Über mir der Himmel - Jandy Nelson (ca 13 J.)

  • Über mir der Himmel - Jandy Nelson (The Sky is Everywhere)
    Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
    Verlag: cbj (23. August 2010)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3570138771
    ISBN-13: 978-3570138779
    Empfohlenes Alter: 12 - 13 Jahre
    Preis: 14,95 €



    Die Autorin:
    Jandy Nelson hat Lyrik und kreatives Schreiben mit dem Schwerpunkt Kinder und Jugendliteratur studiert. Nach ihrem Studium war sie viele Jahre lang als literarische Agentin tätig und veröffentlichte nebenher erste Gedichte. „Über mir der Himmel“ ist ihr erster Roman. Jandy Nelson lebt und arbeitet in San Francisco.


    Kurzbeschreibung:


    Dieses Buch erzählt die Geschichte der siebzehnjährigen Lennie Walker, die bis vor vier Wochen ein relativ unbeschwertes Leben als kleine Schwester geführt hat. Mit dem Tod ihrer zwei Jahre älteren Schwester Bailey verändert sich alles. Wie soll sie allein weiterleben? Wie mit ihrer Trauer umgehen?
    Vollkommen aus der Bahn geworfen kapselt sie sich zunächst von allem ab. Will und kann mit niemandem reden. Ihre Mutter, die vor sechzehn Jahren abgehauen ist, scheidet sowieso aus, und ihre Großmutter und Onkel Big, bei denen sie wohnt versuchen zwar alles mögliche, dringen aber nicht zu ihr durch. Erst bei Toby, der fataler Weise Baileys große Liebe war, findet sie Trost, denn er liebte Bailey genauso, wie sie selbst. Zu ihrer Trauer gesellen sich nun auch noch Schuldgefühle. Als dann auch noch Joe, ein neuer Schüler und leuchtender Stern, an ihrer Schule, auftaucht ist das Chaos perfekt.


    Meine Meinung:


    Ich muss zugeben, dass ich mit einer großen Portion Skepsis an dieses Buch herangegangen bin. Ein Thema wie dieses in der ICH-Perspektive und dann auch noch im Präsens zu lesen ... erschien mir schwierig.
    Die ersten Seiten haben mich jedoch schon überzeugt, dass Jandy Nelson hier einen wunderbaren Debütroman abliefern wird, und, dass sie genau weiß was sie tut.
    In einer exzellenten Sprache fließen die Worte nur so dahin und lassen den Leser von Seite zu Seite schwebend an Lennies Gefühlen teilhaben - in sie eintauchen. Es entstehen Bilder, von wunderschönen Metaphern untermalt.
    Wenn man ab und an mal einen Satz zweimal liest, dann nicht, weil der Schreibstil eventuell stockend oder unrund ist, sondern weil man sich einige Bilder einfach öfter anschauen möchte.
    Lennie ist chaotisch, traurig, sensibel, wütend, verwirrt, verliebt ... All das wird absolut einfühlsam und glaubwürdig rübergebracht. Es macht einfach Spaß, sie auf ihrem schwierigen Weg, zu sich selbst, zu begleiten. Mit ihr, all die Höhen und Tiefen zu erleben. (Auch wenn es zeitweise ziemlich traurig ist)


    Sehr schön finde ich auch die Gedichte, die Lennie zu jedem Kapitel auf die kuriosesten Dinge schreibt und dann versteckt, an Bäume hängt oder wegwirft (Sowas in der Art hat doch jeder schon mal gemacht, oder?). Ich habe mich (deshalb) gefragt, was am Ende mit all diesen Gedichten passiert und gehofft, dass meine Erwartung nicht enttäuscht wird. Wurde sie nicht! :-)


    Eine zauberhaft einfühlsame Geschichte über Tod, Trauer, erste Liebe und Hoffnung, die besonders den jungen Lesern deutlich macht, dass man in Extremsituationen durchaus auch mal extrem reagieren kann und darf, und, dass manche Situation es sogar vermag, aus einem Beistellpony ein Rennpferd hervorzubringen. :-)
    Zwar ist „Über mir der Himmel“ als Jugendbuch (Alter 12-13 Jahre) deklariert, ich kann es jedoch durchaus auch älteren Lesern empfehlen. Sei es drum, sich zu erinnern, wie man selber in dieser Zeit mit all seinen Gefühlen umgegangen ist.
    Dieses Buch hat mich sehr berührt, und weil ich weiß, dass problembehaftete Geschichten es bei den Jugendbüchern nicht immer leicht haben, möchte hier noch einmal besonders darauf aufmerksam machen.

  • Das Buch erscheint am 23.08.2010.
    Ich habe es von Amazon Vine erhalten.
    Für nicht kommerzielle Rezensionen gilt daher nach Auskunft von Amazon keine Sperrfrist.


    Ach Gott, ein Wolkencover-Buch. NOCH EINS! Gibt ja nicht schon siebenhundertdreiundzwölfzigtausen, die leider durch das wolkig-himmlische Cover auch nicht zwingend besser werden. Dann auch noch ein Bezug zu Brontes Sturmhöhe, ein Buch, dass ich so fad fand, das der Vergleich mit ausgelutschtem Kaugummi noch geschönt wäre.


    Das war mein Gedanke, als ich das Buch zum ersten Mal gesehen und den Klappentext gelesen habe und hätte mich fast nicht weiter darum geschert und zur nächsten Seite geklickt, aber ich hatte einen Auftrag eine Mission quasi. Denn eine Freundin, die einen untrüglichen Sinn dafür hat, was ich mag und was nicht, hat mich auf die Fährte dieses Buches gesetzt, brav gehorchend, hab ich es also erhalten und gelesen.


    Gelesen?
    Nicht ganz richtig, verschlungen trifft es eher in weniger als 4 Stunden hatte ich dieses Buch eingeatmet, mich damit zugedeckt, tausend kleine Tränchen vergossen (Ja, mein Gott, ich bin eine Buch und Filmheulsuse, da stehe ich zu!!), mitgelitten, mitgefreut, mitverliebt, mitgetrauert.


    Die von mir erwartete Schnulzigkeit tritt zwar hier und dort auf, wird aber immer wieder von diesem frischen leicht abgedrehten Erzählstil durcheinander gewirbelt und macht es so, durchaus nicht nur für emotionale Teenies interessant.
    In diesem Buch finden sich die schönten Wortschöpfungen, ein guter Schuß Freakigkeit, der mich ein wenig an Augusten Burroughs „Krass“ erinnerte, allerdings weniger sexualisiert und eher von positiver Energie erfüllt, als von zerstörerischer.


    Die Gedichte, die Lennie überall hinschmiert und durch ihr Heimatstädtchen verteilt, sind zwar durchaus keine poetisch-lyrischen Glanzstücke, aber sie bewegen. Sie vermitteln, all dass, was im Text ungesagt bleibt und sie vermitteln es gut.


    Klar, ist es eine Teenie-Liebesgeschichte, aber können wir alle uns nicht gerade deshalb in diese Geschichten besonders gut einfühlen, weil wir alle diese Unsicherheiten, Verwirrungen, Fehltritte, Peinlichkeiten und Glücksmomente bereits hinter uns gelassen haben und mit einem milden Lächeln den Hauptfiguren folgen, die hier irgendwie immer noch eine Überraschung und trotz des traurigen Hintergrunds einen Grund zum Lächeln finden?
    Für mich eindeutig ein wunderbares empfehlenswertes Buch, das einen mitreißt, einen umspült und einen von den Füßen holt und dem auf dem Cover abgebildeten grässlich schnulzigen Himmel tatsächlich ein bisschen näher bringt.


    Ein Anwärter auf das Lieblingsbuch dieses Jahres würde ich sagen, beinhaltet es doch schon mehr als ein Lieblingszitat und viele kleine wichtige Lebensweisheiten, die aber an keiner Stelle schulmeisterlich oder belehrend daher kommen.


    Wie sagt Onkel Big:
    Spielt keine Rolle, wie andere das nennen würden.
    Das hier ist unsere Geschichte!

  • Lennie ist siebzehn Jahre alt und hat soeben ihre zwei Jahre ältere Schwester Bailey verloren. Ein harter Schlag für den Teenager, der zusammen mit Bailey bei seiner Oma und dem Onkel aufgewachsen ist, denn sie hat ihre ältere Schwester vergöttert.
    Die Geschichte setzt zu einem Zeitpunkt nach dem Tode ein, wo Lennie am Boden zerstört und verzweifelt nach ihrer eigenen Identität sucht. Die Rolle der kleinen Schwester, die sie immer ausgefüllt hat, kann sie nicht mehr spielen, denn sie ist ja nun keine kleine Schwester mehr. Aus ihr muss nun eine eigenständige Persönlichkeit werden, sie muss sich erst einmal selbst finden und ihren Weg wählen, was schwierig ist, denn ganz plötzlich verliebt sich Lennie auch noch und hinzu kommen Schuldgefühle, weil sie sich noch nicht gestattet so etwas wie Glück schon zu fühlen.


    Jandy Nelson hat mit Über mir der Himmel" eine wirklich rührende Geschichte geschrieben. Durch das gesamte Buch, welches an sich schon in viele, kurze Kapitel unterteilt ist, führen uns viele Gedichte, die Lennie geschrieben hat und mit denen es nachvollziehbar wird, wie es um ihr Gefühlsleben steht.
    Und nicht nur durch diese zahlreichen Gedichte, sondern auch durch die wirklich schöne und poetische Sprache wird die Geschichte sehr authentisch und die Charaktere sehr plastisch und ihr Handeln absolut nachvollziehbar. Den Rest erledigt die Erzählerperspektive, denn erzählt wird das ganze aus der Sicht von Lennie selbst und außerdem im Präsens.


    Als Leser ist man also in der Lage die ganze Gefühlswelt Lennies mitzuerleben. Man trauert mit ihr und findet mir ihr heraus, wer sie wirklich ist und was sie wirklich fühlt.
    Ich habe mit Lennie gefühlt, war traurig, verwirrt, verliebt, wütend und einfach nur glücklich. Durch den authentischen Schreibstil, der den Gedanken eines Teenagers durchaus würdig ist, bleibt aber auch der Humor nicht auf der Strecke.
    Insgesamt ein durchaus gelungenes Werk für Jugendliche, aber auch für jung gebliebene Erwachsene.
    Eigentlich ein wenig zu floskelhaft, aber das Sprichwort "Das Leben geht weiter" findet hier durchaus Verwendung, auch wenn man seinen Weg ins Leben erst einmal wieder finden muss.

  • Inhalt:
    Siebzehn Jahre hat Lennie glücklich im Schatten ihrer strahlenden Schwester gelebt. Doch jetzt ist Bailey tot. Es ist, als hätte jemand den Himmel ausgeknipst. Bis Lennie sich verliebt – zum ersten Mal in ihrem Leben und gleich in zwei Jungen: Joes magisches Lächeln wird nur noch von seinem musikalischen Talent übertroffen; Toby ist stiller Cowboy, mutiger Skater – und Baileys große Liebe. Für Lennie sind sie wie Sonne und Mond; einer stößt ein Fenster in ihrem Herzen auf und lässt das Licht herein, bei dem anderen hat ihr Schmerz ein Zuhause. Als Liebe und Schuldgefühl auf Kollisionskurs gehen, explodiert Lennies Welt ...


    Rezension:
    Vor gut zwei Monaten ist Lennies Schwester Bailey plötzlich und unerwartet gestorben.
    Lennie, ihre Grama, ihr Onkel Big und Baileys Freund Toby wissen nicht, wie sie ohne die lebensfrohe Bailey weitermachen sollen und versinken in ihrer Trauer. Bis Joe Fontaine in Lennies Leben tritt und sie sich langsam in ihn verliebt, aber auch zu Toby fühlt sie sich hingezogen.


    "Über mir der Himmel" ist ein Einzelband von Jandy Nelson.
    Nachdem ich "Ich gebe dir die Sonne" von ihr gelesen und geliebt habe, war ich sehr neugierig auf ihr Debüt, das aus der Ich-Perspektive der siebzehn Jahre alten Lennon, genannt Lennie, Walker erzählt wird.
    Jandy Nelson hat einen ganz besonderen Schreibstil, sehr malerisch, an den ich mich erst wieder gewöhnen musste, der mir dann aber auch wieder sehr gut gefallen hat!


    Seit Lennies Schwester Bailey unerwartet gestorben ist, wissen sie und ihre Familie nicht, wie sie mit ihrer Trauer umgehen sollen. Im Laufe des Buches erleben wir aber, wie die Familie Walker lernt mit ihrer Trauer zurechtzukommen und beginnt den Verlust zu verarbeiten.
    Bailey und Lennie waren unzertrennlich, wobei Lennie sich als Beistellpferd bezeichnet, während ihre Schwester das wertvolle Rennpferd war. Im Laufe des Buches lernt Lennie, ohne ihre Schwester zu leben und aus dem Schatten von Bailey herauszutreten.


    Lennie fällt es schwer mit ihrer Trauer umzugehen und davon bleibt auch die Liebesgeschichte nicht verschont. Lennie und Baileys Freund Toby fühlen sich in ihrer Trauer verbunden und sie werden von ihren Gefühlen übermannt, aber auch Joe Fontaine, der gerade erst in die Stadt gezogen ist, weckt in Lennie Gefühle.
    Das Liebesdreieck wurde schon im Klappentext angedroht und wie erwartet, hat es mir in der Geschichte anfangs nicht gefallen. Was mir dann aber gefallen hat, war, wie Jandy Nelson es aufgelöst hat!


    Auch die Kunst kommt in "Über mir der Himmel" nicht zu kurz, denn Lennie schreibt Gedichte, wo sie geht und steht, die wunderbar abgebildet und in die Geschichte eingearbeitet worden sind. Außerdem spielt Lennie Klarinette, während Joe und seine Brüder musikalisch sehr begabt sind. Ich mochte es, welche Rolle die Musik in diesem Buch gespielt hat!


    Fazit:
    In "Über mir der Himmel" schreibt Jandy Nelson über die ernsten Themen Trauer und Verlust. Wir erleben wie eine Familie mit ihrer Trauer umgeht und lernt mit dem Verlust umzugehen.
    Ich mochte die Geschichte von Lennie wirklich sehr und wäre das Liebesdreieck nicht gewesen, dann hätte ich die volle Punktzahl vergeben.
    Jandy Nelson schreibt Bücher, die mich wirklich berühren können und so gibt es sehr gute vier Kleeblätter!
    8/10