keine Zeit,mich ausführlicher zu äußern,aber ich reihe mich in die Gruppe der Birbaekfans,denen dieses Buch ebenfalls sehr gut gefallen hat und ich habe alle von ihm gelesen und liebe sie.
    Ich kann mich in diesem Fall nur Mankell anschließen:-)


    Könnte man bitte den Titel ändern? Schluss ..nicht mit ß...sorry,aber da schüttelt es mich:-)

  • Ich mag Birbaek, und ich mag auch dieses Buch. Ebenfalls fast in einem Rutsch gelesen, hat es mich einfach ein wenig abgelenkt und zufrieden gemacht. Schöne Geschichte, sympathische Personen, ich habe es wirklich gern gelesen.


    Für mich ist ein Buch von Birbaek ein Garant dafür, dass ich gute Unterhaltung erwarten kann und auch bekomme, ich bin bisher nicht enttäuscht worden.


    9 Punkte von mir.


    Edit:
    Wie ich gerade auf seiner Homepage gelesen habe, gibt es vorerst keine weiteren Romane mehr, seine Zusammenarbeit mit dem Verlag ist gekündigt, er will sich auf Drehbücher konzentrieren.


    Schade, sehr schade.

  • Dies war mein erstes Buch von Birbaek.


    Es ließ sich leidlich schnell weglesen, gehört für mich aber eindeutig in die Sparte Chick-Lit. Ich sah jetzt keinen großen Unterschied zu Büchern von... z. B. Ildiko von Kürthy, ausser, dass die Hauptfigur männlich ist.


    Klar, der Autor jongliert mit ernsten Themen und baut ein bisschen Humor drum herum; aber zur eingängigen oder nachhaltigen Literatur gehört es eindeutig nicht.
    Da ich mich aber gut unterhalten gefühlt und endlich bei einem Buch mal wieder lachen konnte, gibt es von mir dafür auch gute 8 Punkte.


    Mit Nele und Paul werde ich es auch noch versuchen.


    Gruß vom killerbinchen :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“