'Die Rache des Kaisers' - Seiten 099 - 195

  • So mittendrin im Bauernkrieg bzw. der Vorbereitung.


    Der Titel „Die 'Rache des Kaisers“ bekommt plötzlich eine andere Bedeutung für mich. Ist mit „Kaiser“ Karl gemeint?


    Immer wieder stocke ich beim Lesen, wenn Passagen mit Aussagen kommen, die damals wie heute passen. Da ich die Schreibe des Autors schon seit dem Universaldilettanten Balthasar Matzbach kenne und liebe, erfreut mich besonders, dass er noch nichts von seiner Bissigkeit verloren hat.


    Aber zurück zum Odenwälder Bauernhaufen.
    Was für ein Irrsinn an Zeitaufwand, Organisation und Verhandlungen geleistet werden musste, ist heute kaum noch vorstellbar.
    Der Zwiespalt der Bauern, das Schwanken zwischen Wut und Hass und Zukunftssicherung durch Säen und ernten.
    Der Anspruch der Führung auf Gerechtigkeit und nicht gleiches mit gleichen zu vergelten.
    Die mangelnde militärische Kompetenz.
    Das alles trägt schon den Keim des Scheiterns in sich.


    Martin Luther kommt auch nicht gerade gut weg. Ich gestehe, diese Worte waren mir nicht bekannt. Zeigt aber auch das „Große Menschen“ auch ihre Schatten haben, die in der Geschichte gern hinten an gestellt werden. Sollte mich einmal etwas intensiver mit ihm beschäftigen.


    Die Unterscheidung des Zehnten in großer Zehnt und kleiner Zehnt war mir bisher nicht geläufig.
    Das der gekaufte Ablass ohne Reue und Beichte nicht gültig war habe ich auch nicht gewusst


    Weitere historische Persönlichkeiten
    Georg „Jörg“ Metzler
    Jakob Rohrbach
    Florian Geyer
    Von diesen drei ist mir nur Florian Geyer und sein Schwarzer Haufen“ im Gedächtnis. Muss mir irgendwo in letzter Zeit einprägsam über den Weg gelaufen sein. Wenn ich nur wüßte wo?


    Götz von Berlichingen - ein Name der wohl schon zur Allgemeinbildung gehört
    Und gefunden habe ich noch Schwarze Hofmännin Margarete Renner (im Buch wol das „Schwarze Weib“)


    Insgesamt macht mir das Buch bisher sehr viel Spaß. Eine äußerst gelungene Mischung aus Geschichte und Abenteuer, ohne dass das eine das andere erschlägt.
    Die Handlung und der Stil lassen die damalige Zeit vor meinen Augen sehr lebendig werden. Die Protagonisten sind glaubwürdig. Die Einbindung historischer Personen ist sehr behutsam. Ein Wohltat unter den historischen Romanen, die moderne Probleme vor historischer Kulisse abhandeln.
    Von den vielen bemerkenswerten einprägsamen und zitierwürdiigen Sätzen des Buches will ich hier einmal eine herausgreifen:

    Zitat

    Metzler soff wie einige andere auch und schien die Zunge nicht mehr recht um die längeren Worte wickeln zu können.


    Meine letzte „Beschäftigung“ mit den Bauernkriegen liegt schon jede Menge Jahre zurück. Der Roman


    HAEBERLE, Horatius: Kopf und Arm - Die denkwürdigen Abenteuer des Bauernfähnrichs Wendel Haeberlin


    hatte mich in den 80ern veranlasst auch das Geschichtsbuch
    :
    SIEVERS, Leo: Der Bauernkrieg - Revolution in Deutschland


    zu lesen.


    Es ist und bleibt spannend, darum gehe ich jetzt :lesend

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Mir ist aus unbekannten Gründen dieses Lied geläufig: Wir sind des Geyers schwarzer Haufen, vielleicht kennst Du den Begriff ja auch daher, dyke.


    Mir gefällt vor allem der Erzählstil unheimlich gut. Jakko orakelt nicht, um Pseudospannung aufzubauen und wenn er mal sein Wissen aus der Rückschau verwendet, dann weist er noch darauf hin. Insofern sind Leser und Protagonist immer auf Augenhöhe, das mag ich sehr.


    Interessant finde ich auch, wie die zwölf Artikel hier eingeflossen sind, das ist so beschrieben, dass ich mir dachte, ja genauso können sie entstanden sein.


    Und wer ist der Kaiser, Karl oder Karl V?

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Warum immer entweder - oder?


    Als Hohenloher sind mir Wendel Hipler und Götz von Berlichingen genauso vertraute Namen wie die schwarze Hoffmaännin oder Jäcklein Rohrbach. Florian Geyers späteres Schicksal habe ich auch erst nachgeggoogelt.