Der 5. Fall für Erica Falck und Patrik Hedström
Originaltitel: Tyskungen (2007)
List Verlag 2010, 503 S.
Über den Inhalt:
Das Dorf Fjällbacka ist alarmiert: Der pensionierte Geschichtslehrer Erik Frankel wurde ermordet. Der beliebte alte Mann war ein angesehener Spezialist für die NS-Zeit. Die Ermittlungen der schwedischen Polizei konzentrieren sich auf Neonazikreise. Doch Erica Falck vermutet das Motiv in Frankels Vergangenheit. Gemeinsam mit ihrer Mutter hatte er den Widerstand gegen die deutschen Besatzer unterstützt. Dunkle Jahre, über die Ericas Mutter nie gesprochen hat. Für Erica ist es an der Zeit, das große Geheimnis ihrer Mutter zu ergründen.
Über die Autorin:
Camilla Läckberg, geboren 1974, ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie stammt aus Fjällbacka – der kleine Ort und seine Umgebung sind Schauplatz ihrer Bücher. Ihre Kriminalromane erscheinen in dreißig Ländern und wurden bisher über sechs Millionen mal verkauft. Camilla Läckberg lebt in Stockholm.
Meine Meinung:
Der Krimiteil alleine ist lesenswert, gut durchdacht, stimmig geschrieben und die Auflösung ist bestens nachvollziehbar. Das Lesevergnügen wird aber vor allem durch die Schilderungen des Privatlebens der Figuren erreicht, weshalb man am besten die Serie in der richtigen Reihenfolge liest, um in den vollen Genuss zu kommen.
Camilla Läckberg versteht es meisterlich, berufliche und private Szenen miteinander zu verflechten. Patrik Hedström hat gerade seinen Erziehungsurlaub angetreten und tut sich schwer, zu Hause zu bleiben, während seine Kollegen im Kommissariat den Mord an einem alten Mann aufzuklären haben. Immer wieder zieht es ihn an seine Arbeitsstätte, was zu Spannungen in der Beziehung zu seiner Frau führt. Erica findet auf dem Dachboden die alten Tagebücher ihrer Mutter Elsy und erhofft sich Aufklärung darüber, warum sie Zeit ihres Lebens so unnahbar und kalt ihren Töchtern gegenüber war. Welch Zufall, der Ermordete war ein alter Bekannter von Elsy aus Jugendzeiten.
Die Autorin hat ein Puzzlespiel aufgebaut, in dem die Rückblenden in Elsys Vergangenheit und die Geschehnisse in der Gegenwart sich nach und nach miteinander verbinden. Ich mag es nicht unbedingt, wenn die Schrecken des Zweiten Weltkriegs zum Thema eines Krimis werden, aber Läckberg gelingt es, die Stimmung im kleinen Dorf Fjällbacka gut einzufangen und die Personen so zu schildern, dass man ihre Handlungen damals wie heute gut nachvollziehen kann. Denn die Schatten der Vergangenheit werden länger und länger, bis sie schließlich in die Gegenwart hineinreichen.
Die Autorin bleibt ihrem Stil treu und legt erneut einen ruhigen Krimi mit überschaubarem Täterkreis vor, bei dem sich die Spannung aus der Beziehung der Personen untereinander ergibt. Die Zutaten sind nicht neu, nur werden sie von Läckberg so gekonnt gemixt, dass ein sehr unterhaltsamer Roman ohne Längen und überflüssige Schnörkel dabei herauskommt.
Überhaupt liegt die Stärke der Autorin in der Charakterisierung der Personen. Schwarz-weiß Zeichnung wird man hier nicht finden. Jeder hat seine Unzulänglichkeiten und seine liebenswerten Seiten. Das Privatleben von Patrik und seinen Kollegen gestaltet sich immer wieder höchst amüsant. Die neu hinzugekommenen Personen haben ebenfalls einiges zu bieten und sorgen für so manchen Schmunzler.
Camilla Läckberg gibt immer nur so viel an Informationen preis, dass der Leser sich Stück für Stück in der Geschichte vorantasten kann und sich aus dem Nebel der Vergangenheit heraus schließlich das Bild in seiner ganzen Tragik emporhebt. Bis zum Ende wusste ich nicht, wer der Mörder ist und wie das endgültige Mordmotiv aussieht.
Nicht zuletzt die Aufmerksamkeit, die die Autorin auch auf ihre Nebenfiguren verwendet, macht diesen Krimi wie schon die Vorgänger zu einem Lesevergnügen und läßt mich hoffen, dass es bald mit einem weiteren Fall für Patrik und Erica weitergeht.
Ach ja: Kürzer ging die Rezi nicht, ich bin halt begeistert von dem Buch