Martina Kempff: Die Kathedrale der Ketzerin

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    Der verhängnisvolle Reiz der Macht, die gefährlichen Verirrungen des Glaubens und die unbändige Kraft der Liebe. Ein prächtiges Fresko des Hochmittelalters vor dem Hintergrund des Königshofs der Blanka von Kastilien in Paris und der malerischen Landschaft des französischen Südens.
    Juni 1219. Im Auftrag des Papstes stürmen zehntausend Kreuzfahrer die französische Stadt Marmande, um die ketzerische Glaubensgemeinschaft der Katharer auszurotten. Nur durch Zufall kann Clara, die Tochter des Herrschers von Toulouse, aus dem Inferno gerettet werden. Am königlichen Hof in Paris versucht sie Blanka, die Frau des Thronfolgers, dafür zu gewinnen, dem Terror ein Ende zu bereiten. Blanka begleitet dort den Bau der Kathedrale Notre-Dame, und auch Clara zieht es immer wieder zu dem bereits imposant aufragenden sakralen Gebäude. Doch dann erschüttert eine unglückliche Liebe ihr Leben und belastet sie mit einem dunklen Geheimnis. Die Eintracht mit Blanka scheint verloren, und schließlich müssen beide Frauen im Moment größter Gefahr eine folgenschwere Entscheidung treffen.


    Autoreninfo (kopiert bei amazon)


    Martina Kempff ist Autorin, Übersetzerin und freie Journalistin. Sie war Redakteurin bei der Berliner Morgenpost, Reporterin bei Welt und Bunte, bis sie beschloss, Bücher zu schreiben. Besonders bekannt ist sie für ihre historischen Romane wie »Die Königsmacherin«, »Die Beutefrau« und »Die Welfenkaiserin«, die sich durch hervorragende Recherche und außergewöhnliche Heldinnen auszeichnen. Martina Kempff lebte lange in Griechenland, später in Amsterdam. Die letzten Jahre verbrachte sie in der Eifel, was sie zu einer einfallsreichen Krimiserie inspirierte. Heute lebt sie im Bergischen Land.


    Eigener Eindruck


    Der Titel des Romans ist mir nicht ganz einsichtig, denn der Bau der Kathedrale spielt keine wichtige Rolle. Im Mittelpunkt steht das Leben der Königin Blanca von Kastilien (1188 - 1252), einer Enkelin von Aliénor d`Aquitaine , die als Frau von Ludwig VIII Königin von Frankreich war. Blanca ist wie ihre Großmutter aus einem harten Holz geschnitzt und für ihren politischen Sachverstand, ihre schnelle Auffassungsgabe sowie ihre schnelle Entschlussfähigkeit bekannt. Nach dem frühen Tod ihres Mannes versteht sie es, selbstständig zu regieren und den Thron für ihren Sohn Ludwig zu bewahren. Durch die Unterstützung des ihr sehr ergebenen GrafenTheobald von der Champagne gelingt es ihr, die aufständischen Barone, die mit der Herrschaft einer Frau und eines Kindes nicht einverstanden sind, zu besiegen.
    Parallel zum Leben der Blanca verfolgt der Leser die Entwicklung der fiktiven Figur Clara, einer illegitimen Tochter des Grafen Raimund VI von Toulouse und Halbschwester von dessen Erben Raimund VII. Die Grafen von Toulouse weigern sich, dem Auftrag des Papstes und des Königs zur Verfolgung der Katharer nachzukommen. Clara, die als jüngere Freundin von Blanca am französischen Hof aufgewachsen ist, entwickelt immer heftigere Sympathien für die Lehre und den Lebenswandel der Katharer, wodurch sie in einen Gewissenskonflikt (Loyalität gegenüber Blanca versus Ausleben ihrer religiösen Überzeugung) und auch mehrfach in Lebensgefahr gerät...
    Wie gewöhnlich hat Martina Kempff auch für dieses Buch gründlich recherchiert und bietet dem Leser einen faszinierenden Abschnitt der französichen Geschichte packend dar. Im vorderen und hinteren Einband des Buchs befindet sich jeweils eine Karte des mittelalterlichen Frankreichs, anhand derer man die Reiserouten der Protagonisten verfolgen kann. Dem Romantext ist ein Verzeichnis der Personen (bis auf zwei sind alle historisch verbürgt) vorangestellt, jedes Kapitel wird durch ein entweder zeitgenössisches Zitat (z.T. aus den Liedern des Troubadours Theobald) oder aus Biographien Blancas von Kastilien vorangestellt. Des Weiteren gibt es im Anhang eine ausführliche Zeittafel, ein Nachwort der Autorin, ein Glossar mit den wichtigsten Fachausdrücken und - sehr interessant! - eine Bibliographie mit Lektüretipps hinsichtlich der Katharer.
    Der Roman ist trotz des anspruchsvollen Inhalts in einem sehr gut verständlichen und angenehmen Stil geschrieben, mein einziger Kritikpunkt ist der, dass einige Figuren (Clara, Theobald) meiner Meinung nach in ihrer Haltung zu sehr hin- und herschwanken, was nicht ganz glaubwürdig wirkt.
    Davon abgesehen möchte ich "Die Kathedrale der Ketzerin" allen Mittelalterinteressierten als lohnende Lektüre empfehlen und vergebe 9 Punkte