Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee und Martin Herbst
Edition Peperkorn, 2004, 95 Seiten
Kurzbeschreibung:
Entwurzelung und Heimatlosigkeit - dieses Schicksal teilt der Bauarbeiter Cheon Manseok mit vielen seiner Landsleute als Folge der Teilung Koreas nach dem 2. Weltkrieg. Für ihn ist es jedoch nicht die unüberwindliche Grenze entlang des 38. Breitengrades, die eine Rückkehr in die Heimat unmöglich macht, er hat in den Wirren des Bürgerkrieges in besonderem Maße Schuld auf sich geladen und lebt seitdem ohne Hoffnung auf Normalität im eigenen Land in der Verbannung.
Über den Autor
JO Jong-Rae wurde 1943 im Landkreis Seungju im Süden der Provinz Jeolla (Südkorea) geboren.
1970 tritt er mit dem Werk »Das Schandmal«, das in der Monatszeitschrift für moderne Literatur Hundai Munhak publiziert wird, erstmals öffentlich in Erscheinung.
In den folgenden Jahren veröffentlicht Jo Jong-Rae eine große Menge von Kurzromanen, von denen einige mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet werden. 1983 beginnt er mit dem Schreiben an »Taebaek Gebirge«, das mit insgesamt 10 Bänden heute zu seinen Hauptwerken zählt und für das der Autor 1991 den Danjae Literaturpreis erhält.
Meine Meinung
Der Kurzroman Land der Verbannung erschien im Original 1981 in Südkorea und wurde schon bald mit einem Preis ausgezeichnet. Obwohl der Roman mit nur 88 Seiten kurz ist, enthält er doch ein komplettes Leben der Hauptfigur Cheon Manseok. Kindheit und Jugend, dann der Krieg, eine Bluttat an seiner untreuen Frau und deren Liebhaber sowie den früheren Gutbesitzern und danach fliehen, um ein langes Leben als armer Gelegenheitsarbeiter ohne Heimat zu sein. Auch eine zweite Ehe verläuft unglücklich, vorzeitig wird Manseok ein alter Mann, der noch einmal seine alte Heimat wieder sehen möchte.
Die Auswirkungen der politischen Ereignisse vor und nach der Teilung Koreas auf die Menschen werden vom Autor detailgenau gezeigt. Dabei wählt er keine lineare Erzählweise, sondern verschachtelt die Zeitabschnitte auf geschickte Weise und erzielt damit eine noch größere Wirkung.
Manseoks trauriges Schicksal war anscheinend ausweglos. Er war Täter, aber genauso auch Opfer. Ausschlaggebend war auch sein Heimatort, der in der Nähe der Grenze liegt.
Das Buch behandelt auf beeindruckende Weise die Themen von Schuld, Schicksal und Heimatverlust. Das sind koreanische Themen, die den deutschen Lesern bekannt vorkommen dürften.
Abschließend gibt es ein informatives Nachwort inklusive einer Kurzbiographie des Autors Jo Jong-Rae.
Das Herausgeben des Buches war eine gute Arbeit des Verlages Edition Peperkorn. Von einer Herausgabe des 10-Bändigen Hauptwerks „Taebaek Gebirge“ des Autors, dürfen deutsche Leser aber leider wohl nur träumen.