Die Langsamkeit – Milan Kundera

  • Verlag: Hanser, 160 Seiten
    Beim Fischer-Verlag auch als Taschenbuch


    Originaltitel: La lenteur
    übersetzt aus dem Französischen von Susanna Roth


    Kurzbeschreibung:
    Kundera verknüpft in diesem furiosen, ebenso witzigen wie tiefsinnigen Roman zwei Liebesgeschichten, die mehr als zwei Jahrhunderte auseinander liegen. Da ist der Schriftsteller, der mit seiner Frau eine Nacht auf einem französischen Landschloß verbringt, und der junge Chevalier aus einer französischen Rokokonovelle, der zum Verführer und Opfer der in allen Listen der Liebe erfahrenen Madame de T. wird. Ein hohes Lied auf die Kunst der Verführung und ein Lob auf die Langsamkeit, weil sie die erste ihrer Tugenden ist.


    Über den Autor:
    Milan Kundera, 1929 in Brünn/Tschechoslowakei geboren, ging 1975 ins Exil nach Frankreich, wo er seither lebt und publiziert. Sein Werk wurde in alle Weltsprachen übersetzt und mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet.

    Meine Meinung:
    Bekannterweise hat Milan Kunderas in Frankreich geschriebene Romane einen großen Anteil an Abschnitten, die wie Essays geschrieben sind. Ein Element, das als integriertes Bestandteil dieses Buches von 1994 wirkt. Bei „Die Langsamkeit“ ist das der Fall und der Leser muss sich damit abfinden, dass diese erläuternden Ausflüge des Autoren, z.B. über Hedonismus, den Fluss der Handlung manchmal unterbrechen.


    Es beginnt mit dem Ich-Erzähler und seine Frau Vera, ein Paar, die ein Wochenende in einem Schloßhotel verbringen wollen. Hier lässt der Protagonist seinen Gedanken und seiner Vorstellungskraft der erotischen Leidenschaft freien Lauf. Er denkt sich verschiedene Figuren aus:
    Zeitgenössische Paare in leidenschaftlichen Verwicklungen sind Berck und Immaculata sowie Vincent und die Stenotypistin Julie.
    Auch Figuren einer Rokoko-Novelle lustwandeln durch das Schloß. Damit wird der Geschwindigkeit der Gegenwart eine positiv belegte Langsamkeit entgegen gesetzt. Von dem „sich Zeit lassen“ profitieren die Menschen.


    Dieser schnelle Wechsel der Paare wirkt beim oberflächlichen Lesen manchmal verwirrend.
    Als das Paar vorzeitig abreist, scheint es so, als blieben die Figuren alleine zurück und ihre Geschichten unabgeschlossen. Als literarisches Spiel hingegen funktioniert der Roman gut!