Dies ist der zweite Teil um Kommissar Wallner und seinen Kollegen Polizeiobermeister Kreuthner.
Kurzbeschreibung
Der Kleinkriminelle Stanislaus Kummeder geht an einem Oktobersonntag frühmorgens mit einem Bierfass auf den Riederstein. Dort auf dem Gipfel, hoch über dem Tegernsee, wird ihm aus heiterem Himmel der Kopf weggeschossen. Was der Mann, der nie auf Berge ging, auf dem Riederstein zu schaffen hatte, wozu er ein Bierfass auf den Gipfel schleppte und weshalb ihn jemand mit einem Präzisionsgewehr aus 500 Meter Entfernung erschoss das können nur zwei Menschen beantworten: der ewig frierende Kommissar Wallner und sein bayerisch-anarchistischer Kollege Polizeiobermeister Kreuthner. Bei ihren Ermittlungen stoßen die beiden auf das geheimnisvolle Verschwinden einer jungen Frau, auf 200 000 Euro im Kofferraum eines dubiosen Anwalts, einen prügelnden Wirt mit abnormen Körperkräften und eine Neumondnacht vor zwei Jahren, in der die Geschehnisse durch eine Partie Schafkopf ihren tragischen Anfang nahmen.
Über den Autor
Andreas Föhr, Jahrgang 1958, arbeitete nach Studium und Promotion in den Rechtswissenschaften von 1989 bis 1992 als Jurist bei der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und als Rechtsanwalt. 1991 begann er mit seinem Partner Thomas Letocha mit dem Schreiben von Drehbüchern für das Fernsehen. Seitdem hat Andreas Föhr für alle großen Sender gearbeitet, mit Schwerpunkt im Bereich Krimi. Unter anderem verfasste der Autor Drehbücher für "SOKO 5113", "Ein Fall für zwei", "Der Bulle von Tölz" und "Im Namen des Gesetzes". Der Autor lebt in Haar bei München.
Das Buch erscheint am 10.09.2010 Ich habe es im Rahmen des Amazon-Vine-Programms erhalten, die Rezensionssperrfrist entfällt nach Rücksprache mit dem Verlag.
Meine Meinung:
Da bin ich nun fertig mit dem Buch und weiß zum ersten Mal seit langem so gar nicht, was ich schreiben soll.
Darum glieder ich das einfach mal ganz entgegen meiner sonstigen Art in Pro und Contra.
Contra:
1. Ganz schrecklich genervt war ich vom Bayrischen. Ja, es ist ein Bayernkrimi, ja ich wußte, worauf ich mich einlasse, aber hey, Lokalkolorit hin oder her, außerhalb der wörtlichen Rede hat der Dialekt aus meiner Sicht in einem Roman nix verloren. Sätze wie auf Seite 206 "...lupfte er den anderen, um ihn handgerecht zu haben beim Herfotzen" haben mich wirklich schrecklich genervt und hätten fast dazu geführt, daß ich das Lesen abbreche. Später war ich dann so in die Geschichte eingebunden, daß es mir egal wurde und ich einfach nur noch mit den Augen rollte und mir dachte: "Ja, mei, kann der Schreiberbub kei Hochdeutsch schreiben?"
2. Die Zeitsprünge waren mir am Anfang schlichtweg zu schlecht ersichtlich, später hab ich zwar festgestellt, woran man sie erkennen kann. Aber anfangs ist man noch nicht so in der Geschichte drin, daß man sich wirklich Daten und Jahreszahlen merkt. Ich zumindest nicht. Daher fand ich die anfangs verwirrend. Rückblickend sind sie allerdings recht clever platziert und eingebaut und entlocken mir ein Schmunzeln.
3. Ganz kribizig werde ich ja immer, wenn der Tatbestand der BEAMTENBELEIDIGUNG irgendwo genannt wird. Den liebe Krimileser und -autoren, ja den Tatbestand gibt es nämlich gar nicht. Es gibt in unserem schönen Strafgesetzbuch den Tatbestand der Beleidung, ob man da einen Beamten beleidigt oder ganz wen anderen spielt eigentlich wenig eine Rolle, außer das die Damen und Herren Richter in letzter Zeit dazu tendieren, den Beamten zu sagen, daß sie solche Bezeichnungen doch gewohnt seien und sich nicht so anstellen sollen. Hier tauchte der Tatbestand zu einem Zeitpunkt auf, als ich grad sowieso schon wegen des Bayrischen mal wieder an der Decke klebte und mich ärgerte, da brachte dieses kleine Wort meinen Unmut fast zum Überlaufen.
Pro:
1. Der Autor hat es tatsächlich geschafft mich bis zur Enttarnung des Mörders hinters Licht zu führen. Das gelingt nur sehr wenigen Krimiautoren und hier ist es sogar trotz immer wieder sehr dezent eingewebter Hinweise gelungen, daß ich diesen Täter überhaupt nicht, auch nicht an zweiter Stelle auf der Liste hatte. Immer das Gefühl, daß da was faul ist, aber nie auf den gekommen. Großes Lob also an dieser Stelle.
2. Spannend bis zum Schluß, guter Aufbau der Spannungskurve und trotzdem ein wenig Einblick in die Nebenschauplätze und privaten Dramen der Ermittler.
3. Aus meiner Sicht eine recht gut recherchierte und reale Wiedergabe der tatsächlichen Abläufe im Polizeialltag und nur wenige kleine Fehlerchen zu Gunsten der besseren und interessanteren Lesbarkeit.
4. Ganz herrlicher Situationshumor, der hier und dort ein wenig auf die Spitze getrieben wird und an mancher Stelle auch mal gar nicht so wirklich witzig ist. Aber mir doch irgendwie immer noch ein Kichern entlocken konnte.
5. Kein mir direkt ins Auge fallender Logikfehler im ganzen Buch, sauber konstruiert, nicht immer glaubwürdig, aber actionreich und unterhaltsam.
Fazit:
Wenn man bereit ist über die bayrischen Sätze und teilweise etwas fantasievollen Satzkonstrukte, die zu Anfang gewöhnungsbedürftigen Zeisprünge hinweg zu sehen, ist dies sicherlich ein wirklich netter Krimi, bei dem auch der geübte Krimileser noch gefordert ist und mitraten und ermitteln kann und vorallem der ohne schrecklich blutrünstige Bilder auskommt und den Leser dennoch fesselt.
Von mir also trotz allen Genörgels am Anfang mit Blick aufs Gesamtwerk die volle Punktezahl und Daumen hoch.
Ich kannte übrigens den ersten Teil "Prinzessinnenmörder" nicht und hatte zu keinem Zeitpunkt Verständnisprobleme. Nachdem ich mich aber so gut unterhalten fühlte, werde ich diesen Teil auf jeden Fall noch lesen.