Über den Autor:
- 1946 geboren
- früher Kriegsreporter u.a. in Vietnam und Nicaragua
- anschließendes Studium der Wirtschaftswissenschaften
- Gründung einer Beraterfirma in Hongkong
- Im Jahr 2000 zog sich Hef Buthe aus dem Geschäftsleben zurück.
Er lebt heute mit seiner Frau (u.a. auch Autorin) im Sauerland und widmet sich hier dem Schreiben von Krimis.
Der Autor ist hier im Forum angemeldet. Seine Beiträge schreibt er unter dem Nick „hef“. In einer Leserunde zum Buch stand er Rede und Antwort.
Interessierte hier entlang: https://www.buechereule.de/wbb/board/1046
Klappentext:
Vor dreißig Jahren war Peter Stösser Kriegsreporter im Nahen Osten. Nun reißt ihn ein mysteriöser Anruf aus seinem Redaktionsalltag und lässt ihn Hals über Kopf nach Israel fliegen. Sein Weg führt zum Katharinenkloster auf dem Sinai, dessen Mönche ein Geheimnis hüten. Es hat nichts mit Mystik oder Religion zu tun, Und wer es kennt, muss sterben.
Eigene Meinung:
Dieser Roman ist eigentlich der dritte Band über den Reporter Peter Stösser, nach „Das Erbe der Loge“ und „Im Schatten des Münsters“.
Nichtsdestotrotz kann man diesen Thriller genießen ohne die vorherigen zu kennen.
Apropos >genießen<… Hier liegt vielleicht der Hund begraben.
Denn genießen kann man dieses Buch mMn nur dann, wenn man
1. ohne vorgefestigte Erwartungen herangeht (Bsp. Ein Titel sagt nicht unbedingt immer etwas über die Richtung aus, in die ein Plot tatsächlich gehen wird),
2. sich auf einen Schreibstil einlassen mag/kann, der abseits vom Mainstream liegt.
Der „andere“ Schreibstil hat auch mir anfangs so einiges abverlangt.
Nein, Hef Buthe schreibt wahrhaftig nicht blumig oder verschnörkelt. Ich würde es spontan eher als „kurz und bündig-Schreibe“ bezeichnen.
Oder anders gesagt: Wolf Schneider, Autor von „Deutsch für Profis“ – übrigens ein auch heute immer noch lesenswertes Buch nicht nur für Journalisten – hätte wahrscheinlich seine Freude an Buthes Sätzen gehabt. Vielleicht ist es aber auch umgekehrt und Hef Buthe, der dieses Buch wahrscheinlich auch kennt, mochte Aussagen Schneiders wie beispielsweise „Der häufigste, der klassische Rat an jeden, der verstanden werden will, lautet daher: Schreibe kurze Sätze!“ und hat sie einfach in die Tat umgesetzt ;-).
Mutmaßungen, ja, aber ein Bild dessen was mir als Leser ob des gewöhnungsbedürftigen Stils durch den Kopf ging…
Der Plot nimmt von Beginn an Fahrt auf wie eine Achterbahn und wer Achterbahnfahrten nicht mag (ich übrigens auch nicht), wird auch hier sein Unwohlsein kundtun.
Wir finden uns mit dem Journalisten Stösser eigentlich ständig in irgendeiner Misere wieder, die meist die nächste – noch größere – nach sich zieht. Doch das ist die einzig wählbare Methode, die der Figur des chaotischen / selbstzweifelnden / und gleichzeitig auch überaus humorvollen Reporters (so man Galgenhumor auch etwas abgewinnen kann) gerecht wird. Nein, er ist nicht bequem, immer nachvollziehbar oder gar ohne Laster. Eher unberechenbar, mit einem Alkoholproblem versehen, aber eben auch und gerade authentisch.
Und wer sich vom teilweise James Bond-artigen Niveau nicht abschrecken lässt, wird belohnt. In zweierlei Hinsicht: er gewinnt den Protagonisten beinahe lieb;-) und erfährt tatsächlich erst am Schluss, was es mit allem wirklich auf sich hat.
Und gerade der Schluss ist es, der mich beeindruckt hat: eine Auflösung, die näher am aktuellen Geschehen in vielerlei Hinsicht kaum sein könnte!!
Bis dahin gibt eine Stelle aus dem Buch mMn perfekt wieder, wie es einem ergehen wird:
S. 395:
Zitat>>Es war wie auf einem Jahrmarkt. Einem Rummelplatz, der nur eine Scheinwelt vorgaukelte. Ein Panoptikum aus Zerrspiegeln und Geisterbahn.<<
Abschließend eine Leseempfehlung also an all die Leser, die bereit sind zu erkennen, dass nichts ist wie es scheint und schon gar nicht wie uns der Ich-Erzähler glauben machen will
***Hier sei noch angemerkt, dass bereits im November der nächste Band mit dem Protagonisten Peter Stösser erscheinen wird.
Titel: Saigon – Berlin / ISBN: 978-3404165148