Rezension zu „Oktoberfest“ von Christoph Scholder
München.
Oktoberfest.
70.000 haben sich auf der Wiesn versammelt um ausgelassen zu feiern, den Alltag zu vergessen oder sich vom Rummel berauschen zu lassen. Niemand der fröhlichen Besucher würde einen Gedanken daran verschwenden, Opfer eines heimtückischen Anschlags zu werden. Deutschlands größtes Event ist Videoüberwacht, die Polizei in Alarmbereitschaft. Und wer sollte einen solch wahnsinnigen Plan ausarbeiten, das komplette Oktoberfest in seine Gewalt zu bringen…?
Und wie…?
Giftgas!
Jedes einzelne Festzelt ist mit entsprechenden Leitungen bestückt, vor deren Gebrauch die Täter nicht zurückschrecken. Ihre Vorgehensweise ist brutal, gnadenlos, und genauso unvorstellbar wie deren Lösegeldforderungen an das Land. Ein eigentlich unausführbares Szenario wird in die Tat umgesetzt, in dem Polizei, SEK und der Staat wie hilflose, durchschaubare Figuren in einem schier aussichtslosen Spiel wirken.
Mit seinem Erstling „Oktoberfest“ legt der 1967 in Tübingen geborene Autor Christoph Scholder einen Thriller der Meisterklasse vor. Kurze prägnante Sätze, detailierte Beschreibungen und ein enormes Hintergrundwissen nageln den Leser solange auf seinem Lieblingsplatz fest, bis er die über 600 flüssigen und durchweg spannenden Seiten gelesen hat. Scholders gradlinigem Schreibstil ist gleich ab der ersten Seite zu folgen. Die Sätze sind bis auf das wesentliche abgeschliffen, was den Lesegenuss samt Informationsgehalt gleich um ein mehrfaches hebt. Und wer aufgrund des Klappentextes eine an den Haaren herbeigezogene Story vermutet, der wird im Verlauf der sich zunehmend manifestierenden Geschichte eines besseren belehrt. Die Hintergründe sind knallhart recherchiert, der Plot ein unanfechtbares Monument.
Mein Fazit:
Nach Sebastian Fitzek läuft nun ein weiteres Schlachtschiff in den Hafen deutscher Thriller-Autoren bei Droemer-Knaur ein, was ich mit uneingeschränktem ‚Chapeau‘ begrüße. Scholders Debüt ist Fulminat und bereichert das Spektrum unserer Autoren um ein vielfaches!
LG
Edgar/Dirk