Ob das Buch hier so gut rein passt, trau ich mich nicht mit Sicherheit sagen. Es ist nämlich Vieles: Es ist ein Buch über Orden, über Brüder und Schwestern im Herrn. Es ist katholisch, aber auche in bisschen esoterisch. Es ist ein bisschen autobiographisch und wegen dem flapsigen Schreibstil, würde ich es auch unter Belletristik einorden wollen. Es ist aber auch ein Reisebericht (immerhin handelt es sich ja um eine Abenteuerreise in die Demut) und trotzdem siedle ich es hier an.
Über das Buch:
Warum kommt uns heutzutage ein christliches Kloster weitaus exotischer vor als jede fernöstliche Religion? Auch der Dokumentarfilmerin Susanne Aernecke war die Ordenswelt fremd - bis sie sich aufmachte zu Mönchen und Nonnen mitten in Deutschland. Sie begegnete ihnen in Klöstern, die ganz anders sind, als wir sie uns vorstellen, aber auch in Schulen, Suppenküchen und im Gefängnis. Dabei entdeckte sie etwas, das vielen abhanden gekommen ist und doch unsere abendländische Kultur mitgeprägt hat: die Demut, die Susanne Aerneckes Leben verändert hat.
Über die Autorin:
Susanne Aernecke, geb. 1961, reiste als Kapitänstochter schon früh rund um den Globus. Nach einem Sprachstudium und einer Regieausbildung drehte sie Fernseh-Dokumentationen (für ARD, ZDF, Arte, 3sat) auf der ganzen Welt: in Indien mit dem Dalai Lama, in Südamerika mit Schamanen, in China mit Shaolin-Mönchen. Für die Recherche zur Fernsehserie Te Deum (3sat und ZDF ab November 2008) war sie zum ersten Mal im eigenen christlichen Kulturkreis unterwegs.
Meine Meinung:
Das Buch wurde mir empfohlen, weil ich ein Buch über Ordensgemeinschaften gesucht habe und weil es mich bei Amazon gut angesprochen hat und dort fast ausschließlich positive Bewertungen waren, habe ich mich dazu entschlossen, das Buch auch zu lesen.
Das Buch handelt von Susanne Aernecke, die für ein neues Filmprojekt durch Deutschland tourt und dabei die christliche Spiritualität zu entdecken versucht. Dabei kommt sie auch nach Österreich und in die Schweiz und begegnet vielen unterschiedlichen Ordensleuten, die aber alle eines gemeinsam haben: Sie leben die Liebe.
Ich muss gleich vorweg nehmen, dass mich das Buch nicht ganz überzeugen konnte. Vor allem wird viel mehr Tiefe suggeriert, als es letztendlich bietet.
Der Schreibstil von Aernecke ist sehr locker, hin und wieder flapsig, durchzogen von einer Spur irgendwas, das wohl witzig sein sollte, mich aber eigentlich nie zum Lachen brachte. Die Begegnungen in den Orden bleiben meistens schal, tümpeln an der Oberfläche, aber hinterlassen auf die Autorin teilweise wahnsinnigen Eindruck. Nur leider lässt sie den Leser nicht daran teilhaben. Die Gründer der unterschiedlichen Orden werden kurz dargestellt, die Beschreibung ihres Lebens war aber gewollt cool, gewollt modern dargestellt. Aber okay, vielleicht brauchen wir das, um das Leben damals zu begreifen. Teilweise gab es diese "Häppchen" aber an unpassender Stelle eingearbeitet ("Wir saßen im Auto und standen im Stau, darum checkte ich noch mal meine Notizen über den Hl. Benedikt von Nursia" (sic!) - das wirkte einfach zu gezwungen). Über die Spiritualität der Orden erfährt man ziemlich wenig. Darum, warum die verschiedenen Leute sich dazu entschlossen hatten, einem Orden beizutreten, erfährt man auch nicht viel. Es heißt z.B. an einer Stelle, dass sie (eine Nonne) von den anderen Nonnen so beeindruckt war... Aber was sie beeindruckt hat, erfährt der Leser nicht. Über den Tagesablauf in so einem Kloster, erfährt man auch ziemlich wenig... nun ja, die Beschreibung läuft meistens auf das Eine hinaus, [sarkasmus on] aber ich hätte ja nicht erwartet, dass Mönche und Nonnen beten [/off]. So gesehen erfährt man über die Klöster eigentlich wirklich nicht viel. Was man aber erfährt, sind die Einsätze der verschiedenen Leute, sie es als Seelsorger im Gefängnis, bei den Dealern und Junkies, bei den Illegalen, auf einem Bauernhof oder bloß in einer kleinen Wohnung... Viel erfährt man auch hier nicht, aber das Leben der beiden Franzsikanerinnen hat mich sehr beeindruckt und diese beiden Geschichten retten das Buch vor einem Verriss. Bei diesen beiden ist der Funken auf mich übergesprungen, hier konnte ich das Herzblut rauslesen, dass diese beiden in ihre Arbeit stecken...
Als Reisebericht gesehen ist dieses Buch auch nicht überzeugend, wenn man argumentieren will, dass es sich ja, wie der Titel schon sagt, nicht um eine Abhandlung über Klöster handelt, sondern um eine "Abteneuerreise in die Demut". Obwohl das Buch eine Abenteuerreise sein soll, las es sich ein bisschen wie "Wir fuhren in die Wüste Gobi. Dort gab es Sand. Dann fuhren wir in die Wüste Sahara. Ui, da gab es auch Sand".
Das Buch ist nicht Fisch und nicht Fleisch, so scheint mir. Kein Reisebericht und keine Abhandlung. Nur was ist es dann?
Als "Nebenstrang" kommt noch die Arbeit von Aernecke hinzu. Ihr von Kloster zu Kloster reisen zusammen mit ihrer Assistentin und was sie das alles erleben. Oder später, wo es nur noch sie und ihr Filmteam gibt, ihre kleinen "Abenteuer" im Stift Heiligenkreuz. Aber das alles bleibt schal. Die Autorin nimmt diesen Strom und ein paar persönliche Erlebnisse/Eigenheiten mit ins Buch, führt sie aber nicht aus, sie streifen bloß das Geschehen. Inga, die Assistentin hat anfangs eine nicht unbedeutende Rolle, verschwindet dann aber spurlos und der Grund wird bloß kurz erwähnt. Und obwohl die beiden ständig zusammen sind, kommt ihr gemeinsames Leben nicht zur Oberfläche. Die Autorin hat weder diesen Strang ganz weggelassen noch ganz hinzugenommen... vielmehr handelt es sich dabei um einen losen Faden, der hin und wieder in die Quere kommt, obwohl er längst abgeschnitten gehören würde.
Das Buch handelt von der gelebten Liebe und trotzdem wirken die Schlüsse der Autorin für mich "unecht". Nicht die Erfahrungen, die sie gemacht hat, auch nicht die Konsequenzen, die sie daraus zieht, aber irgendwas bleibt schal zurück. Sympathisch gewirkt hat die Autorin aber bei all den Dingen, die ihr von der Vergangenheit ins Gedächtnis kamen und wo sie mit dem Wissen und den Erfahrungen von heute (nach dem Kloster) darüber nachdachte und zu welchen Schlüssen sie daraufhin kam...
Insgesamt gesehen ist das Buch nicht schlecht, ich hatte mir bloß etwas anderes (darunter viel mehr Tiefgang) erwartet. Und jetzt weiß ich, was ein Freund meint, wenn er mich fragt, ob die eh "brav katholisch" wären... denn wenn man das Buch liest, wird man feststellen, dass nicht alles so katholisch ist wie es scheint