Odessa und die geheime Welt der Bücher – Peter van Olmen (ab 12)

  • Über das Buch
    Odessa lebt alleine mit ihrer Mutter. Ihren Vater kennt sie nicht und die Mutter lässt sie nie nach draußen gehen. Deshalb schleicht sie sich heimlich nachts nach draußen und betrachtet die Stadt von oben. Bei einer ihrer nächtlichen Touren über die Dächer entdeckt sie ein Buch, das leuchtet, wird von seltsamen Wesen verfolgt und muss dann auch noch mit ansehen, wie ihre Mutter entführt wird. Mit Lode A., einem zigarrenrauchenden Wellensittich, macht sie sich auf nach Scribopolis, um ihren Vater zu suchen.
    Scribopolis ist eine Stadt, in der jeder Bücher liebt. Es leben dort nur Schriftsteller und die, die es noch werden wollen – und Figuren aus Büchern. Gemeinsam mit Odessa lernt der Leser Scribopolis und ihre Bewohner kennen und Odessa wird in ein großes Abenteuer verwickelt.


    Das Buch ist aus dem Niederländischen übersetzt, im Original heißt es „De Kleine Odessa – Het Levende Boek“. Es hat bereits verschiedene Preise gewonnen, darunter den belgischen Kinderbuchpreis „De Boekenwelp“. Die deutschen Übersetzungsrechte wurden schon vor dem Erscheinen des Originals vom Dressler-Verlag gekauft.



    Über den Autor
    Peter van Olmen ist Belgier. Er lebt in Antwerpen und ist dort Dozent für Psychologie. „De kleine Odessa“ ist sein Debutroman. Er sagt, dass er sich für dieses Buch unter anderem durch Tolkiens „Herr der Ringe“ und Cornelia Funkes „Tintentrilogie“ hat inspirieren lassen.



    Meine Meinung
    Die Geschichte von Odessa hat mich total mitgerissen. Odessa ist keine typische Heldin, sie ist ganz schön dickköpfig und tut oft Dinge, die man nicht versteht. Aber sie ist liebenswert und man wünscht sich wirklich, dass sie alle Verwicklungen heil übersteht.
    Ähnlich wie Cornelia Funke beschwört Peter van Olmen die Kraft der Worte und er zeigt, wie Literatur Leser in ihren Bann ziehen kann. Im Zentrum stehen Emotionen und moralische Dilemmas, überzeugend wird das Buch aber durch seine großartige Sprache und den Humor.
    Ich hoffe, dass beides auch in der deutschen Übersetzung zur Geltung kommt, ich habe das Buch bisher nur im Original gelesen – und konnte es einfach nicht aus der Hand legen!

  • Odessa lebt mit ihrer Mutter in einem Haus. Sie darf das Haus nicht verlassen und erhält Einzelunterricht von ihrer Mutter. Warum sie nicht raus darf, das weiß sie nicht. Doch Odessa flüchtet nachts nach draußen. Nicht auf die Straße sondern auf die Dächer. In den Straßen kennt sie sich nicht aus, aber auf den Dächern kennt sie jeden Weg, jedes Haus und beobachtet von dort aus die Menschen, schreibt Gedichte und schickt sie, zusammengefaltet wie ein Papierflieger, zu den Menschen „nach unten“.
    Auf den Dächern träumt Odessa von ihrem Vater, den sie nicht kennt. Den die Mutter mit keinem Wort erwähnt.


    Doch dann passiert es.
    Odessa erblickt auf der Straße ein Buch und holt es sich. Ab da nimmt das Abenteuer seinen Lauf. Seltsame schwebende Gestalten verfolgen Odessa und sie muss mehrmals flüchten. Plötzlich sieht sie „Schweinemenschen“, Gnorks, wie sie ihre Mutter entführen.
    Zu Hause macht Odessa die Bekanntschaft von einem Kanarienvogel der sprechen kann. Durch ihn und das Tagebuch ihrer Mutter erfährt sie von einem Land, in dem Dichter und Denker noch leben und gemeinsam Geschichten schreiben.


    Odessas Mutter ist, bzw. war. Die beste Muse aller Zeiten. Doch als sie schwanger war und in die normale Welt flüchtete, verlor sie ihre Kraft.
    Odessa will ihre Mutter befreien. Und ihren Vater kennen lernen. Doch in dem Tagebuch der Mutter steht, das ihr Vater gefährlich ist. So ist Odessa voller Zweifel, wem sie denn nun glauben soll. Sie will doch nur ihre Mutter aus den Fängen des Schriftstellers Mabarak befreien und wissen wer ihr Vater ist.


    Die Bücherwelt in die Odeass reist, ist Traumhaft. Auf den ersten Blick. Auf den Zweiten merkt man, das vieles nicht stimmt.
    Die Charaktäre sind sehr gut ausgebaut und beschrieben, so dass man sie sich sehr gut vorstellen kann.
    Besondere Freude hatte ich an Odessas Begleiter, dem sprechenden, vorlauten und rauchendem Kanarienvogel Lode A. .
    Der Autor versteht es, den Leser zum lachen, zum grübeln und zum schmunzeln zu bringen.
    Leser eines jeden Alters können Spaß an diesem Buch haben, denn für junge Leser steckt eine Botschaft in dieser Geschichte.
    Für ältere ist es eine Art wieder sehen von alten Bekannten, Sagengestalten und Schriftstellern.
    Dieses Buch ist wirklich ein kleiner Schatz im Bücherregal und für alle Altersklassen uneingeschränkt zu empfehlen.

  • Zum Inhalt:
    Die 12-jährige Odessa hat ihren Vater nie kennen gelernt, wird von ihrer Mutter wie eine Gefangene gehalten und bekommt sogar Hausunterricht. Allein die nächtlichen Besuche auf den Dächern geben ihr das Gefühl von Freiheit und bieten ihr eine kurzweilige Flucht aus ihrem langweiligen Leben.
    Doch in einer Nacht erlebt sie etwas Merkwürdiges: Sie wird von eigenartigen Gestalten in Kapuzenmänteln verfolgt und beobachtet (auf einem Dach in Sicherheit gebracht), wie schweineähnliche Wesen eine Frau entführen, die so wie ihre Mutter aussieht - und dann taucht auch noch ein geflügeltes Pferd auf, das sich wegen Odessa verletzt.


    Zu Hause angekommen, findet sich keine Spur von ihrer Mutter und so betritt sie die Bibliothek, deren Besuch für sie strengstens verboten ist. Dort trifft sie auf endlose Bücherregale, Käfige voller Vögel, Schreibtafeln und andere Schreibgeräte, Dosen voll mit eigenartigem Pulver und zuletzt auf einen eigenartigen Gesellen. Der kleine zigarrenliebende Spatz (ein Serinus Canarius von edlem Adelsgeschlecht *g*) Lodewig Aquila, kurz Lode A. genannt, erzählt Odessa eine Geschichte, die sie nicht glauben kann.


    Denn ihre Mutter soll aus einem fernen Land, namens Scribopolis, stammen, eigentlich Kalliope und dort eine Muse sein. Eine Muse, die Schriftsteller inspirieren soll und ihnen Visionen und Träume bringt. Und der beste Freund ihrer Mutter soll ausgerechnet Shakespeare sein. Das alles kann Odessa nicht so recht glauben und so macht sie sich gemeinsam mit Lode A. auf die Suche nach ihrer Mutter und ihrem Vater, den sie nie kennen gelernt hat....



    Meine Meinung:
    In einer einzigen Nacht ändert sich Odessas bisheriges Leben: Die 12-jährige erfährt, dass sie die Tochter einer berühmten Muse ist, die eigentlich aus der Schreiberstadt Scribopolis stammt, wo solch bedeutende Schriftsteller wie Shakespaeare, Dostojewski, Dante, Kafka und Buchfiguren wie z.B. die Ritter der Tafelrunde, Orpheus, Pegasus oder Romeo leben. Ein Glossar zu allen wichtigen Persönlichkeiten findet sich im Anhang an das Buch.


    Durch Berfea (eine unscheinbare Tür, die zugleich ein Portal zwischen den Welten ist) kommen Odessa und Lode A. nach Scribopolis, um Odessas Mutter Kalliope zu retten. Doch in der Stadt lauern Gefahren, wie z.B. die Schnüffler (die nur aus Insekten, Spinnen, Würmern etc. bestehen und durch ihren Kapuzenmantel zusammengehalten werden. Ihr Biss kann tödlich und zumindest sehr schmerzhaft sein - eine Erfahrung, die auch Odessa machen muss) oder Gnorks (sie sehen wie missgestaltete Orks aus). Diese Kreaturen wurden von Mabarak (einem großartigen Dichter, der sich der Düsternis verschrieben hat) hervorgerufen, der Buchus (das Buch der Bücher) erschaffen hat.


    Mit Buchus wollte Mabarak die Welt beherrschen, doch niemand kann in Buchus schreiben, ausser "der einzig Wahre". Dieser einzig Wahre soll laut einer Prophezeiung die Schreibfeder aus einem Stein holen und in Buchus schreiben können. Unzählige Jungen haben schon versucht, die Schreibfeder zu holen und sich dabei verbrannt.


    Inzwischen besitzt Odessa Buchus und die Schreibfeder und sie kann tatsächlich in Buchus schreiben, doch was sie schreibt, wird ihr fast zum Verhängnis...


    Die Welt rund um Skribopolis ist sehr faszinierend gestaltet. Wie die Autoren und Dichter in dieser Schriftstellerkolonie leben und wie ihnen gelungen ist, aus Musenpulver (aus den Tränen der Musen hergestellt) Dinge (wie z.B. Essen, Getränke, aber auch Menschen) aus den Büchern zum Leben zu erwecken oder wie eine Kräuterhexe in einem Buch Odessas Schnüfflerbiss behandelt. Außerdem wird es interessant geschildert, wie sich Odessa in dieser fremden Welt zurechtfindet und welche Abenteuer sie zu bestehen hat. :)


    Protagonistin Odessa wird für ein 12-jähriges Mädchen sehr tough, forschungslustig und wissbegierig dargestellt. In erster Linie will sie in dieser Parallelwelt ihre Mutter und auch ihren Vater, nach dem sie sich sehnt und den sie sich als Held vorstellt, finden. Dazu muss die mutige Heldin allerdings viele Prüfungen bestehen.


    Von den vielen Nebencharakteren haben mir am besten der Kanarienvogel Lode A. (mit seiner frechen Klappe und seiner Vorliebe für Zigarren), Orpheus, der um seine versteinerte Freundin Eurydike trauert, die liebenswerten Bronte-Schwestern und zu guter Letzt Shakespeare. Es gibt natürlich auch finstere Gesellen und böse Charaktere, die sich jedoch gut in die Geschichte einfügen.


    Erzählt wird die fantastische Geschichte aus der Sicht von Odessa, die die Geschichte der Dichtkunst sowie berühmte Schriftsteller und deren Figuren humorvoll auf die Schaufel nimmt. Hin und wieder gibt es ein paar unnötige Passagen und holprige Stellen, doch im Großen & Ganzen ist "Odessa und die geheime Welt der Bücher" interessant und schnell zu lesen.


    Der Schreibstil von Peter van Olmens Debütroman ist zauberhaft, fantasievoll und mitreißend. Weiters bezaubert die Welt von Scribopolis so, dass sich die knapp 540 Seiten leicht und flott lesen lassen. Hoffentlich war das nicht das letzte Abenteuer von Odessa.


    Fazit:
    Ein toller Jugendroman, ausgestattet mit einem fantastischem Plot, einer reizvollen Welt und einer liebenswerten Heldin. 9 Punkte für "Odessa und die geheime Welt der Bücher".

  • Sabine73 :
    bezüglich Deines Spoilers muss ich anmerken, dass das mit der Übersetzung zu tun hat:



    Ich kann mir vorstellen, dass das auf Deutsch nicht richtig funktioniert ... Schade!