• Spontan fallen mir keine nach 1980 erschienenen Bücher ein, die dauerhaft bleiben werden. Was nicht heißen soll, dass es solche nicht gibt.


    "Harry Potter" ist sicher ein guter Kandidat um noch einige Jahrzehnte später Kinder und Jugendliche zu erfreuen. Auch habe ich Bücher im Regal, die bei mir selbst einen dauerhaften Eindruck hinterlassen haben, aber inwieweit etwa "Die Dornenvögel" auch noch in 50 Jahren bekannt sind und gelesen werden, ist gerade in Hinblick auf unsere schnelllebige Zeit schwer zu prognostizieren.


    Viele Bücher, die zu ihrer Zeit Bestseller waren und Auflagen in Millionenhöhe erreichten, sind heute einer Vielzahl von Menschen unbekannt oder werden gar nicht mehr aufgelegt. Eine Art Unsterblichkeit, wie sie etwa "Dracula" oder "Faust" haben, dürfte nur eine ganz geringe Anzahl von Werken erreichen - mit Unterstützung durch Schulen oder Film & Fernsehen.
    Und Iny Lorenz & Co. werden vermutlich nicht dazu gehören.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • woelfchen, Du kannst ja mal in die Threads zu Annette Pehnt gucken, "Insel 34" hat mir von drei gelesenen Büchern am besten gefallen:


    Insel 34 – Annette Pehnt


    Sie ist schon eine angesehene deutsche Autorin, möchte ich meinen, und auf Dauer wird sich, wie schon irgendwo gesagt wurde, wahrscheinlich vor allem Qualität halten, von Ausnahmen abgesehen.

  • Okay, heute wird sicherlich sehr viel mehr an Buechern auf den Markt gebracht, als es frueher ueblich war. Produktion ist billiger geworden und der Verbraucher hat mehr extra Einkommen, dass fuer so en Vergnuegen ausgegeben werden kann. Dass vieles davon Eintagsfliegen sind, bleibt dabei natuerlich keine Ueberraschung. Nur ein kleiner Teil wird auch fuer die naechsten Generationen noch interessant bleiben.


    Aber ich denke nicht, dass das frueher soviel anders war. Die Gesamtproduktion an Buechern war vielleicht kleiner, aber auch da war der Teil der Buecher, die auch laenger in Erinnerung bleiben nicht groesser als heute.


    Harry Potter? Ich denke die Reihe hat gute Chancen auch von unseren Enkelkindern noch gerne gelesen zu werden. Es ist ja wirklich ein Buch, das nicht nur viel verkauft sondern auch viel gelesen wurde. Viele Buecher werden weiter gereicht und von mehreren gelesen, wiederholt gelesen - und nicht viele verstauben wirklich im Regal. Und die Geschichte ist recht zeitlos, da laesst sich nicht ablesen in welchem Jahr es spielen soll.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich denke, dass die Harry Potter Reihe auch in der nächsten Zeit sehr beliebt sein wird. Wieso sollten auch Bücher die jetzt sehr angesehen sind, in der Zukunft in Vergessenheit geraten ? Ich glaube irgendwie daran, dass die alten Bestseller auch später beliebt bleiben werden.


  • Die habe ich beide noch nie gelesen.

  • Der Harry-Potter-"Hype" hält mittlerweile über 10 Jahre an. Von daher denke ich, dass auch in Zukunft viele Kinder diese Bücher lesen werden. Vor allem auch deshalb, weil sie so fantastisch sind und man sich damit in eine andere Welt träumen kann.


    Die heutigen Klassiker wie "Faust" werden auch in Zukunft gelesen werden. Ich bin mal gespannt, was meine Enkel irgendwann mal als Klassiker ansehen? :grin

  • Ich kann mir auch vorstellen, daß die Potter-Reihe die Zeiten überdauert.
    Für mich ist sie einfach magisch ( im wahrsten Sinne des Wortes) und ich habe mich seinerzeit so gefreut, Teil dieses Hypes zu sein, der bei jedem neu erscheinenden Teil losging. Wann hat es sowas denn sonst gegeben? Wegen eines BUCHES??? Daß die Leute nachts vor den Buchhandlungen Schlange standen, um es als Erster in die Finger zu bekommen? Oder es sich von einem übernächtigen Postboten um halb zwei Uhr nachts liefern zu lassen? :-]
    Ich bin dafür, wir reden hier in zehn Jahren nochmal drüber :-]

  • ich frage mich, ob Bücher wie Faust heute überhaupt noch so bekannt wären, wenn sie nicht von jedem in der Schule gelesen werden müssten.


    Mal ehrlich, wer würde denn heute freiwillig Faust lesen? Sicher, jetzt werden einige "hier ich" rufen, aber das wird bestimmt die Minderzahl sein... Ist Faust also sozusagen ein Zwangsklassiger?

  • Zitat

    Original von Queedin
    ich frage mich, ob Bücher wie Faust heute überhaupt noch so bekannt wären, wenn sie nicht von jedem in der Schule gelesen werden müssten.


    Mal ehrlich, wer würde denn heute freiwillig Faust lesen? Sicher, jetzt werden einige "hier ich" rufen, aber das wird bestimmt die Minderzahl sein... Ist Faust also sozusagen ein Zwangsklassiger?


    Ich musste das Buch nicht lesen. Und ich leide da auch nicht drunter ;-)

  • Queedin


    alle 'Klassiker', die in Schulen gelesen werden, sind 'Zwangsklassiker'. Zwang ist der Zweck davon, jedes Lesen, das mit erzwungenem Reden über, mit Abfragen vorbestimmter Ergebnisse sowie mit einem Benotungssystem verbunden ist, ist unsinnig.
    Etwas wie 'Faust' in der Schule lesen und etwas wie 'Faust' verstehen sind zwei grunderschiedene Dinge.
    Ich hab's mehr mit dem Verstehen. :grin
    Aber das war nicht die Frage.


    Die Entstehung von Klassikern ist ein seltsames Zusammenspiel von Tradition(en), Wissenschaft, Journalismus und Markt. Dazu kommen bestimmte Gegebenheiten und Veränderungen der jeweiligen Gesellschaft, in der das Buch entstanden ist.
    Das entwickelt sich eher langsam und ebenso langsam kristalliert sich heraus, was bleiben wird.


    Unterhaltungsliteratur dagegen ist stark zeitabhängig, ihre Zerfallszeit ist kurz. Sie hängt in großem Maß auch vom Gedächtnis des Publikums ab, das inzwischen eher an Kurzzeitiges gewöhnt wurde, weil es in erster Linie kaufen soll. Da hat sich einiges verschoben, das Leseverhalten entwickelt sich mehr und mehr zum Konsumverhalten.


    Was sich gerade bei Unterahltunsgliteratur hält, ist erst einmal das, was sich in das kulturelle Gedächtnis einer Generation so einprägt, daß es als 'Kulturgut' weitergegeben wird.
    Das ist recht gut bei Kinderbüchern zu beobachten, sie halten sich oft zwei, drei Generationen lang.
    Allerdings müssen verstärkende Faktoren dazu kommen, z. B. der, daß eine Autorin regelmäßig schreibt und eine größere Anzahl von Büchern auf dem Markt hat.


    In den letzten 20, 25 Jahren erwiesen sich Verfilmungen als höchst hilfreich.
    Ich bin keine 'was wäre passiert, wenn ...'-Denkerin, aber im Fall von 'Herr der Ringe' würde mich tatsächlich interessieren, ob diese Geschichte hätte wiederbelebt werden können, wäre sie nicht doch noch einmal verfilmt worden und zwar in gigantischem Ausmaß. Der ältere Versuch schlug fehl.
    Nur durch die Neu-Verfilmung aber kam Herr der Ringe ins Blickfeld der Mehrheit einer jüngeren Generation.
    Für 'Dune' kann man Ähnliches annehmen, die Frage wäre, ob es bei den Büchern von Dan Brown klappen wird?


    Die Langlebigkeit der Drei ??? wurde schon genannt, ein echtes Phänomen ist Enid Blyton, die weiß Göttin überholt sein müßte, deren Abenteuer-Bücher aber immer wieder verfilmt wurden und, wie ich zu meinem Entsetzen gesehen habe, nun auch 'Hanni und Nanni' in der BRD. Allein beim Ansehen des Trailers erfaßte mich das kalte Grausen. Aber nun liegen diese altmodischen stereotypen Bücher wieder in den Buchhandlungen aus, mit Bildern des Films verziert. Blyton lebt. Seufz.


    Kästner wird auf ähnlichem Weg jeder Generation aufs Neue angedient.
    Den kleinen Prinzen werden wir wohl nie mehr loskriegen, den einen zur Freude, den anderen zuleid, auch wenn in diesem Fall die Verfilmungen wenig bekannt sind.


    Carles Raupe Nimmersatt von 1969 (!) wird bleiben, obwohl sich die Disney-Studios daran nie daran vergriffen haben.
    Winnetou wird wahrscheinlich noch unsere Ur-urenkelInnen begleiten. :yikes


    Schwierig abzusehen ist es bei den Büchern der letzten Jahre auch deshalb, weil die Menge der erscheinenden Bücher so stark gesteigen ist. Ob Bestseller-Listen bei der Auswahl helfen, wird sich zeigen.


    Gablé hält sich seit über zehn Jahren, die Wirkung von Iny Lorentz sollte man nicht unterschätzen. Süskinds Parfüm erschien 1985, das ist auch schon eine Weile her. ;-)



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    ein echtes Phänomen ist Enid Blyton, die weiß Göttin überholt sein müßte


    Uebrigens ein sehr deutsches Phaenomen!!! Es ist sehr schwierig heute noch an die englischen Ausgaben heranzukommen. Sie ist in den anglophonen Laendern in der Tat ueberholt! Ich hab mal ein paar englische Ausgaben antiquarisch besorgt und meinen Kindern gegeben. Die mochten sie ueberhaupt nicht.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • magali, was Deine Spekulation zu "Der Herr der Ringe" angeht hast Du höchstwahrscheinlich recht! Dass es heute in aller Munde wäre ohne die Verfilmungen, kann ich mir nicht vorstellen (mir war es sogar gar kein Begriff).


    Dass sich das Leseverhalten immer mehr zum Konsumverhalten entwickelt, diesen Eindruck habe ich auch, obwohl ich es noch nicht so für mich benannt habe, aber ich weiß gleich, was Du meinst. Hier im Forum kann man etliche Beispiele dazu finden.


    Wieso übrigens werden fast nur Kinderbücher in diesem Thread genannt?

  • Zitat

    Original von Bell
    magali, was Deine Spekulation zu "Der Herr der Ringe" angeht hast Du höchstwahrscheinlich recht! Dass es heute in aller Munde wäre ohne die Verfilmungen, kann ich mir nicht vorstellen (mir war es sogar gar kein Begriff).


    "Der Herr der Ringe" war auch vor der Verfilmung schon ein Klassiker. Es war DAS erste Fantasy-Buch schlechthin. Sämtliche Romane über Elben und Orks, die heute die Buchläden verstopfen, hätte es ohne HdR nicht gegeben.

  • Zitat

    Original von fictionmaster


    "Der Herr der Ringe" war auch vor der Verfilmung schon ein Klassiker. Es war DAS erste Fantasy-Buch schlechthin. Sämtliche Romane über Elben und Orks, die heute die Buchläden verstopfen, hätte es ohne HdR nicht gegeben.


    Das denke ich auch. Ich "kannte" das Buch auch ohne es gelesen zu haben und ohne mich ueberhaupt fuer Fantasy zu interessieren - vor der Verfilmung. Fuer mich schon ein Zeichen dafuer, dass man es als Klassiker sehen kann.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Vielleicht noch ein paar Gedanken zu Faust. Faust Teil 1 und 2 werden in der Schule bruchstückhaft angesprochen und malträtiert. Der Unterricht beschränkt sich darauf, Auszüge zu behandeln und beansprucht zugleich, den Kindern ein Stück deutsches Kulturgut zu vermitteln, oft genug auch mit der Ansage, dass Goethes Gedanken in ihrer Gänze nicht zu erfassen seien.


    Eigentlich traurig, dass Generationen von Schülern durch diesen Stoff geprügelt werden und am Ende nichts mitnehmen und auch derart entmutigt werden, später die Texte nochmal anzufassen. Es bleiben unangenehme Erfahrungen, die im schlimmsten Fall an die eigenen Kinder weitergegeben werden.