Thilo Sarrazin - Deutschland schafft sich ab

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Aber ich würd sagen, das hängt davon ab, ob man mit sich selbst zufrieden ist, oder ob man sich immer an anderen orientiert, denen es angeblich besser geht.


    Wundert dich das in einer Wettbewerbsgesellschaft? Das ganze gesellschaftliche Klima ist doch auf Wachstum ausgerichtet, was im Privaten eben bedeutet, immer mehr zu besitzen. Und dass die Zufriedenheit einer Nation bis vor Kurzem ausschließlich am BIP bemessen wurde, zeigt ja auch in die gleiche Richtung.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Wundert dich das in einer Wettbewerbsgesellschaft? Das ganze gesellschaftliche Klima ist doch auf Wachstum ausgerichtet, was im Privaten eben bedeutet, immer mehr zu besitzen. Und dass die Zufriedenheit einer Nation bis vor Kurzem ausschließlich am BIP bemessen wurde, zeigt ja auch in die gleiche Richtung.


    Das würd ich gern näher erklärt haben. :gruebel


    Edit: Ich hab jetzt gegoogelt. Ich glaub zwar einfach, dass manche Menschen da einfach was durcheinander gebracht haben (ich mein nicht dich, sondern Wissenschaftler, aber ich bin grad zu wirr, um das in Worte zu fassen und eigentlich ist das an dieser Stelle auch egal), aber dennoch verstehe ich deine Schlussfolgerung nicht. Wir sind an einem Punkt, an dem gemerkt wurde, dass höheres BIP nicht automatisch höheres Glück und Zufriedenheit der betreffenden Nation (bzw. der Menschen dieser Nation) bedeutet. Das zeugt für mich eigentlich davon, dass auch den Menschen in einer sog. Wettbewerbgesellschaft klar wird, dass Geld allein nicht glücklich macht. (Aber das geht hier zu off topic und außerdem hätte ich bei Macskas Post auch gar nicht gedacht, dass sie hier "wem geht es gut" im materiellen Sinne meint).

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Gummibärchen ()

  • Ich meinte ja auch nicht im materiellen Sinne.
    Ich finde es einfach traurig, das Leute ohne Arbeit Depressionen bekommen, weil sie eben nicht gebraucht werden und sich wertlos fühlen. Leute die arbeiten und wenig Geld verdienen werden aber auch depressiv , weil die Arbeit nicht angemessen bezahlt wird.
    Und Leute die Arbeit haben, eventuell auch angemessen bezahlt werden, sind so überfordert das sie davon auch krank werden und/oder einen Burnout bekommen.


    Irgendwie müsste einem das doch zu denken geben, das da irgendwie im ganzen System was nicht stimmt, oder? :gruebel

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    Irgendwie müsste einem das doch zu denken geben, das da irgendwie im ganzen System was nicht stimmt, oder? :gruebel


    Allerdings. Ich persönlich sehe das Problem (und da geb ich Draper insofern in diesem Punkt recht) in unserer Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaft, in der eben statt (ich nenn das mal so...) "sozialen" Werten (vor allem sowas wie Nächstenliebe) einfach nur Leistung zählt und dieses "höher, schneller, weiter"-Denken herrscht. Mich regt das jeden Tag x-Mal auf, weil das einem irgendwie überall begegnet. Ich bin aber auch optimistisch, dass es die Menschen langsam merken und sich Gedanken machen...

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  • Die Hexenjagd ist lange vorbei - der von den „Jakobinern in den Feuilletons“ gedemütigte Autor sagte vor kurzem, auch wenn der Verlust seines Jobs bei der Bundesbank der politische Preis war, die Sache sei es wert gewesen. Nur der „Rausschmiss“ seiner Frau tue ihm leid.


    Die Vorherrschaft der Denkblockierer hatte auch bei mir Spuren hinterlassen: „Diesen Schinken lese ich nicht“, sagte ich damals. Doch die kontroverse, teilweise recht idiotische Debatte ließ mich aufhorchen. Aufgrund der jämmerlichen Parteiausschluss-Seifenoper begann ich nachzudenken. Der Tropfen auf den heißen Stein war dann die sehr emotional geführte Diskussion um das Buch eines Parteigenossen, der behauptete, Neukölln sei überall!


    Und genau das ist es, was mich immer noch ein wenig abstößt: der Titel „Deutschland schafft sich ab“ ist semantisch ebenso drittklassig wie „Neukölln über alles!“ Pardon: „…ist überall!“ Und auch die Sprache des Buches sowie die vielen (fragwürdigen) Statistiken sind kalter Ökonomen Jargon, der den selbstverliebten Bildungsbürger selbstverständlich abstoßen muss. Kein Wunder, dass die Fraktion der selbstgerechten Meinungsführer sofort das Buch sezierte und dabei so einige Ungereimtheiten fand, die in jedem Buch zwangsläufig existieren.


    Deutschlands feuilletonistischer Vordenker Nr. 1, der im letzten Jahr zu glauben begann, dass die Linke Recht habe, warf Sarrazin Flucht in die Biologie vor und konstatierte, dass er unter Kultur „den Reflex biologischer Prozesse“ verstehe. Gewiss, auch das lässt sich nicht einfach so unter den Tisch kehren, doch im Kern bleiben fast alle sarrazinischen Denkanstöße bestehen:


    Professionelle Regelung der Zuwanderung und des Familiennachzugs, Einführung von Workfare-Konzepten, Reduzierung des Kindergelds bei gleichzeitiger Erhöhung des Etats für Schulen (z.B. kostenloses Essen), Kindergartenpflicht, Ganztagsschulen, penibles Durchsetzen der Schulpflicht, konsequente Aburteilung jugendlicher Straftäter


    Die letzten Vorschläge decken sich im Übrigen mit denselben seines Parteigenossen Buschkowsky.


    Und nun frage ich mich, wie viele Bücher müssen SPD Politiker denn noch schreiben, bevor die heißen Eisen endlich angefasst werden?


    Ich glaube nicht, dass wir unser Land aufs Spiel setzen, wie es Sarrazin meint. Ich glaube, dass wir Ängste schüren, Radikalismus und Polarisierung fördern, Ressourcen verschwenden, nachhaltiges Wachstum verspielen und vieles mehr, wenn wir nicht endlich anfangen zu handeln. Nun ist die Politik gefragt, packen wir es endlich an!