Kirchgang?

  • Wollte ich auch grad fragen :-)


    Meine ersten beiden Kinder habe ich sogar noch taufen lassen - was mich heute ärgert und was sie mir auch vorwerfen :-( :-(


    Aus heutiger Sicht würde ich das nicht mehr tun. Mein Kleiner bleibt ungetauft.


    Damals war ich noch jung und unberaten/unbelesen/uninformiert...:-(

  • Wenn ich Dich also richtig verstanden habe, benutzt Du die Kirche und ihr Angebot also nur wegen des feierlichen Rahmens, weil man das halt so macht? Ist das nicht recht scheinheilig?


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Selten. Gelebtes Christsein (oder zumindest der Versuch) ist m. E. aber auch wesentlich wichtiger, als ein regelmässiger Gottesdienstbesuch.


    <unterschreib> :write



    Früher, als Kind/Jungendliche bin ich freiwillig und sehr gerne in die Kirche gegangen. Jeden Sonntag und auch an den Feiertagen war ich dort zu finden. Irgendwann hat das nachgelassen. Irgendwann kam für mich die Zeit des Zweifelns und außerdem war mir meine Freizeit dann oft wichtiger, als in die Messe zu gehen.


    Ich bin aber auch wie Doc der Meinung, dass das gelebte Christsein wichtiger ist, als der Kirchenbesuch. Oft erlebe ich in meinem Umkreis, dass Menschen, die von sich selber sagen, dass sie sehr gläubig sind, in die Kirche gehen, etc., meines Erachtens dieses 'gelebte Christsein' vermissen lassen. Mit Nächstenliebe ist es dort oft nicht weit her...


    Heute gehe ich am liebsten dann in eine Kirche, wenn kein Gottesdienst stattfindet. Die Stille dort, tut mir einfach wohl... Es herrscht Ruhe und ich kann dort meinen inneren Frieden wieder ein wenig wiederfinden... Leider habe ich jetzt schon öfters die Erfahrung machen müssen, dass die Kirchen außerhalb der Messen oft abgeschlossen sind und man dort nicht hinein kommt. Das finde ich persönlich sehr schade...

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • ich hab jetzt mal nie angekrüzt da ich eigentlich nie geh außer es fällt jemanden ein zu sterben oder in der kirche heiraten zu müssen. oh. und dann werd ich wohl noch zu der kominion von meiner cousine müssen.
    aber ich hoff ich überleb es.
    ich selbst will eigentlich nicht kirchlich heiraten.
    für mich ist die kirche immer noch die erste und größte sekte. außerdem find ich das alle einen scheiße. überhaupt nicht mein ding.

  • Ach Doc,


    sei nicht so gutgläubig. ;-)


    Wie viele Menschen sind denn heute nur noch Katholik auf Papier, nutzen nur das an der Kirche und am Glauben, dass ihnen wirklich einen Nutzen bringt, wie zB so eine wunderschöne Hochzeit?


    Ohne das es eine Statistik darüber gibt, aber rein gefühlsmäßig und aus unzähligen Gesprächen sage ich, dass es schon längst die Mehrheit ist.


    Wenn ich ganz ehrlich bin, gehörte ich auch zu dieser Sorte.


    Ich habe im letzten Jahr meiner Schulbildung extra den Religionsunterricht besucht (der rein über das Katholikentum unterrichtete, und so gut wie nie über andere Religionen lehrte), um im Zeugnis eine Eins für Religion zu bekommen, denn es gibt immer noch einige etwas in der Vergangenheit gebliebene Menschen, die im Abschlusszeugnis darauf schauen, und das, obwohl ich schon damals ganz sicher war, Agnostiker zu sein.


    Ich kenne so viele Menschen, die seit ihrer Kindheit nie in der Kirche waren, so gut wie nicht an Gott glauben, oder zumindest daran zweifeln, und trotzdem noch immer römisch-katholisch sind, einfach deshalb "weil es sich halt immer noch so gehört".


    Wird dieser gesellschaftliche Zwang im Laufe der Jahre noch schwächer als er jetzt schon ist, besonders am Land, dann muss die Kirche wirklich um ihre Existenz bangen.


    Realistisch muss man in dieser Hinsicht schon sein.


    Gruß

  • Hi Rattentod,


    Zitat

    für mich ist die kirche immer noch die erste und größte sekte. außerdem find ich das alle einen scheiße. überhaupt nicht mein ding.


    Ich habe einmal ein Zitat darüber gehört, ich weiß leider nicht mehr, woher es stammte. Jedenfalls sagte ein bekannter Schauspieler:


    "Die Kirche ist die einzige Sekte, in der man sein darf, ohne in der Gesellschaft als verrückt abgestempelt zu werden."


    Gruß

  • Ich bin doch nicht unrealistisch, wenn ich nicht gleich in Pauschalierungen verfalle. Weder kann man behaupten das die gesamte Amtskirche scheinheilig ist, da es ja immer noch genügend Pfarrer/Pastoren gibt die mit Herzblut und viel Verständnis und Engagement ihrem "Auftrag" nachgehen, noch glaube ich ernsthaft, daß die Institution Kirche über irgendwelche Zweifel erhaben sei. Das weiß jeder kritische Mensch und auch jeder kritische Christ ebenso.


    Nur, was passiert denn, wenn die Kirchen immer weiter ins gesellschaftliche Abseits abgedrängt werden sollten? Immerhin sind die Kirchen immer noch einer der größten Arbeitgeber in Deutschland und Träger immenser dringend notwendiger sozialer Einrichtungen. Wenn sich jeder mit Graus von der Kirche abwendet und nur die negativen Seiten betrachtet, dann muss schon die Frage gestattet sein, ob es nicht sehr scheinheilig ist die Kirche dann aber im gleichen Atemzug für den eigenen Vorteil zu nutzen (sei es für Feierlichkeiten oder als soziale Einrichtung wie Krankenhaus, Kindergarten, Pflegedienste, etc.).


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Emilia
    @Doc: weil das für mich einfach bei einer Hochzeit dazugehört. Ich könnte mir nicht vorstellen, einfach nur standesamtlich zu heiraten. Ich habe in dieser Beziehung so meine altmodischen, kitschigen, konservativen Ansichten. :grin


    :waveEmilia


    Warum muss es unbedingt kirchlich sein?? Man kann sich auch neben dem Standesamt einen eigen rituellen festlichen Rahmen selbst gestalten.


    Mein Frau und ich haben uns in der Hospizruine im Kloster Disibodenberg mit einem selbst gestaltetem Ritual von einer gemeinsamen sehr guten Freundin vereinen lassen. Es war natürlich im Vorfeld viel mehr Nachdenken unsererseits notwendig, als bei dem vorgefertigtem Ritual der Kirchen.


    Nur mal so als Gdankeneinwurf


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Also ich persönlich finde es sehr sehr schade, die Kirche als "gesamte Institution" sofort zu verurteilen. Gerade hier im Osten empfinde ich dieses regelrechte "Feindbild Kirche" als extrem unüberlegt und schade.


    Ich bin ein Katholik, im Sinne der Kirche sicherlich kein besonders guter, aber ich bin einer und stehe auch dazu. Sicherlich bin ich in vielen Dingen nicht einer Meinung mit "Polen-Paule", etliches verurteile ich davon sogar - aber das macht die komplette Kirche noch lange nicht so übel, wie sie hier einige darstellen...


    Speziell hier im Osten... Nur mal als Beispiel:


    Die, die am lautesten "Scheiß Kirche" brüllen haben am wenigsten Ahnung davon; bekommen Nachhilfe von der Diakonie in schulischen Angelegenheiten - junge Eltern erhalten Finanzspritzen und Unterstützung von der Caritas. Trotzdem, Kirche ist und bleibt Scheiße...


    Über soviel Ignoranz kann ich nur den Kopf schütteln... Staatliche Kindergärten und Horte wären hier in Magdeburg allesamt pleite und geschlossen, wären sie nicht größtenteils von Diakonie, Caritas und Co. aufgefangen worden.



    Wenn ich Dinge lese wie

    Zitat

    Meine ersten beiden Kinder habe ich sogar noch taufen lassen - was mich heute ärgert und was sie mir auch vorwerfen

    kriecht mir der Magensaft die Speiseröhre hoch. Solche Leute haben auch das System "Taufe" nie kapiert und können es auch ihren Kindern nicht erklären :-(


    Die Taufe war, ist und bleibt nur ein Teil des Systems. Als ob das was endgültiges wäre... Eben weil ein Klein(st)kind sich weder dafür noch dagegen entscheiden kann, springen hier die Paten ein. Erst bei der Firmung (durchschnittlich mit 14 Jahren) hat das Kind die Möglichkeit, sein Taufversprechen zu erneuern / abzuschließen. Und wenn es halt nicht will, dann will es eben nicht. Spätestens hier kann schon von überhaupt keinem Zwang mehr die Rede sein!


    Ich bin schon vielen Menschen begegnet, aber es war noch wirklich niemand dabei, der/die seine/ihre Eltern dafür verurteilt hätte, getauft worden zu sein!


    Denkt doch mal an all die Kindergärten, Hilfseinrichtungen, Altenheime, Schulen, etc. und sagt dann nochmal, "Die Kirche im Gesamten ist Scheiße!"


    Ich persönlich bin kein Fan von Gottesdiensten, aber ich gehe gerne in "Gotteshäuser", einfach um Nachzudenken, zu trauern, Verstorbenen eine Licht anzuzünden... Mir persönlich (!) gibt das was und ich finde es gut, das es die Gesamtheit Kirche gibt! So :lache


    :wave

  • Hallo!


    Ich bin evangelische Christin, gehe aber selten zum Gottesdienst. Nicht jeder Pastor versteht es, seine Reden so zu gestalten, dass man Sonntag morgens dabei nicht einschläft. :-)


    Auch wenn ich nicht alles gutheiße, was in meiner Kirche stattfindet, habe ich einen Kirchenaustritt nicht in Erwägung gezogen. Ich sehe, was die Pastoren und Pastorinnen in der Gemeinde leisten, sie waren hier immer sehr engagiert. Da ich diese Angebote (oder, besser gesagt, meine Kinder) oft genutzt habe, stellte sich die Frage des Kirchenaustritts deshalb nicht.


    Kirchen sind für mich auch Orte der Ruhe, in denen ich die Möglichkeit zur Entspannung -körperlich und vor allen Dingen geistig- habe.


    Als der Trend zum Kirchenaustritt sehr groß war, wurde ich wegen meiner Ansichten oft belächelt. Da kamen Aussagen wie "Du bist ja blöd, denen das Geld in den Rachen zu werfen", in Foren wird pauschal von "Frömmlern" geschrieben usw.


    Von denjenigen, die aus der Kirche ausgetreten sind, erwarte ich die Toleranz, die sie für sich selbst einfordern. Nicht mehr und nicht weniger. Das erwarte ich auch von Menschen, die nie in der Kirche waren und hier leben, immerhin in einem Land, dessen Werte christlich geprägt sind.

  • Zitat

    Original von Insomnia
    Wenn ich Dinge lese wie

    kriecht mir der Magensaft die Speiseröhre hoch. Solche Leute haben auch das System "Taufe" nie kapiert und können es auch ihren Kindern nicht erklären :-(
    [...]
    Ich bin schon vielen Menschen begegnet, aber es war noch wirklich niemand dabei, der/die seine/ihre Eltern dafür verurteilt hätte, getauft worden zu sein!


    "System Taufe" ? Nie gehört...


    Die taufe meiner Kinder ist natürlich insofern nicht endgültig, als dass sie sich bestimmt nicht konfirmieren lassen werden.


    Trotzdem haben meine Kinder mir meine Gedankenlosigkeit vorgeworfen. Und auch ich habe meine Mutter gefragt "warum?" und als Antwort kam genauso, wie bei mir damals: Weil man es halt so macht, weil es von der Verwandtschaft erwartet wird...


    Ich habe es nicht wirklich hinterfragt. Und ich ärger mich und ärger mich jeden Tag auf's Neue darüber.


    Ich finde den Glauben an diese Dinge einfach nicht mehr zeitgemäss und ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen.


    Kann ja jeder halten wie er möchte, für mich und meine Familie ist es eben nichts. :wave

  • Zitat

    Original von Orlando
    Die taufe meiner Kinder ist natürlich insofern nicht endgültig, als dass sie sich bestimmt nicht konfirmieren lassen werden.


    Das ist klar. Wenn man einem Kind natürlich nicht zeigt, wie schön es ist ein Instrument spielen zu können, wird es sich kaum dafür von selbst interessieren.


    Kinder sind nun mal in erster Linie Nachahmer. Wenn sie natürlich schon durch die Eltern keinen Zugang zu Religion vorgelebt bekommen, werden sie wahrscheinlich erst sehr viel später in ihrem Leben sich eigene Gedanken dazu machen oder vielleicht nie mehr. Was doppelt schade ist, da Glauben (egal welche Konfession oder Ausrichtung) erstmal eine große Bereicherung sein kann.


    Zitat


    Ich habe es nicht wirklich hinterfragt. Und ich ärger mich und ärger mich jeden Tag auf's Neue darüber.


    Das kann ich überhaupt nicht verstehen. Du hättest Dich ja immer noch bei Deinen eigenen Kindern intensiver mit dem Thema befassen können, z. B. das Gespräch mit Eltern aus der Gemeinde suchen, Dich über alle möglichen religiösen Aspekte der Taufe informieren können.


    Zitat


    Ich finde den Glauben an diese Dinge einfach nicht mehr zeitgemäss und ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen.


    Das ist schade, denn Glauben haben bzw. Glauben zu entdecken ist eine sehr aufschlussreiche Erfahrung. Letztendlich ist Christsein aber nur über gelebte Gemeinschaft mit anderen Christen zu erleben und zu erfahren. Wenn Du das für Dich als nicht weiter interessant oder erstrebenswert definierst ist das vollkommen in Ordnung, nur sollte man gerade den eigenen Kinder möglichst viel Offenheit und Toleranz vorleben und nicht von vorneherein eine solche Möglichkeit zu leben für seine Kinder ausschliessen.


    Du hast schon recht, jeder nach seinem Gusto. Das muss/sollte aber auch für die eigenen Kinder gelten. Nur, wie sollen die sich ein Bild davon machen, wenn Religion im Elternhaus überhaupt kein Thema ist?


    Gruss,


    Doc

  • Thema ist es bei uns schon. Schon allein, weil ich denke, dass ein gewisses Wissen zur Allgemeinbildung gehört. Ich glaube, wir haben da mehr drüber geredet, als manch andere Familie, die sich das einfach nur auf's Fähnchen schreiben.


    Auch heute noch (Weihnachten steht vor der Tür) - ist bei uns nicht der Weihnachtsmann Thema, sondern der eigentliche Grund für dieses Fest. Wir reden über den heiligen Nikolaus, streifen auch mal Barbara...


    Wir haben eine Krippe aufgestellt, mit der ihnen die eigentliche Geschichte nochmal deutlich gemacht wird. Da sieht man momentan nur den Stall, die Schafe und einen Hirten. Auch darüber reden wir dann wieder.


    Aber wenn ich selbst diese Dinge nicht in meinem Herzen habe, wird es natürlich schwierig, ihnen das zu vermitteln.


    Ich habe immer alles offengelassen. Die Kinder sind ja nicht dumm, sie merken ja, was dahinter steht.


    Es ist jedenfalls ein ziemlich blödes Gefühl, wenn dir ein (damals) 7 Jähriger sagt "das glaube ich alles nicht! Warum hast Du mich taufen lassen? Mit meinem kleinen Bruder machst du das aber nicht, ohne ihn zu fragen!"


    Ich glaube schon, dass das Leben einfacher und angenehmer ist, wenn man daran glauben kann... nichts desto Trotz kann ich es nicht.


    Meine Mutter hat mich extrem abgeschottet von diesen Dingen - ich wusste gar nichts darüber. Das habe ich dann nachgeholt und auch eine Zeit lang geglaubt, ich würde glauben, aber da war ich noch viel jünger und es hat sich einfach nicht als für mich schlüssig und richtig herausgestellt.

  • Ich geh regelmäßig in die Kirche bzw. in den Gottesdienst und zwar der "International Baptist Church", das ist eine englischsprachige Gemeinde, die ursprünglich für die um Stuttgart lebenden amerikanischen Militärsfamilien gegründet wurde und es gefällt mir sehr gut dort. Aufgeweckt, locker, trotzdem konsequent, mit vielen Übertragungen aufs richtige Leben....so ganz anders wie die Landeskirche. Und die Menschen dort, jedenfalls die ich so kennengelernt habe, leben ihr Christsein auch im Alltag!