Inhalt:
2352 hat Earth Company den Krieg gegen Union bereits so gut wie verloren. Doch die Flotte unter dem Kommando von Conrad Mazian sieht dies anders und hat längst aufgehört, auf irgendwelche außer seine Befehle zu hören.
Pell’s Station, Downbelow Station, ist der Ort, an dem sich alles entscheiden wird, die Station ist überfüllt mit Flüchtlingen, Mazian und die Flotte machen sich breit, Agenten von Union und Leute mit eigenen Agenden treiben ihr Unwesen und die Union-Flotte lauert im Orbit. Niemand von ihnen gibt einen Deut um das Leben der Menschen und Downers auf der Station oder auf dem Planeten Downbelow. Bis eine Person eine radikale Entscheidung trifft und bis die freien Händler auf ihren Schiffen beschließen, frei bleiben zu wollen. Die Rettung Pells signalisiert die Geburt der Allianz der freien Händlerschiffe, der Alliance.
Meinung:
Kein einfaches Buch, aber ein sehr gutes Buch. Der Unterschied zu anderen, etwas weniger durchbeißungsbedürftigen Cherryhs ist, dass sich in dieser Geschichte sehr viele Handlungsstränge tummeln, kreuzen und vereinen und nicht alle davon sind gleichermaßen fesselnd für mich. Ich konnte zB leider nichts empfinden für die Downer, die pelzigen Aliens von Downbelow. Ihr ewiges „love you“ und ihre Liebenswürdigkeit nerven mich einfach nur. Ich bin ein schlechter Mensch, genervt von netten Downers und fasziniert von bösen Captains.
Aber, anstrengend mag das Buch zeitweise sein, jedoch nicht langweilig, nie langweilig, das ist ein feiner Unterschied.
Am meisten gefesselt war ich hier von zwei Handlungselementen, der Reise von Josh Talley und seiner Freundschaft mit Damon Konstantin und Elene Quen und der Flotte und ihrem Weg in den Abgrund. Den kann man hier sehr schön nachvollziehen, wo sie, irgendwann zwischen „Hellburner“ und diesem Buch, falsch abgebogen sind. Und doch möchte ich immer noch leidenschaftlich gerne mehr über diese Flotte/Ex-Flotte/Piraten/Mazianni wissen, vor allem, was zwischen hier und ihrem Halbleben als Mazianni später, nach dem Krieg, passiert ist.
Signy Mallory von der „Norway“ ist ein vortreffliches Beispiel für die Zwiespältigkeit der meisten Charaktere in diesem Buch. Am Ende steht sie auf der Seite der Guten, ist aber gleichzeitig immer noch die Frau, die Talley gequält hat und zweifellos befinden sich auch auf der „Norway“ einige Crewmitglieder, die dort ursprünglich nicht dienen wollten. Und es ist nicht die plötzlich erkannte Güte ihres Herzens, die sie zuerst dazu bringt, sich gegen Mazian zu stellen, sondern dass er sich in ihr Kommando einmischt. Don’t mess with a captain and his/her ship.
Manche der Personen bleiben wegen der Fülle an Handlungssträngen und Ereignissen teilweise etwas oberflächlich. Aber dies alles ist bewundernswert ausgedacht und umgesetzt. Man kann am Ende kaum glauben, dass man nur knapp 500 Seiten gelesen hat. Und zumindest die Konstantins, Talley und Mallory bleiben alles andere als flach. Faszinierend ist auch, dass wir bis gegen Ende nicht wissen, wer oder was Talley eigentlich ist, und er es genauso wenig weiß. Der Weg, den er geht und vor allem wohin er ihn am Ende führt, ist ausgesprochen spannend.
„Downbelow station“ wird wohl nie eines meiner Lieblingsbücher von Cherryh sein, aber es ist ein sehr gutes und vor allem sehr wichtiges Buch aus dieser Reihe. Da muss man einfach durch und wird, wie fast immer bei ihr, belohnt, vor allem gegen Ende, als sich die Ereignisse überschlagen und man, wie so oft bei ihr, nur noch atemlos lesen kann.
PS: So, und jetzt gucken wir, wie es auf der Union-Seite aussieht. Wo ist mein "Cyteen"?
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