Die Dichterin von Aquitanien - Tereza Vanek

  • Bei mir war es das erste Buch der Autorin und ich bin völlig unbefangen an das "Die ...in"-Buch gegangen.


    Auf 700 Seiten schildert sie farbenprächtig entscheidende Jahre im Leben von Marie de France. Wir durchleben mir ihr Höhen und Tiefen und ihr Heranwachsen vom jungen Mädchen zur reifen Frau, die weiß ganz genau was sie will und auch kann. Die sich durchsetzen muß, Intrigen überstehen muß und auch die schöne Seite des Lebens erfährt mit den Freuden der Liebe.


    Tereza, einfach toll, ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen.


    Von mir volle 10 Punkte

  • Bedauerlicherweise lag die Leserunde im letzten Jahr in meiner Urlaubszeit , ich hätte es gerne in einer Leserunde gelesen.


    Tereza Vanek entführt uns nach ihrer Geschichte über die Gründung von Prag in eine ganz andere Ecke Europas. Sie erzählt eine Geschichte, die schon hunderte Male erzählt wurde, eine Geschichte über die große Fürstin Eleonore von Aquitanien, Mutter von Richard Lionheart und John Lackland, Ehefrau zunächst des französischen Königs, dann Henry des Zweiten von England. Besungene Heldin der Troubadoure, politische Intrigantin und Herrscherin, faszinierende Persönlichkeit zu deren Grab 1.000 Jahre später die Touristen immer noch strömen.


    Doch halt- Alienor, wie die Autorin den Namen in der aquitanischen Sprache verwendet ist hier zwar die zentrale Figur- die Sonne um die sich alles dreht, aber die Hauptprotagonistin ist eine historische Persönlichkeit, von der wir nicht viel mehr wissen, als dass sie gelebt und gewirkt hat. Dass sie nicht vergessen werde, dazu hat sie ihren Geschichten ihren Namen und ihre Herkunft mitgegeben. Das hat sich erhalten - ihre Geschichten. Und so ist es einer großen Dichterin würdig, wenn eine Geschichte über sie gedichtet wird, wie dies Tereza Vanek hier tut. Marie de France ist eine bedeutende Dichterin gewesen, aber auch "nur" eine Frau. Chronisten jener Zeit waren meist Mönche in Klöstern- von Frauen wird da in der Regel nicht viel berichtet. So ist das was uns Tereza Vanek über dieses Leben berichtet nicht mehr- aber auch nicht weniger als eine Geschichte- aber was für eine. Ich mag es wenn es in Geschichten aus dieser Zeit auch stinkt und wenn über Realitäten berichtet wird, die uns heute fern sind. Folgen von Krieg und Elend nicht beschönigt oder versüsst werden. So sind mir auch besonders die Nebenfiguren der Hawisa und der Jeanne ans Herz gewachen- Figuren aus einfachen Verhältnissen, die mit den Hofdamen zurechtkommen müssen.


    Der Roman begleitet die junge Marie durch ihre Kindheit und Jugend um sie in reiferem Alter in eine hoffentlich positive Zukunft zu entlassen, die Schicksalschläge die sie hinnehmen muß treffen sie als Mitglied einer extrem priviligierten Kaste, aber wir bekommen erzählt, wie brüchig das Ganze war, wie unerspriesslich, manche Überlegungen aus anderen Geschichten werden in neuem Licht betrachtet, wenn Marie über das Leben der Hofdamen oder das Leben der Ritter berichtet und dabei die verklärende Romantik einer harten Realität entgegensetzt. Ein wirklich wunderschönes Buch, dem man nur viele Leser wünschen kann.

  • Marie de France ist zwar eine historische Persönlichkeit, aber man weiß nicht mehr über sie, als dass sie Marie hieß, aus "France" (Gegend um Paris) kam, im 12.Jahrhundert lebte und Lais (Liebesgedichte über unglücklich verheiratete Damen und deren nicht immer platonische Liebe zu tapferen jungen Rittern) verfasste. Die Autorin hat ihre Protagonistin also fiktiv gestaltet, sie aber in einen gut recherchierten historischen Hintergrund um Aliénor und Henry II eingebettet. Auch ein Großteil der Nebenfiguren sind historische Persönlichkeiten.
    Das höfische und "außerhöfische" Leben wird anschaulich und unterhaltsam beschrieben. Besonders gelungen ist die Charakterzeichnung der Romanfiguren, die nicht als eindimensionale gute oder schlechte Menschen dargestellt werden.
    Der Roman enthält als Zusätze einen chronologischen Überblick über die historischen Ereignisse der Jahre 1122 bis 1189, einen Stammbaum der Könige Englands von William the Conqueror bis zu Richard I (Löwenherz), eine Karte Englands und Frankreichs zur Territorialverteilung im 12.Jahrhundert sowie ein umfassendes Nachwort der Autorin.
    Den beiden "Büchern" (Hauptteilen) des Romans sind Zitate aus den Werken der Marie de France im altfranzösischen Original und in deutscher Übersetzung vorangestellt.
    Mein einziger Kritikpunkt: Trotz der Zeitleiste vor dem Romantext wären Zeitangaben über den jeweiligen Kapiteln im Roman wünschenswert gewesen. Eine solche Angabe gibt es leider nur im Prolog (1152), danach ist es nicht immer ganz einfach, die Zeit korrekt einzuordnen, sofern es nicht gerade um die wichtigsten historischen Begebenheiten geht.
    Ansonsten ist "Die Dichterin von Aquitanien" ein sehr lesenswertes Buch für Freunde gut recherchierter und höchst unterhaltsamer Historienromane.
    Ich vergebe 9 Punkte.

  • Vermutlich werde ich mich hier nun sehr unbeliebt machen, aber für mich war dieser Roman einfach nur mühsam. :-(
    Ich hatte mir vom Personenkreis dieser Geschichte sehr viel versprochen, aber das wurde nicht erfüllt. :fetch
    Ich habe mich trotzdem (und das ist schon länger her) durch diesen Roman gekämpft, aber zu keiner Zeit hat mich diese Geschichte gefesselt oder spannend unterhalten. :-(
    In dem Fall kann ich die vielen guten Bewertungen hier nicht nachvollziehen.
    Nur so als Vergleich, der erste Band über Königin Alienor von E. Chadwick hat mir sogar sehr gut gefallen, spannend, interessant und auch unterhaltsam. :anbet


    Man sieht also, wie unterschiedlich Leser Romane empfinden und so soll es wohl auch sein. :wave


    LG Hedwig :lesend :write

  • Marie wächst bei ihrem Ziehvater Guillaume auf, ihre Mutter hat sie schon sehr früh verloren, wer ihr Vater ist, weiß sie nicht. Von Guillaume übernimmt sie die Freude an Geschichten, auch am Selbsterzählen, er lehrt sie Lesen und Schreiben. Im Dorf sind die beiden Außenseiter, Marie hat nur einen Freund: Pierre. Als Guillaume stirbt, versucht Pierre zwar, sie zu unterstützen, doch seine Familie mag sie nicht. In dieser Situation erscheint der Ritter Guy de Osteilli, um Marie an den Hof König Henris II zu holen, denn sie ist, wie sich herausstellt, Henris Nichte. Durch ihr erzählerisches Talent fällt Marie Henris Gattin, Aliénor von Aquitanien auf, fortan begleitet sie das Leben der Herrscherin durch Höhen und Tiefen, und auch ihr eigenes Leben ist nicht immer einfach.


    Marie de France und ihre Werke gab es wirklich. Ihre Werke sind überliefert, über ihr Leben weiß man jedoch so gut wie nichts, nur die ungefähre Zeit und dass sie aus Frankreich stammte („de France“). So hatte die Autorin, neben den historischen Fakten, viel dichterische Freiheit, der Dichterin ein Leben zu ersinnen. Dass das Resultat durchaus möglich sein könnte, kann man u. a. dem Nachwort der Autorin entnehmen, in dem sie auf Forschungsergebnisse, Maries Identität betreffend, eingeht. Dass die Dichterin an Aliénors Hof gelebt haben könnte, kann man sich gut vorstellen, hat Aliénor (oder Elenonore – Tereza Vazek erklärt im Nachwort auch, warum sie die jeweilige Namensvariante gewählt hat) doch die Dicht- und Gesangskunst gefördert.


    Tereza Vaneks Charaktere sind alle vielschichtig dargestellt, reine Schwarz-Weiß-Zeichnung gibt es nicht. Neben Aliénor treten eine ganze Reihe weiterer historischer Persönlichkeiten auf, natürlich Henri und die Kinder des Paares, unter ihnen Richard Löwenherz, aber auch historisch verbürgte Personen, die weniger bekannt sind, wie z. B. Denis Piramus, der Marie zeitweise das Leben schwer macht. Mir haben die Darstellungen der Charaktere gut gefallen – auch dazu hat die Autorin etwas im Nachwort zu sagen – sie kommen meiner Vorstellung der Herrscherfamilie recht nahe. Marie, die Protagonistin, aus deren Perspektive erzählt wird, ist ebenfalls gut gelungen, vom Ziehvater wurde sie zu selbständigem Denken erzogen, was ihr Leben nicht immer leichter macht, sie aber auch voran bringt, in Geschichten kann sie regelrecht versinken, was ihr eine große Hilfe in dunklen Stunden ist.


    Marie Leben wird ausführlich und detailliert geschildert, mit Zeitsprüngen an passenden Stellen. Hin und wieder gibt es kleine Längen, die aber nicht wirklich stören, denn ähnlich wie Marie in ihre Geschichten, versinkt man schnell in Maries Leben. Die Autorin erzählt sehr anschaulich, man fühlt sich mit allen Sinnen hineinversetzt in die Zeit des 12. Jahrhunderts und an die jeweiligen Schauplätze der Geschichte.


    Durch Maries Beziehung vor allem zu Aliénor, aber auch zu Henri, ist ihr Leben auch mit den historischen Ereignissen verbunden, so kann die Autorin neben Alltäglichkeiten und Maries persönlicher Geschichte auch das politische Geschehen in die Erzählung miteinbinden. Zu Beginn des Romans findet man, neben einer Karte und einem Stammbaum, auch eine Zeittafel. Wer die geschichtlichen Ereignisse noch nicht kennt, sollte sie besser nicht vor dem Roman lesen, um Spoiler zu vermeiden. Schön wäre noch ein Personenregister gewesen, nicht nur wegen der Fülle der Personen, sondern auch um historische und fiktive Personen besser trennen zu können. Das schon erwähnte Nachwort ist interessant und aufschlussreich.


    Alienor von Aquitanien ist eine meiner historischen Lieblingsgestalten, es war schön, sie wieder zu treffen. Der Roman ist prall gefüllt mit Geschichte, gut ausgearbeiteten Charakteren, seien sie historisch oder fiktiv, und viel Flair der damaligen Zeit. Er unterhält nicht nur, sondern versetzt den Leser mit allen Sinnen in das Geschehen. Leider fehlt ein Personenregister, dafür gibt es ein interessantes Nachwort der Autorin. Ich freue mich auf weitere Romane der Autorin und vergebe 9 Punkte. Wer umfangreiche und gut recherchierte historische Romane mag, sollte zugreifen.