Ernest Hemingway - Tod am Nachmittag

  • Klappentext:
    Für die Spanier war der Roman die gelungenste englischsprachige Darstellung der Corrida überhaupt. Sie ist Dokument und Bekenntnis zugleich. Mit großer Sachkenntnis analysiert Hemingway Zeremoniell und Ritual der Kämpfe zwischen Torero und Stier. Die Aufzucht der Kampfstiere, die Technik der Matadoren, die Aufgaben der Picadores und Banderillos, das Spiel mit capa und muleta all das schildert Hemingway präzise und eindringlich. Leidenschaftlich berührt ist er von der tänzerischen Dramaturgie der Corrida, dieser ritualisierten Kunst des Toreros, auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod zu balancieren. 81 Bilder, die Hemingway selbst kommentiert hat, zeigen den Stierkampf in diesen dramatischen Momenten.


    Meine Meinung:
    Bei "Tod am Nachmittag" handelt es sich nicht um einen Roman, obwohl das Buch einige wenige erzählerische Passagen beinhaltet, sondern um ein Sachbuch über den Stierkampf zu Hemingways Zeit, ergänzt um ein sehr ausführliches Glossar und einen ebenso ausführlich kommentierten Bildteil.
    Würden in dem Buch, wie für ein Sachbuch angemessen, nur die Fakten dargestellt, hätte man es auf etwa zehn Prozent seiner Länge kürzen können. Thema ist aber auch die Faszination, die der Stierkampf auf seine Anhänger ausübt. Zu diesen Anhängern gehörte bekanntermaßen auch der Autor, der sich an vielen Stellen direkt an den Leser wendet, beispielsweise Ratschläge erteilt, welche Jahreszeiten und Orte am geeignetsten für den ersten Besuch bei einem Stierkampf seien. An anderen Stellen werden kurze fiktive Erzählungen eingeschoben, wieder andere Passagen sind als Dialog mit einer fiktiven "alten Dame" gestaltet. Neben der Porträtierung bekannter Stierkämpfer finden sich Erläuterungen der Regeln oder Beobachtungen anderer Zuschauer sowie immer wieder Kommentierungen zu der vergangenen und vermuteten zukünftigen Entwicklung des Stierkampfs.
    Insgesamt ergibt das Buch durch diese Stilwechsel ein ausgesprochen uneinheitliches Bild. Vielleicht war der Autor vom Gegenstand seiner Betrachtung zu sehr in den Bann geschlagen, um die Betrachtung mit dem nötigen Abstand des Künstlers anstellen zu können. Man kann den Eindruck gewinnen, dass er mehr oder minder unvollkomen immer neue Anläufe unternimmt, um ein Thema zu greifen, das sich ihm immer wieder im letzten Augenblick entzieht. Andererseits gelingt es Hemingway in den starken Passagen, mittels weniger Sätze eine Atmosphäre zu erzeugen, wie es kaum einem anderen Autor gelingt. Trotz aller Schwächen empfinde ich deswegen dieses Buch als sehr authentisch.

  • Hemingway schreibt genial! Ein Könner , ein Dichter , von riesigem Format.
    Habe definitiv alles von Hemingway gelesen, etliche Biographien über ihn.
    Zu den schwachen Werken gehört nun leider der "Tod am Nachmittag" und er schreibt ja auch, dass diese Schrift nur für den Aficionado gedacht ist.
    Und das ist definitiv eine Schwäche dieses Buches.
    Wer Phillip Roths "The Great American Novel" (= deutscher Titel) liest und nichts von Baseball versteht, wird nichts von der Geschichte mitbekommen und eventuell erst etwas ahnen, wenn einbeinige und einarmige Baseballspieler auftreten.