'Das Opfer' - Seiten 195 - 292

  • Gestern Abend den 3. Teil beendet. Da ich gleich mit dem 4. weitergemacht habe, will ich hier gar nicht viel schreiben.


    Ich empfinde den Roman als sehr eindringlich. Da der Leser mehr weiß, als Ashley, Scott, Sally und Hope fällt es nicht immer leicht, sich in deren Situation hinein zu versetzen.
    Ihr Verhalten, ihre Hilflosigkeit, stellenweise ihre Ignoranz ist jedoch sehr nachvollziehbar, wenn man das Mehrwissen ausblendet und versucht sich vorzustellen, wie man selbst in solch einer Situation agieren und reagieren würde.


    Bisher erinnert mich der Roman an Alex Bergs: Machtlos (die Leserunde kann ich nur empfehlen), denn letztendlich sind die Betroffenen auch hier Machtlos. An wen sollen sie sich wenden, wer würde ihnen glauben, so einfach auf ihre Erzählung hin, ohne Beweise ..?


    Ein Satz ist mir aufgefallen (Seite 251 sinngemäß):


    Zitat

    Das Profil eines dedizierten Stalkers entspricht mehr oder weniger dem eines Serienkillers.


    Da kommt man wirklich ins Grübeln :gruebel


    Der Roman ging mir auch noch vor dem Einschlafen nciht aus dem Kopf. Aber Alp blieb gottseidank aus.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Als Scott sich über Stalker informiert hat, war ich auch recht geschockt. Das Opfer hat überhaupt keine Möglichkeit, seinem Verfolger zu entkommen, es kann sich noch nicht einmal an jemanden wenden, der ihm auf längere Sicht hilft. Denn das der Stalker meistens den längeren Atem hat und er am Ende doch noch sein Ziel erreicht, scheint ziemlich häufig vorzukommen.


    Ständig frage ich mich, wie ich mich in dieser Situation verhalten würde. Bleibt einem überhaupt eine andere Wahl als eine andere Identität anzunehmen ? Da Michael zu allem Unglück auch noch sehr intelligent und bewandet in Computerangelegenheiten ist, wird Ashley wohl nichts anderes übrig bleiben. Und auch hier kann ich wieder nur erwähnen, daß ich sehr beängstigend finde, wie ein Computer doch unser Leben beherrschen bzw. zerstören kann.


    Auch in diesem Abschnitt scheint Sally die am wenigsten emotional Betroffene zu sein. Zwar engagiert sie einen Detektiv, macht dies meiner Meinung aber auch nur, weil sie persönlich wegen Michaels Kontenzugriff davon betroffen ist. Um Ashley macht sie sich für mein Gefühl etwas zu wenig Gedanken und Sorgen. Da geben Scott und Hope schon mehr her.


    Dieser Abschnitt endet mit der Nachricht über Murphys Tod. Ist das der Tote, den die unbekannte Erzählerin gleich am Anfang erwähnte ?

  • Zitat

    Original von -Christine-:


    Als Scott sich über Stalker informiert hat, war ich auch recht geschockt. Das Opfer hat überhaupt keine Möglichkeit, seinem Verfolger zu entkommen, es kann sich noch nicht einmal an jemanden wenden, der ihm auf längere Sicht hilft. Denn das der Stalker meistens den längeren Atem hat und er am Ende doch noch sein Ziel erreicht, scheint ziemlich häufig vorzukommen.


    Finde ich auch erschreckend, dass man so machtlos ist. Das Buch fesselt mich immer noch nicht. :-( Ich glaube Psychothriller sind nichts für mich.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Als Scott sich über Stalker informiert hat, war ich auch recht geschockt. Das Opfer hat überhaupt keine Möglichkeit, seinem Verfolger zu entkommen, es kann sich noch nicht einmal an jemanden wenden, der ihm auf längere Sicht hilft. Denn das der Stalker meistens den längeren Atem hat und er am Ende doch noch sein Ziel erreicht, scheint ziemlich häufig vorzukommen.


    Ja, es ist schon heftig, daß man versucht sich Hilfe zu besorgen und man dann zu hören bekommt, dass ja eigentlich nichts passiert ist.


    Zitat

    Ständig frage ich mich, wie ich mich in dieser Situation verhalten würde. Bleibt einem überhaupt eine andere Wahl als eine andere Identität anzunehmen ? Da Michael zu allem Unglück auch noch sehr intelligent und bewandet in Computerangelegenheiten ist, wird Ashley wohl nichts anderes übrig bleiben. Und auch hier kann ich wieder nur erwähnen, daß ich sehr beängstigend finde, wie ein Computer doch unser Leben beherrschen bzw. zerstören kann.

    Das schlimmste daran ist aber, das alle glauben was der Computer ihnen zeigt. Man müsste doch eigentlich alles ersteinmal überprüfen.


    Zitat

    Auch in diesem Abschnitt scheint Sally die am wenigsten emotional Betroffene zu sein. Zwar engagiert sie einen Detektiv, macht dies meiner Meinung aber auch nur, weil sie persönlich wegen Michaels Kontenzugriff davon betroffen ist. Um Ashley macht sie sich für mein Gefühl etwas zu wenig Gedanken und Sorgen. Da geben Scott und Hope schon mehr her.


    Dieser Abschnitt endet mit der Nachricht über Murphys Tod. Ist das der Tote, den die unbekannte Erzählerin gleich am Anfang erwähnte ?


    Irgendwie nervt mich Sally wirklich. Sie nimmt das alles auf die leichte Schulter. Wenn Ashley meine Tochter wäre, würde ich alles versuchen um ihr zu halfen und wäre fix und fertig vor Sorge. Sie führt sich auf als hätte sie so überhaupt keine Gefühle. Vielleicht ist das auch der Grund warum es mit Hope auch nicht so klappt.

  • So, diesen Abschnitt habe ich auch durch, und sogar schon etwas weiter gelesen. Und ich muss gestehen, mittlerweile hat mich das Buch auch gepackt.


    Vermutlich deswegen, weil die Situation nicht so abwegig ist... meistens kann man sich von dem, was man liest, ja irgendwie distanzieren, "MIR passiert so etwas nicht..." - aber hier? Das ist eine ganz normale Studentin, die in so eine Situation gerät, und die Ausmaße, die das annimmt, sind wirklich erschreckend.


    Zitat

    Original von zugroaster


    Das schlimmste daran ist aber, das alle glauben was der Computer ihnen zeigt. Man müsste doch eigentlich alles ersteinmal überprüfen.


    Das hat mich auch erschreckt: die Leute, die mit Ashley zu tun hatten, Kollegen, Vorgesetzter, Professorin ... alle haben ihren gesunden Menschenverstand ausgeschaltet, haben sich nicht auf ihre Intuition verlassen, ob das, was ihnen der Computer da vorgaukelt, zu dem Menschen passt, mit dem sie beinahe täglich zu tun hatten. Die Professorin hat zwar vielleicht keinen großen persönlichen Kontakt, da kann ich es noch am ehesten nachvollziehen - aber müsste sie nicht zumindest gemerkt haben, "Moment, diese Person habe ich in meiner Vorlesung gesehen!" - Ashley ist ja in einem Graduiertenstudium, ich denke, da sind die Veranstaltungen nicht mehr ganz so überfüllt.


    Was Scott über Stalking recherchiert hat, lässt Böses ahnen für die weitere Entwicklung der Geschichte. Gut finde ich, dass sie sich jetzt Unterstützung gesucht haben in Gestalt eines Privatdetektivs - auch wenn es scheint, als ob dieser das Ganze nicht überlebt... (allerdings weiß ich gerade nicht genau, wann die unbekannte Erzählerin diesen Hinweis gibt, und wann der Detektiv gestorben ist, sprich: ob er infolge seiner Recherchen über Michael zu Tode gekommen ist).


    Ich bin sehr gespannt, ob das Versteckspiel, dass Scott für Ashley inszeniert hat, um sie in Sicherheit zu bringen, wirklich funktioniert, bzw. wie Michael sie dort aufspürt.


    Sally bleibt immer noch irgendwie distanziert - vielleicht nicht schlecht, wenn sie dadurch einen klaren Kopf behält. Aber sympathischer wird sie mir dadurch nicht gerade....

  • Ich habe diesen Abschnitt auch heute beendet. So langsam fesselt mich das Buch, wobei aber ein Unbehagen beim Lesen bleibt.


    Das wird wahrscheinlich daher kommen, dass , wie Samtpfote sagt:


    Zitat

    Vermutlich deswegen, weil die Situation nicht so abwegig ist... meistens kann man sich von dem, was man liest, ja irgendwie distanzieren, "MIR passiert so etwas nicht..." - aber hier? Das ist eine ganz normale Studentin, die in so eine Situation gerät, und die Ausmaße, die das annimmt, sind wirklich erschreckend.


    diese Situation jeden treffen kann und ja auch schon öfters in der Presse von Stalking die Rede war.


    Wenn man den psychologischen Hintergrund erfährt, kann es einem schon Angst und bange werden.


    Wie dyke ganz richtig sagt


    Zitat

    Ein Satz ist mir aufgefallen (Seite 251 sinngemäß): Zitat: Das Profil eines dedizierten Stalkers entspricht mehr oder weniger dem eines Serienkillers. Da kommt man wirklich ins Grübeln Grübeln


    Ich werde das Buch auf jeden Fall weiter lesen, aber nur in gut dosierten Abschnitten.

  • Zitat

    Original von SamtpfoteXL


    Das hat mich auch erschreckt: die Leute, die mit Ashley zu tun hatten, Kollegen, Vorgesetzter, Professorin ... alle haben ihren gesunden Menschenverstand ausgeschaltet, haben sich nicht auf ihre Intuition verlassen, ob das, was ihnen der Computer da vorgaukelt, zu dem Menschen passt, mit dem sie beinahe täglich zu tun hatten. Die Professorin hat zwar vielleicht keinen großen persönlichen Kontakt, da kann ich es noch am ehesten nachvollziehen - aber müsste sie nicht zumindest gemerkt haben, "Moment, diese Person habe ich in meiner Vorlesung gesehen!" - Ashley ist ja in einem Graduiertenstudium, ich denke, da sind die Veranstaltungen nicht mehr ganz so überfüllt.


    Was ich noch nachvollziehen konnte, war die Situation im Museum. Ashleys Kollegen haben wohl rassistische mails bekommen und ihr Chef hat diese Seiten auf ihrem Computer entdeckt. Das waren aber keine Freunde Ashleys, sie kannten sie also gar nicht richtig und haben erst einmal geglaubt, was sie da sahen. Allerdings fand ich die Geschichte an der Uni etwas unrealistisch. Wenn ich so an meine Studienzeiten denke, fällt mir ein, daß ich mich immer ( auch aus versicherungstechnischen Gründen ) in eine Liste eintragen mußte. Selbst wenn diese Liste dann in einen Computer übertragen wurde, wurden diese Listen nicht vernichtet. Da hätte Ashley doch darauf hinweisen können ? Außerdem hätten doch sicher Studienkollegen ihre Anwesenheit bestätigen können. Sie hat doch mit Sicherheit nie alleine in der Vorlesung gesessen ?!

  • Gissi ,
    das mit den gut dosierten Abschnitten kann ich verstehen - das Thema ist ganz schön beunruhigend. Andererseits will ich aber auch wissen, wie Ashley da wieder rauskommt - insofern fällt mir das Dosieren schwer.


    Christine
    Über die Situation an der Uni bin ich aus genau diesem Grund gestolpert. Ausserdem kann ich mir nicht vorstellen, dass man als Professor die Gesichter seiner Studenten so wenig wahrnimmt, dass man sich nicht fragt, ob da vielleicht was falsch gelaufen ist, wenn ihr Name so selten in der Liste steht. (OK, ich vergleiche das jetzt mit meinem eigenen Studium, da waren zumindest im Hauptstudium die Vorlesungen so überschaubar, dass die Profs ihre Studenten vom Sehen her kannten)
    Im Museum, naja, die Kollegen haben vermutlich gedacht, dass ihr erster Eindruck von Ashley falsch war. weil sie sie ja nicht näher kannten.