Maryanne Becker - Grenzlandfrau

  • ==Unbekanntes Kapitel des zweiten Weltkrieges==


    Hallo lieber Leser, liebe Leserin.


    ===Buchdaten===
    Autor: Maryanne Becker
    Titel: Grenzlandfrau
    Verlag: Grenz-Echo Verlag, Eupen, Belgien
    Erschienen: 2009
    ISBN-13: 978-3867120401
    Seiten: 173
    Einband: TB
    Kosten: 15,00€
    Serie: -


    ===Autorin===
    Maryanne Becker, Jahrgang 1952, in Ostbelgien geboren und aufgewachsen.


    **Weitere Werke**
    Wie eine Feder im Wind …
    Klänge aus dem Schneckenhaus


    ===Leseprobe===
    http://grenzecho.net/gev/books_detail.asp?b=157


    ===Inhaltsangabe===
    Wenige Wochen vor Ende des Ersten Weltkriegs wird Jakobine, von allen Jacki genannt, in einem Dorf an der Stadtgrenze zu Aachen geboren. Im Zuge des Versailler Vertrags fällt das Gebiet Eupen-Malmedy an Belgien. Das Haus der Familie steht unmittelbar an der Grenze zu Deutschland.
    Nach Ende der Schulzeit geht Jacki einige Jahre nach Verviers in Stellung. Nachdem sie im Dorf ihren späteren Mann kennenlernt, nimmt sie eine Arbeit in einer Fabrik in der nächsten Stadt auf.
    Der Zweite Weltkrieg beginnt, die Region Eupen-Malmédy wird annektiert von Nazi-Deutschland, die Bevölkerung wird zu Deutschen deklariert.
    Jackis Mann und seine beiden Brüder werden zur Wehrmacht einberufen und an die Ostfront geschickt, wo die beiden Brüder 1943 kurz nacheinander fallen. Als die Amerikaner vor Aachen stehen, wird die Stadt evakuiert. Jacki kommt mit Mutter und Schwester nach Westfalen, wo sie in der Industrie eingesetzt werden. Jacki wartet vergeblich auf Post von der Front. Ihr Mann gilt als vermisst.
    Nach ihrer Rückkehr aus der Evakuierung nimmt Jacki ihre Arbeit in der Fabrik wieder auf und wartet, wie viele andere Frauen in dieser Zeit, auf Nachricht ihres Mannes. Für individuelle Trauer ist kein Platz.
    Mit Kaffeeschmuggel erzielt Jacki in den Nachkriegsjahren ein Zusatzeinkommen: In Strümpfen um ihre Taille gewickelt, schafft sie die begehrten Bohnen auf dem Rückweg von der Arbeit nach Hause. Auch im Haus tummeln sich Schmuggler; dabei sind auch solche, die von Amts wegen den Schmuggel unterbinden sollten.
    Ende der Vierzigerjahre lernt sie Henri kennen. Jacki ist allein und Henri, Vater von drei Kindern, ist unglücklich verheiratet. Sie wird seine Geliebte. Von Scheidung ist nie die Rede. Um klare Verhältnisse zu schaffen und in der Hoffnung auf eine Rente als Kriegerwitwe, lässt sie ihren Mann für tot erklären.
    Im darauf folgenden Jahr wird sie Mutter eines kleinen Mädchens. Als Vater des Kindes wird der für tot erklärte Ehemann eingetragen. Das sorgt für Gerüchte. Als die Tochter später nach ihrem Papa fragt, ist Jacki unfähig, ihr die Wahrheit zu sagen und verstrickt sich in einem Gespinst aus Halbwahrheiten, Lügen und Verboten. (Verlagsangabe)


    ===Meine Meinung===
    Als ich von der Autorin das Angebot erhielt, dieses Werk zu rezensieren, war ich total begeistert. Für das Thema „Zweiter Weltkrieg“ war ich schon immer empfänglich. Egal ob Judenverfolgung, das Verstecken von Juden, die Vertreibung aus Frankreich oder Polen. Ich habe darüber sehr viel gelesen. Über Belgien dagegen wusste ich bisher nichts.


    „1815 nach der verheerenden Niederlage Napoleons an Preußen gefallen. 1920 nach der im Versailler Vertrag besiegelten Niederlage Deutschlands im ersten Weltkrieg Belgien unterstellt. 1940 von faschistischen deutschen Truppen annektiert und 1945 wiederum Belgien angegliedert.“(Zusammenfassung des Prologs) Das Gebiet in dem die Geschichte spielt hat eine faszinierende Geschichte. Dem Roman ist ein Prolog vorangestellt, in welchem die Geschichte dieser Region nachvollziehbar gemacht wird. Eine Karte zur Veranschaulichung hätte ich sehr hilfreich gefunden.


    Der Inhalt dieser Erzählung basiert auf teilweise wahren Begebenheit und fängt mit Jackis Geburt an. In einem informativen, packenden und gut strukturierten Stil, lässt die Autorin den Leser an Jackis Leben teilhaben. Emotionen, Situationen und Fakten lassen sich hervorragend nachvollziehen und haben mich von der ersten Seite in den Bann gezogen. Die Sätze sind klar, einfach und nicht mit Adjektiven überladen. Ein wahrer Lesegenuss.


    Von Anfang an muss Jacki zurückstecken. Sei es bei den Mahlzeiten, der Arbeit und später, wenn sie als einzige den vollen Lohn abgeben muss. Als mittleres von drei Kindern wurde einfach mehr von ihr erwartet.
    Als sie dann Jul heiratet, war bei mir die Freude groß. Nachdem er jedoch eingezogen wird, hatte ich einfach nur noch die Hoffnung, dass er den Einsatz an der Ostfront überlebt. Was leider nicht eintrifft. Diese Hoffnung starb bei mir auf der letzten Seite.


    Zwar wird aufgezeigt, wie viele Männer nicht oder verwundet aus dem Krieg gekommen sind, aber trotzdem war es sehr traurig zu lesen, wie Jacki leiden muss.


    Interessant war auch der Kaffeeschmuggel. Durch meine Mutter, Jahrgang 1938 weiß ich vieles über den Krieg und die Zeit danach. Vom Kaffeeschmuggel habe ich erst in diesem Buch erfahren.


    Gelesen habe ich das Buch an einem Tag, da ich es wegen des ergreifenden Stils nicht aus der Hand legen konnte.


    Empfehlen kann ich das Buch jedem, der etwas über Belgien in der Zeitspanne 1918-1958 erfahren möchte.


    ===Bewertung===
    Von mir bekommt dieses Buch fünf Sterne. Es ist authentisch, mitreißend und lehrreich zu gleich. Das Zeitgeschehen wurde erstklassig und logisch in die Geschichte eingebaut, wobei die menschlichen Schicksale immer deutlich im Vordergrund stehen. Für mich eins der besten Bücher über ein Frauenschicksal im Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit.



    Danke fürs Lesen und Bewerten. Freue mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.



    Eure Sarah

    Buch-Blog


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  • Zitat

    Original von cyqueeny
    Danke fürs Lesen und Bewerten. Freue mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.
    Eure Sarah


    DANKE für deine Rezi sowie den Link zur Leseprobe. Beides macht Lust auf mehr das Buch:blume.





    Übrigens; zum Thema "Kaffeeschmuggel" kann ich jedem folgendes Buch empfehlen:



    Einziger Wermutstropfen für Interessierte: dass es nur noch antiquarisch zu bekommen ist

    "Man muss die Leute an ihren Einfluss glauben lassen – Hauptsache ist, dass sie keinen haben." Ludwig Thoma :grin