Weshalb ausgerechnet Schriftsteller?

  • Der Titel sagt es eigentlich bereits und zahlreiche Medienbeiträge haben sich schon mit der Thematik auseinandergesetzt. Trotzdem würde mich die ganz spezielle Meinung der Eulen zu folgender Frage interessieren (die hoffentlich noch nicht in einem anderen Thread behandelt wurde):


    Warum möchten eigentlich so viele Menschen (Bücher) schreiben und ihr Geschriebenes veröffentlichen bzw. Schriftsteller sein?


    Es erstaunt mich immer wieder, wie viele Miteulen (gemeint sind nicht die veröffentlichten Autoren) nicht nur lesen, sondern offenbar auch selbst schreiben, dies planen, Stories jeglichen Genres halb oder ganz vollendet haben oder noch nach Ideen suchen.
    Dabei ist dies in erster Linie ein Bücherforum und diese Eulen nur eine Minderheit im Verhältnis zu den zahlreichen Nutzern in Schreibforen und Kunden von DKZ-Verlagen und BoD.


    Woher rührt dieser alters-, geschlechts- und ausbildungsunabhängige Traum vom Schriftstellersein oder besser -werden?


    Ist es der ewige Wunsch, "etwas Kreatives zu tun" und damit am besten auch noch seinen Lebensunterhalt zu verdienen?
    - Immerhin gibt es auch noch andere schöne kreative Tätigkeiten wie etwa Musik machen oder sogar Websites programmieren.


    Oder liegt es einfach daran, dass heute fast jeder einen PC hat und es weniger Aufwand ist, seine Gedanken in die Tastatur zu klimpern als eine Leinwand mit Farbe zu bedecken oder eine Suite aufs Notenpapier zu bringen?


    Oder ist es der Glaube, auf diese Weise schnelles Geld à la Mrs Meyer und Co. zu verdienen? Die erfreuliche Vorstellung, das eigene Werk in allen möglichen Bücherläden ausliegen zu sehen?


    Oder ist es der einen Schriftsteller umgebende Nimbus, der Hauch von Intellektualität, der das Schreiben so verlockend macht? Vielleicht sogar eine gewisse Anonymität? - Man muss immerhin nicht auf einer Bühe herumzappeln und die eigene Person zur Schau stellen.


    Was ist der maßgebliche Beweggrund dafür, dass so verhältnismäßig viele Menschen sich als Schriftsteller sehen und betätigen wollen?

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



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  • Hallo, Alice.


    Irgendwer sagte mal: "Jede Aldi-PC-Aktion erzeugt 500 neue Schriftsteller."


    Den meisten geht es um Ruhm und außerordentlichen Erfolg. Man meint (fälschlicherweise), nur ein einziger veröffentlichter Roman würde sofort alle Konten überfüllen. So, wie Musiker lebenslang von einem einzigen Charterfolg zehren können (der karge Superhit "Live is life" von "Opus" finanziert auch über fünfundzwanzig Jahre nach dem Erscheinen immer noch das Leben eines ganzen Dorfes). Dabei wird gerne ignoriert, dass solche Erfolge absolute Ausnahmen sind.


    Außerdem meint fast jeder, schreiben zu können, schließlich hat man das an der Schule gelernt (hat man allerdings nicht - man hat zwar das Schreiben erlernt, aber nicht das Erzählen). Um Musiker zu werden, benötigt man eine gute Stimme, man muss ein Instrument beherrschen und sollte Noten lesen können. Schriftsteller müssen kein Handwerk erlernen. Glaubt man.


    Zudem glauben viele, ihre Lebensgeschichten wären maßlos interessant. Das sind sie auch - für sie selbst, ihre Freunde, ihre Angehörigen. Für den Rest der Welt gilt das nicht.

  • Darf ich überhaupt antworten, wenn ich nicht "Schriftsteller" sein / werden will? :zwinker


    Ich schreibe als Hobby, mir macht es einfach Spaß, mir Geschichten auszudenken, Gedanken festzuhalten. Bis auf meine Schwester bekommt im Normalfall auch niemand meine Texte zu lesen. Eine Weile dachte ich auch tatsächlich mal an Veröffentlichung, aber inzwischen sind mir meine Texte zu intim, als dass ich sie "der Öffentlichkeit" präsentieren möchte - hier kann ich ja nicht einmal kontrollieren, wer sie letztendlich liest.


    Mir macht es auch Spaß zu singen, klingt allerdings grausig laut Familie. :grin

  • Diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt.


    Denn trotz meines bis jetzt wahnsinnig spannenden Lebens, meiner außerordentlichen Sprachgewalt und immer mal wieder auftretender finanzieller Engpässe bin ich noch nicht auf die Idee gekommen, Schriftstellerin zu werden ;-)


    Genaugenommen ist der Job doch ein Alptraum: du hockst im Kämmerlein und musst dir irgendwelches Zeug aus den Fingern saugen und dir dann noch in 99% der Fälle sagen lassen, dass das totaler Humbug ist, was du da produziert hast (entweder gleich von den Verlagen, die dich ablehnen, oder später von den Eulen :grin)

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zunächst mal: Nicht jeder, der mit Hingabe schreibt, tut dies mit dem Wunsch nach Veröffentlichung. Millionen Leute schreiben Fanfiktion, von kleinen Kritzeleien bis hin zu ganzen Epen, die niemals die Chance auf eine Buchveröffentlichung haben. Und trotzdem werden diese mit Liebe und Sorgfalt aufgezogen; und trotzdem feilen diese Autoren ebenso akribisch an jedem Satz, an jeder Formulierung, an jedem Dialog.


    Das Schreiben gibt vielen Menschen die Möglichkeit, ihre Fantasie auszuleben, kreativ zu sein, den Grips anzustrengen. Manch einer verarbeitet Geschehnisse mit seinen Texten.
    Ich finde das wunderbar und kein bisschen "verwunderlich" dass viele Leute gerne schreiben. Viele Leute gehen auch gerne joggen, ohne sich gleich für einen Wettbewerb oder einen Marathon einzuschreiben.


    Die Frage nach dem "Autor werden" ist natürlich eine andere.
    Andreas Eschbach schrieb mal etwas wie (inhaltlich wiedergegeben): "Solltest du außer dem Schreiben irgendetwas anderes können - mach das andere!"
    Hab ich versucht, ehrlich. Inzwischen hab ich aufgegeben und mein Vorbild ist Grisou, der Drache:
    "Und ich werd' doch Feuerwehrmann!"


    Ich glaube nicht, dass irgendjemand, der bereits einen kompletten Roman fertiggestellt hat, noch denkt, Bücher zu schreiben, sei einfacher und schneller, als Leinwände zu bemalen, oder dass man damit leicht Erfolg hat und zum Star mutiert.
    Ich glaube ehrlich gesagt überhaupt nicht, dass jemand mit der Einstellung "Mich dürstet's nach Ruhm und Ehre!" auf die Idee kommt, Autor zu werden. :gruebel
    Vermutlich erfährt man heutzutage schon auf der ersten Google-Seite, dass Autoren einsam und unglücklich leben und verarmt sterben *sniff*, wenn man "Autor" oder "Schriftsteller" eingibt. - Zumindest, wenn man über die DKZV-Werbung hinweg kommt. Wenn nicht, ist eh' Hopfen & Malz verloren.
    Kein Mensch glaubt doch ernsthaft, dass man reich ist oder gar ein Promi, sobald man ein Buch geschrieben hat?


    Ich nehme also an, dass der Wunsch, Autor zu werden, idR über das Hobby der Schreiberei kommen wird, nicht über Fantasien von Ruhm und Reichtum. So wie der Fußballspieler aus der Jugendmannschaft irgendwann den Traum hat, Profi zu werden, und davon träumt, irgendwann in der ersten Liga spielen zu dürfen. Nicht weil er als kleiner Pimpf denkt: Oh, ein Ball - er wird mich berühmt machen!, sondern über die Liebe und den Spaß beim Sport. Normale Entwicklung: Irgendwann merkt man, dass man zu den besten auf dem Acker hinter der Kirche gehört, und dann schaut man sich um, ob man bei den großen Vereinen 'ne Schnitte hat. Der ein oder andere mag gleich den Sprung in die Bundesliga schaffen, andere arbeiten sich hoch und freuen sich, wenn sie in der zweiten Liga zum ersten Mal Gehalt kassieren. Andere schaffen es nicht und spielen wieder hinter der Kirche. Oder geben es auf, was schade wäre.

  • Erstmal vielen Dank für die vielseitigen Antworten.



    Zitat

    Außerdem meint fast jeder, schreiben zu können, schließlich hat man das an der Schule gelernt (hat man allerdings nicht - man hat zwar das Schreiben erlernt, aber nicht das Erzählen).



    Hallo Tom,


    das ist ein sehr gutes Argument. Für alles andere braucht man - scheint's - tatsächlich mehr Vorkenntnisse als auch Material. Schreiben ist insofern auch billiger, denn die meisten haben einen PC oder zumindest Papier und Stift. Wenn man Klavierspielen möchte, muss man zuerst einmal ein kostspieliges Instrument erstehen, beim Schreiben kann es dagegen sofort loslegen.



    Zitat

    Ich finde das wunderbar und kein bisschen "verwunderlich" dass viele Leute gerne schreiben.


    Hallo Mulle,


    ich bezog meine Frage weniger auf diejenigen, die schreiben, sondern jene, die sich sagen: "Au ja, Schriftsteller werden, das wär' was." Also diejenigen, die den Traum hegen, dass ihre Ergüsse auch gedruckt werden. Und ich vermute, dass die Mehrheit derer, die schon das eine oder andere zu Papier gebracht haben, früher oder später mit der Möglichkeit der Veröffentlichung liebäugeln. Auch wenn wie nur Fanfiction schreiben. Da kommen dann Kommentare wie "Mensch, Du schreibst so toll. Das solltest Du echt veröffentlichen!" und nicht zuletzt die lieben Verwandten und Freunde haben ähnliche Sätze auf Lager, wenn sie hören, dass Nichte oder Neffe was selbst geschrieben hat, oft wohl auch, ohne eine einzige Zeile davon gelesen zu haben.
    Ist ja irgendwie auch verständlich, denn da spielt Stolz mit hinein und auch ein gewisser Respekt, dass man jemanden kennt, der "ein komplettes Buch geschrieben hat". Was vielleicht auch ein Grund ist, weshalb die Aussicht, sich Schriftsteller nennen zu können, so viele lockt. Es macht auf jeden Fall mehr Eindruck, als Window-Color-Bilder zu fabrizieren.

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  • Als ich "klein" war, habe ich nachgemacht. Als ich anfing, Bücher zu lesen, wollte ich das auch können, Bücher schreiben.


    Als in der DDR aufgewachsenes Menschenkind hatten wir nur DDR-Bücher und keine Videorekorder. Als mir einmal eine Fernsehserie suuuupertoll gefiel, hatte ich keine Wahl - ich musste jede Folge ganz intensiv schauen und hinterher aufschreiben, was darin passiert ist, und dann bis zur nächsten Folge versuchen, das Aufgeschriebene so auszuschmücken, dass es sich wie ein Buch las. Denn ich konnte die Folgen ja nicht aufnehmen, und wer konnte schon sagen, ob und wann die wiederholt würden? (Falls sich noch jemand erinnert - die Serie hieß "Das Geheimnis des Weißen Büffels" und lief um 1984 herum, und meines Wissens nach wurde sie nie wiederholt, aber das kann täuschen - immerhin hatten wir auch kein Kabel. Die - übrigens ausschließlich von Hand - niedergeschriebenen Folgen sind irgendwann mal einem Umzug zum Opfer gefallen, ich hab den Ordner nicht mehr.)


    Aber sowas prägt. Danach konnte ich nicht mehr ohne "Erzählen". Immer mal wieder habe ich ein paar Jahre ausgehalten, ohne etwas "Belletristisches" zu schreiben, aber ich bin immer wieder dazu zurückgekehrt.


    Und dann eines Tages packt einen eine Geschichte so sehr, dass man sie erzählen muss. Dann begreift man auch, ob man es wirklich kann. Der Gedanke an eine Veröffentlichung ist dabei völlig zweitrangig. Es ist eine Geschichte, und es sind Figuren, und die drängen sich in den Vordergrund, und sie wollen geschrieben werden. Irgendwann verdrängt man sie ein wenig, und plötzlich sind da andere, die auch eine Geschichte haben, und die auch erzählt werden wollen, und dann weiß man, es ist ein Bedürfnis geworden.


    So jedenfalls war das bei mir.


    Aber ehe ich da viel Geld für eine Veröffentlichung hinlege, da bleiben meine Lieblinge lieber bei mir in der Schublade. Denn sie haben ihre Geschichte ja erzählt, und ich habe sie aufgeschrieben. Aber das heißt ja nicht, dass andere sie auch lesen müssen.


    Etwas, was ich aber nie verstanden habe und auch nie verstehen werde, sind die "Autobiografie-Schreiber". Wen soll das interessieren? Wer soll das lesen? Die ach so schreckliche Kindheit in der DDR hab ich selber gehabt. Die Auswandererjahre habe ich selber gehabt. Die verkorkste Ausländerehe hatte ich nicht, aber jemand aus dem engsten Familienkreis. Bücher sollen in eine andere Welt entführen, mir etwas erzählen, das ich nicht kenne, von dem ich nichts weiß. Autobiografien jedoch sind Dinge, von denen ich, sofern ich sie nicht kenne, auch nichts wissen will. Und dennoch sind es die 22jährigen Autobiografinnen aus Hinterkuckucksheim, die ihre Ambition, schreiben zu müssen, am vehementesten verteidigen. Wieso?

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Mulle.


    Ganz ernsthaft: Was glaubst Du, erwarten und erträumen die zwanzig- bis hunderttausend talentfreien Aknesymbionten, die sich regelmäßig für die Kinderdemütigungsshow "DSDS" bewerben?


    Tom! Das willst du doch nicht ernsthaft vergleichen! Ich bitte dich!
    Um bei so einer Show mal fünf Minuten im Rampenlicht zu stehen, muss man nichts leisten, gar nichts. Man rennt hin, und wer sich markttauglich anstellt (eben blöd oder clever genug) kommt ins Fernsehen. Die Kiddys da müssen nicht mal einen Text kennen; nichts mehr als "Hallo, ich bin die Chantalle-Chayenne-Christin und ich will Sängerin werden."


    Wer mt seinem Sprüchlein "Ich will Schriftsteller werden" beim Verlag anklopft, muss zumindest einen Roman fertiggestellt haben. Auch wenn wir die Qualität außen vorlassen, ist es schon eine Leistung, das zu schaffen. Es erfordert eine gewisse Disziplin und/oder Durchhaltevermögen; Dinge, die jemand, der einfach schnell und einfach reich und berühmt werden will, sicher nicht aufbringen wird. Solche Leute geben zu DSDS oder Supermodel oder in die Wirtschaft.

  • Hallo, Mulle.


    Ich wollte alleine auf die maßlose Selbstüberschätzung hinaus. Die meisten (ich würde sagen, > 80 Prozent) der Leute, die im Kämmerlein hocken und (im schlimmeren Fall) ihre Lebensgeschichten oder (im etwas weniger schlimmen Fall) irgendwelche Epigonen tippen, haben erstens nicht die geringste Ahnung vom Literaturmarkt und glauben zweitens, alleine die Tatsache, 300 Seiten verfasst zu haben, wäre eine ausreichende Qualifikation für den Verlagsvertrag mindestens mit Diogenes. Und diese Leute träumen tatsächlich davon, eine gewisse Berühmtheit zu erlangen und ordentlich Geld einzusammeln. Da bin ich absolut sicher. Gestützt und gefördert werden diese Träumereien von Freunden und Verwandten, die alleine ob der Tatsache, dass man plant, 300 Seiten zu schreiben, völlig von den Socken sind, und davon abgesehen jeden noch so vergurkten Satz des anverwandten/befreundeten Hobbyschreibers für die Krone der Weltliteratur halten. (Jedenfalls ihm gegenüber.)


    Im Ergebnis macht die Vanity-Publishing-Industrie Millionenumsätze.

  • ...definiere mir doch bitte mal jemand das Wort Schriftsteller. Was ist das?


    Ein erlernbarer Beruf? Ein Beruf mit Qualitäts-Zertifikat? Mitnichten.


    Dann wäre jeder "Schriftsteller", der halbwegs mit "Word" umgehen kann.


    Fürher wurden sie als Poeten, Dichter bezeichnet...wenn sie irgendeinen fürstlichen Sponsor fanden. Heute heißen sie Autoren, wenn sie von einem "fürstlichen" Verlag, ohne selbst zahlen zu müssen, verlegt werden.


    Sonst waren sie Schreiberlinge und die Masse wird es auch so bleiben. Eine Horde Schreiberlinge... :help


    Ich bevorzuge die älteste Definition der Welt...ich bin ein Erzähler. Sonst nix :anbet


    euer hef

  • Tom, du hast soweit recht, dass fast jeder, der mit der Ambition schreibt, verlegt zu werden, auch denkt, das Zeug für einen Bestseller zu haben.
    Selbsteinschätzung ist die schwierigste Sache der Welt. Ich für meinen Teil beiße mir täglich in den Hintern, mein bestes Manuskript damals in einem verbesserungswürdigenStil an die passendsten Verlage geschickt zu haben. Dabei hielt ich das auch für die Offenbarung. Tja. Trial & error. ;-)


    Ich gebe dir auch recht, wenn du sagst, dass meisten Leute wohl falsche Vorstellungen haben, was Arbeit & Gehalt von Autoren betrifft.
    Das fängt ja schon damit an, das etliche Menschen immer noch glauben, "für das erste Buch müsse man grundsätzlich zuzahlen". :rolleyes
    Aber das jemand, der sich ernsthaft hinsetzt und einen Roman schreibt, davon ausgeht, damit über Nacht reich und berühmt zu werden, wird doch eher die Ausnahme sein.
    Dass jemand aber mit dem Plan, reich & berühmt zu werden, hingeht und einen Roman schreibt, weil es ihm eine erfolgversprechende Methode zu sein scheint und ihm gerade nichts besseres einfällt, halte ich für ausgeschlossen. Derjenige gibt nach 100 Seiten auf.


    Und mit dieser DSDS-Sache kann man das echt nicht vergleichen. Mag sein, dass viel bei den Verlagen Eingereichtes eine schlechte St.-Meyers-Interpretation ist. Aber wie gesagt will auch das erst mal geschrieben werden und erfordert damit doch mehr Einsatz als drei Bier zu ziehen und dann mal eben beim Bohlen-Casting vorbeizuhüpfen.


    Ich bleibe dabei: Dass jemand aus der Motivation "das schnelle Geld machen" Schriftsteller werden will, wird die Ausnahme sein. Eher ist es die Liebe zum Hobby und den Wunsch, mit dem, was man am liebsten tut, Geld zu verdienen.
    Und das gibt es in jedem Bereich. In einem Fotografie-Forum z.B. wird man ja auch überdurchschnittlich viele Leute finden, die gerne profesionelle Fotografen wären.

  • Ja, warum ausgerechnet Schriftsteller?
    Vielleicht, weil es für einen ordentlichen Beruf nicht gereicht hat? :gruebel :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hallo, Mulle.


    Zitat

    Und mit dieser DSDS-Sache kann man das echt nicht vergleichen.


    Es ging mir darum, dass sich mehrere zehntausend Leute, die das objektiv betrachtet lieber nicht tun sollten, beim "Casting" bewerben und glauben, sie hätten Chancen. Die sie nicht haben, jedenfalls die allerallerallermeisten von ihnen.


    Es wird geschätzt, dass in deutschen Wohn- und Arbeitszimmern mehr als 500.000 Leute vor ihren Aldi-PCs oder gar Schreibmaschinen hocken und an etwas arbeiten, das man gutwillig als "Romane" bezeichnen könnte - aber nicht muss. Im Ergebnis werden Jahr für Jahr eine Drittelmillion (!) Manuskripte an Verlage geschickt, übrigens auch gerne mal an Telefonbuch- oder Adressverlage. :grin Gut möglich, dass viele das tun, weil es ihnen einfach Spaß macht, aber die Tatsache, dass sie ihre Manuskripte versenden, zeugt doch von einer eindeutigen Erwartungshaltung. Und an dieser Stelle ähnelt der Vorgang eben doch dem DSDS-Casting.

  • Zitat

    Aber das jemand, der sich ernsthaft hinsetzt und einen Roman schreibt, davon ausgeht, damit über Nacht reich und berühmt zu werden, wird doch eher die Ausnahme sein.


    Das glaube ich nicht. Im Gegenteil, auch wenn einige vermutlich wissen, wie gering die Chance ist, einen Bestseller zu landen, werden sie doch still und heimlich eine Hoffnung in dieser Richtung hegen. Das ist wie beim Lotto: Man weiß eigentlich, dass man mit größerer Wahrscheinlichkeit vom Blitz erschlagen wird als die richtigen Zahlen zu tippen und die zehn Millionen zu gewinnen, aber vielleicht klappt es ja doch. Sonst würde keiner spielen.
    Und der Einsatz für den in Aussicht stehenden Gewinn ist im Verhältnis gesehen ja erschwinglich.


    Ähnlich dürfte es mit dem Bücherschreiben sein. Natürlich kostet das jede Menge Zeit und geistige Arbeit, aber einen Kredit in fünfstelliger Höhe muss man dafür nicht aufnehmen und der vermeintliche "Gewinn", der am Ende wartet, macht das allemal wett.


    Zitat

    Mag sein, dass viel bei den Verlagen Eingereichtes eine schlechte St.-Meyers-Interpretation ist. Aber wie gesagt will auch das erst mal geschrieben werden und erfordert damit doch mehr Einsatz als drei Bier zu ziehen und dann mal eben beim Bohlen-Casting vorbeizuhüpfen.


    Ich vermute, dass das von der jeweiligen Persönlichkeit abhängt. Für den einen ist die Vorstellung, sich hinzusetzen, etwas aus den Fingern zu saugen und das dann irgendwo einzureichen, der absolute Horror, für den anderen die Vorstellung, bei einem Casting vor ein Publikum zu treten. Mich würde Zweiteres jedenfalls weitaus größere Überwindung kosten, ob mit Bier oder ohne. ;-)


    Ich würde die - mal böse gesagt und über einen Kamm geschert - Möchtegern-Schriftsteller dennoch in eine Reihe mit den Teilnehmern an Casting-Shows, Talentwettbewerben und Ähnlichem stellen, denn beide haben eins gemeinsam: Sie haben Träume und Wunschvorstellungen, die zum Großteil nicht realisierbar sind. Und leider sind sie damit ein gefundenes Fressen für TV-Sender und wie auch immer geartete Unternehmen, die eine Erfüllung dieser Träume in Aussicht stellen.

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  • Der Schriftstellerberuf ist doch ein Beruf wie jeder andere Beruf auch. Um ihn auszuüben braucht man sicher Talent, Kreativität und Durchhaltevermögen. Aber wer beispielsweise handwerklich ungeschickt ist, wird auch niemals ein guter Handwerker werden; denn auch da braucht es schon ein wenig handwerkliches Talent, manchmal auch Kreativität und auch durchzuhalten ist nicht schlecht.


    Man soll bitte nicht so tun, als wären Schriftsteller - berufsmässig gesehen - etwas besonders Eindrucksvolles. Wobei Schriftsteller ja nun nicht auch gleich Schriftsteller ist.


    Und nur weil jemand es schafft sein Buch bei einem Verlag unterzubringen, muss dieser jemand ja nun beileibe kein guter Schriftsteller sein. Es gibt derart viele Bücher die bei durchaus auch renommierten Verlagen erschienen sind, die schlichtweg geistiger Müll sind. Und warum sollte ein solcher "Schmierfink" mir imponieren?


    Und warum stören sich die sogenannten "richtigen" SchriftstellerInnen eigentlich dermaßen daran, wenn es sicher sehr viele Menschen gibt, die Freude daran haben zu schreiben, die zuhause in die Tastatur ihres PC hämmern und diese Ergüsse dann auch an Verlage schicken? Fühlen sich diese Damen und Herren "richtige" Schrifsteller denn als etwas Besseres? Nur weil sie bei irgendeinem Verlag mal ein Buch rausgebracht haben, maßen sie sich jetzt Urteile an, die ihnen genau genommen gar nicht zustehen. Oder haben sie Angst vor Konkurrenz?


    Ich finde es schon beeindruckend wenn jemand es schafft ein Buch zu schreiben und dieses Buch dann auch zu veröffentlichen/zu verkaufen. Aber imponieren tut es mir eigentlich nicht. Imponieren tun mir Menschen, die wirklich etwas leisten - die vielleicht Menschen beim Sterben begleiten, die das eigene Leben einsetzen um anderen Menschen zu helfen und und und.........


    Und was zudem auch sehr stört, ist die Arroganz der Schreiberlinge die meinen, sie wären etwas Besonderes. Sie sind einmalig aber zumeist sicher nicht besonders.

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    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Wer's kann, tut es. Wer's nicht kann, redet (oder schreibt) darüber.


    Schriftstellerische Fähigkeiten zeigen sich bereits beim einfachen Brief, beim Schulaufsatz, beim kleinen Artikel, beim Essay, bei der Kurzgeschichte. Das Web ist abseits von utube und uporn ein schriftliches; eine Strohbirne wird auch dort immer nur Stroh dreschen und sich ebenso rasch wie unwiederbringlich als Dödel entlarven. Wie lang die Strohhalme sind, die zu Ballen gepresst und in obskuren Speichern aufbewahrt werden, bleibt sich gleich - Stroh, bis ans Ende aller Tage nur Stroh; die Lagerhäuser schier unendlich groß.


    Lärm machen und dumm daherreden kann jeder. Etwas Kluges schreiben oder musizieren kann nicht jeder. Wer behauptet, das Wichtigste beim Schreiben wär der Bleistift, irrt. Der bedeutet nicht mehr als das Rosshaar am Geigenbogen.

  • Hallo, Voltaire.


    Richtig, Schriftsteller ist ein Beruf, übrigens meistens ein Nebenberuf. Erstaunlicherweise "bewerben" sich für diesen Beruf sehr, sehr viele Menschen, die vielleicht mit einer anderen Berufswahl besser bedient wären. Wenn ich das richtig verstehe, ging es Alice um genau dieses Phänomen. Es ähnelt der (fiktiven) Problematik, dass die Tischlerei für jede Stellenausschreibung tausende Bewerbungen von Leuten bekommt, die das zwar irre gerne tun würden, aber zwei linke Hände, eine Holzallergie und eine sehr eigene Auffassung von den zu fertigenden Produkten haben, die, vorsichtig ausgedrückt, eher nicht marktfähig ist.


    "Störend" daran ist lediglich, dass diejenigen, die in den Verlagen Partner der Autoren sind, nämlich die Lektoren, durch die Manuskriptflut einerseits von redaktioneller Arbeit abgehalten werden, und dass die Manuskriptflut andererseits jenen wenigen Perlen darunter die Chancen vermiest.


    Es ist tatsächlich nicht besonders imposant, Romane zu veröffentlichen, vielleicht höchstens im Hinblick darauf, dass das im Schnitt so einem von zwei- bis dreitausend "Bewerbern" gelingt (jedenfalls bei größeren Publikumsverlagen). Ansonsten ist das eine Tätigkeit wie jede andere auch, vielleicht eine etwas kreativere und eine mit etwas mehr Öffentlichkeitswirkung als die allermeisten anderen Jobs, aber das ist es auch schon. Ich kenne auch nur wenige Autoren, die das anders sehen.