Verlag: A 1
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Originaltitel: Halwasat Tarsis
Aus dem Arabischen von Regina Karachouli
Kurzbeschreibung:
Hassouna Mosbahis Roman erzählt vom Exil und von der Sehnsucht, in eine vergangene Welt heimzukehren. Träume und Realität vermischen sich und in poetischen Bildern wird ein Stück nordafrikanischer Geschichte und Gegenwart lebendig.
Über den Autor
Hassouna Mosbahi wurde 1950 als Sohn einer Beduinenfamilie in Tunesien geboren. Er lebt nach Studienaufenthalten in Paris, Madrid und London seit 1985 in München. Für den Roman "Rückkehr nach Tarschisch" erhielt er den Tukan-Preis der Stadt München.
Meine Meinung
Ein kleiner Junge fragt seine Mutter, wo er geboren ist. Sie deutet auf Dünen und Hügel. „Aber wo genau?“. Sie weiß es nicht. Als Beduinen sind sie immer weiter gezogen. Dieser Junge wird später das Land verlassen und sich von seinen beduinischen Vorfahren abwenden. Aber eins wird er beibehalten, er wandert wie ein Nomade von Land zu Land. Fasziniert ist er von Literatur. Es gibt viele literarische Zitate im Buch: Camus, Sartre, Neruda, Malcom Lowry, Bibel, Koran, James Joyce. Auch viele tunesische Schriftsteller.
Diese literarischen Anspielungen erzeugen Stimmung und Lesevergnügen. Da man nicht alle erkennen kann, helfen ein Glossar und Verzeichnis am Buchende.
Den größten Teil des Buches nehmen die Schilderungen der Rückkehr des Protagonisten nach Tunesien ein, wo er die gesellschaftlich und politisch geänderte Situation im Land spürt.
Radikale Extremisten (im Buch meist „Bärtige“ genannt) wollen eine zunehmende Islamisierung durchsetzen, es kommt z.B. zu Säureanschlägen auf Frauen, Kinder, Richter, Polizisten und Funktionäre der herrschenden Partei. Es gibt Drohbriefe an Intellektuelle und Dichter. Dabei ist der greise Diktator nahezu senil, Korruption nimmt zu.
Einer der sich gegen die Extremisten auflehnt, ist der Dichter Jasin, ein Freund des Protagonisten. Jasin wird Opfer der Gewalt. Das hinterlassenes Tagebuch liest sein Freund nach dessen Tod. In diesem Abschnitt wechselt das Buch logischerweise von der dritten in die erste Person.
Jasin schildert die Atmosphäre im Land und die Aufstände z.B. bei den „Brot-Unruhen“.
Ich mag an dem Roman die Haltung der Protagonisten, die Dialoge und gedanklichen Reflexionen. Die beiden Hauptfiguren sind sowohl von arabischer als auch europäischer Kultur beeinflusst (wie wohl auch der Autor), das führt zu einem klaren Blick auf verwickelte Situationen.
Rückkehr nach Tarschisch wird durch das Zusammenwirken von Inhalt und Stil ein beeindruckendes Werk maghrebinischer Literatur.