Auf den Inseln des letzten Lichts - Rolf Lappert

  • Klappentext
    Die zwei Geschwister, Megan und Tobey, sind trotz aller Unterschiede doch einzigartig aneinander gebunden. Eines Tages ist Megan verschwunden, und Tobeys Suche nach ihr wird zu einem lebensgefährlichen Abenteuer: Auf einer winzigen Insel in den Philippinen stößt er auf eine seltsame, im Verfall begriffene Welt. Wissenschaftler und Versuchstiere einer einstigen Forschungsstation für Primaten vegetieren hier vor sich hin, und Tobey kommt einem dunklen Geheimnis auf die Spur, von dem nur Megan die ganze Wahrheit kennt ... Nach seinem preisgekrönten Roman "Nach Hause schwimmen" liefert Rolf Lappert, der Autor aus der Schweiz, erneut ein Meisterwerk der Erzählkunst, das die Absonderlichkeiten des Lebens beschreibt und eine faszinierende fremde Welt eröffnet.




    Über den Autor
    Rolf Lappert, geb. 1958 in Zürich, absolvierte eine Ausbildung zum Grafiker, bevor er sich entschloss, Schriftsteller zu werden. In den Achtzigerjahren unterbrach er für längere Zeit das Schreiben, gründete mit Freunden einen Jazzklub und reiste kreuz und quer durch Amerika. Zwischen 1996 und 2004 arbeitete er als Drehbuchautor, u.a. für eine Serie im Schweizer Fernsehen. Rolf Lappert lebt als Autor in Listowel, County Kerry, Irland.





    Um es gleich zu sagen: ich bin sehr schwer in das Buch hineingekommen. Im ersten Teil, der ungefähr die Hälfte des Buches ausmacht, erleben wir, wie Tobey auf der Suche nach seiner Schwester Megan, auf diese merkwürdige kleine Insel kommt. Es ist heiss, alles ist heruntergekommen und es leben nur noch wenige Menschen von der ehemaligen Forschungsstation dort. Es gibt immer abwechselnd ein Kapitel aus Tobeys Sicht und dem Geschehen auf der Insel, und Briefe von Megan an ihn. Diese Briefe waren das einzige, das mich bei der Stange hielt. Aus ihnen sprach eine interessante Figur: Megan, voller Leben und Energie, eigensinnig, tierliebend, phantasievoll. Tobeys Erlebnisse erschienen dagegen fad und unmotiviert. Die eigentliche Handlung plätscherte nur so dahin. Als ich schon dachte, jetzt reichts trotzdem, begann ein neuer Teil, der von Tobey und Megan als Kinder in Irland erzählte. Sozusagen die genaue Erklärung der vielen Andeutungen aus Tobeys Gedanken und Megans Briefen.


    Danach folgte dann der 3. Teil, der von Megans Ankunft auf der Insel berichtete und was dort passierte. Leider war diese real auftretende Megan nicht so lebendig wie die Megan aus den Briefen. Genau wie zu Anfang bei Tobey plätschert alles dahin. Das Geheimnis ist fies, aber unspektakulär erzählt. Das Ende ist dann offen.


    Ich habe nicht wirklich begriffen, was mir das Buch erzählen will. Die Geschichte ungleicher Geschwister? Oder eher die Geschehnisse auf der Insel? Oder ist doch etwas tiefgründigeres im Spiel, wie z.B. unsere Einstellung zu Tieren oder das Erwachsenwerden. Man weiss es nicht. Ich fand die Handlung unentschlossen, wage, zum Teil krude, gefühllos. Lappert schreibt nett und gefällig, das Buch lies sich gut lesen, aber auch seitenweise querlesen ohne viel zu verpassen (merwürdigerweise hat er eine Vorliebe dafür, bei jedem Auftritt seiner Figuren ihre genaue Kleidung zu beschreiben). Aber es war auch gefühlsarm und in nebensächliche Details verliebt und dadurch das Wesentliche aus den Augen verlierend. Und definitiv war für mich, die ich grundsätzlich immer an einer guten Geschichte interessiert bin, zu wenig Geschichte drin. Wenn man die Handlung zusammenfasst, klingt es, als wäre es eine gute Story. Aber nach Lesen des Buches war es für mich irgendwie zu wenig, nicht stringent genug, nicht entschlossen genug.


    Warum das Buch "Auf den Inseln des letzten Lichts" heisst, ist mir ebenfalls ein Rätsel. So werden die namenlosen Inseln kein einziges Mal genannt. Genau wie der Aufbau des Buches erscheint der Titel mir zu prätentiös.
    Vielleicht bin ich aber einfach auch nur der falsche Leser für dieses Buch gewesen. Vielleicht ist es eins dieser Intellektuellenbücher oder literarisch wertvollen Bücher, für die mein Geschmack zu trivial ist :grin



    Ich bin unentschlossen, wieviel Punkte ich vergeben soll. Ich tendiere zu 5.

  • Sorry - hat wegen beruflicher Belastung doch etwas gedauert:


    Auf den Inseln des letzten Lichts


    In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? Diese zentrale Frage zwischenmenschlichen Miteinanders zieht sich durch alle Kapitel der Neuerscheinung „Auf den Inseln des letzten Lichts“.


    Die titelgebenden Eilande befinden sich irgendwo auf dem philippinischen Archipel mit seinem über 7000 tropischen Inseln, die für das irische Geschwisterpaar Megan und Tobey derbe Schicksalsschläge bereit halten. Der in Dublin lebende Tobey verliert seine ältere Schwester Megan über Jahre hinweg aus den Augen. Um mehr über ihren Verbleib zu erfahren, begibt er sich auf ihre Spuren ins ferne Asien. Monate nach seiner Schwester erreicht er eine kaum bewohnte Insel, die noch die traurigen Reste einer ehemaligen Forschungsstation beheimatet. Auf der namenlosen Insel soll es einst ein innovatives Zentrum zur Erforschung von Primaten gegeben haben, wovon jedoch nur noch eine Handvoll wissenschaftlichen Personals und vier dressierte Affen übrig geblieben sind.


    Obwohl die Verhaltensforschung eingestampft wurde und sich die internationalen Wissenschaftler tagtäglich langweilen, werden bei der amerikanischen Stiftung jährlich weiterhin Projektgelder beantragt und gewährt. Der Sinn und Zweck des wenig harmonischen Zusammenlebens auf der kleinen Insel erschließt sich weder Megan noch Tobey. Während Megan als erklärte Tierliebhaberin und angehende Tierärztin den Leiter der Forschungsstation darum bittet, als Teil des Teams auf der Insel bleiben zu dürfen, stolpert Tobey zeitlich versetzt in diese sterbende Kulisse.


    Die Verbindung zwischen den beiden Geschwistern basiert auf einer Reihe sehr persönlicher Briefe, die Tobey überhaupt erst den Weg in die philippinische Inselwelt gezeigt haben. Gerade diese Briefe sind es, die eine beneidenswerte Vertrautheit und liebevolle Offenheit zwischen Bruder und Schwester erkennen lassen.


    „Auf den Inseln des letzten Lichts“ hat einerseits den Charakter eines tief emotionalen Familienromans, andererseits aber auch deutliche Züge eines hoch spannenden Thrillers. Über mehrere chronologische Sprünge verfolgt der Leser die Kindheit und Jugend der beiden auf einer irischen Farm, die Wandlung von Megan zur militanten Tierschützerin und der Ausbruch von Tobey als mittelmäßiger Rockmusiker. Auf der tropischen Insel schließlich haben beide unabhängig voneinander die Gelegenheit intensiv über ihr Leben zu reflektieren.


    Die Insel und ihre menschlichen wie tierischen Bewohner bilden dabei eine Kulisse, die der Schweizer Autor Rolf Lappert dazu genutzt hat, um hier und da vorsichtig und unauffällig eine Reihe politisch und ökologisch motivierter Themen einzuflechten. Wieviel an eigener Reflektion der Leser bereit ist zuzulassen, kann nicht mal erahnt werden. Jedoch wird kaum ein Leser diesen Roman beenden können, ohne über die Eigenheiten gesellschaftlicher Strukturen nachzudenken. In solchen Systemen befinden wir uns nämlich immer – sei es in einem Pub in einer europäischen Hauptstadt oder in einer Küche auf einer asiatischen Insel. Wir können uns dem nicht entziehen - weder durch Kampf, noch durch Flucht.


    Ein spannendes und doch tiefsinniges Buch - ich konnte es nicht mehr weg legen! Es hat mich in jedem Kapitel mindestens mit einer weiteren unerwarteten Wendung überrascht!


    Das mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnete Buch von Lappert - Nach Hause schwimmen - kenne ich noch nicht, werde es mir aber definitv zulegen, da ich Lapperts Denke und Schreibe sehr gerne gefolgt bin!