Verlag: Hoffmann und Campe
Gebundene Ausgabe: 235 Seiten
Aus dem Portugiesischen. von Marianne Gareis
Kurzbeschreibung
Salomon ist als Besitz von Johann III. von Portugal nur noch gelitten. Das exotische Tier aus den fernen Kolonien fristet ein trostloses Dasein, bis die Königin auf die Idee kommt, ihn ihrem Vetter dem Großherzog Maximilian aus Wien zum Geschenk zu machen. Mit einem großen Tross wird Salomon samt seinem Mahut auf eine abenteuerliche Reise geschickt, an deren Ende die eindrucksvolle Überquerung der Alpen steht. Unterwegs lernt man nicht nur die Eigenheiten und Vorlieben des Elefanten kennen, sondern auch die der Menschen und der Gesellschaft um ihn herum. Und meistens ist es der indische Mahut, der, Narr und Weiser zugleich, seine Zeitgenossen auf mehr oder weniger charmante Weise demaskiert. Sprachgewaltig und stets mit einem schelmischen Augenzwinkern verknüpft Saramago in seinem Roman Realität und Fiktion.
Über den Autor
José Saramago, geboren am 16. November 1922 in Azinhaga in der portugiesischen Provinz Ribatejo, entstammt einer Landarbeiterfamilie. Nach dem Besuch des Gymnasiums arbeitete er als Maschinenschlosser, technischer Zeichner und Angestellter. Später war er Mitarbeiter eines Verlags und Journalist bei verschiedenen Lissabonner Tageszeitungen. Seit 1966 widmete er sich verstärkt der Schriftstellerei. Der Romancier, Erzähler, Lyriker, Dramatiker und Essayist erhielt 1998 den Nobelpreis für Literatur. José Saramgo verstarb am 18. Juni 2010.
Über die Übersetzerin
Marianne Gareis studierte u.a. Lateinamerikanistik, Anglistik und Ethnologie und absolvierte ein Sprach- und Kulturstudium in Portugal. Sie unternahm lange Reisen nach Mexiko, USA und Brasilien. Seit 1989 ist sie freiberufliche Übersetzerin für Portugiesisch und Spanisch, mit dem Schwerpunkt Literatur. Neben zahlreichen Werken von José Saramago übertrug sie Romane von José Miguel Sousa Tavares, João Aguiar, Clara Pinto Correia, Agustín Sanchez Vidal u.a. ins Deutsche.
Meine Meinung
Jose Saramagos vorletzter Roman „Die Reise des Elefanten“ zeichnet sich durch eine große Leichtigkeit und Erzählfreudigkeit aus. Der Leser muss allerdings einen allwissenden Erzähler akzeptieren, der außerdem immer mit sehr modernem Wortlaut entsprechend kommentiert. Dieser programmatische Stil hat aber auch seinen Reiz und bestimmt den leisen Humor des Buches. Ich habe auch den Eindruck, dass die Übersetzung sehr gelungen ist.
Einen indischen Elefanten von Portugal über Spanien und Italien nach Österreich zu überführen ist im 16. Jahrhundert eine große Aufgabe. Heute auch noch, vermute ich! Ein ganzer Trupp bricht auf, um den Elefanten zu geleiten. Im Blickpunkt stehen besonders der tolerante Kommandant und der Mahut, der den Elefanten reitet und betreut sowie die Leute der diversen Städte und Länder, die durchquert werden Einige Gefahren gibt es auf der anstrengenden Reise zu bestehen, seien es hungrige Wölfe, Schnee in den Alpen oder ein Dorfpfarrer mit seinem gefälschten Weihwasser, den der Elefant jedoch mit einem Tritt aus dem Weg räumt.
Jose Saramago, der Atheist, konnte es nicht lassen einige (harmlose) Spitzen gegen Religiosität zu setzen
Der Autor lässt dem Elefanten glücklicherweise seinen tierischen Charakter und erliegt nicht der Versuchung aus dessen Perspektive zu erzählen.
Jose Saramago schafft es mit seiner bildhaften Sprache zu faszinieren! Kein anderes Buch von ihm verlangt so wenig vom Leser und gibt dabei so viel.
Wenn man als Leser seine Erwartungshaltung darauf einstellt, dass das Buch trotz der Länge von 236 Seiten mehr der Form einer Erzählung als der eines Romans gleicht, dann ist es ein Genuss, den Elefanten auf seiner Reise begleiten zu dürfen.