Der Photoapparat –Jean-Philippe Toussaint

  • Aus dem Französischen von Joachim Unseld
    Suhrkamp, 123 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Die Helden Jean-Philippe Toussaints sind aus besonderem Holz geschnitzt, auch der namenlose Ich-Erzähler seines dritten Romans "Der Fotoapparat". Der nämlich faßt eines Tages in seinem "ansonsten ruhigen Leben" den Entschluß, den Führerschein zu machen wie wir später erfahren, bereits zum zweiten Mal , und begibt sich deshalb zu einer Fahrschule in seinem Pariser Quartier. Doch schon im Vorfeld geraten seine ebenso zögerlichen wie bestimmten Bemühungen um die Zusammenstellung der erforderlichen Unterlagen und vor allem: die Beschaffung von Passfotos ins Stocken und verlieren sich schließlich in einem Strudel von Ereignissen. Auf der Suche nach einem Gasflaschendepot, nach Linderung von Fußbeschwerden, nach Süßigkeiten für Pascale, nach dem Klassenzimmer von Klein-Pierre wird der Leser in eines jener abscheulichen Neubauviertel der Seine-Metropole entführt, nach Mailand und London, um mitten in stockfinsterer Nacht an einer gottverlassenen Straßenkreuzung in der Nähe von Orleans zu enden "am Leben!", zum Glück. Der Antrieb zu dieser Odyssee ist, wie könnte es auch anders sein: die Liebe. Wir ahnen es bereits früh, unser sympathisch-konzilianter junger Mann spürt es erst später, als dieser "grippale Zustand" schon ausgebrochen ist.


    Zum Autor:
    Jean-Philippe Toussaint, geboren 1957 in Brüssel, ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Romanveröffentlichungen, mehrere Filmdrehbücher und führte selbst Regie. Der Autor lebt in Brüssel und auf Korsika.


    Meine Meinung:
    In diesem kurzen Roman passiert nicht viel Dramatisches. Wie die Handlung so treibt auch der Protagonist durch den Roman. Er ist ständig in Bewegung und viel auf Reisen, sei es per Zug, Flugzeug, Schiff oder als Beifahrer. Nachdem er vor 10 Jahren schon einmal Fahrstunden genommen hatte, möchte er jetzt endlich den Führerschein machen. In der Fahrschule lernt er eine junge Frau kennen und kurze Zeit später auch lieben. Selbst als er für ein paar Tage nach Mailand reisen muss, drängt es ihn nach der Rückkehr sofort zurück zu Pascale, die einen kleinen Sohn aus erster Ehe hat und anscheinend bei ihrem Vater lebt.
    Der Rastlosigkeit des Protagonisten steht die Schläfrigkeit der Frau entgegen, die im Roman ständig gähnt, döst oder schläft.
    Gemeinsam reise sie sogar nach London. Merkwürdiger Höhepunkt: Auf einer Fähre findet er einen liegengelassenen Photoapparat, der ihn in Unruhe bringt. Seltsam diese Fixierung. Manche der Motive bleiben für mich rätselhaft. Aber es lohnt sich genau zu lesen. Man kann immer wieder viel entdecken. Die Stärken des rätselhaften französischen Textes liegen in den Beschreibungen der Details der kleinen obskuren Szenen.

  • So, ein Buch, dass ich als Mängelexemplar erworben habe und dessen französischer Schriftsteller mich neugierig gemacht hat. Es ist nicht sehr dick.
    Der Stil gefällt mir gut, kurze Sätze, schöne Worte.
    Der Inhalt ist schon schwieriger. Ich schließe mich Herrn Palomar an, es passiert eigentlich nicht viel, und das, was passiert, entzieht sich manchmal meinem Verstehen. Warum ist es ein Problem, an Passfotos zu kommen? Und diese Frau. Ich hatte anfangs nicht den Eindruck von Verliebtheit bei ihr. Eher steigt er einfach in ihr Auto ein und drängt ihr seine Anwesenheit auf. Die Episoden um den Apparat waren ebensowenig erhellend. Das Ende fand ich dann enttäuschend, weil es mir nichts erklärte, ich nicht verstand, warum.