Liebe Kinder!
Heute basteln wir einen voll krassen Vampirroman. Wie das geht, zeigt euch jetzt die kamelin:
Zuerst denkt ihr euch ein paar echt abgefahrene Namen für den Helden aus. Dabei kommen euch spontan ... äh ... Lucian, Damien und ... äh ... - Adrian? - in den Sinn.
Dann überlegt ihr euch das Wichtigste: Wie soll euer mega-coole Held aussehen? Hmm, lasst uns mal nachdenken ... Ich würde sagen, er sollte echt groß sein, so ungefähr 3,50 Meter. Aber da die Heldin meist ein voll kleines Sahneschnittchen ist, also um die einszwanzig, kommt das nicht so gut hin. Drum stutzen wir den Helden auf 1,90 Meter, und lassen die Heldin auf etwa einsfünfundsechzig nachwachsen.
Passt.
Als nächstes braucht die Tussi einen endgeilen Namen. Nennen wir sie doch ... Isabella, Bella oder äh ... Isa? - ist zwar alles das Selbe, aber das merkt kein Schwein.
Dann müsst ihr euch noch einen Look überlegen, also wie die beiden aussehen sollen. Wäre es nicht voll heftig, wenn Bella rot-braune Haare hat und Lucian schwarze? Sie hat smaragdgrüne Augen, und er krass blaue? Er trägt am liebsten 'ne Sonnenbrille und abgefahrene Lederklamotten, und sie ist stylingtechnisch eher 'ne graue Maus. T-Shirt und Jeans würd ich sagen. Jeder übersieht sie, weil sie ein kleines Nichts ist, bis Lucian sie entdeckt. Oder Adrian. Oder war es Damian? Scheiß egal. Jedenfalls ist sie dann nicht mehr irgendwas, nein, sie ist irgendwer!
Seht ihr, bis jetzt läuft es doch prima - ist so easy wie Butter aufs Brötchen schmieren.
Kommen wir zum Charakter unserer Helden - also dem, was den meisten Figuren in Vampirromanen abgeht.
Ich finde ja, dass Lucian ein harter Kerl sein sollte, so ein richtiger Matcho mit Muckis und allem drum und dran. Aber im Innern ist er total weich, so was ist in der Literatur echt selten. Am besten spielt er fett ein Instrument, dann könnt ihr seine Empfindsamkeit noch besser rüberbringen.
Bella sollte voll zurückhaltend, also eher der schüchterne Typ sein, meint ihr nicht? Sie ist praktisch unsichtbar, bis Damian sie entdeckt, und allein durch seine Aufmerksamkeit aufwertet.
Okidoki, fehlt nur noch die Idee und das Konzept.
Wie wäre es, wenn Lucian ein obercooler Typ ist, der neu in der Stadt ankommt und sich ultrakrass in Bella verknallt. Die ist irgendwie voll in Gefahr, wieso und warum müssen wir uns später noch überlegen, und er muss volle Kanne auf sie aufpassen, und rettet sie andauernd, weil sie neben der Lebensgefahr in der sie schwebt, auch noch ein kleiner Trottel ist, der dauernd über rote Ampeln geht und über die eigenen Beine stolpert. Weil Adrian ein Blutsauger ist, darf er sich nicht in sie vergucken, darum kämpft er dagegen an, denn als Vampir würde er die Bella total leersaugen, und das wäre echt nicht gut für Bella. Also muss er gegen seine Gefühle kämpfen und kämpfen, und damit habt ihr, liebe Kinder, direkt mal einen dollen Konflikt.
Jetzt fluppt es so richtig, ich glaube das wird echt der Hit!
Also, was haben wir: Namen, Aussehen, Charakter, Idee - fehlt noch das Konzept.
Ein Konzept ist das, was den meisten Vampirromanen fehlt. Wahrscheinlich denken sich diese Autoren, dass es eh egal ist, weil diese Art der Story ins Fantasy-Genre fällt. Und da ein Romankonzept voll anstrengend ist, und so Sachen wie Prämisse, Stufendiagramm und Handlungsstrang, und - hätte ich fast vergessen, Biographien für die Helden enthält, lassen Autoren das gerne auch mal weg.
Außerdem fällt uns bestimmt während des Schreibens noch etwas voll Krasses ein, immerhin haben wir ja schon dolle Namen, 'ne coole Idee und - ach ja, ein Setting brauchen wir noch. Osnabrück als Handlungsort wäre jetzt nicht so geil. New York macht sich da schon besser. Das kennt ihr nicht? Schnurz egal, das googelt ihr einfach aus, und gut ist.
Leute, wir machen echt Fortschritte, ich finde unsere Story hat mittlerweile heftiges Endgeil-Potential! Jetzt müsst ihr das Teil nur noch schreiben.
Was denn, ihr könnt nicht schreiben? Kein Problem, das geht einigen Autoren so, was sie allerdings nicht daran hindert ihren Roman zu verscherbeln.
Ansonsten macht ihr es einfach wie Felene Fegemann:
Die Gute hat während ihrer Schulzeit als Kopistin im Copyshop ausgeholfen. Dabei ist wahrscheinlich irgendetwas in ihrem Kopf durcheinander gekommen. Möglicherweise hat sie zu lange mit offenem Deckel kopiert - wir wissen es nicht. In jedem Fall hat sie wochenlang behauptet ein Molch zu sein, und anschließend ein Buch darüber geschrieben. Ihr Vater hat ihr dann eine WELT-Tournee gebucht, inkl. PR mit allem Schnick und Schnack, und am Ende wurde sie sogar für einen voll krassen Buchpreis nominiert, der Leipziger Allerlei hieß, glaube ich. Dass sich später herausgestellt hat, dass es gar nicht ihr Buch war, sondern sie die Hälfte irgendwo rauskopiert hat, war dabei nicht wirklich hinderlich.
Zum Schluss müsst ihr euren Roman noch testlesen lassen. Hierfür eignet sich am besten eure Mutter und eure Freundinnen. Die haben bestimmt noch ein paar pornöse Stylingtipps für Bella parat. Rote Strähnchen im Haar wären echt voll heftig, oder was meint ihr?
Na, seht ihr: Schreiben ist ein Kinderspiel!
Und das nächste Mal lernen wir, wie man ein Drehbuch schreibt, und anschließend gleich den Film dreht.