Die Stille nach dem Schrei - Isolde Sammer

  • Zur Autorin:
    Isolde Sammer arbeitet seit Jahren erfolgreich als Drehbuchautorin, u.a. für Tatort, Bella Block, Die Kommissarin, Eurocops, Ein Fall für zwei und Der Fahnder. Dies ist ihr erster Roman. Sie lebt mit ihrem Mann in Hamburg.


    Inhalt:
    Martin sitzt in Untersuchungshaft. Er wird beschuldigt, seinen jüngeren Stiefbruder getötet zu haben, als dieser in einer Scheune einen Jungen vergewaltigt und bestialisch ermordet hat. Martin behauptet, er habe im Affekt gehandelt, da er selbst jahrelang vom eigenen Vater missbraucht wurde. Das Gericht glaubt ihm und spricht ihn frei. Auch das aus problembehafteten Familienverhältnissen stammende Mädchen Tina, das sich nach Zuneigung und Anerkennung sehnt, ist von Martin’s Unschuld überzeugt, sucht seine Nähe und verliebt sich in ihn. Allein seine Stiefmutter Irene hat Zweifel an Martin’s Aussage und dem Tathergang und begibt sich zusammen mit dem ermittelnden Kommissar auf die Suche nach der Wahrheit. Was hat sich tatsächlich in der Scheune ereignet? Was wird Martin nach seiner Freilassung tun? Könnten sogar Tina und ihr kleiner Bruder in Gefahr sein?


    Meine Meinung:
    Der Roman setzt sich aus 2 Handlungssträngen zusammen. In normaler Erzählform wird das Geschehen um Martin, seine Stiefmutter und den Kommissar geschildert, in Ich-Form verfasst Tina Aufzeichnungen, in denen sie ihre Sichtweise und Gefühlswelt auszudrücken versucht. Der so gestaltete Aufbau erzeugt Spannung und bewirkt, dass man sich inmitten der Ereignisse befindet und die Verhaltensweisen der Hauptfiguren größtenteils nachvollziehen, wenn auch des Öfteren nicht verstehen kann. Die Sprache ist einfach und prägnant, an manchen Stellen vielleicht zu anschaulich. Beim Lesen entsteht eine gewollt beklemmende und beängstigende Atmosphäre.
    „Die Stille nach dem Schrei“ ist kein Psychothriller im herkömmlichen Sinne. Es geht nicht darum, den Täter aufzuspüren, denn wer der Täter ist, erkennt der Thriller-Kenner schon recht bald. Die Handlung nimmt ihren vorhersehbaren Lauf, was aber der Dramatik keinen Abbruch tut. Erlebnisse aus Vergangenheit und Gegenwart werden geschickt miteinander verbunden, so dass langsam ein komplettes Bild entsteht. Hinter allem steht in erster Linie die Frage nach dem Warum und Wieso.
    Isolde Sammer hat sich eines aktuellen und hochbrisanten Themas angenommen, nämlich das des Kindesmissbrauchs. Sie erstellt nahezu ein Psychogramm eines pädophilen Gewaltverbrechers, durchleuchtet seine Vergangenheit und hinterfragt, wie es zu solch abnormalem Verhalten kommen kann. Zudem schildert sie auf eindringliche Art und Weise die Gefühle und Gedanken der betroffenen Angehörigen, hier die von Irene, die sich intensiv mit der Frage nach ihrer eigenen Schuld beschäftigt. Mit der Person Tina gelingt es der Autorin, eindringlich und anschaulich ein nicht unbekanntes Phänomen darzustellen.
    Der Thriller hat mich von Anfang an angesprochen und gefesselt. Große Überraschungen passieren zwar nicht, dafür ist die psychische Komponente der Erzählung beeindruckend und faszinierend. Das Ende ist konsequent und schlüssig, der „Ausblick“ in die Zukunft hat mich allerdings nicht überzeugt. Zudem hat mich im Verlauf des Romans die zum Glück im Keim erstickte Beziehungsgeschichte ein wenig gestört. Positiv hervorzuheben sind die offensichtlich fundierten Recherchen und die umfassende Auseinandersetzung der Autorin mit einem äußerst schwierigen Thema.


    Fazit:
    Das Buch hinterlässt mich innerlich aufgewühlt und nachdenklich. Die Geschichte ist sicherlich keine Lektüre für dünnhäutige Leser, jedoch sehr aufschlussreich, interessant und mit Tiefgang.
    Was den Thriller zu etwas Besonderem macht, sind die gut herausgearbeiteten Charakteren und der vorhandene Bezug zur traurigen und erschreckenden Realität. Man betrachte den Fall Jürgen Bartsch und ähnlich gelagerte Fälle in jüngster Vergangenheit.
    Das Erstlingswerk von Isolde Sammer ist meiner Meinung nach geglückt und lässt hoffen auf weitere Veröffentlichungen.

  • „Die Stille nach dem Schrei“ von Isolde Sammer


    Das Cover:
    Das Cover zeigt auf den ersten Blick ein aufgerissenes Auge und den Mund.
    In den Augen sieht man eine Person in einer Tür stehen.
    Die Farben konzentrieren sich auf die Augen und dann auf den Mund.


    Inhalt:
    In der Geschichte „die Stille nach dem Schrei“ geht es um Martin, der einen Jungen von der Straße und seinen Bruder ermordet haben soll. Er behauptet jedoch, dass sein Bruder den Jungen, Joel, missbraucht hat. Im Affekt tötete Jonas Joel und Martin daraufhin seinen Bruder.
    Da er meinte, dass ihm niemand diese Geschichte glauben würde, steckte er den Ort des Geschehens, eine alte Scheune, in Brand.


    Martin kommt in Untersuchungshaft und wird nach einer kurzen Zeit im Gefängnis entlassen und zieht wieder in sein Elternhaus.
    Seine Mutter ist kurz nach seiner Geburt gestorben, sein Vater einige Jahre vor der Tat. Geblieben ist ihm nur seine Stiefmutter.
    Doch diese glaubt nicht an seine Unschuld.


    Wer an seine Unschuld glaubt, ist Tina.
    Tina lernte Martin mit 13 Jahren kennen, wie er sie vor Beleidigungen von Mitschülern beschützt hat. Er küsste sie und sie verliebte sich in ihn. Doch sie sah ihn nie wieder. Bis sie einige Jahre später erfuhr das er wegen Mordes ins Gefängnis gekommen ist.
    Bei seiner Freilassung sucht sie ihn zu Hause auf und sagt ihm, dass sie ihm glaubt.
    Und das sie auch seine Geschichte glaubt, in der er behauptet sein Vater hätte ihn als Kind missbraucht und seine Stiefmutter hätte ihm nicht geholfen.
    In Tina fand er eine Partnerin. Im Leben wie auch später.


    Martins Stiefmutter Irene glaubt nicht an seine Unschuld und tritt wieder mit der Polizei in Kontakt und lässt Martin beschatten, auf der Suche nach Beweisen, aus Angst er könnte wieder etwas Schreckliches tun.


    Mein Fazit.
    Diese Geschichte zieht einen still und leise in den Bann. Es ist keine Geschichte die vor Brutalität und genauen Beschreibungen strotzt. Die Autorin beschreibt die Tat an Joel und Jonas im Polizeibericht sehr genau aber nüchtern. Später gibt es immer nur kurze Sätze, Andeutungen die viel Raum für eigene Gedanken lassen.
    Die Geschichte enthält wechselnde Sichtweisen von Irene, Tina, Martin und dem Polizisten Schneider.
    So werden viele Momente mit den Gedanken der handelnden Personen erzählt und der Leser enthält einen guten Einblick. Vor allem die Gedanken von Martin sind sehr interessant.
    Die Geschichte ist schon ein wenig vorhersehbar und doch hängt man mit den Augen an den Zeilen und atmet schneller weil man endlich will das alles vorbei ist. Der Leserweiß schon recht früh die Wahrheit und doch sieht er das Grauen passieren und man wünscht ich nur, das es endlich vorbei ist.
    Die Autorin Isolde Sammer hat ein sehr gutes literarisches Werk geschaffen.
    Wo andere Autoren tief in die Brutalitätenkiste greifen und ein Opfer nach dem anderen auftauchen lassen, setzt die Autorin auf weniger und das ist in dem Falle mehr.
    Sie beschreibt sehr gut und realistisch die Polizeiarbeit ohne das dem Leser langweilig wird.
    Die Themen Kindsmord und Pädophilie werden sehr gut aufgegriffen ohne das Personen mit wenig Gewalttoleranz Probleme kriegen könnten.
    Ich kann dieses Buch sehr empfehlen. Es garantiert dem Leser spannende Stunden.

  • Martin, Irene's Stiefsohn, steht vor Gericht, weil er Irenes Sohn Jonas erschlagen hat, das steht ohne Zweifel fest. Doch ob das Motiv Notwehr war, weil Jonas einen angeblich einen anderen Jungen ermordet hat, daran zweifelt sowohl Irene als auch wir als Leser. Allerdings hat sie Furcht, dass an den Behauptungen die Martin aufstellt, Missbrauch durch ihren Mann, etwas dran sein könnte. Hat sie nicht genug aufgepasst, ist ihr so etwas Schreckliches wirklich entgangen oder lügt Martin?


    Sie versucht herauszufinden was wirklich geschah und arbeitet deshalb eng mit Hauptkommissar Schneider zusammen, der auch an Martin's Geschichte seine Zweifel hat.


    Tina ist Martin schon vor Jahren begegnet, als er ihr aus einer brenzligen Situation mit zwei Jungen herausgeholfen hat und sie anschließend leidenschaftlich küsste. Der Kontakt verlor sich danach rasch. Durch den Prozess wird Tina wieder auf Martin aufmerksam und sucht nach dessen Freilassung den Kontakt zu ihm. Er lässt sich auf Tina ein und die beiden werden ein Paar. Jedoch durchschaut Tina Martins perfides Spiel mir ihr erst, als es zu spät ist. Da hat Martin schon ein Auge auf Tinas Bruder Benny geworfen...


    Die Geschichte wird aus der Sicht von Zuschauer, Irene, Martin und in der Ich-Perspektive von Tina wiedergegeben. Dadurch kann man die Begebenheiten gut nachvollziehen. Auch ist schon ziemlich am Anfang des Buches klar, wer der Täter ist. Dies ist von der Autorin so gewollt. Ab dem 4.ten Teil wird das Buch sehr spannend.


    Alles in allem ein gutes Buch, empfehlenswert!

  • In ihrem Debütroman „Die Stille nach dem Schrei“ erzählt Isolde Sammer die Geschichte zweier Frauen, die auf der Suche nach der Wahrheit und Glück auf das pure Grauen stoßen.


    Martin steht vor Gericht. Er wird angeklagt seinen 15-jährigen Stiefbruder Jonas getötet zu haben. Er behauptet, dass er Jonas beim sexuellen Missbrauch und Mord an einem kleinen Jungen beobachtet und ihn daraufhin im Affekt getötet hat. Zudem soll sein Vater ihn als Kind missbraucht haben. Alle, der Richter, die Psychologen und die Öffentlichkeit glauben dem smarten Martin. Er wird freigesprochen.
    Irene, Martins Stiefmutter, glaubt diese offizielle Version allerdings nicht. Sie kann sich nicht vorstellen, dass ihr geliebter Sohn Jonas zu dieser Tat fähig ist. Auch glaubt sie nicht, dass ihr Mann Joachim, der vor ein paar Jahren an einem Herzinfarkt verstarb, seinen leiblichen Sohn Martin missbraucht haben soll. Irene zweifelt an den Aussagen ihres Stiefsohns und begibt sich, zusammen mit dem leitenden Ermittler Schneider, auf die Suche nach der Wahrheit…
    Tina ist eine junge und naive Abiturientin. Schon seit Jahren wird sie aufgrund ihrer Brandnarben im Gesicht von ihren Klassenkameraden gemieden. Nur ihr vierjähriger Bruder Benny, den sie über alles liebt, hält zu ihr. Vor ein paar Jahren verliebte Tina sich in Martin, als dieser sie vor Klassenkameraden verteidigte. Tina glaubt an Martins Unschuld und ist erleichtert über seinen Freispruch. Sie sucht Martin daraufhin auf in der Hoffnung die große Liebe zu finden und lässt sich auf den charismatischen Jungen ein. Dabei merkt sie nicht, dass sie sich und auch andere in eine große Gefahr begibt…


    Dieser Psychothriller, der im heutigen Berlin spielt, erzählt das Schicksal einer Familie, insbesondere eines Jungen, das gar nicht so ungewöhnlich erscheint.
    Ein kleiner Junge fühlt sich ausgegrenzt, ungeliebt und alleine. Er lässt niemanden an sich ran und baut keine liebevollen Beziehungen zu anderen Menschen auf. Aber reicht diese traurige Kindheit, um sich zu einem gewissenslosen Mörder zu entwickeln? Sind seine Eltern und ihre Erziehung an Martins kranker Persönlichkeit Schuld? Oder gibt es dafür gar eine genetische Veranlagung? Und wie kann es sein, dass ein junges, schüchternes Mädchen so blind vor Liebe ist, dass sie vor vielen grausamen Sachen einfach die Augen verschließt?
    Die Rollen Gut und Böse sind von Anfang an klar verteilt. Die entscheidende Frage ist daher warum sich alles so entwickelt hat. Um diese Frage zu beantworten, beleuchtet die Autorin die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln: der von Irene, Tina und Martin.


    Auf den ersten Blick erscheint „Die Stille nach dem Schrei“ vielleicht wie ein typischer Psychothriller. Er ist spannend geschrieben und liest sich daher auch sehr flüssig. Ein richtiger Pageturner eben, den man gar nicht aus den Händen legen mag. Allerdings wird in dem Buch kein Täter gesucht, wie es gewöhnlich bei Thrillern der Fall ist, sondern es wird eine Antwort zu dem „Warum“ gesucht. Das Buch macht einem auch klar, dass so etwas jederzeit überall passieren kann, vielleicht sogar im eigenen Umfeld. Und das ist das Erschreckende. Somit ist es eine Geschichte, die einen zum Nachdenken anregt.
    „Die Stille nach dem Schrei“ ist ein sehr spannender Psychothriller, der für schlaflose Nächte sorgt, allerdings auch einen ernsten Hintergrund hat.

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste. (Heinrich Heine)


    :lesend Jeffery Deaver: Allwissend

  • Martin Werneck wird des Mordes an seinem Halbbruder Jonas angeklagt. Er soll Jonas beim Mord an einem Jungen überrascht und im Affekt erschlagen haben. Das Gericht glaubt ihm und er kommt frei. Er trifft Tina, die ihn bewundert und anhimmelt, schmiedet Pläne über Studium und Führerschein und könnte nun alles zum Guten wenden. Doch relativ schnell erfährt der Leser, dass Martin tatsächlich ein sadistisch-pädophil veranlagter junger Mann ist, der es geschickt versteht, seine Umgebung zu manipulieren und eigentlich ganz andere Ziele verfolgt. Seine Stiefmutter Isolde und Kommissar Schneider blicken hinter seine Fassade, können aber nichts beweisen, denn Martin ist clever und misstrauisch. Und so bleibt ihnen nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie Tina immer mehr in den Bann Martins gerät, wie die Zeitbombe Martin tickt und er seine begehrlichen Blicke auf Tinas kleinen Bruder wirft ...


    Es gibt verschiedene Blickwinkel auf die Geschichte. Da ist zum einen die Ich-Erzählung von Tina in Form eines Briefes, die den Hauptteil des Buches bestreitet. Diese Passagen sind sprachlich einfach gehalten und so formuliert, dass man Tina fast erzählen hören kann. Dadurch wirkt die Erzählung bedrückend realistisch. Daneben kommen Isolde, Martin oder Kommissar Schneider passagenweise aus ihrer Sicht zu Wort, die ergänzen, was aus Tinas Blickwinkel nicht zu sehen ist bzw. was sie nicht wahr haben will. Diese Studie des Grauens wird mit leisen Tönen so einfühlsam, vielschichtig und ohne Schwarz-Weiss-Malerei erzählt, dass man die Handlungen aller Beteiligten, wenn schon nicht verstehen, aber doch zum großen Teil nachvollziehen kann. Es wird auf detailiertes Ausmalen blutiger Details verzichtet, denn der Schwerpunkt der Erzählung liegt auf dem psychologischen Aspekt. Man bekommt das Gefühl, dass Martin nicht mehr lange unter Kontrolle zu halten sein wird, dass bald etwas Schreckliches passiert und niemand in der Lage ist, sich ihm in den Weg zu stellen. Auch Stiefmutter Isolde nicht, die sich verzweifelt bemüht, in Martins Kindheit und in medizinischen Büchern nach Ursachen – vielleicht auch für das eigene Versagen – zu forschen. Das erzeugt eine unterschwellige Spannung, die einen leise und trotzdem effektiv einfängt.


    Ein lesenswerter Psychothriller, von mir gibt es 8 Punkte.

  • 400 Seiten


    Meine Meinung:
    Martin Werneck wird verhaftet, weil er seinen kleinen Halbbruder Jonas in einer Scheune dabei ertappt hat, wie er gerade den 10jährigen Joey ermordet. Das hat in so wütend gemacht, dass er im Affekt Jonas tötet. So stellt Martin den Tathergang während der Verhandlung dar. Seine Stiefmutter Irene ist allerdings der Meinung, dass Martin beide Kinder umgebracht hat, was sich aber nicht beweisen lässt. Bei der Urteilsverkündung bekommt er aufgrund mildernder Umstände nur ein halbes Jahr, welches mit der Untersuchungshaft abgegolten ist.


    Die Geschichte wird praktisch von Tina, Martins Freundin, erzählt, und zwar in Form einer Niederschrift für den Hauptkommissar Schneider. Man lernt diese ganze tragische Geschichte kennen, die fanatische Abhängigkeit von Tina zu Martin, der das total für sich ausnutzt. Es wird auch aus der Sicht von Martin und vor allem von Irene erzählt, die noch immer mit Hauptkommissar Schneider in Verbindung steht, dem das auch keine Ruhe lässt.


    Die Morde an sich werden sehr detailliert beschrieben und sind nichts für schwache Nerven, trotzdem wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven sehr gut dargestellt. Selbst die psychologischen Abhandlungen sind sehr interessant und auch das Alter der Jugendlichen zum Zeitpunkt der Tat - Martin knappe 18 Jahre, Tina 16 Jahre, Jonas 14 Jahre und Joey 10 Jahre - das gibt einen schon zu denken. Alles in allem eine furchtbare Geschichte, in die ganze Familien involviert sind und die sehr schwer zu begreifen ist und einen trotzdem in Atem hält. Sie lässt sich sehr flüssig lesen, ist in kurze Abschnitte eingeteilt und die einzelnen Charaktere sind mit all ihren Höhen und Tiefen sehr detailliert dargestellt. Ein Buch, welches noch nachhaltig wirkt.

  • Der 19-jährige Martin wird nach 6-monatiger Untersuchungshaft und aus dem Gefängnis entlassen. Glaubhaft kann er das Gericht davon überzeugen, dass er seinen Halbbruder Jonas im Affekt getötet hat. Jonas soll einen Jungen in einer Scheune missbraucht und bestialisch ermordet haben, was Martin in extreme Wut versetzt hat, da er selbst laut seinen Angaben von seinem Vater jahrelang misshandelt und missbraucht worden war. Er ist also frei und zieht vorübergehend wieder bei seiner Stiefmutter Irene ein.


    Diese glaubt nicht an die Unschuld von Martin, obwohl sie mit diesem Verdacht anscheinend fast alleine da steht. Irene kontaktiert nach einigen Tagen Hauptkommissar Schneider, um mit ihm gemeinsam Beweise gegen Martin zu sammeln. Sie beobachtet gemeinsam mit Schneider ihren Stiefsohn genau und wird dabei immer unruhiger. Zum einen will sie die Wahrheit herausfinden, zum anderen fürchtet sie, dass Martin eine große Gefahr für andere Kinder darstellt.


    Martin ist inzwischen ausgezogen und beginnt eine Beziehung mit Tina, ein junges Mädchen, das nach seiner Entlassung Kontakt mit ihm aufgenommen hat. Sie kennt ihn von früher und wird ganz in seinen Bann gezogen, ist ihm geradezu hörig.


    Meine Meinung:
    Der Roman wird zu einem großen Teil in der Ich-Form (aus Sicht von Tina) erzählt. Ihr Bericht beginnt eigentlich am Ende der Geschichte und man wird sofort neugierig, was zuvor denn alles passiert ist. Die Perspektive wird immer wieder gewechselt. Martin, Irene und Schneider kommen abwechselnd zu Wort (nicht in der Ich-Form). Dadurch erhöht sich die Spannung, obwohl schnell klar ist, wer der Bösewicht ist. Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Die Länge der Kapitel ist genau richtig.


    Ohne Effekthascherei hat sich Isolde Sammer intensiv mit einem sehr komplexen Thema beschäftigt - auch aus der Sicht des Täters. Nebenbei erhält man einige interessante Informationen (Psychologie, Medizin), ohne dass man von Fachausdrücken "erschlagen" wird. Die Schilderung der Bluttaten und auch der Gedanken von Martin hat mich schon mehrmals innehalten lassen.


    Besonders die Beschreibung aller Personen ist ausgezeichnet. Sehr sensibel und nachvollziehbar werden beispielsweise die Gefühle und Zweifel von Irene geschildert. Der interessanteste Charakter ist neben Martin für mich allerdings Tina. Ihr Verhalten bringt mich noch jetzt zum Nachdenken und macht mich auch traurig.


    Von dieser Autorin werde ich gerne weitere Bücher lesen und vergebe 9 Punkte für diesen ausgezeichneten Psychothriller.

  • Am Samstag kam "Die Stille nach dem Schrei" bei mir an und ich begann noch am selben Abend an, dieses Psychothriller zu lesen.


    Der Einstieg ist im Grunde das Ende - Die Einleitung zum Finale. 400 Seiten versteht es Isolde Sammer den Leser Spannung zu bieten und das Buch nicht aus der Hand legen zu lassen.
    Die drei verschiedenen Sicht- und Erzählweisen lassen den Leser von Kapitel zu Kapitel mehr wissen, mehr erahnen und mehr befürchten.


    Die Themenwahl ist sehr pikant und lässt den Leser erschauern. Ich habe versucht das Thema weitgehens von mir fernzuhalten und kurz nach dem Lesen bereits eine andere Ablenkung zu finden, damit ich nicht mit diesen Gedanken den Tag/Abend weiter bestreiten muss - es hätte mich wohl nicht losgelassen.
    Dennoch gelingt es der Autorin nicht zu detailgetreu und grausam zu erläutern was mit den Jungen passiert ist. Der Leser erfährt verschiedene Einzelheiten um die Grausamkeit und Gewalt zu erfahren; hat aber immer noch genug Spielraum für die Phantasie. Diese nicht allzu genau blutrünstige Darstellung hat mir sehr gefallen - schließlich ist das Thema schon hart genug.


    Das Buch hat mich gefesselt, mich berührt und beschäftigt! Isolde Sammer's Debüt ist sehr vielversprechend! Da freue ich mich auf mehr!


    9 von 10 Punkten (ein Punkt Abzug, weil ich zwei bis drei Stellen etwas zu naiv / FriedeFreude-Geplänkel zu überzogen fand.)

  • Hat er, oder hat er nicht? Wer hat wirklich wen ermordet? Jonas den kleinen Joey, nachdem er ihn gefoltert und missbraucht hat? Oder hat vielleicht Martin beide ermordet, als Jonas ihn bei dem Missbrauch überrascht hat? Dem Gericht und Martins Aussage nach, hat Martin Jonas dabei überrascht und ihn im Affekt erschlagen. So ein Kinderschänder verdient ja nichts anderes. Aber Jonas war zu dem Zeitpunkt gerade einmal 15 Jahre alt. Er war der geliebte Sohn von Irene und Joachim, bis dahin überhaupt nicht auffällig gewesen. Martin allerdings schon. Er ist der Sohn von Joachim, seine Mutter brachte sich nach seiner Geburt wegen postnataler Depressionen um. Irene versucht, auch ihm eine liebevolle Mutter zu sein, hat der Kleine doch schon einiges hinter sich. Aber Martin hat seinen eigenen Kopf und seine eigene Vorstellung von seinem Leben, auch schon als Kind. Irene zweifelt auch nach dem Freispruch des Gerichtes an dem angeblichen Tathergang und unternimmt ihr Möglichstes, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Sie zweifelt an ihrer eigenen Wahrnehmung, denn sie hat Jonas und Joachim nie als besonders gewalttätig oder mit absonderlichen Neigungen empfunden. Martin ist allerdings sehr gewitzt und abgebrüht, bisher konnte ihm auch keiner irgendetwas anderes nachweisen, als das, was er freiwillig zugibt.


    Relativ früh ist eigentlich klar, wie die Sache mit Joey, Jonas und Martin in der Scheune gelaufen ist. Nicht nur versteckte Hinweise sondern ganz offen lässt die Autorin den Täter über seine Taten nachdenken und immer mehr kommen dessen perverse Neigungen zur Sprache. Eigentlich ist es nach dem Anfang, der noch einen Psychothriller vermuten lässt, eine Studie über die Gedankengänge und Hintergründe eines Pädophilen und Sadisten. Schonungslos geht Isolde Sammer auch dem kleinsten Gedanken nach, sie beschreibt, wie Martin auf seine Umwelt wirkt und wie intelligent er seine wahren Neigungen verschleiert und mit welch perfiden Maßnahmen seinen Willen durchsetzt. Tina Mahlbach, eine junge Abiturientin mit einem Brandmal im Gesicht, hat sich in ihn verliebt, als er ihr schon als Dreizehnjährige geholfen hat, ein paar übermütige Jungen in die richtigen Schranken zu weisen. Seitdem war er ihr Held, besonders da er sie auch noch in aller Öffentlichkeit geküsst hat, trotz ihrer Narben im Gesicht. Nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wurde, nimmt sie Kontakt zu ihm auf und ist ihm schnell physisch wie psychisch verfallen. Irene versucht sie noch zu warnen und über Martins Charakter aufzuklären, aber gegen Tinas Vernarrtheit kommt sie nicht an. Martin allerdings kann ihre Besessenheit sehr gut zu seinem Vorteil lenken. Um mit ihm zusammen zu bleiben muss sie ihre Skrupel und ihre Moral über Bord werfen.


    Nach der Lektüre wendet man sich voller Grauen wieder der alten Frage zu, was wohl eher da war, das Huhn oder das Ei. War es wirklich Martins Kindheit, dass er so geworden ist oder ist es ihm tatsächlich angeboren? Irene hat versucht, was in ihrer Macht stand, aber Martin hat konsequent alle Annäherungsversuche abgelehnt. Aus schlechtem Gewissen, da er anfangs nicht für sein Kind da sein konnte, hat sein Vater ihm alles durchgehen lassen. Falsche Erziehung oder Veranlagung? Nach dieser Geschichte neigt man doch anschließend zur Veranlagung, denn nicht überall ist Martin in seiner Kindheit auf Lieblosigkeit gestossen. Wurde er so, weil er einen schweren Start ins Leben hatte? Dieses widerlegt Kommissar Hanno Schneider mit einer anderen Lebensgeschichte, die sehr zu Herzen geht. Was bleibt, ist allerdings die Ohnmacht gegenüber der Gesetzgebung, die erst einschreiten kann, wenn das Kind tot oder verletzt wird. Präventivmaßnahmen ohne dringenden Tatverdacht gibt es nicht, man kann aber auch leider nicht alle Kinder vorsorglich überwachen und schützen. Pädophilie und Gewaltverbrecher werden leider immer wieder ihre Lücken finden, man kann lediglich versuchen, so viele wie möglich aus dem Verkehr zu ziehen.


    Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven geschildert. Zum einen ist es Tina, die in Ich-Form und wie ein Tagebuch die Ereignisse schildert. Man merkt beim Lesen, dass schon irgendetwas Schlimmes passiert sein muss, denn es ist ein Brief an Kommissar Schneider, in dem sie ihn bittet, auf ihren kleinen Bruder aufzupassen. Tina rechnet zu dem Zeitpunkt mit ihrem Tod, was aber passiert, erfährt man erst nach und nach. Ansonsten kommen noch Martin, Irene und Hanno Schneider zu Wort, Isolde Sammer hat hier sehr eindringliche Charaktere gezeichnet, die auch sehr viele Grauphasen haben. Gerade Irene ist sehr tiefgründig, mal nett, mal verzweifelt, aber anfangs nicht so wirklich fassbar. Über den Charakter von Martin gibt es keinen Zweifel, man fragt sich ständig, warum er nicht schon eher aufgefallen ist. Tinas Bedrängnis nimmt den Leser am meisten mit, konnte sie wirklich nicht schon früher eingreifen? Ihre Faszination ist einerseits zwar verständlich, andererseits auch wieder nicht. Sie ist einfach ein junges Mädchen mit Handicap, welches sich vom ersten jungen Mann, der sich für sie interessiert, völlig vereinnahmen lässt. Aus Angst, seine Liebe zu verlieren und vielleicht nie wieder eine neue zu finden, wird sie in wahre Abgründe hinabgerissen, bei denen sie den Absprung auf die rettende Seite verpasst. Die Geschichte hat einige Längen, man wartet von Anfang an auf die Eskalation. Isolde Sammer verliert sich schon mal gerne in Gedankengänge oder Abhandlungen über das menschliche Gehirn, immer auf der Suche nach einer Lösung für das Verhalten.


    Fazit


    Eindringlich, einfühlsam und sehr prägnant hat Isolde Sammer eine Studie über ein äußerst brisantes Thema geschrieben. Ein Einfühlen in alle Personen ist möglich, tiefgründige Charaktere erlauben ein Hineinziehen in eine abscheuliche Geschichte. Viel Stoff zum Nachdenken bleibt, nachdem der Leser eine emotionale Achterbahn gefahren ist.

  • Es kommt nicht oft vor, dass ich nach einem Buch eine Pause brauche. Dieses Buch hat aber genau dieses von mir verlangt.


    Es ist imA kein Thriller im herkömmlichen Sinne. Es erweckte eher den Eindruck eines Tatsachenberichtes. Auch allein schon durch die Erzählungen aus verschiedenen Perspektiven gestärkt.
    Teils sehr detailliert, aber auch wieder nur vage angedeutet wurden die Taten beschrieben. Es bestand auch zu keiner Zeit Zweifel am Täter für mich. Wie gesagt, es war kein üblicher Thriller aus dem 08/15 Schema.


    Ich schwankte gestern noch zwischen 9 und 10 Punkten, eben weil auch mich die anbahnende Liebesbeziehung sauer aufstoßen ließ.
    Nach einer Nacht Schlaf denke ich aber anders darüber. Ich denke, in der Zeit der intensiven Zusammenarbeit zwischen Polizei und Opfer (dazu zähle ich die Mutter jetzt auch mal) kann es durchaus zu Entwicklungen solcher Gefühle kommen.
    Von daher sind die 10 Punkte hier doch verdient.

  • Nicht so gut wie ich anfangs dachte...
    2


    nachdem ich damals die Leseprobe gelesen hatte dachte ich das Buch könnte echt spannend sein aber das ist leider nicht der Fall gewesen! Es hat sich ganz schön in die Länge gezogen und ich fand die letzten 30 Seiten waren ein wenig spannend! Aus dem Grund habe ich auch so lange gebraucht bis ich das Buch durchhatte! Da gibt es sehr viel bessere Bücher.


    Inhalt: Es geht um Martin der Pädophil veranlagt ist und wegen Mord an seinen Bruder und dessen Freund verurteilt wurde. Aber da Martin sich gut rausreden konnte und die Beweise nicht eindeutig waren ist er auf Bewährung rausgekommen. Das Buch ist in 3 Perspektiven geschrieben. Tina die unsterblich in Martin verkanallt ist und ihm im Fernsehen wieder gesehen hat und fest daran glaubt das er unschuldig ist! Sie fand ihn damals schon toll wo er ihr geholfen hatte als zwei Jungs sie geärgert hatten, danach hatte sie ihn bis zu dem Fernsehauftritt nie wieder gesehen. Also stand sie vor Martins Haus und hat sich irgendwann mit ihm angefreudet und später waren sie fast zusammen. Die andere Person ist Martins Stiefmutter die alles versucht um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Sie spricht oft mit dem Polizeikomissar und heuert sogar einen Detektiven auf Martinenn sie weiß genau das Martin seinen Bruder (ihren Sohn) umgebracht hat. Und die letzte Person ist natürlich Martin wo man ein wenig erkennt wie er mit der Situation klarkommt das er mit tina zusammen ist nur damit andere keinen verdacht schöpfen! Damit es für ihn einfacher ist muss Tina sich die Haare schneiden und er nimmt sie oft von hinten. Er ist sehr geschickt in dem was er tut und hat auch später einen komplizen gefunden außer natürlich Tina die ihn auch häufig aus liebe hilft.


    Meine Meinung:


    Das Buch war leider nicht spannend und hat sich wahnsinnig in die länge gezogen. Man hat zwar einiges mitbekommen wie Martin denkt und wie er sich zusammenreißen konnte damit er ganz normal wirkt aber mal ehrlich, KEINE Frau kann so in einen verliebt sein das man bei sowas mithilft einen Jungen in ein Gebüsch zu ziehen. Es ist für mich unbegreiflich und überhaupt nicht vorstellbar das ein Mädechen so blauäugig sein kann. Das hat mich vielmehr aufgeregt als das es interesannt war! Das geht für mich überhauüpt nicht. Sie hat alles noch nichtmal glauben wollen als der Polizist ihr die Fotos von den toten Jungs gezeigt hat.Sie war immer der Meinung das Martin sie liebt und nicht kleine Jungs mag. Und auch zum SChluss war sie noch mit in der Sache verwickelt! Das fand ich sowas von unglaubwürdig das mir das Buch schon aus dem Grund kaum gefallen hat. Sehr schön fand ich aber das die Sicht verschiedener Personen gezeigt wurde und man von allen Seiten einen Eindruck bekommen hat.

  • Mich hat "Die Stille nach dem Schrei" nachhaltig beeindruckt.
    Das Buch beschreibt ein sehr ernstes, sehr schlimmes Thema: Sexueller Missbrauch an Kindern ( hier überwiegend an Jungen ) mit Todesfolge. Es ist nicht reisserisch oder effekthascherisch geschrieben. Im Gegenteil, der relativ ruhige und besonnene Schreibstil macht das Grauen umso greifbarer.
    Manche Szenen sind so eindringlich beschrieben, dass einem das Weiterlesen schwer fällt.
    Die Erzählweise aus mehreren Perspektiven passt perfekt und man taucht teilweise tief in die Gedankenwelten der einzelnen Personen ein.
    Für mich ein absolut lesenswertes und bemerkenswertes Buch.


    Weitere Bücher von Isolde Sammer würde ich bedenkenlos lesen.


    Ich vergebe für diesen nachdenlich machenden Psychothriller 9 von 10 Punkten.

  • Zum Cover:
    Passend zu einem Psychothriller wurde hier ein Gesicht abgebildet, aus dem quasi sämtliche Farbe gewichen ist". Zu erkennen ein Auge, in welchem Ungläubigkeit, blankes Entsetzen und Angst synchron wirken, der Blick dabei geheftet auf eine Person, die einen Raum betritt; weiterhin die Konturen eines Mundes. Der Titel selbst leicht verschmiert" inszeniert, die Dramatik mit Blutflecken" untermauert.


    Zum Inhalt/Aufbau:
    Die einzelnen Kapitel werden abwechselnd aus unterschiedlicher Sicht geschrieben:
    Da ist zum einen Tina, die Martin zum ersten Mal drei Jahre zuvor begegnet, als er zwei Jungen, die sie hänselten, vermöbelt und der erste Junge ist, der sie küsst. Diese erste bewusste Begegnung soll für die folgenden Jahre auch die letzte sein bis zum Tag, als sie durch Zufall von seiner Verhaftung aber auch Freilassung erfährt und sich bei ihm in Erinnerung bringt, mit ihm anbändelt und sich eine gewisse Zuneigung zwischen ihnen entwickelt. Kapitel, geschrieben in ich"-Form, die aber von Anfang an den Charakter eines Geständnisses haben. Denn was Tina zu berichten hat, scheint von immenser Bedeutung zu sein.
    Zum anderen wird aus relativ nüchterner Beobachtersicht das weitere Geschehen im Hause Werneck, wo die Mutter des getöteten Jungen, gleichzeitig Stiefmutter des in ihren Augen Mörders und eben genau dieser nach dessen Entlassung unter einem Dach leben (müssen) in ständiger Provokation, einer Anspannung und Erwartungshaltung zueinander; wobei die Mutter diesen Zustand nur aushält und dort verbleibt, weil sie die Wahrheit herausfinden möchte, zu der das Gericht nicht in der Lage war, jene festzustellen.


    Mein Schlussurteil:
    Besonders die immer wieder zwischengeschobenen Kapitel aus Sicht der Tina machen diesen Thriller zu einem Psychothriller, erzeugen stellenweise Höchstspannung, deuten einiges an, aber lassen noch viel mehr Fragen offen und schaffen somit Raum, den Leser auf die Jagd durch den Roman zu schicken, um endlich Erklärungen zu bekommen, was denn tatsächlich an jenem Tag in der Scheune vorgefallen ist, in welcher sich später zwei halb verbrannte Knabenleichen finden ließen, von denen eine vor Brandlegung grausam gequält und zugerichtet wurde, während die andere scheinbar mehr im Affekt und Angstrausch erschlagen wurde. Wer ist hier Täter? Wer ist hier Opfer? Als Leser glaubt man von Anfang an genau zu wissen, wem hier welche Rolle zufällt. Aber würde man dann als Leser nicht womöglich genau so fehl urteilen wie der Richter? Oder lag der mit seiner Einschätzung doch richtig und es offenbaren sich ganz andere entsetzliche Optionen, die man nicht für möglich halten würde? Wird es Irene gelingen, die Wahrheit herauszufinden und ist diese Wahrheit geneigt und Irenes Angst berechtigt, Tina schützen zu müssen? Wie wird Irene mit der Wahrheit umgehen können? Wer ist der Mann gewesen, mit dem sie verheiratet war und einen gemeinsamen Sohn hatte, der in diesem verdrehten Mordfall vom Opfer zum Täter abrutscht und - ohne sich wehren zu können - dessen eigener Tod genutzt wird, um einen möglichen Täter als Opfer dastehen zu lassen, welches Dinge an die Öffentlichkeit zutage fördert, denen sich die näher Betroffenen ungläubig und fassungslos gegenüberstehend sehen.


    Ich habe diesen Psychothriller genossen. Kaum geliefert, habe ich ihn nach den ersten 70 Seiten nur deswegen aus der Hand gelegt, weil leider noch andere Verpflichtungen auf meinem Terminplan standen, um ihn dann später mit Spannung weiter zu lesen. Sicher - es gibt bessere und auch weit spannendere Psychothriller, trotzdem hat dieser hier etwas für sich und liest sich flott weg, auch wenn die Autorin schon mal ein wenig langatmig in den emotionalen Beschreibungen und gedanklichen Verhaftungen beispielsweise der Mutter Irene verfällt. Allerdings hatte ich für mich aber auch leider viel zu oft den Eindruck, dass alles zu durchschaubar ist, wie eben bei jenen Krimis, für die die Autorin auch schon Drehbücher geschrieben hat. Meist weiß man nach den ersten 15 Minuten, wer der Mörder ist. Aber das Atemberaubende fehlte mir, da die Jagd irgendwie anders herum" ablief. Letzten Endes aber insgesamt ein solides Werk, welches man ruhigen Gewissens empfehlen kann und sehr gut zu lesen ist.
    Doch für mehr als 3 Sterne reicht es bei mir nicht.

  • Martin Werneck bringt seinen 14-jährigen Halbbruder Jonas um, als er diesen dabei beobachtet, wie er den 10-jährigen Joey Mc Gregor ermordet.


    Andreas Jaske entdeckt - auf der Suche nach seinem streunenden Hund - die beiden Leichen von Jonas und Joey in einer brennenden Scheune.


    Die am Tatort hinterlassenen blutigen Fahrradspuren sowie weitere Tathinweise weisen auf Martin hin.


    Er wird zur Rechenschaft gezogen. Bei Gericht sagt er aus, dass sein Vater, Joachim Werneck des Öfteren missbraucht hatte und er eine schwere Kindheit gehabt hatte, auch die hinzugezogen Psychologin attestiert, dass man von wahren Aussagen des Martin W. ausgehen könne.


    Das Gericht verurteilt Martin W. zu einem halben Jahr auf Bewährung, wobei er diese Zeit bereits in der U-Haft abgesessen hatte.


    Wieder in Freiheit freundet sich Martin mit der 19-jährigen Tina Mahlbach an. Eine “unnormale” Liebesbeziehung beginnt.


    Martins Mutter Irene Werneck glaubt nicht an die Unschuld von Martin und recherchiert zusammen mit dem Polizisten Schneider.


    Ist Martin wirklich unschuldig oder gelingt es Irene Werneck und Herrn Schneider, die Wahrheit herauszufinden?


    Isolde Sammer’s Erstlingswerk beschreibt das unnormale Leben eines Jungen, der sich zu kleinen Jungs hingezogen fühlt und nebenbei aber eine Liebesbeziehung zu einem Mädchen aufrecht erhalten will / muss.


    Absolut hinreißende Geschichte über ein topaktuelles Thema.


    Fazit: Das Buch hatte ich 2 Tagen durchgelesen und ich hoffe, dass Isolde Sammer anstatt Drehbüchern noch viele weitere Psychothriller schreibt.

  • Meine Meinung


    Die Geschichte wird hauptsächlich in zwei Handlungssträngen erzählt. Da ist zum einen Martin, der angeblich einen Mord seines Stiefbruders Jonas an einem kleinen Jungen mit ansah und im Affekt Jonas tötete. Martin wird angeklagt, aber dann freigesprochen. Zum anderen ist da noch Jonas Mutter und Martins Stiefmutter Irene. Sie nimmt Martin nach seinem Freispruch und seiner Entlassung auf dem Gefängnis gegen ihren Willen bei sich auf. Sie glaubt Martin nicht und befürchtet, dass dieser selbst den kleinen Jungen missbraucht hat und von Jonas überrascht wurde.
    Auch wird von der neuen Freundin Martins in Form eines Briefes berichtet, mit dem sie über die Ereignisse berichtet.


    Das Thema ist zwar wichtig und emotional schlimm, aber mich hat die Umsetzung dieses Romans nicht überzeugt. Ab etwa der Hälfte habe ich fast nur noch quer gelesen. Insgesamt zieht es sich sehr, auch wenn ich der Autorin zu gute halten muss, dass sie die Missbrauchsszenen nicht beschrieben hat.
    Die Thematik Kindesmissbrauch ist schon deutlich besser mit "Der Kindersammler" von Sabine Thiesler und auch mit „Lebenslang ist nicht genug“ von Joy Fielding umgesetzt worden.

  • Ein Buch, das unter die Haut geht...


    So ging es zumindest mir, als ich dieses Buch gelesen habe – ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber DAS sicher nicht.


    Zum Inhalt: Irenes Sohn Jonas wurde brutal ermordet – von ihrem eigenen Stiefsohn Martin. Aus Notwehr, wie dieser behauptet. Er habe Jonas auf frischer Tat ertappt, als er ein Kind missbrauchen und töten wollte. Und auch sein Vater, Irenes verstorbener Mann, habe sich an Kindern vergriffen. Irene versucht, die Wahrheit herauszufinden.


    Meine Meinung: Ich hatte einen spannenden Thriller erwartet. Aber diese Beschreibung trifft es nicht richtig. Das Buch ist spannend, beklemmend, bewegend. Es ist keine klassische „Tätersuche“, denn wer Täter ist, steht von Anfang an fest. Dieses Buch führt geradewegs in die Abgründe der menschlichen Psyche, versucht die Denkweise von Pädophilen nachzuvollziehen, zu beschreiben, was in einem solchen Menschen vorgeht, was ihn bewegt. Das ist gleichzeitig interessant und abstoßend. Damit nicht genug, man erlebt als Leser auch mit, wie dieser Mensch seine nächste Tat plant und vorbereitet – ein Polizist versucht, gemeinsam mit Irene, das zu verhindern. Inoffiziell, denn eigentlich sind die Ermittlungen in diesem Fall abgeschlossen....
    Die Autorin hat ihre Geschichte sehr geschickt aufgebaut, denn als Leser kann man verschiedene Perspektiven einnehmen – die des Täters selbst, oder die des Ermittlers. Das ist an sich noch nicht spektakulär. Ungewöhnlich fand ich dagegen die Figur Tina, ein junges Mädchen, das sich in Martin verliebt und nach und nach begreift, WEN sie da eigentlich liebt – und sich dieser Faszination trotzdem nicht entziehen kann.


    Fazit: ein spannender Thriller mit einem Thema, dass einen nicht kalt lässt – ich hatte jedenfalls so manches Mal während des Lesens einen Kloß im Hals...

  • ...und ich hab nix dazu geschrieben? Aber bewertet hatte ich, naja, weiß aber nimmer wie.


    Mich hat dieses Buch teils abgestoßen, lag wohl am Thema und der eindringlichen Beschreibungen, teils war die Spannung unerträglich, vor allem als es dann um Tina ging, die sich in Martin verliebt. Man versucht doch immer ihr zuzurufen, "lass es bloß sein, Hände weg von dem".


    Gestört hat mich, wie einige andere auch, dass es ohne ein Techtelmechtel wohl nicht geht, es hätte dem Buch nicht geschadet ohne diese Liebesgeschichte auszukommen.


    Isolde Sammer hat sich aber sehr gut in die Psyche ihrer Figuren hineinversetzt und recht glaubhaft ihre Handlungsweisen beschrieben.

  • Zitat

    Original von Findus


    Gestört hat mich, wie einige andere auch, dass es ohne ein Techtelmechtel wohl nicht geht, es hätte dem Buch nicht geschadet ohne diese Liebesgeschichte auszukommen.


    Du hast recht, sie war wirklich überflüssig - so überflüssig, das ich sie schon aus meinem Gedächtnis gestrichen hatte... mit dem Thema des Buches hatte es nichts zu tun, zur Entwicklung der Handlung hat die Geschichte auch nicht beigetragen, aber scheinbar gehört das dazu... :rolleyes