==Gewöhnungsbedürftig==
Hallo lieber Leser, liebe Leserin.
===Einleitung===
Als mir die Autorin von „Putzfrauen-Klatsch“ auch dieses Buch zur Rezension anbot, nahm ich dieses Angebot gerne an. Arme trifft auf einen Reichen, dazu die Hoffnung auf ein Happy End. Für mich klang das nach einer einfachen Lektüre zum Entspannen.
===Buchdaten===
Autor: Ell Jakob
Titel: Spaghetti trifft Kaviar
Verlag: BoD
Erschienen: 2009
ISBN-13: 978-3839111918
Seiten: 134
Einband: Taschenbuch
Kosten: 9,95€
Serie: -
===Autor/in===
Die Autorin erblickte am 22. April 1954 in Ludwigshafen am Rhein das Licht der Welt und wuchs in der ländlichen vorderpfälzischen Umgebung auf. Sie machte eine Ausbildung bei einem Rechtsanwalt, heiratete schon früh und bekam 3 Kinder. Von der Familie ermutigt widmete sich Ella Jakob dem Schreiben.
Mehr über die Autorin und ihre Werke: http://www.ella-jakob.de/39994.html
***Weitere Werke***
Putzfrauen-Tratsch
Im Bann der Lüge
===Leseprobe===
„Wie wäre es“, sprach Constantin van den Berg eindringlich, „wenn Du Dich nach dem Gesundheitszustand der Frau erkundigen und ihr ein paar Blumen ans Krankenbett bringen würdest? Ich denke, das wäre mehr als nur recht.“ „Wie bitte?“, empörte sich Hajo, „das wäre ja noch schöner, wegen der dummen Gans habe ich einen dicken Blechschaden an meinem nagelneuen Maserati. Dafür soll ich ihr auch noch Abbitte leisten.“ „Wie heißt die Frau?“, fragte sein Vater ungeduldig, „wenn Du es nicht für nötig hältst, dann werde ich sie besuchen und mich in Deinem Namen entschuldigen.“ „Keine Ahnung“, antwortete er lässig, „wenn ich ehrlich bin, ich weiß noch nicht mal, wie sie ausschaut oder wie alt sie sein könnte.“ Constantin schaute sinnend seinem attraktiven Sohn hinterher, als dieser mit großen Schritten den Raum verließ. Er fragte sich, wer Hajo diese Kaltschnäuzigkeit nur vererbt haben könnte, denn weder seine verstorbene Frau, noch er waren jemals so veranlagt gewesen. Als Constantin sich mit gemischten Gefühlen auf den Weg ins Krankenhaus machte, waren Simonas Kinder bei ihrer Mutter eingetroffen. Chiara fing sofort zu weinen an, als sie an ihr Bett trat. „Hör auf zu weinen“, sprach Simona mit nicht fester Stimme zu ihrer überaus hübschen Tochter. „Es sieht schlimmer aus als es ist. In zwei Tagen werde ich wieder bei Euch sein.“ „Ma, Alter“, meldete sich Riccardo zu Wort, „was ist denn passiert? Ich mache mir wirklich Sorgen.“ „Wie schon gesagt“, entgegnete sie ausweichend, „Unkraut vergeht nicht. Ich werde bald wieder zuhause sein.“ „Wie seid Ihr eigentlich hierher gekommen?“, wollte sie wissen. Mit dem Taxi wurde ihr erzählt. „Das war bestimmt teuer“, sprach sie erschrocken, „selbstverständlich werde ich Euch das Geld zurückgeben.“ „Lass mal Mama“, erwiderte Chiara unter Tränen, „ich habe das Geld gerne ausgegeben. Ich bin ja so froh, dass es nichts Ernstes ist. Was nützt mir das Geld, wenn es Dir schlecht geht.“ „Aber wir brauchen Kohle, um Essen zu kaufen“, ließ sich Riccardo vernehmen. „Ok“, sprach Simona, „im Schrank liegt meine Tasche, sei so lieb Ricci und nimm 50 Euro aus meinem Geldbeutel, aber bitte kauft Euch etwas zum Essen und nicht irgendeinen Kram.“ „Klar Ma“, grinste er, „ich weiß doch, dass wir nicht viel Geld haben.“ Weder Chiara noch Simona bemerkten, dass er statt der 50, 70 Euro aus der Geldbörse nahm.
===Klappentext===
Bei einem Unfall lernten sich der reiche Constantin van den Berg und die sozialschwache Simona del Vecchio kennen, die sich Hals über Kopf ineinander verliebten. Urplötzlich trafen zwei völlig gegensätzliche Welten aufeinander. Was für die beiden Familien nicht einfach war. Auf der einen Seite waren Simonas nicht gerade pflegeleichte Kinder und auf der anderen Seite gab es Constantins intriganter Sohn, der mit allen Mitteln versuchte die del Vecchios aus dem Leben seines Vaters zu verbannen
===Meine Meinung===
Nachdem ich das Buch ausgepackt hatte, fiel mir sofort das treffende Cover auf. Spaghetti und Kaviar als Herz auf einen Teller drapiert. Für mich sehr passend. Wobei es direkt auf einem Teller angerichtet und fotografiert, nicht ganz so künstlich bearbeitet bzw. reinkopiert aussehen würde.
Der Klappentext ist informativ formuliert und lud mich gleich zum Durchblättern des Buches ein. Ansprechender wäre es allerding gewesen, wenn der Klappentext in der Gegenwart formuliert worden wäre. So hatte ich das Gefühl eine Schulinhaltsangabe zu lesen.
Leider ist der erste Anblick für mich eher schockierend gewesen. Das Buch ist deutlich breiter als normale Taschenbücher. Die breiteren Seiten sind fast gänzlich mit Blockabsatz gefüllt. Kaum Absätze und eine im Verhältnis kleine Schrift. Während des Lesens konnte ich die Erfahrung sammeln, dass es sehr leicht vorkommt, in den Zeilen zu verrutschen. Ich musste für meinen Teil sehr aufmerksam lesen.
Der Einstieg in die Geschichte beginnt mit dem unglücklichen Autounfall, bei dem Simona von Constantins Sohn, Hajo vom Fahrrad geholt wird. Statt sich um die Verletzte zu kümmern, ist er nur um seinen Maserati besorgt. Als dann der Notarzt Simona mit ins Krankenhaus nehmen möchte und sie ihre kleinen Kinder erwähnt, musste ich zum ersten Mal schmunzeln. Ihre kleinen Kinder, um die sie sich so sorgt, sind über 20. An dieser Stelle keimte die Hoffnung, dass neben der Liebesgeschichte auch eine Portion Humor mit eingebunden wurde. Der humorvolle Stil, welcher mir bei „Putzfrauen-Tratsch“ besonders ins Auge gestochen ist, ließ mich auf ein ebenso klasse Werk hoffen.
Leider fiel mir das Lesen mit jeder Seite schwerer. Durch einige Rezensions-Exemplare bin ich etwas vertraut mit dem Verlag und weiß, dass ein anderes Format oder mehr Seiten, einfach unermesslich viel teurer für den Käufer geworden wäre. Mir persönlich wurde aber dadurch das Lesevergnügen minimiert. Die Leseprobe ist eins zu eins geschrieben. Wie man sieht keine Absätze. Egal ob wörtliche Rede oder ein Ortswechsel es gibt keinen Absatz. Man muss sich sehr konzentrieren und das Lesen wird stark erschwert. Bis zum Ende war dies ein sehr großes Manko.
Der Stil in diesem Roman hat mich immer wieder den Kopf schütteln lassen. Und in dem Punkt bin ich sehr zwiegespalten. Er lässt sich flüssig lesen, ist anschaulich und vermittelt den Inhalt gut. Die Charaktere sind individuell angepasst. Der aufsässige und drogenabhänige Ricci, die arbeitende Chiara, die bemitleidenswerte Simona, der intrigante Hajo und der edle Constantin. Was die Drogensucht von Ricci angeht, hat die Autorin entweder selbst Erfahrungen gesammelt oder perfekt recherchiert. Hier kann ich, die eine langjährige Beziehung zu einem Drogensüchtigen geführt hat, der in dem gleichen Alter war, sagen: Wortwahl, Beschreibungen von Rausch und Situationen sind mehr als treffend.
Auf der anderen Seite hatte ich aber mit ansteigender Seitenzahl das Gefühl den Aufsatz eines Schülers zu lesen. Die Wortwahl passt zwar meistens, aber wenn man bedenkt, dass die beiden Hauptcharaktere rund 60 und 40 sind, mal ist es zu jugendhaft und dann wieder total gehoben und schwülstig. Er ist Immobilienmakler und kein Milliardär und sie lebt nicht auf der Straße. Ein Mittelmaß hätte ich besser gefunden. Genauso die Wahl der Adjektive. Es ist illustrativ, aber an einigen Stellen einfach unnötig. Zum Beispiel: „sinnend seinem attrativen Sohn“. Attraktiv würde in meinen Augen eine Mutter sagen. Männer würden da eher stark, männlich oder ähnliches sehen. Durch das sinnend klingt es schon geschwollen und das attraktiv wirkt überlüssig und übertrieben. Da sind viele Stellen, wo mir das auffällt. Nach 30-40 Seiten hatte ich mich aber daran gewöhnt.
Es tauchen aber auch Fragen auf, die für mich keine logische Antwort finden. Simona liegt im Krankenhaus. 22 jähriger Sohn redet eben etwas asozial, was aber in dem Alter gut vorkommen kann. Ich finde aber keine Stelle, woraus hervorgeht, warum ihre beiden Zimmergenossinnen sofort nach ihrer Entlassung am Lästern sind. Auch bei ein oder zwei Tagen unterhält man sich. Simona mach einen schüchternen, ehrlichen Eindruck, ist hübsch, einfach aber sauber. Ich hätte verstanden, wenn man wegen dem Sohn den Kopf geschüttelt hätte oder darüber gelästert hätte, aber über sie. Oder nehmen wir das geschenkte Fahrrad. Constantin gibt Ricci einen Brief für seine Mutter. Er vergisst ihn. Kann vorkommen. Irgendwann dürfte auch ihr das neue unbekannte Fahrrad auffallen. Ich glaube nicht, dass in ihrer Gegend jemand das Geld für ein solches Rad hätte. Zumindest der Beschreibung nach. Und irgendwo muss es ja sichtbar gestanden haben. Neues Fahrrad, mir wird eins versprochen. Da zähl ich doch eins und eins zusammen. Simona nicht. Das sind nur zwei Beispiele, wo ich nicht ganz folgen kann.
Von der Idee her finde ich die Geschichte wirklich gut gewählt. Trotz der oben genannten Aspekte habe ich das Buch, was den Inhalt betrifft, gerne gelesen. Mit einem anderen Seitenaufbau hätte ich wahrscheinlich für die paar Seiten auch nicht einen ganzen Tag benötigt, sondern nur ein paar Stunden. Zum Entspannen und Träumen mag ich solche Werke gerne. Aschenputtel, Die Schöne und das Biest oder Arm meets Reich. Manchmal brauch auch ich solche Träumereien, wie als Kind mit dem „Prinz auf den weißen Ross“.
Empfehlen kann ich das Buch. Was den Aufbau betrifft, kann ich die Autorin verstehen. Sonst hätte das Werk sicherlich über 20€ gekostet und wäre nie verkauft worden. Und wer den jugendlichen Stil, der versucht Ghetto und Luxus zu vereinen, mag, sollte es lesen.
===Bewertung===
Von mir bekommt das Buch jedoch nur drei Sterne. Die Idee ist gut, die Recherche perfekt und die Charaktere farbenfroh und individuell. Nur der Aufbau und der teilweise gewönungsbedürftige Stil mit den offenen Fragen sind eben nicht sehr positiv.
Pro: Charaktere
Contra: teilweise Stil, Aufbau
Danke fürs Lesen und Bewerten. Freu mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.
Eure Sarah