Eine geheime Liebe – Paola Calvetti

  • Goldmann, Taschenbuch, 2010
    208 Seiten


    Originaltitel: L'amore segreto
    Aus dem Italienischen von Claudia Franz


    Kurzbeschreibung:
    Die Geschichte einer Liebe, die nie gelebt werden durfte, und die Geschichte zweier Frauen, die diese geheime Liebe zu Freundinnen macht


    Als Lucrezia nach dem Tod ihres Vaters, eines berühmten Cellisten, dessen Nachlass ordnet, stößt sie auf eine Blechschachtel mit alten Briefen. Die Briefe offenbaren ihr, wovon sie nicht die geringste Ahnung hatte: Ihr Vater hatte zeitlebens eine heimliche Geliebte – Costanza. Lucrezia verspürt sofort den Wunsch, diese besondere Frau zu treffen, und besucht sie in ihrem Landhaus in der Provence. Im Gepäck hat sie ein letztes Dokument des Vaters, das sie Costanza überbringen soll und das deren Erinnerungen an den Geliebten für immer verändern wird …



    Über die Autorin:
    Paola Calvetti wurde 1958 in Mailand geboren, wo sie auch heute noch lebt. Nach Stationen als Pressesprecherin des italienischen Touring Club und der Mailänder Scala schrieb die renommierte Journalistin für große italienische Tageszeitungen und Frauenmagazine. Alle ihre Romane standen in Italien auf der Bestsellerliste und wurden mit Preisen ausgezeichnet. Nach »Und immer wieder Liebe« erscheint nun auch erstmals ihr viel beachteter Debütroman »Eine geheime Liebe« auf Deutsch.


    Meine Meinung
    Der Roman ist von klassischer Musik beeinflusst und fasst die Abschnitte in 4 Sätze wie in einer Sinfonie inklusive zweier Intermezzo und einem Finale. Ein reizvoller Aufbau, jedoch ist der Erzählstil merkwürdig spröde gehalten, das sagt mir persönlich nicht so gut zu und die angestrebte Musikalität des Textes wird nicht wirklich erreicht. Dennoch gibt es schon einige gelungene Abschnitte.


    Zwischen dem Text befinden sich wie gesagt mehrfach Briefe, die aber leider auch nicht sehr ausdrucksstark geschrieben sind.


    Die Ausgangsposition ist ungewöhnlich. Eine Frau, Lucrezia, trifft nach dem Tod ihres Vaters dessen heimliche Geliebte Costanza. Die Affäre ist schon länger her, Costanza ist schon nicht mehr ganz jung. Sie unterhalten sich, lesen alte Briefe und am Schluß übergibt Lucrezia Costanza einen Abschiedsbrief ihres Vaters. Er war Cellist, das bringt viele klassische Werke zur Sprache.


    „Eine geheime Liebe“ positioniert sich zwischen anspruchsvoller Frauenliteratur und Belanglosigkeit. Das Buch animiert aber zum begleitenden Hören klassischer Sinfonien wie von Mendellsohn und Brahms oder Sonaten von Debussy.

  • Der Erstling hat mir wirklich gut gefallen und obwohl sich hier der Klappentext gut und interessant anhörte, konnte es mich einfach nicht fesseln. Für meinen Geschmack wurde hier über weite Strecken das Theater und die Musik über die Maßen (und vor allem mein persönliches Interesse…) hinausgehoben.


    Mir erschien das als einfach zuviel Geschwafel und ca. bei Seite 70 habe ich dann kapituliert.


    Schade! Aus dem Stoff hätte man auch einen richtig guten Schmöker machen können. :-(

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Eigentlich ist die Ausgangssituation ja schon eine besondere: Eine Frau schreibt ihrer besten Freundin einen Brief, berichtet über den Besuch der Tochter ihres Geliebten; ausgenommen davon ist der letzte Abschnitt. Oder ist es gar kein Brief, sondern das gedankliche Gespräch mit eben dieser Freundin, um sich vielleicht Klarheit zu schaffen? Zumal da noch der eine oder andere Satz ist, der für eine vertraute Person gänzlich überflüssig erscheint. Vielleicht ist es ja auch – über den Umweg Freundin - ein Brief für die geneigte Leserin oder den geneigten Leser.


    Wie dem auch sei, das Buch hat mich anfangs doch erstaunt, zunehmend frustriert, zum Schluss leise schockiert. Erstaunlich ebenfalls, wie lang sich 202 Seiten ziehen können – aber hat man die ersten 180 Seiten geschafft, ist der Rest ein Kinderspiel. :grin Ein paar sehr schöne Sätze finden sich, ein paar banale ebenso.


    Erstaunt war ich, dass man so wie hier dargestellt mit einer völlig Fremden, die die Tochter des Geliebten ja nun für Constanza ist, von jetzt auf gleich ein solches Gespräch führen kann, d. h. eigentlich ist es ja ein Monolog. Wie eine Beichte kommt das zum Teil daher, als hätte sie nur darauf gewartet, all die wohlgesetzten Worte endlich einmal in die Welt zu entlassen.
    Frustriert hat mich, wie Constanza über ihre Liebe spricht. Sie will sich rechtfertigen, so mein Gefühl, vor sich selber, vor Lucrezia (der Tochter), vor dem Leser, rechtfertigen dafür, dass sie diese Affäre begonnen hat, ebenso dafür, dass sie sie immer wieder zu beenden versucht hat und irgendwann eine „Flucht“ angetreten hat.
    Schockiert hat mich, dass man eine Liebe so analysieren, so zerreden kann. Constanza erwähnt mehrfach, dass sie eine Psychoanalytikerin aufsucht. Vielleicht liegt es ja daran. Mir hätte es vollkommen genügt, wenn sie allein ihr Herz hätte sprechen lassen.



    Fazit: Ab sofort geh ich nur noch mit zwei Büchern aus dem Haus. Dann fällt das Abbrechen nicht gar so schwer.


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