Wolfgang A. Gogolin - Beamte und Erotik

  • ==Typisch Beamte==


    Hallo lieber Leser, liebe Leserin.


    ===Einleitung===
    Vor einigen Tagen holte ich bei uns die Post aus dem Briefkasten und fand darin dieses Buch. Verdanken tue ich dieses Geschenk, dem Autoren Wolfgang Gogolin. Er möchte mich mit dieser Lektüre für Kurzgeschichten begeistern.


    ===Buchdaten===
    Autor: Wolfgang A. Gogolin
    Titel: Beamte und Erotik
    Untertitel: Kurzgeschichten plus sechs garantiert beamtenfreie Stories!
    Verlag: Traveldiary.De
    Erschienen: 2006
    ISBN-13: 978-3937274966
    Seiten: 104
    Einband: TB
    Kosten: 6,90€
    Serie: -


    ===Autor===
    Wolfgang A. Gogolin wurde 1957 geboren und arbeitet als Rechtspfleger. Er ist in Hamburg wohnhaft und hat schon fünf Bücher veröffentlicht. Er ist zudem Gründungsmitglied der Literaturgruppe Wortwerk-Hamburg und veranstaltet monatlich die „Spät-Lese“ im Kulturpunkt Basch.


    ***Weitere Werke***
    Geist der Venus
    Der Puppenkasper
    Weibliche Macht – Männliche Ohnmacht


    ===Leseprobe===
    „Dieter war ein ruhiger Mensch, der wusste, dass er als Beamter des mittleren Dienstes keinen anderen Arbeitsplatz mehr bekäme. Ende-der-Karriere.
    Er hatte sich immer einen ruhigen Arbeitsplatz gewünscht, am liebsten ein Einzelzimmer in Südausrichtung. Als ein Personalsachbearbeiter gesucht wurde – mit Einzelzimmer und Nachmittagssonne – hatte er sich, wie selten in seinem Leben, ins Zeug gelegt, getreu seinem Wahlspruch: „Zunächst arbeiten, um sich dann auf den Rücken zu legen.“ Der Arbeitsplatz in der Personalabteilung schien ihm dafür geeignet zu sein.
    Dieter war belesen, grundgütig und etwas betulich. Er liebte historische Bücher, die er auch gern im Dienst las. Eine Geschichte sollte sein Leben in besonderem Maße beeinflussen, sogar revolutionieren. Die Geschichte von Potemkin, der am Hofe der russischen Zarin im achtzehnten Jahrhundert lebte. Einer Erzählung zufolge ließ der Günstling der Zarin anlässlich ihres Besuchs im eroberten Krimgebiet entlang der Wegstrecke Dörfer aus bemalten Kulissen errichten, um das wahre Gesicht der ärmlichen Gegend zu verbergen. Lob und Anerkennung für blühende Landschaften und das weiche Bett der Zarin winkten als Belohnung. Unzählige Male las Dieter die Geschichte von Potemkin, kratzte sich am Sack und bewunderte Potemkin, der für Nichts auch noch Anerkennung einheimste. Eine Meisterleistung, von der ein kleiner Beamter nur träumen konnte.
    Es brauchte einige Zeit, bis sein analoges Denken einsetzte und Dieter sich sagte: Was früher funktionierte, funktioniert heute auch!
    Er gestaltete sein schmales Bürozimmer um. Zunächst beschaffte er sich einen Aktenbock, altersschwach sollte der sein und sich biegen unter der Last dicker Akten. Dann legte er grüne Personalakten an. Diese versah er mit Formularen, Fotokopien, handschriftlichen Vermerken und Paginierung. Papier und Tinte waren real. Die Personen in den Akten aber existierten nur als Luftkollegen, nicht in der Realität. Vierzig Akten legte er auf seinen Aktenbock. Weitere Aktentürme wurden auf der Fensterbank angelegt, die größten Stapel auf dem Fußboden drapiert. Bald würde ihm vermutlich nur ein Trampelpfad verbleiben. Der Dienstvorgesetzte kam kaum noch in sein Zimmer, er wollte den armen Kerl nicht bei der vielen Arbeit stören.
    Das Zimmer seines Chefs lag gleich nebenan. Dieter hatte sich ein Handy gekauft und rief sich damit selbst auf dem Diensttelefon an. Mit zwei Telefonen bewaffnet, spielte er sein Spiel. Lange Klingeln lassen, man war schließlich beschäftigt. Sich vernehmlich melden und fachkundig einen Luftkollegen beraten. Natürlich nur, wenn der Chef tatsächlich im Nebenzimmer weilte. Klingeln, Kompetenz zeigen, brilliante Beratung und – mit einem vernehmlichen Seufzer erschöpft das Gespräch beenden.“ (http://www.beamte-und-erotik.de/leseprobe.htm)


    ===Inhaltsangabe===
    Viele Menschen läuft es warm am Bein herunter, wenn sie ihre Vorurteile über Beamte bestätigt sehen. Deren Sexappeal beschränkt sich angeblich auf ausgeprägte Ordnungsliebe, im übrigen täten die Herrschaften in den Ämtern nichts. Dabei machen Beamte sehr wohl etwas: Sie machen sich Gedanken! Über das Dasein und das Hiersein, über Erotik und Obsession, über Beförderung und Karriere, über Mett und Wurst. Davon handeln diese kurzen Geschichten. Und jeder, der bisher die hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums belächelte oder gar respektlos schmähte, wird auch etwas machen: Er wird sich schämen und Amtsträgern künftig mit der gebotenen Hochachtung entgegentreten. Zur Entspannung sind auch sechs garantiert beamtenfreie Stories dabei! (Buchangabe)


    Hier eine kleine Auswahl vom Inhalt.


    Spiegel: Im Nachbarhaus ziehen nicht nur große Spiegel, sondern auch merkwürdige Frauen ein. Walter muss dem auf den Grund gehen und was seine Augen erspähen weckt jeden Abend seine Libido. Seine Frau ist schon mit den Nerven und auch körperlich am Ende, als sie herausfindet, woran es liegt und ihm einen üblen Streich spielt.


    Fromm und Hagelstein: Fromm und Hagelstein arbeiten schon seit Jahren stillschweigend nebeneinander. Als Fromm in Rente geht, wird Hagelstein eine Quasselstrippe, die überpafürmiert ist und ihn nur nervt, an Fromms Schreibtisch gesetzt. Lange hält es Hagelstein nicht aus und heckt mit Fromm einen plan aus. Dieser geht zwar etwas schief, aber bringt das gewünschte Ergebnis.


    ===Meine Meinung===
    Nachdem ich die letzten Kurzgeschichten von Wolfgang Gogolin sehr erheiternd und zum Nachdenken anregend, freute ich mich über eine weitere Kostprobe seines Könnens.


    Das Cover ist sehr ansprechend und ich muss sagen, dass ich es schade fand, dass solche Zeichnungen nicht im gesamten Buch verteilt sind. Dieser wilde Bock am Schreibtisch und die langen Beine im Minirock. Einfach passend und lustig.


    Schon in der ersten Geschichte wird deutlich, wie der Autor die Beamten studiert hat und wie treffend er alles formuliert. Dabei ist alles sehr spaßig gemeint, denn nicht nur Beamte können so geschildert werden, sondern es trifft auf viele andere Bürosparten oder Call Center Agents auch zu. Bei kaum einer Geschichte blieb mein Mundwinkel gerade. Was ist bei den Themen eigentlich sehr verwunderlich finde. Schließlich sind viele Geschichten eher traurig und regen zum Nachdenken an. Nur durch den sexuellen Anteil und andere witzige Passagen geht dies an einigen Stellen unter. Menschen, die sich nach Nähe sehnen, die einfach nur Ruhe haben wollen, weil sie schon einige harte Jahre auf den Buckel haben, unter- oder überfordert sind. Die Charaktere werden so farbenfroh geschildert, dass ich oft das Gefühl entwickelte, einen kleinen Film vor meinen Augen zu sehen. In einigen Geschichten wird das Thema Tod und Sterben eingebunden. Einerseits wird die erheiternd geschildert, aber man darf den unschönen Hintergedanken nicht vergessen, dass dies eigentlich nicht zum Schmunzeln ist. Der sexuelle Anteil wird vom Autor nicht billig oder vulgär geschildert, sondern in einer feinen, verschleiernden Wortwahl.


    Gelesen habe ich das Buch an einem Tag, da die Geschichten einfach ansprechend und Lust auf mehr machen. Am Ende des Buches muss ich zwar sagen, dass mir die Geschichten gefallen haben. Aber ich bin immer noch der Meinung, dass eine lange Geschichte besser ist. Kaum hatte ich eine Figur liebgewonnen, war es zu Ende. Trotz der gelungen Geschichten, kam bei mir eher der Wunsch auf, mal einen Roman dieses Autoren in der Hand zu halten. Vielleicht veröffentlicht er ja irgendwann mal einen.


    Empfehlen kann ich dieses Buch jedem, der gerne mal lachen will und dabei auf eine Protion Erotik nicht verzichten möchte.


    ===Bewertung===
    Von mir bekommt das Buch wegen seines Schmunzelfaktors, des bezaubernden Covers und der Vielzahl der Geschichten, fünf Sterne. Die Geschichten haben alles, was gute Kurzgeschichten ausmacht. Abgeschlossen, bildhaft, authentisch und packenden Charaktere, die den Einstieg nach ein bis zwei Sätzen ermöglichen.


    Pro: Schmunzelfaktor
    Contra: Eben kein Roman


    Danke fürs Lesen und Bewerten. Freu mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.



    Eure Sarah

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  • Titel: Beamte und Erotik
    Autor: Wolfgang A. Gogolin
    Verlag: Traveldiary.de Reiseliteratur Verlag
    Erschienen: Dezember 2005
    Seitenzahl: 104
    ISBN-10: 3937274960
    ISBN-13: 978-3937274966
    Preis: 6.90 EUR


    Die 104 Seiten dieses Büchleins hat man sehr schnell durchgelesen und schon nach dem Lesen der ersten Kurzgeschichte wird dem Leser klar, dass wohl nichts aus diesem Buch im Gedächtnis haften bleiben wird. Zu anspruchslos, zu vorhersehbar sind diese von Wolfgang A. Gogolin aufgeschriebenen Kurzgeschichten. Und auch mit dem Humor hat es der Autor wohl nicht so unbedingt. Verkrampft und platt kommt das daher, was Gogolin vielleicht als „seinen Humor“ bezeichnen würde. Es ist zumeist eine peinliche Angelegenheit wenn jemand versucht um jeden Preis witzig zu sein. Meistens gehen diese Versuche total in die Hose. Gogolin ist/war Beamter. Vielleicht ist er aber auch der Beweis dafür, dass Beamte nicht zur Autorenfeder greifen sollten – viel Peinliches bliebe der Umwelt erspart.
    Die Beamtinnen in Gogolins Geschichten sind fast immer füllig, frustriert und auf Männerfang. Die Männer sind klischeehafte Beamtentrottel – in der Regel – des mittleren Dienstes. In Gogolins Kurzgeschichten fehlt jede Originalität, nicht einmal ein Hauch davon ist zu bemerken.
    Wenn der Spruch „Papier ist geduldig“ irgendwann einmal eine echte Berechtigung hatte, dann in diesem Falle, im Falle der Kurzgeschichten des Wolfgang A. Gogolin.
    Das Gogolin darüber hinaus auch sehr viele sachliche Fehler in seinen Geschichten eingebaut hatte, darüber mag man hinwegsehen, vielleicht könnte man das noch unter „künstlerischer Freiheit“ verbuchen. Gerade auch humorvolle Geschichten sollten ihren Witz aus der Realität herleiten, nicht aber aus einer verbogenen und zurechtgezimmerten Realität, die dann aber eben keine Bezüge mehr zum Tatsächlichen hat und die Bezeichnung „Realität“ dann auch nicht mehr verdient.
    Ein schwaches Buch, mit plattem Humor, der an manchen Stellen fast peinlich wirkt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.