Die Geliebte des Gelatiere – Daniel Zahno

  • Kurzbeschreibung
    Alvise, ein junger Venezianer, ist auf der Suche. Nach der richtigen Arbeit, dem richtigen Leben - der richtigen Liebe. Auf seinem Weg zum bekanntesten Eismacher Venedigs erfährt er Erfolge wie Niederlagen, bis er sich eines Tages an ein Mädchen erinnert: Noemi, die Frau seiner Träume, seiner Liebe aus Kindertagen. Doch wo kann er sie finden? Und was ist aus ihr geworden - nach all den Jahren?


    Über den Autor
    Daniel Zahno, geboren 1963, lebt in Basel. Für seinen Erstling, „Doktor Turban“, erhielt er unter anderem den Tübinger Poetik-Preis und den Clemens-Brentano-Preis. 2006 publizierte er den poetischen Reigen „Im Handumdrehen“. Nach Aufenthalten am Ledig House in New York und am Istituto Svizzero in Venedig schrieb er den Roman „Die Geliebte des Gelatiere“. Zuletzt erschien „Rot wie die Nacht“.


    Meine Meinung
    Alvise wächst in Venedig auf und hat es in seiner Kindheit nicht leicht, von seinen Mitschülern wird er ausgeschlossen und gehänselt. Er hat nur eine einzige Freundin - Noemi, die allerdings nach ein paar Jahren mit ihren Eltern in ihre Heimat Amerika zurückkehren muss.
    Alvise wächst heran, beendet die Schule, schummelt sich durch die Musterung und muss so nicht zum Wehrdienst, bekommt einen ungeliebten Job in einem Archiv. Dann bekommt er die Gelegenheit eine Eisdiele zu eröffnen und er wird der beste Gelatiere von Venedig. Doch zufrieden ist er nie, denn immer wieder treffen ihn auch Rückschläge: Neid, Ablehnung durch den Vater, Krankheit und Pech in der Liebe.
    Gegen Ende des Buches macht er sich auf die Suche nach der verlorenen Jugendfreundin.


    So richtig begeistert war ich von diesem Roman nicht. Er fängt ganz interessant an und lässt sich flüssig lesen. Doch irgendwann hat mein Interesse nachgelassen
    Die Beschreibung der Krankheit war mir, sagen wir mal, zu deutlich, um nicht zusagen etwas eklig.
    Und immer wieder eine neue Niederlage, kaum das Alvise eine Hürde genommen hatte, was mich etwas deprimiert zurückließ.


    Von mir gibt es 6 von 10 Punkten

  • Die Geliebte des Gelatiere - Daniel Zahno


    Mein Eindruck:
    Diesen Roman habe ich gerne gelesen, weil er obwohl an der Oberfläche verhalten geschrieben ist und dann doch den unmittelbaren Emotionen des Ich-Erzählers Alvise folgt. Das Leben der italienischen Hauptfigur wird von Jugend an betrachtet. Er lebt als Einzelkind in Venedig und ist ein sensibler, intelligenter Junge. Er ist ein wenig der Außenseiter in der Schule, deshalb verbindet ihn viel mit einer Mitschülerin, Noemi, die aus den USA vor kurzem nach Venedig gekommen ist. Die Freundschaft, ja Liebe der Kinder wird sensibel vom Autor beschrieben. Als das Mädchen dann überraschend wieder in die USA verschwindet, bedeutet das für Alvise eine innere Einsamkeit, die ihn sein Leben lang begleiten wird. Seine späteren Beziehungen von Frauen werden davon beeinflusst. Er wird zwar ein erfolgreicher Eishersteller, aber diese Jugendliebe hat eine Lücke im Leben hinterlassen. Nach einer Erkrankung beschließt Alviso Noemi nach all den Jahren in den USA zu suchen.
    Alvisos Erkrankung nimmt allzuviel Raum ein, hätte ruhig kürzer und weniger detailliert beschrieben werden können. Allerdings akzeptiere ich diese Passagen als Schlüsselereignis in Alvisos leben, der Moment, indem er beschließt, sein unvollkommenes Leben nicht länger zu akzeptieren und aktiv zu werden. Es ist glaubhaft, dass eine vor sich hinschlummernde innere Krise durch körperliches Leiden akut werden kann.
    In einigen Passagen schrammt Zahno am Rande des Kitsch vorbei, überschreitet die Grenze sogar kurzzeitig, aber in der Summe ist der Stil so schön lesbar, dass der Text diese Elemente duldet.
    Die Kritikpunkte, dass Alviso Leiden dem Leser deprimieren können, kann man nicht von der Hand weisen, aber so ist das Leben. Alviso ist nach meiner Lesart eine gelungen Figur, dessen Gefühle und Überlegungen ich nachvollziehen kann.
    Nach Beendigung des kurzen Romans, verspüre ich das verlangen, weitere Bücher des Autors zu lesen. Es dürfte interessant sein, herauszufinden, ob er sich in den folgenden Romanen noch steigern konnte.